Angst, dass Kind Außenseiter wird

Hallo ihr Lieben,

ich bin ganz neu hier und habe mich extra angemeldet, weil mich eine Sorge schon seit langem umtreibt. Ich erhoffe mir eure Meinung und wenn möglich auch ein paar Tipps!

Unser Großer kommt jetzt in den Kindergarten, besucht aber bereits die Krippe weil er einfach NIE genug Input hat. Er ist wie ein Schwamm und saugt alles in sich auf. Er ist sehr intelligent und wissbegierig. So viel zum Positiven. Daneben ist er jedoch leider auch so richtig weinerlich, jallert wegen jeder Kleinigkeit (und nein, das ist keine Phase, das hat er schon seit seiner Geburt, jeden einzelnen Tag seines bisherigen Lebens), er ist nicht wirklich fröhlich sondern nachdenklich und immer in Gedanken, stirbt auch schon mal eine Stunde lang recht lautstark wegen eines Popels in der Nase, ist gerne mal sehr aufgedreht da selten wirklich ausgelastet (dabei wird er dann sehr wild und schlägt über die Stränge) und ist unheimlich besserwisserisch. Er redet wie ein 6jähriger, wirft auch gerne mal mit Fremdwörtern um sich und belehrt alle Kinder, auch die größeren, auch fremde, wenn sie irgendwas falsch sagen oder sich in seinen Augen falsch verhalten (was eine recht breite Spanne hat von "ein Kind nimmt mir die Schaufel weg" bishin zu "jemand wirft seinen Müll auf die Straße").

Kurzum: Mein Kind hat ein gewaltiges Potenzial, nicht gerade beliebt zu sein. Ihr müsst ihn euch wirklich wie eine total unlockere, ewig jammernde Version eines zerstreuten Professors vorstellen. Versteht mich nicht falsch, ich für mich finde das unheimlich süß aber ich weiß auch dass es nicht von ungefähr kommt und weiß, welche Hebel ich bei ihm ziehen muss. Aber ich weiß auch aus eigener Erfahrung, wie dieses Verhalten auf andere Kinder wirkt und habe meine Kindheit und meine Pubertät bis hin ins Erwachsenenalter darunter gelitten, immer ein Stück abseits zu sein und mich verstellen zu müssen, um halbwegs dazu zu gehören. Ich möchte das meinem Kind ersparen, weil ich fast daran zerbrochen wäre (und er ist dazu noch deutlich sensibler als ich es bin bzw. war). Aber wie kriege ich ihn dazu, einfach mal lockerer zu werden? Geht das überhaupt? Oder was kann ich an anderer Stelle tun, um ihn bestmöglich zu integrieren? Ich treffe mich so viel es geht mit anderen Müttern und deren Kindern, in der Hoffnung, dass er dann später mit dazu gehört, einfach weil er schon immer da und mit dabei war. Ich versuche ihm beizubringen, dass er nicht das Maß aller Dinge ist und nicht jeder Wert auf seine Verbesserungen und Meinung legt. Aber das scheint nicht zu reichen, in einer Gruppe von Kindern sticht er immer heraus.

Ich hoffe ihr versteht, dass meine Sorge wirklich groß ist. Andere Kinder (inzwischen auch unter der Definition "Freund") sind ihm sehr wichtig und er ist so traurig, wenn er zurückgewiesen wird!

Vielen Dank schon mal für eure Antworten

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Kinder sind teilweise Spiegelbilder von sich selbst, wenn du schon nicht locker bist wie soll der kleine das schon werden?

Aber nur weil er jetzt so ist, muss er später nicht so bleiben. Hat er genug andere Bezugspersonen wird er sich diese vielleicht als Vorbild nehmen.

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Dein Zwerg ist ja noch recht klein - ich kann mir vorstellen, dass die Kinder das ganz gut untereinander regeln. Im Kindergarten kriegt er bestimmt schon mal die eine oder andere Ansage, wenn er altkluge Bemerkungen macht und wird es bleiben lassen ;-)

Klingt ein wenig nach der Tochter meiner Freundin. Die war viel zu wenig mit anderen Kindern unterwegs. Papa verstorben. Beste Freundin Ersatz der Mama. Heißt nicht, dass es bei Euch genauso sein muss - aber achte mal auf den Ton, in dem Du mit ihm sprichst. Entweder in direkter Ansprache oder über andere. Du findest sein Verhalten süß - wahrscheinlich verstärkst Du es damit unbewusst.

Meine Tochter hatte auch so eine Phase, wo sie jeden belehren musste. Wir haben ihr erklärt, dass nur erwachsene erziehen und man nicht ständig andere auf Fehler hinweisen muss.

Um ihm den Übergang leichter zu machen, könntest Du gucken, ob Du vorab Kontakt zu eine, anderen Kind im KiGa knüpfen kannst.

