Gibt es die Kindergartenreife?

Hallo ihr Lieben,

so wie es aussieht, kommt mein Sohn im späten Herbst / Winter in den Kindergarten. Er wird dann etwas über 2 sein. Diese Woche sollte ich den Platz zusagen. Aber, wie wahrscheinlich viele Mütter, mach ich mir wahnsinnig viele Gedanken über diesen neuen Lebensabschnitt.

Die Frage, um die sich alles kreist: ist mein Kind tatsächlich reif dafür? Es wird zwar ständig gesagt, wenn die Mutter loslässt, fällt es auch dem Kind leichter, aber es gibt ja tatsächlich Studien, z. B. mit den erhöhten "Stresshormonen" von Kitakindern, die ja nicht unbedingt für eine zu frühe Fremdbetreuung sprechen (sofern es zuhause passt).

Vielleicht können da auch die Erzieherinnen was dazu sagen? Wenn es wirklich nach dem Kind geht, was sind denn die Kindergartenreifezeichen? Theoretisch müsste ja ab diesem Zeitpunkt die Eingewöhnung auch ganz einfach verlaufen, oder?

Ich danke euch!

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Ich bin Tagesmutter, vielleicht kann ich Dir was dazu sagen, was hilfreich ist.
Es stimmt, dass in Studien bei Kitakindern erhöhte Cortisolwerte im Speichel nachgewiesen wurden. Diese Kinder haben erhöhten Stress, den man ihnen nicht unbedingt ansieht.
Es wurde ebenso festgestellt, dass Kinder, die gut eingewöhnt wurden, eine vertrauensvolle Bindung zu ihren Eltern haben und eine gute Bindung zu ihrer Erzieherin aufbauen konnten, diesen Stress eben nicht haben, unabhängig vom Alter des Kindes.

Die Eingewöhnung ist sehr wichtig und sollte richtig gemacht werden. Nicht alles Kigas sind da so fit und leiten die Eltern richtig an, wie ich es schon hier im Kiga erlebt habe.
Bei meinen Tageskindern erlebe ich regelmäßig, dass sich im Laufe des dritten Lebensjahrs "was tut". Die haben dann einfach Lust auf den Kiga. Sehr förderlich ist es, wenn sie die Einrichtung und die Erzieher schon kennen.

Deshalb gewöhnen sich Geschwisterkinder, die jahrelang den großen Bruder / die große Schwester im Kiga mit abgeliefert und geholt haben meist um einiges besser ein, als Kinder, für die das komplett neu ist.

Trotz alledem gibt es immer wieder Kinder, die gewöhnen sich schwer ein, egal, ob sie 1,5 , 3 oder 4 Jahre alt sind. Da muss man dann ganz genau hinschauen, inwiefern die Gefühle des abgebenden Elternteils da mit rein spielen. Es ist Fakt, dass sich Kinder leichter von den Vätern bringen lassen, als von den Müttern; das ist einfach so.
Alles steht und fällt mit der Eingewöhnung, dem Wesen des Kindes und der Einstellung der Eltern.

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Vielen Dank für deine tolle Antwort! Das nimmt mir etwas die Angst, mein Sohn mit dem Kindergarten zu überfordern. Da sind einige gute Impulse dabei, wie ich ihn auf den Kindergarten vorbereiten kann. Die Erzieherin meinte z. B. , ich soll ruhig öfter Nachmittags mal vorbeikommen zum Schnuppern. Dieses Angebot werd ich auf jeden Fall annehmen.

LG

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Immer gerne!

Konkrete Zeichen für KIGA-Reife gibt es m.E. nicht. Selbst wenn das Kind sich total auf den Kiga freut, dies auch ausdrückt und die ersten Tagen ohne Probleme in der Einrichtung verbringt, heißt das nicht, dass es nach einigen Wochen doch zu Problemen kommen kann. Deshalb ist es unheimlich wichtig, die Eingewöhnung gut zu machen.

Ich gewöhne ganz streng nach dem Berliner Modell ein, dies ist hier bei Tagespflegepersonen und in den meisten Einrichtungen Standard. Und wenn ich hier Eltern habe, die am ersten Tag zu mir sagen: "Mensch, der spielt grad so schön, dann können wir doch gleich mal Trennungsversuch machen." lehne ich das ab.

Wichtig für die Eingewöhnung ist es, dass auch die Eltern gut angeleitet werden, wie sie sich verhalten sollen. Ich hab hier im Kiga schon oft Mütter erlebt, die bei der Eingewöhnung tagelang mit ihrem Kind am Tisch Spiele spielen, dann soll ein Trennungsversuch erfolgen bzw. das Kind soll plötzlich alleine in den Kiga und ist natürlich höchst irritiert, weil es sich schon so dran gewöhnt hat, mit Mama im Kiga zu spielen.
Hier ein Link zum Modell:

http://www.kita-fachtexte.de/uploads/media/KiTaFT_Braukhane_Knobeloch_2011.pdf

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Hallo!

