Autismus und Kindergartenkind

Hallo,

wie würdet ihr einem 4-jährigen Kind erklären, dass ein verwandtes Kind (mit dem es gerade täglich Kontakt hat) Autismus hat und wie viel Rücksichtnahme würdet ihr von eurem Kind fordern? Gerade wenn es um Dinge, wie Spielsachen wegnehmen geht (was das autistische Kind ja nicht versteht)? Oder das Teilen der eigenen Spielsachen?

Viele Grüße

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Ich würde gar nichts erklären. So wie es klingt haben die Kinder den Umgang bisher ja auch ohne die Diagnose hinbekommen.
Oftmals führt eine solche Diagnose eher zu Problemen. Ehrlich gesagt...ein 4-jähriges Kind wird ja nun sicher nicht mit einem Teenie spielen - ich gehe also mal von einem in etwa gleichaltrigen Verwandten aus. Oftmals wissen die betroffenen Kinder so schnell nach der Diagnose noch nicht einmal selbst etwas davon. Glaube mir, ich kenne einige Autisten, die von ihrer Autismusdiagnose nicht die geringste Ahnung haben. Zwar wissen Erzieher/Lehrer,... davon, das Kind hat SBA und Pflegestufe, ist nur integrierbar mit Assistenz oder geht gleich auf eine Förderschule...trotzdem kommen die Kinder nie auf diesen Gedanken. Und falls das dann von anderen Kindern kommt: "Du bist behindert." zerstört es ziemlich das gesamte Selbstbild des Kindes.

Im Übrigen kann man Autisten durchaus erziehen. Eine Behinderung ist kein Freifahrtschein für schlechtes Verhalten.

Von meinem Kind würde ich nichts fordern. Ich würde aber aufpassen und gegebenfalls eingreifen. Autisten sind ziemlich unberechenbar. Von daher würde ich das eigene Kleinkind nicht mit dem Autisten allein lassen.

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Sorry, ich hätte es gleich viel genauer erklären müssen ... Das waren wohl einfach viel zu wenige Infos.

Also, das Kind wird 3 und hat die Diagnose noch nicht sicher, er ist aber höchstwahrscheinlich autistisch. Jedenfalls kann er nicht sprechen, versteht auch nicht, was man mit ihm spricht und reagiert auch nicht (auf Namen oder Nein etc.).

Mein Sohn wird in ein paar Tagen 4 und versteht einfach nicht, warum das Kind ihm seine Sachen wegnimmt, seine Legobauwerke zerstört oder ihm versehentlich auf den Fuß tritt etc. Das führt einfach öfter zu Frust und Tränen, deshalb habe ich überlegt, wie ich es meinem Sohn erklären könnte. Er möchte jetzt auch keines seiner Spielsachen mehr abgeben. Andererseits versteht er schon von sich aus, dass das Kind anders ist und passt auch eher mal auf (ruft "nein nein nein!" wenn er etwas in den Mund nehmen oder Richtung Straße laufen will). Sagt aber auch, dass der Junge ein Baby ist etc.

Ich hab auf dem Gebiet einfach keine Erfahrungen.

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Deinem Sohn musst du nichts erklären. Er hat intuitiv schon alles richtig erfasst.
Ich glaube, es ist eher ein Problem der Erwachsenen. Dein Sohn hat dir sogar gesagt, wie man mit diesem Kind am besten umgehen muss um Erfolge zu erzielen. Bestätige ihn einfach in seiner Annahme.

Also ja, Menschen sind individuell und entwickeln sich unterschiedlich. Manche schneller, manche langsamer und daher scheint es so, als sei dieses Kind noch ein Baby. Um diesem Kind aber etwas beizubringen, muss man mit ihm auch wie mit einem Baby agieren und nicht wie mit einem 3-jährigen. Sprache allein reicht also nicht. Hilfreich sind Gebärden für ganz besondere Signalwörter.

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Rücksicht - in Maßen ja. Das erwarte ich auch von meinen eigenen Kindern, selbst den Kleinen, im Umgang (nicht nur) mit behinderten Kindern. Ich erkläre meinen Kindern aber auch, dass jeder Mensch seine Stärken und Schwächen hat und dass jeder so sein darf, wie er ist.

In eurem Fall würde ich meinem Kind sagen, dass ich verstehe, dass er frustriert ist und es schwierig findet, mit diesem Kind zu spielen, dass dieses Kind das aber nicht aus böser Absicht macht. Es versteht es eben noch nicht.

Wenn kleinere Kinder zu Besuch kommen, bei denen ich schon weiß, das sie viel kaputt machen, erlaube ich meinen Kindern übrigens immer, "heilige" Dinge (Legobauwerke oder besonders wichtige Spielsachen) vorher weg zu räumen (auf den Schrank oder in unser Schlafzimmer). Sie müssen nicht alles teilen, nur "das Meiste" ;-)

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So habe ich es mit meinem Sohn auch gemacht, als er noch klein war. :-) Sind aber gerade nicht zu Hause sondern bei der Familie im Ausland, da ist die Situation noch etwas anders.

Ich hab mich jetzt auch gar nicht mehr eingemischt. Hat ganz gut geklappt ..