Ergotherapie bei Schüchternheit?

Hallo zusammen,

meine Tochter wird bald 5 Jahre und ist nun Vorschulkind im Kindergarten.

Daheim ist sie ein fröhliches, aufgewecktes Kind.

Aber:
Fremden gegenüber sprich sie gar nicht - was jetzt nicht so das Problem ist. Bei Familie und Freunden, die sie unregelmäßig sieht, will sie auch nicht angesprochen werden. Versteckt sich hinter mir und geht nicht weg. Besonders bei Familientreffen ist das echt anstrengend. Den ganzen Tag freut sie sich wie dolle, die Cousinen zu sehen. Wenn es so weit ist - Pustekuchen, geht gar nix. Natürlich wird sie von allen angesprochen - die Tangten und Onkels wollen ja nett sein zu ihr. Aber wenn sich meine Tochter so verkriecht, haben sie eher wenig Verständnis.

Manchmal passiert es auch, wenn wir an einer Gruppe Leute vorbei gehen, meint sie, dass diese gerade über sie lachen oder über sie sprechen. Da bricht mir fast das Herz, weil sie dann wirklich traurig ist und ich sehe, dass sie echt Probleme mit ihrem Selbstbewußtsein hat.:-(

Bei einer früheren Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt, meinte er, sie hätte selektiven Mutismus, der sich aber quasi "verwachsen" würde. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr sicher.

Ich sehe ihre gleichaltrige Cousine, die keinerlei Kontaktschwierigkeiten hat. Und manchmal - ich gebe es ehrlich zu - fällt es mir schwer, nicht ungeduldig zu reagieren.

Kennt das jemand? Wie kann ich ihr helfen? Ist Ergotherapie eine Lösung?

Viele Grüße
hundkatze.maus

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Hi,

also das "Problem"kommt mir bekannt vor. Meine Große ist 4 und ist auch schüchtern, was mir aber auffällt ist, dass es phasenweise, besonders wenn ich das Gefühl habe sie wächst (isst mehr, hat Wachstumsschmerzen, ist einfach unzufriedener) schlimmer ist. Daheim ist sie unglaublich aufgeweckt, sagt ihre Meinung und vertritt diese auch stur und wenn ein anderes Kind kommt, gibt sie sofort nach und lässt sich alles gefallen, z.B. auf dem Spielplatz.... Sie lässt sich sogar von ihrer kleinen Cousine hauen... vor nicht allzu langer Zeit hat sie sich mit 8jährigen auf dem Spielplatz um die Schaukel gestritten?! Grad letztens waren wir bei Oma da war ihre große Cousine und wollte sie gleich hochnehmen(hat sie ein halbes Jahr nicht mehr gesehen) und meine Große rannte gleich weg und wurde unglaublich verlegen.... ich war als Kind ähnlich... muss aber auch sagen dass ich mir manchmal wünsche sie wäre ETWAS offener, zumal sie ja daheim ganz schön Kontra gibt...

Was ich eig. sagen will. Ist sie immer so extrem schüchtern oder ist es eher phasenweise? Wie gibt sie sich zu Hause?

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Hallo,

daheim ist sie aufgeweckt, erzählt am laufenden Band, sagt ihre Meinung, will gehört werden.

Gleichbleibend ist (im Sinne von Phasen-unabhängig), dass sie ausserhalb der Familie (also bei uns daheim) Probleme hat, wenn sie angesprochen wird. Sie dreht sich immer weg, versteckt sich hinter mir und antwortet gar nicht.

Gestern hat sie beispielsweise einen Apfel geschenkt bekommen, den sie nicht angenommen hat. Das ist typisch für sie.

Wenn ich sie frage, warum sie nichts sagen möchte, sagt sie: "Mama ich bin schüchtern. Ich spreche nicht mit den Leuten, weil ich Angst habe."
Wobei sie die Angst bisher nicht genauer beschrieben hat.

Gruß

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Hallo!

Mich würde auch interessieren ob irgendjemand einen Tipp in dem Sinne hätte.
Bei uns ist es gerade sehr schlimm.

Zuhause ist mein Sohn (5) unglaublich frech und aufmüpfig, hört überhaupt nicht mehr, macht was er will aber draussen wenn jemand ihn anspricht dann kommt keine Antwort.

Das ist sogar so schlimm dass er im Fußballtraining heulend wegrennt wenn die Kinder mit ihm spielen wollen. Er wünscht sich nichts mehr als Fussball zu spielen, ist zuhause permanent am kicken und hat angeblich schon ziemlich Talent. Aber er kann im Training einfach nicht über seinen Schatten springen.