Ich möchte dir gerne als Mama dazu was sagen. Ich finde, das beide Parteien, sowohl Mama als auch Kind eine Art Kindergartenreifen haben müssen. Meine Erfahrung im Kiga (ich hab im Kiga neben meinen drei eigenen Eingewöhnungen, jede Menge gesehen ) zeigt einfach das wenn Mama nicht bereit ist das Kind abzugeben, das Kind es schwer haben wird. Im Sinne von schwerer Eingewöhnung. Steht die Mama dahinter und ist davon über zeugt das das Kind davon nur profitieren kann, so sind auch die Kinder deutlich entspannter. Ich meine, ein Grossteil macht wirklich das aus.

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Danke dir! Ja, an meiner Kindergartenreife arbeite ich... eigentlich bin ich keine Glucke, aber wer bringt schon sein Kind in den Kindergarten und denkt sich: endlich bin ich ihn/sie los. Ich freu mich auf diesen Entwicklungsschritt, aber mir stellt sich halt die Frage, woran erkenne ich an meinem Kind, dass er bereit dafür ist?

LG

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Naja, meine Tochter war mit einem Jahr sowas von "reif" für die Tagesmutter - sie ist immer hell begeistert dort ins Spielzimmer gestiefelt, ohne mir überhaupt noch tschüß zu sagen und erinnert sich bis heute (6 Jahre) gerne an diese Zeit.

Ich denke, es kommt auf das Kind an, aber auch sehr stark auf die Einrichtung, vor allem den Betreuungsschlüssel und das Konzept. Wie viele Kinder "teilen" sich wie viele Erzieherinnen, wie groß sind die Gruppen, wie zuverlässig ist der Tagesablauf ...

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Hallo!
Ich bin zwar keine Erzieherin stelle aber trotzdem die Behauptung in den Raum, dass es sowas wie "Kindergartenreife" wirkich gibt!
Also ich bin die absolute Oberglucke und wenn es nach mir ging wäre mein Sohn mit 16 noch nicht "reif" für den Kindergarten#rofl aber selbst ich habe bei ihm den Moment bemerkt als er plötzlich so weit war. Das war bei ihm mit 2J 7Mon auf einmal interessierte er sich für andere Kinder, wurde offener der Welt gegenüber und war nicht mehr wirkich "ausgelastet" mit unserem Tagesprogramm (das sehr abwechslungsreich und umfangreich war).

Mit 2J 9Mon hatten wir dann die Eingewöhnung die total schnell und easy lief. Mit 2J 5Mon z.B. wäre es fast undenkbar gewesen das er sich so problemlos und gerne löst.

Also, ich habe es meinem Sohn wirklich angemerkt, kann das anhand von nur einem Kind aber natürlich nicht verallgemeinern.
Ich musste ihn ja auch schon 1 Jahr vorher anmelden und konnte da nicht wissen, dass der Kindergarten Start vom Zeitpunkt her so perfekt für meinen Sohn ist.

Ich glaube, ich würde ihn Anmelden und dann schauen ob's passt. Sollte es zu früh sein (was du sicher merken würdest) kannst du dich ja mit wenigen Tagen oder Stunden Betreuung ran tasten. Musst du wieder arbeiten gehen bleibt dir eh keine Wahl.
Alles Gute für euch#klee

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Das was du geschrieben hast kann ich super nachvollziehen!
Bin auch eine glucke und brauche sicher die eingewöhnungszeit für MICH stqrr für mein kind :)
Ioh habe auch gemerkt, als mein kleiner etwqs älter als 2,5 war, dass er jetzt langsam mehr braucht als nur mama und ihr unterhaltungs programm! Er stand zum teil am zaun vom kiga und schaut den kindern zu! Am spielplatz geht er sofort auf andere kinder zu. Also wir uns die kigas angeschaut und angemeldet haben ist er sofort in die spielecke und hat gespielt....ich hätte ich gleich dort lassen können!

Er darf nun am 1.9 rein und bin schon so gespannt wie u ser leben dann wird! Vor allem fpr mich

Lg

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Hi,

hier ein Buchtipp für Dich: http://www.amazon.de/Das-Geheimnis-gl%C3%BCcklicher-Babys-Kinderbetreuung/dp/3453670159/ref=sr_1_fkmr0_1?ie=UTF8&qid=1430747335&sr=8-1-fkmr0&keywords=stephen+biddulph+babys

Das Buch ist sehr gut und gibt wirklich Tips, was man seinen Kindern ab wann an Fremdbetreuung zumuten kann.

Kindergartenreife war in den 80er Jahren übrigens unter anderem das Trocken sein. Ich finde dieses Kriterium sehr sinnvoll, aber als es den Rechtsanspruch auf einen KiGa-Platz ab 3 Jahren gab wurde das hinfällig.

Viele Grüße
ballroomy

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Hallo!

Meiner Meinung nach ein ganz klares "JA"!

Das ist von Kind zu Kind so unterschiedlich. Wir haben das selbst erlebt.
Meine Große war ewig nicht so weit. Sie ist mit drei Jahren und acht Monaten in den Kiga gekommen. Und das war völlig ok so. Mit zwei oder noch früher... völlig undenkbar!

