Seit 3 Jahren einkoten - ich weiß nicht mehr weiter

Hallo,

vielleicht hat von euch jemand Erfahrungen oder Tipps was ich tun kann. Folgendes Problem:

Meine Große kackt seit sie etwa 3 ist regelmäßig ein. Sie hatte damals bereits eine kurze Phase von etwa 6 Monaten in denen sie komplett sauber war. Es kamen viele "Schicksalsschläge" die für ein Kind schwer zu verarbeiten sind (zweifache Trennung vom Vater, langer Krankenhausaufenthalt meinerseits, Geburt Geschwisterkind). Es gibt seltenst mal kurze Phasen von ein paar Wochen in denen die Hose sauber bleibt. Sonst ist täglich was drin, das geht von einer kräftigen Bremsspur bis hin zum richtigen "Haufen". Was habe ich bisher unternommen? Kinderarzt: kurze untersuchung auf körperliche Ursache - ohne Befund, Gespräche bei Beraterin der AWO - ohne Erfolg, Hautarzt wegen Test auf Lebensmittelallergie - ohne Befund, Kinesiologe - war ihr zu unheimlich, Abbruch nach einem Besuch, Psychologin wegen Verdacht auf Hochbegabung und/oder ADHS - Ergebnis war ein IQ von 120 und keine Aufmerksamkeitsprobleme. Die Psychologin will jetzt noch eine systemische Sitzung mit einer Art Rollenspiel probieren. Ich habe keine Hoffnung auf Besserung.

Das Kind ist jetzt 6, kommt dieses Jahr zur Schule und bis dahin sollten wir das Problem in den Griff bekommen. Ich fürchte Mobbing wegen Geruch etc. Das Tochterkind ist unheimlich emphatisch und sensibel, sonst aber sehr selbstbewusst und laut Psychologin ein sehr aufgewecktes, kluges Kind.

Ich bin mit meinem Latain am Ende. Belohnungssystem hat nix gebracht, ich thematisiere die Geschichte kaum noch, aäubere ohne Kommentar die schmutzige Kleidung und das Mädl.

Habt ihr Vorschläge was ich noch tun kann. Givt es evtl. Fachärzte die ich noch aufsuchen könnte?

Danke schonmal im Vorraus!

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Hallo

wir haben in der Praxis ab und zu Kinder in diesem Alter die das auch haben und die meisten leiden an einer Verstopfung mit "Überlaufstühlen" d.h. das Kind hält so lange ein bis der Stuhl von selber abgeht (deshalb auch oft Bremsspuren in der Hose)

wurde darauf schon mal behandelt? Man macht das dann mit z. B. Movicol + eine Art Verhaltenstherapie. Das dauert seine zeit und erfordert immer viel Geduld, hilft aber ganz gut.
Merkt sie es denn selber dass sie einkotet bzw. dass sie muß?

nuckenack

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so ganz spontan hätte ich jetzt gesagt, dass ignorieren und nicht thematisieren nicht der richtige Weg sind, wenn das in der Vergangenheit kein Erfolg hatte...

wenn sie jetzt im Sommer in die Schule geht, dann wird es wohl mehr thematisiert werden müssen, um Erfolge zu erzielen?
also weiter ignorieren würde ich nicht.

bei meinem sohn hat es irgendwann selbst aufgehört, - kurz vor der schule (allerdings urin nicht kot), -- den wirklichen grund kenne ich auch nicht ....

hm.... schonst Du sie vielleicht zu arg, wegen der Schicksalsschläge? --- hinterfrage Dich in diesem Themenbereich doch einmal selbst.... --- ich denke: gute psychologen könnten eher weniger das Kind thematisieren, sondern eventuell Dich beraten, wie Du sie besser erreichen könntest?

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Hey,
da das Kind alt genug ist, kann und sollte sie es selbst säubern, solange das möglich ist...

Wie geht sie denn damit um?

lg Tanja

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Hallo, mir fehlt in deiner Aufzählung der Facharzt, der Kinder- und Jugendpsychiater. Wart ihr da schon? Der kann herausfinden, was mit dem Kind nicht stimmt und eine stationäre oder ambulante Therapie vorschlagen.

Ich vermute, dass bei der Vorgeschichte zumindest eine stationäre Untersuchung sein muss. Das klingt gar nicht gut, das muss unbedingt behandelt werden.

Mein Sohn hat auch die Trennung der Eltern (nur einmal) und meinen längeren Krankenhausaufenthalt verarbeiten müssen, das war weniger als bei dir, aber es hat ihn schwer mitgenommen. Trotz Therapie knabbert er da noch dran, aber es wird langsam besser, aber sicher nicht von selber.

Ich würde auch ganz dringend raten, sie zurückstellen zu lassen, du kannst sie in der Schule doch nicht ins offene Messer laufen lassen!

Wende dich an den Beratungsdienst deiner zuständigen Förderschule (mit einem Psychiatrischen Gutachten, dass du dann hast oder mach es gleichzeitig), es gibt die Möglichkeit eines schulvorbereitenden Jahres dort.

