Umgang mit tödlicher Krankheit in der Familie

Hallo,
leider ist bei uns ein Familienmitglied sehr schwer erkrankt und es geht dem Ende zu.
Mein vierjähriger Sohn liebt die Person, auch wenn der Kontakt nur alle 4-6 Wochen stattfand.

Er weiß, dass sie krank ist und im Krankenhaus.

Aber wie gehen wir nun damit um, wenn das Ende kommt? Ihn noch mal mitnehmen? Vom Gefühl her möchte ich das eher nicht.
Er hat sie länger nicht gesehen, sie hat sich sehr verändert.

Mich schreckt der Gedanke, dass er schon jetzt feststellen muss, dass nicht nur alte Menschen sterben, sondern auch junge.
Man liest, man soll offen damit umgehen, klar.

Aber ich kann mir zum Beispiel beim besten Willen nicht vorstellen, ihn zur Beerdigung mitzunehmen.
Da werde ich mit mir selbst und den direkten Angehörigen zu tun haben (möchte ja auch Stütze sein) und würde den Kleinen lieber zu Hause bei Oma lassen.

Wie seid ihr mit so etwas umgegangen? Danke für eure Meinungen.

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Ich denke, es kommt ganz entscheidend darauf an, wie man selbst mit diesem Thema umgeht.

Für uns gehört der Tod zum Leben, nach unserem Glauben haben wir das ewige Leben, das schon jetzt und hier für uns beginnt. Der Tod ist ein Übergang und nichts, was uns Angst machen müsste.

In diesem Bewußtsein ist unser Sohn erzogen und so hat der Tod für uns seinen Schrecken verloren, weil es da Jemanden gibt, der ihn überwunden hat. #verliebt

Was hat der Tod für Dich für eine Bedeutung? Wenn Du ihn für ein fürchterliches Ereignis hälst, das einem Kind nicht zugemutet werden kann, dann solltest Du ihn fern halten. In Anbetracht der Tatsache allerdings, dass Tod und Krankheit in unserem Leben ist, solltest Du das Thema komplett überdenken.

Da für uns der Tod nichts Erschreckendes/Schreckliches ist, ist auch die Tatsache, dass junge/jüngere Menschen sterben könnten erträglich. Allerdings muss man hier unbedingt darauf achten, dass Kinder keine Verlustängste entwickeln (was wenn die Eltern sterben usw.). Wir tun das, indem wir immer wieder aufzeigen, dass i. d. R. alte Menschen sterben und das Sterben von jungen Menschen/Kindern ganz superselten ist.

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Danke für deine Antwort.

Für mich hat die Sache zwei Seiten. Ich selbst hatte bis zur Geburt meines Sohnes keine Angst vor dem Tod, auch wenn das niemand glaubt. Ich hielt mich selbst nicht für besonders wichtig, der Gedanke einzuschlafen und nicht wieder zu erwachen hatte für mich keine sehr großen Schrecken.
Mit dem Kind hat sich das natürlich geändert. Ich möchte für ihn da sein, so lange es geht, ich werde gebraucht.

Genau vor dem Punkt den du erwähnst, den Verlustängsten habe ich solche Angst.
Schon in der Krippenzeit musste er den Verlust von Bezugspersonen verarbeiten, was ihm sehr schwer fiel.

Gerade seit einem halben Jahr ist sein Vater Berufspendler und nur am WE da. Das hat er ganz gut verarbeitet, denke ich.
Und nun das, eine junge Frau und Mutter, die er auch noch liebt muss viel zu früh gehen.

Als unser langjähriger Kater verstarb, haben wir das ganz offen behandelt. Er durfte ihn im Sarg sehen, wir haben ihn gemeinsam begraben und er hat viel zu dem Thema gefragt. Warum er gleichzeitig in der Erde und im Himmel ist, aber auch, wann er da wieder raus kommen wird.
Immerhin hat er dadurch eine Vorstellung davon was der Tod ist.

Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, ihn zu einer Beerdigung mit zu nehmen, wo alle Verwandten (seine Eltern eingeschlossen) weinen werden.
Und ob er sie zuvor im Krankenhaus noch mal sehen soll, das sehe ich auch kritisch.

Ich hoffe es kommen noch weitere Meinungen dazu, wäre sehr dankbar.

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"Wir tun das, indem wir immer wieder aufzeigen, dass i. d. R. alte Menschen sterben und das Sterben von jungen Menschen/Kindern ganz superselten ist. "

Ja ist dem so?