Mach Dir nicht zu viele Gedanken - er macht bestimmt seinen Weg!

#winke

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Hallo,

du beschreibst genau unseren Sohn. Er ist jetzt 5 und auch sehr wissbegierig, fängt jetzt an zu lesen, mit Vorlesen komme ich überhaupt nicht mehr hinterher, fragt mich täglich Löcher in den Bauch, ausserdem auch sehr wehleidig und anhänglich, und wie du schreibst auch sehr besserwisserisch. Er wiss genau, was man darf und nicht, er hält sich zwar nicht immer dran, aber sobald jemand anders was macht, was er nicht darf, kommt gleich :"der ... macht... das darf man nicht. Ich habe auch ständig Angst, dass er mal der Aussenseiter wird, aber ich habe vor einer Weile über hochsensible Kinder gelesen und meinen Sohn genau wieder erkannt. Ich akzeptiere so langsam, dass er einfach so ist und versuche nicht mehr ihn zu ändern, oder ihn zu Sachen zu drängen, die er einfach nicht machen will. Google mal nach hochsensiblen Kindern, viellwicht hilft dir das weiter.

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Ich kann dich gut verstehen, weil ich selbst vom Typ ähnlich bin, wie du und mir immer unheimlich viele Gedanken mache. Und mein Sohn, mittlerweile 6,5 ist sicher auch eher der Typ, bei dem man vermuten müsste, dass er ein Außenseiter ist/wird. er ist sehr ruhig/schüchter, weiß genau was er will und passt sich auch nicht allgemeinen Trend, wie alle gehen in den Fußballverein an. Ich selbst habe mir da auch immer viele Gedanken gemacht, gerade weil man ja will, dass das Kind dazugehört und keine Probleme hat. Aber ich denke, die Kinder merken diese eigenen Einstellung von einem und das schadet ihnen am meisten. Mein Sohn hatte bislang immer viele Freunde und nie Probleme, obwohl er sich sicher oft nicht so massenkonform verhält wie seine Freunde. Nun waren wir sogar ein halbes Jahr bei einem Kinderpsychologen, ehrlich gesagt vor allem weil ich mir selbst so unsicher war. Und der hat aber genau das bestätigt, er hat sehr seinen eigenen Kopf, aber man tut ihm den größten Gefallen, indem man das nicht so hervorhebt und ihn als "normales" Kind betrachtet, was er eben auch ist. Wir haben einen antroposophischen Kinderarzt, der mir das übrigend schon lange sagt - er sagte schon als mein Sohn drei war, ja er verhält sich in manchen Dingen anders als es viele erwarten, aber akzeptieren sie das so, er wird seinen Weg gehen. Das hat mich auch dieser Knderpsychologe gelehrt. Mir fällt das teilweise schon schwer, aber ich denke sie haben alle recht. Das merke ich deshalb gerade recht stark, weil gerade unser anderes Kind sehr fordernd und anstrengend ist und er einfach nicht mehr so im Zentrum meiner Sorge steht. Und ganz ehrlich seitdem ist vieles sehr viel besser und er ist viel "normaler" als sonst. Und das liegt nicht nur daran, dass ich ihm und seinen "Problemen" weniger Aufmerksamkeit schenke, das stellen auch andere, wie die Erziieherin und der Kinderpsychologe fest.

Also ich denke, man kann ein Kind mit seinen eigenen Sorgen sehr lähmen. Natürlich musst Du es im Auge behalten, gerade bei Gruppen wechseln, wie bei deinem in den Kindergarten oder bei unserem jetzt dann in die Schule kann sich eine Situation schnell ändern, aber muss sie eben nicht oder aber sie kkann sich sogar auch ins positive ändern... Es fällt Dir (mir auch) sicher schwer abzuwarten, gerade wenn du selbst ähnliche Erfahrungen in Deiner Kindheit gemacht hast, aber ein Stück weit musst Du einfach abwarten. Und vermutlich wird es besser umso gelassener du die Siituation siehst.
Alles Gute Julk

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Hallo,

was du da beschreibst, könnte die Beschreibung von unserem Sohn sein ;)
Ich kann dir nur sagen: entspann dich!!
Du kannst es eh nicht ändern und es wird sich schon selbst entwickeln. Je mehr Druck du da ausübst usw desto schlimmer wird es.
Was eine Vorschreiberin gesagt hat, stimmt, schau mal unter hochsensible Kinder.
Ich dachte auch unser kleiner Großer tickt irgendwie anders und hab mir schon irre Sorgen gemacht, aber diese beschriebenen VErhaltensweisen hochsensibler Kinder passen wie die Faust aufs Auge.