Nachmittags kann sie z. B. eine heilpädagogische Tagesstätte besuchen, da gibt es Therapien und feste Strukturen. Vielleicht hilft ihr das.

Alles Gute!

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Danke schonmal für eure Antworten.

Mit Movicol gaben wir mal ein paar Wochen therapiert, allerdings ohne Verhaltenstherapie und ohne spürbare Veränderung.

Der Kinesiologe, den wir besucht haben war Kinder- und Jugendpsyhiater mit Zusatzausbildung in Kinesiologie. Er hat es eben auf diesem Wege versucht was meine Tochter eben stark verunsichert hatte. Deswegen nur der eine Besuch. Mir wäre lieber gewesen er hätte da klassisch versucht zu Therapieren.

Ich habe es auch eine Zeit lang nicht ignoriert sondern schon intensiv auch mit ihr gesprochen, Regeln aufgestellt, sie selbst zur Verantwortung gezogen was sauber machen angeht usw. Ohne Erfolge. Ihr selbst ist das furchtbar unangenehm, mitlerweile verheimlicht sie es vor mir, wechselt teilweise selbstständig die Unterwäsche oder sagt einfach nichts und wartet bis jemand durch den Geruch darauf kommt. Ob sie es selbst merkt oder nicht, kann ich nicht zuverlässig beantworten, sie erzählt jedes Mal was anderes und kommt jedes Mal mit anderen Erklärungsversuchen.

Eine Zurückstellung der Einschulung halte ich für keine gute Idee, wir waren eher am Überlegen ob sie frühzeitig eingeschult werden muss weil sie schon so weit vorraus ist in ihrer Entwicklung. Deswegen ja auch der IQ Test um zu schauen ob es Unterforderung sein könnte was ihre Problematik auslöst. Sie ist nicht hochbegabt aber überdurchschnittlich intelligent.

Im allgemeinen ist sie sehr sensibel darauf, was andere von ihr denken, reagiert mit tiefem Herzschmerz wenn sie mal ausgegrenzt wird (was nicht oft vorkommt) und auch die Amtsärztin hate bei der Schultauglichkeitsuntersuchung keinerlei Bedenken - außer Auffälligkeiten im psycho-emotionalen Bereich. Sie ist sehr perfektionistisch und hat teilweise unrealistisch hohe Ansprüche an sich selbst.

Wisst ihr denn wie man heraus bekommt, ob es doch organisch sein könnte, ob es Stuhl zurück halten ist oder ähnliches.

Ob es Sinn macht sie in der Istituts-Ambulanz der psychiatrischen Klinik vorzustellen (da man bei den Kinderpsychiatern hier in der Gegend Termine im nächsten Jahr erst bekommt)?

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Hallo, ich würde auf jeden Fall in die Instituts-Ambulanz der psychiatrischen Klinik gehen.

Es gibt übrigens auch spezielle Förderschulen für Sozial-Emotionale Probleme. Dafür brauchst du aber ein Gutachten.

Ich kann dir nur raten, sie nicht einzuschulen, der tiefe Herzschmerz wird sich irgendwann in Selbstmordgedanken und Selbstverletzung verschlimmern, wenn die anderen sie mobben werden.

Und sie werden das. Wahrscheinlich sogar die Lehrer. Ich spreche aus Erfahrung.

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Hallo

Kann es sein das Sie ihren Platz in der Familie verloren hat?

Sie weiß nicht wo sie hingehört.

du warst lange im KH dann kam ein Geschwisterchen. Trennung vom Vater.

_Sie braucht Sicherheit.

Was meinst du welche Angst Sie hatte als Du weg warst.

Sie braucht Dich als sicheren Fels, egal was ist Mama ist immer für mich da, Mama kommt immer wieder.

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Da das Problem schon so lange besteht, würde ich auf jeden Fall eine Verhaltenstherapie bei einem Kinder- und Jugendpsychotherapeuten beginnen. Es hört sich schon sehr nach einer psychischen Ursache an (überdurchschnittlich begabte Kinder sind oft sehr sensibel, und wenn sie dann auch noch so perfektionistisch ist, dann wird das Einkoten eine reine Qual für sie sein... Druck steigt... Teufelskreis...).

Ich kenne ein Kind, welches auch lange eingekotet hat. Die Eltern haben ihr für die Schule Slipeinlagen mitgegeben, welche sie unauffällig aus der Unterhose entfernen und austauschen konnte, so dass es nicht zum Mobbing kam. Die Slipeinlage gab ihr zusätzlich Sicherheit und nahm ihr den psychischen Druck. Nach einigen Monaten inkl. Verhaltenstherapie kam das Einkoten nur noch ganz selten vor und ich meine, sie hat es mittlerweile überwunden (sie ist jetzt zweite Klasse).

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Ich finde den Ansatz einer systemischen Vorgehensweise sehr sinnvoll. Das kann helfen zu verstehen, worauf das Kind reagiert, oft verstärkt sich das Problem unbewusst durch die Eltern. So kann jeder sehen und verstehen, wie es den anderen damit geht und vllt kommt ihr so dem Problem auf die Spur.

Bleibt dran und beginnt bald. Denn es ist ja für euch und bestimmt auch für sie sehr belastend.