Wenn ich so offen mit dem Thema umgehe, dann sollte man aber finde ich die KInder nicht belügen. Wenn das Kind die Reife hat sich mit dem Thema Tod zu beschäftigen, dann weiß es auch, dass der Tod nicht nur etwas ist, was alte Menschen betrifft. Von daher vertrete ich die Meinung, alles zu seiner Zeit und dann aber die ganze Wahrheit.

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Erst mal mein Beileid für dich.
Ich denke deine Frage kann man nicht pauschal beantworten. Da ich nicht gläubig bin ist für mich der Tod etwas sehr rationales. Ob man einem Kind die Belastung die solch ein Ereignis mit sich bringt mit 4Jahren schon zumuten kann, dass sollte man idividuell nach Entwicklung des KIndes entscheiden. Offen darüber zu reden ist eine Sache, aber beim Sterben einer Person anwesend zu sein eine ganz andere! Und auch die Trauerfeier an sich kann für Kinder doch sehr ängstigend sein, wenn sie damit noch überfordert sind. Rein bauchgefühlmäßig wie du schreibst, würde ich das Kind nicht mitnehmen und das ganze nur zuhause thematisieren. Du kennst dein KInd am besten und kannst es auch am besten einschätzen.

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Hi,
meine Tochter ist auch 4 und interessiert sich sehr für den Tod. Vielleicht kommt es vom Blumen gießen auf dem Friedhof. Letztes Jahr ist die Mutter unserer Nachbarin gestorben und wir haben es ihr gesagt. Sie hat gleich gefragt, ob es die Frau ist die da oben im Zimmer liegt. Aber ansonsten hat sie es nicht sonderlich gestört. Vor kurzem ist die Mutter meiner Freundin/ihrer Patentante gestorben und da wollte sie am liebsten mit auf die Beerdigung, aber ich habe sie bei der Oma bzw. im KiGa gelassen.

Die Angehörige nochmal besuchen würde ich davon abhängig machen wie es der Angehörigen geht und auch wie sie aussieht (weiß ja nicht, ob sie sich optisch stark verändert hat etc.) Würde aber nicht davon sprechen, dass sie sterben wird. Würde es ihm danach sagen, sonst macht er sich ewig Gedanken oder fragt ganz harmlos, ob sie schon tot ist....Bei der Beerdigung würde ich ihn nicht mitnehmen. Je nach Pfarrer kann das kürzer, aber auch länger gehen. Meine Tochter könnte so lange nicht wirklich ruhig bleiben. Allerdings würde ich vielleicht einen Tag später mit ihm zum Grab gehen (wenn das Grab wieder zu ist). Falls es einen Leichenschmauß gibt, dann könnte man ihn schon wieder mitnehmen....

Allerdings musst du dir überlegen, was er mitmachen würde. Jedes Kind ist anders. Meine Kinder sind Wirbelwinde, da ist langes Stillsitzen bei einer Veranstaltung, die im Grunde für Kinder doch sehr langweilig ist, nichts. 'Andere Kinder können brav sitzen bleiben über einen längeren Zeitraum, da kann man sie mitnehmen.
Ich würde ihn bei der Oma lassen, höchsten mitnehme, wenn ein Backup da ist, die dann mit ihm rausgeht und spielt.

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Danke senzil und nsd,

so wie ihr es beschreibt, so fühlt es sich auch für mich an.
Da liege ich wohl doch nicht so sehr daneben.

Da das Ganze weiter weg stattfindet und er bei der hiesigen Oma bleiben müsste, würde er komplett nicht dabei sein.

Er ist eher lebhaft und still sitzen ist nicht so sein Ding.

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Also ich kann ja mal aus meiner Sicht erzählen, mein liebster Onkel starb als ich 7 war.

Meine Eltern erzählten mir nichts davon, ich war nicht bei der Beerdigung dabei. Sie meinten immer nur, dein Onkel ist jetzt an einem anderen Ort.