Mich bringt das dann auf die Palme da ich immer sage, hätte er draussen mal so ne große Klappe wie zuhause. Und im Auto auf dem Rückweg haut er dann immer irgendwelche blöden Sprüche raus wie z.B. "das eine Kind hatte ein Bayern-Trikot an, ich spiele nicht mit Bayern-Fans".

Manchmal muss ich mich echt unglaublich zusammen reissen...

Lg

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Ergotherapie ist primäre für körperliche Defizite bzw auch Defizite Wahrnehmung zu Kognition. Das bringt da wenig.

Ich denke, dass sie psychisch getestet werden sollte ob es nur Schüchternheit oder Störung wie Schizophrenie-Formen z. B. geht, wenn sie denkt andere Reden über sie.

Geeignete Therapieformen sind hier Musik- oder Gestaltungstherapien z.B. Dort bekommen sie Medien mit denen sie Schüchternheit überwinden und erste positive Erfahrungen sammeln aus sich rauszugehen. Da kommt man aber in der Regel nur über psychologische Beratung oder psychiatrische Beratung dran.

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Hallo,

ich war als Kind ziemlich schüchtern. Nicht ganz so sehr, wie Deine Tochter, aber es reichte. Ich fühle mich heute noch unwohl, wenn ich irgendwo im Mittelpunkt stehe, oder die Möglichkeit besteht, dass ich Ärger bekomme, weil ich etwas falsch gemacht habe.

Ich habe den Verdacht, dass das zum Teil die Schuld meiner Mutter ist, die mir immer alles abgenommen hat, wenn sie merkte, dass ich mich nicht traute und die andererseits selbst schüchtern war, indem sie sich z.B. nicht beschwerte, wenn sich jemand beim Bäcker oder so vor sie drängelte.

Jedenfalls hatte ich beschlossen, wenn ich mal Kinder habe, läuft es so, dass sie sich entweder selbst um die Dinge kümmern müssen, damit sie es lernen, oder es gibt eben kein Eis, keine Auskunft, kein was auch immer.

Daher haben wir unsere, sobald sie sich äußern konnten, angehalten, selbst zu bestellen, die Mitarbeiter irgendwo selbst zu fragen, wenn sie etwas wissen wollten, Dinge mit Erwachsenen selbst zu klären usw.
Unsere Tochter ist jetzt 8 und hat ein wirklich gesundes Selbstbewußtsein. Es ist nicht so, dass sie nie an sich zweifeln würde, aber das merkt keiner, der sie nicht wirklich gut kennt. Sie bestellt sich im Restaurant schon lange selbst, was sie möchte inklusive Sonderwünschen, sie erkundigt sich in Geschäften bei den Mitarbeitern nach Dingen, sie diskutiert mit ihrer Lehrerin, wenn sie deren Anweisungen nicht für sinnvoll hält, sie ist gerade Klassensprecherin geworden und sie hat vor zwei 1. und zwei 2. Klassen etwas auf der Gitarre vorgespielt, auf der sie da gerade mal seit 2 Monaten gelernt hatte. Das alles hätte ich mich in dem Alter nie getraut.
Der Kleine (5) ist nicht ganz so selbstbewußt und versteckt sich z.T. hinter der Großen. Aber wenn die nicht greifbar ist, kann er das alles auch alleine. Da ist dann manchmal schon das Problem, dass er zu frech ist.

Ich denke zwar, dass Schüchternheit grundsätzlich schon in Charakter angelegt ist, aber man kann lernen, sie zu überwinden bzw. man kann sie fördern, indem man die Kinder möglichst vor Situationen bewahrt, die sie unangenehm finden. Dadurch bauen sich dann noch mehr Hemmungen auf (Jedenfalls ist das mein Eindruck. Ich bin kein Psychologe.).

LG

Heike

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Hallo!

Wenn dein Kind wirklich selektiv mutistisch ist, wird es sich nicht einfach verwachsen. Das ist keine starke Schüchternheit, sondern eine Angststörung.

Mein großer Sohn war erst selektiv, dann total und der Kleine eine Weile selektiv mutistisch. Der Große hat die ersten vier Schuljahre stumm verbracht und das ging nur, weil seine Lehrer zum Glück großes Verständnis hatten. Es ist eher die Regel, dass mutistische Kinder benachteiligt werden und große Schwierigkeiten mit ihrem Umfeld bekommen, weil die meisten häufig die Geduld verlieren. Das Kind kann aber nicht anders.
Beim Kleinen half eine Musiktherapie im SPZ ganz gut, der Große hatte eine Logopädin, die sich viel mit Mutismus beschäftigt, die jahrelang mit ihm gearbeitet hat bis endlich der Knoten geplatzt ist.

Wenn du mehr wissen möchtest, erzähle ich dir das gern über PN.

LG