Ich kann dich auch beruhigen: unser Sohn hat eine Menge Freunde und auch ältere fragen, ob sie zum Spielen kommen dürfen. Zwar wird er auch mal als "Heulboje" etc benannt, was nicht sehr nett ist und wir dann darüber sprechen müssen, aber ansonsten hat er wenig Probleme mit anderen Kindern und viele Freunde.

Liebe Grüße

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Hallo,

was machst Du denn, wenn er wegen allem herum jammert?

Ich kann sowas absolut nicht ausstehen und daher haben unsere Kinder schon sehr früh zu hören bekommen, dass sie gefälligst das Gejaule wegen Kleinkram einzustellen haben. Sie wissen mittlerweile auch, dass sie damit bei mir weder Mitleid ernten, noch bekommen, was sie wollen.

Ich glaube, ein Kind, was eine Stunde lang wegen eines Popels in der Nase herum lamentiert, hätte ich spätestens nach zehn Minuten in sein Zimmer verfrachtet, wo es ohne Publikum weiter vor sich hin hätte jammern dürfen. #schwitz

Meine Schwiegermutter ist übrigens auch so ein Jammerlappen, und ich kriege da jedesmal die Krise. #aerger

Ich denke, so ein Verhalten ist auch anerzogen. Solche Kinder/Leute haben die Erfahrung gemacht, dass sie umsorgt werden, wenn sie herum jammern.

An Deiner Stelle würde ich da gegen steuern.

Diese Besserwisserei hat unsere Tochter (8) auch drauf. Stell' Dir Hermine Granger von Harry Potter vor. Das ist unsere Tochter. ;-)
Allerdings hat es sich schon gebessert, weil sie merkt, dass sie damit bei anderen Kindern nicht gut ankommt. Sie hat übrigens trotzdem jede Menge Freunde und steht mit der halben Grundschule auf gutem Fuß.
Euer Sohn ist ja noch klein. Ich denke, er wird im Kindergarten auf Dauer schon lernen, wann man sich besser etwas zurück nimmt.

Unsere Tochter hat übrigens eine Freundin, die 3 Jahre älter ist, als sie. Die hat sie, als sie 3 war, ganz gut zurecht gestutzt, als die anderen 3-jährigen ihr verbal kein Paroli bieten konnten. ;-)
Im Kindergarten hat sie sich damals an die Vorschulkinder gehängt, weil ihr die anderen 3-jährigen zu langweilig waren, und die Großen haben sogar gerne mit ihr gespielt.

Mittlerweile hat sie, außer der einen Freundin, nur noch gleichaltrige Freunde.

LG

Heike

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Vielen Dank euch! Ich hab mir die Zeit genommen, ein wenig drüber nachzudenken und der allgemeine Konsens scheint ja zu sein, dass ich selbst lockerer sein soll... das könnte interessant werden :). Aber ich arbeite dran!

Heike, bei dir möchte ich nochmal einhaken: ich ignoriere das Verhalten, so gut es irgendwie geht. Ihm klar machen dass es mich nervt führt nur dazu, dass er noch mehr weint und leider führt auch ignorieren manchmal zu Aggressivität dem Geschwisterkind gegenüber. Aber betüddelt wird bei mir niemand, dazu bin ich nicht der Typ. Und trotz konsequenter Nichtbeachtung dieses Verhaltens hält es sich hartnäckig... also wenn du noch Tipps hast, nur zu ;)

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Hallo,

ich würde auch möglichst locker bleiben und nicht alles negativ sehen. Wir sind nicht immer dafür verantwortlich, dass es den Kindern in allen Bereichen super geht. Natürlich ist es toll, wenn Kinder mega-beliebt im Kindergarten sind und immer zu allen Geburtstagen eingeladen werden.

Aber wenn nicht, findet er vielleicht trotzdem da, was ihm gut tut und Freunde bringt.

Ich habe auch kein Mainstream-Kid. Er ist sehr sehr intelligent, eigenwillig, sensibel und kann mit manchen Aktionen seiner Kindergartenkumpel auch nichts anfangen. Sein Sozialverhalten ist noch nicht wirklich toll (er ist nicht besonders hilfsbereit und verliert eher ungern), es hat sich aber im letzten Jahr deutlich gebessert.Er hat Freunde, wenn auch nicht viele, mit denen er schön spielt und die auch gerne zu ihm kommen. Und er hat eine große Leidenschaft - Fußball, die er mit seinen Kumpels und seinem Papa teilt. Das ist auch gut für sein Selbstbewusstsein (und seine Frusttrationstoleranz, wenn es mal wieder 0:10 ausgeht :-p)
Bei ihm hilft es, wenn man seine Launen nicht übermäßig beachtet und wenn man klar und konsequent ist. Kindergartenkinder sind einfach sozial "nicht fertig", aber im Vorschuljahr machen die meinsten noch einen Sprung, sodass man sagen kann "halb so wild".
Alles Gute, der Mops