Meine Kleine war das komplette Gegenteil. Die konnte man so ab 1,5 Jahren quasi aussetzen. #schwitz Sie habe ich guten Gewissens mit zwei Jahren in den gleichen Kiga gebracht. Sie war dann noch ein Jahr mit ihrer Schwester zusammen, aber in getrennten Gruppen!

Es kommt natürlich nicht nur auf das Kind, sondern auch auf das Umfeld an. Bei einer liebevollen Tagesmutter kann sich auch ein sehr junges Kind schon wohlfühlen, dass in einer großen Einrichtung noch völlig fehl am Platz wäre.
Und auch Kigas selber unterscheiden sich ja sehr.

Mein Tipp: Auf's Kind gucken und das Bauchgefühl entscheiden lassen. Und - ganz wichtig - selbst loslassen können. ;-) Oft sind es auch die Mamas, die ihren Kindern im Weg stehen.

LG

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die frage ist doch sehr abhängig von der einrichtung. da muss das auch passen. je nach einrichtung kann das für 2 jährige schon ganz toll laufen, oder eben purer stress sein...

wenn z.B. die planmßigen wenigen 2jährigen in eine ganz normale 3-6jahre-alte gruppe gesteckt werden, bleiben sie meistens auf der strecke, gibts aber ne altergerechte kleingruppe sieht das wieer ganz anders aus. bi offenen konzepten kommts auch wieder auf viele klenigkeiten an..

und eingewöhnung ist bei kindern aller altersstufen teilweise ein ganz schöner akt. genauso wie auch einige inde in der schule nicht zurechtkommen oder sich langweilen. das wird sich wohl nie wirklich ändern...

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Es gibt keine Kitareife, nur gute und schlechte Einrichtungen.

Für eine gute Kita ist ein Kind immer reif, für eine schlechte nie.

Hast Du eine gute Kita ausgewählt, wird sicher auch die Eingewöhnung professionell gemacht und Dein Kind kann dort gut ankommen.

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Hallo,

unsere Kinder waren beide ab 1 Jahr betreut, weil ich gearbeitet habe, und keins von ihnen hatte je Schwierigkeiten damit, auch nicht mit dem Wechsel in den Ü3-Kindergarten, wo der Kleine schon mit 2 3/4 mit Sondergenehmigung war, weil seine Tagesmutter aufgehört hat.
Von daher waren sie dann wohl mit 1 Jahr schon reif...

Allerdings sind beide sehr offene, soziale Kinder und keine schüchternen Mäuschen, wobei die Frage wäre, ob das an der frühen Betreuung liegt oder ob sie auf jeden Fall so wären.
Geerbt haben sie es jedenfalls nicht. Mein Mann und ich waren nicht so. Ich kam erst mit 4 in den Kindergarten und früher wäre definitiv besser gewesen. Ich hatte große Schwierigkeiten, mich mit nicht so netten Kindern zu arrangieren, was natürlich vorher nie jemand von mir verlangt hatte. Das konnten unsere Kinder schon mit 2 besser als ich es in meiner gesamten Kindergarten- und Grundschulzeit auf die Reihe bekommen habe.

Ich kenne es aus unserem Kindergarten so, dass die Kinder, die anfangs Schwierigkeiten haben, meistens entweder sehr schüchtern sind, oder die Mütter bewußt oder unbewußt Welle machen, weil sie nicht loslassen können.
Allerdings ist das eine sehr gute Einrichtung.

Bei unseren Kinder lief die Eingewöhnung so, dass sie in den Kindergarten flitzten und uns ignorierten bis wir sie wieder mitnehmen wollten, weswegen es dann Theater gab. Sprich' die Eingewöhnung hätten wir uns komplett sparen können.

"es gibt ja tatsächlich Studien, z. B. mit den erhöhten "Stresshormonen" von Kitakindern, die ja nicht unbedingt für eine zu frühe Fremdbetreuung sprechen (sofern es zuhause passt)."

Und wo sind die Studien, die Kinder untersuchen, die spät in den Kindergarten kommen und dann solche Schwierigkeiten haben, wie ich früher?
Wird da differenziert, wie gut die Einrichtung ist?
Kommen die Kinder mit dem hohen Stresslevel vielleicht aus schwierigen Verhältnissen, und der Stresslevel stammt gar nicht daher, dass sie in die Kita gehen, sondern wäre sonst auch vorhanden?
Wie lange werden diese Kinder betreut? 40 Stunden Fremdbetreuung ist für ein Kleinkind natürlich etwas anderes als 20 Stunden.
Irgendwelchen komischen Studien aus dem Internet traue ich aus Prinzip erstmal gar nicht. Es gibt wenig, womit man soviel Unsinn verzapfen kann, wie mit nicht sinnvoll ausgewerteten oder undifferenzierten Statistiken, z.B. trugen die meisten Amokläufer an Schulen Jeans. Daraus kann man schließen, dass das Tragen von Jeans die Gefahr erhöht, zum Amokläufer zu werden...

LG

Heike