1 Jahr später, war mir klar dass mein Onkel verstorben ist :(

Ich hab das meinen Eltern sehr übel genommen, und finde es heute noch traurig, dass sie mir nicht Wahrheit erzählt haben, dass ich ihn nicht verabschieden durfte :(

Klar, dein Lütter ist 4, aber auch mit 4 "verstehen" sie schon was passiert. Sie merken, wenn Mama und Papa traurig sind, möchten sogar trösten! und auch grad wenn er diese EPRson sehr lieb hat, finde ich es persönlich wichtig, dass sie sich verabschieden können. Kinder sind nicht dumm, sogar meine damals 2,5 Jährige Tochter wusste das ihr liebster Opa im sterben lag und sie war immer dabei, denn auch er liebte sie abgöttisch und ich würde mir nie verrzeihen, dass die beiden nicht Lebewohl hätten nehmen können #schmoll#schmoll#schmoll

Ich wünsche euch alles Gute #klee

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ach so, meine Tochter war übrigens dabei, als mein Vater beigesetzt wurde und die Pfarrerin hat es damals sehr begrüßt das sie dabei war, bzw beim Vorgespräch hat sie es auch angestoßen, die Kleine mitzunehmen.

Entscheide aus dem Bauch heraus, wenn es soweit ist.

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Huhu,

du nimmst dein Kind doch nicht mit an ein Sterbebett, sondern besuchst eine kranke Person. Wenn ich todkrank wäre, wäre ich verängstigt, wenn mich keine Kinder mehr besuchen kommen.
Ob und wann jemand alt genug für die Teilnahme an einer Beerdigung ist, kann ich dir nicht sagen.

Fakt ist, kleine Kinder sind nicht dumm, sie können vieles verstehen und begreifen, wenn sie von einfühlsamen Erwachsenen begleitet werden.

Meine Tante wurde als Kind vor dem Thema Tod und Beerdigung "geschützt". Der erste tote Mensch den sie gesehen hat und von dem sie eine Beerdigung begleitet hat, war dann ihr Vater........

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meine Oma starb völlig unerwartet und ohne Vorwarnung in schlaf.

mit einen mal war die Uroma meines sohnes weg und ich musste ihn erklären warum und wieso.

ich sagte ihn das sie nun ein engel ist und auf einer wolke sitzt und vor dort auf ihn aufpasst.

ich musste ihn auch erklären das alle menschen einmal streben müssen auch sein papa oder ich, seine Mama. das machte ihn natürlich sehr traurig

ich würde denn Kind die Möglichkeit des abschieds geben ihn aber nicht auf eine Beerdigung mitnehmen.

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Hi,

also wenn es sich um eine geliebte Person handelt, dann würde ich IN JEDEM FALL das Kind Abschied nehmen lassen und das auch schon vorher solange der Zustand der betreffenden Person noch einigermaßen stabil ist und sie geistig fit und damit einverstanden ist. Auch die Beerdigung ist ein ganz wichtiger Schritt um so einen Verlust zu verarbeiten. Das würde ich einem 4jährigen nicht verwehren. Er sollte nur vorher einfach erklärt bekommen, um was es da geht und das dort auch alle traurig sind, weil ein Abschied nie lustig ist.

LG

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Hallo mentos,

du fragst nach Meinungen.
Ich würde ein vierjähriges Kind altersentsprechend mitnehmen, aber auf keinen Fall ausschließen.

Dein Satz "möchte ja auch Stütze sein", schließt ihn da total aus.
Für alle anderen möchtest du da sein, und er??

LG, reykja

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Ich glaube, Kinder können den Tod besser begreifen und somit auch langfristig besser damit umgehen, wenn sie dabei sein dürfen und nicht ausgeschlossen werden. Sicher werden so vielleicht mehr Tränen fließen und mehr Fragen aufkommen, das Kind muss sich mehr damit beschäftigen, aber letzendlich kann es so den Tod eines lieben Menschen auch besser verarbeiten.

"Aber ich kann mir zum Beispiel beim besten Willen nicht vorstellen, ihn zur Beerdigung mitzunehmen.
Da werde ich mit mir selbst und den direkten Angehörigen zu tun haben (möchte ja auch Stütze sein) und würde den Kleinen lieber zu Hause bei Oma lassen."
Ich habe nur gute Erfahrung mit Kindern auf Beerdigungen gemacht. Für die Kinder ist es ein guter Abschluss. Sie werden vermutlich traurig sein, vielleicht auch sehr weinen, aber dann auch, anders als Erwachsenen, schnell wieder fröhlich herumspringen.
Und gerade diese Fröhlichkeit zusammen mit der tiefen Trauer hilft den Angehörigen oft sehr. Sie werden einerseits abgelenkt, andererseits wird durch die Fröhlichkeit klar, dass das Leben weiter geht. Und man merkt, dass Fröhlichkeit und Trauer sich nicht ausschließen.
Mir wurde auf jeden Fall immer wieder von Angehörigen gesagt, wie froh sie seien, dass die Kinder dabei sind.