Flüchtlinge im Kindergarten

Hallo zusammen,

ich bin ein wenig in Sorge, da im selben Haus der Kiga meines Kindes über 80 Flüchtlinge für längere Zeit untergebracht wurden.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich habe nichts gegen Flüchtlinge, ich habe schon öfter etwas an Asylantenheime gespendet und würde ganz bestimmt selbst fliehen, aus Angst um mein Kind.
Leider weiß man aber nie wer diese Leute sind, egal woher sie kommen.

Eine Bekannte hat ihr Kind aus diesem Grund letzte Woche aus der Kiga genommen und mich damit ein wenig in Sorge gebracht.
Meiner Meinung nach dürfte sie dann nirgends mehr mit ihrem Kind hin und ich finde das auch sehr übertrieben.

Trotzdem geht mir die Sache momentan nicht mehr aus dem Kopf und vielleicht kann mich ja jemand beruhigen?

Liebe Grüße

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Guten Morgen!

Aus welchem Grund hat deine Bekannte ihr Kind aus dem Kiga genommen? Aus Angst vor Fremden? Aus Angst, dass der Kiga-Alltag gestört werden wird? Aus Angst vor Kontakt mit Flüchtlingen?

Doch, ich finde, dass man Ängste äußern darf, nur scheint mir hier das Ganze eher irrational zu sein. Auch bei dir habe ich noch nicht verstanden, wovor du dich fürchtest.

Wenn man Ängste mal wirklich durchdenkt und ausformuliert, dann merkt man -gerade in Bezug auf Flüchtlinge- dass man nichts wirklich weiß. Man weiß gar nicht, wer da kommen wird. Du weißt offenbar überhaupt nicht, wie die Unterbringung in dem Gebäude geplant und organisiert ist. Du hattest noch keinen Kontakt zu irgendwem aus Syrien oder aus sonst irgendeinem Krisengebiet. Du hat einfach Angst vor was Neuem.

Man darf seinen Blickwinkel auch mal ändern. Würden nicht alle Kinder davon profitieren, wenn hoffentlich auch Flüchtlingskinder den Kiga besuchen werden? Die neuen Kinder bekommen eine echte Chance, die Sprache und die Mentalität kennen zu lernen. Sie bekommen eine echte Chance, hier ankommen zu dürfen. Die Kinder, die schon da sind, lernen ebenfalls einen neue Kultur kennen und verlieren bzw. entwickeln gar nicht erst diese irrationale Angst, die hier so viele Erwachsene quält.

Wenn ich dem Ganzen völlig hilflos entgegen stehe, dann muss ich mir nur ganz kurz vorstellen, wie es mir selber gehen würde, wenn ich meine Heimat in Not und Angst hätte verlassen müssen. Ich muss (und ich kann es sowieso nur kurz aushalten) mir "nur" vorstellen, was für ein Gefühl es sein muss, sich und seine Kinder einer solchen Gefahr auszusetzen. Ich muss mir nur ganz kurz vorstellen, wie ich im kalten deutschen November ohne die nötigsten Dinge auf der Straße überleben muss, weil ich keine Ahnung habe, wo ich hinsoll, weil es niemanden gibt, der mich und meine Kinder (!) haben will.
Dagegen ist das Problem deiner Bekannten ganz schön nichtig und klein, oder? Deines auch.

In unserem Stadtteil erwarten wir Anfang des Jahres 500 Flüchtlinge, die hier langfristig in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht werden sollen. Im Moment laufen viele Organisationsveranstaltungen, man möchte gut vorbereitet sein. Die Stimmung ist hier eher, dass man sich freut. Auch meine Kinder hoffen, dass neue Kinder dabei sein werden. Sie möchten das Neue kennen lernen.

Ganz sicher wird es auch Reibereien geben oder Unverständnis, weil da doch sehr verschiedene Kulturen aufeinander treffen werden. Ich möchte davor aber keine Angst haben, sondern denke, dass Akzeptanz, Reden und Begegnen helfen wird. (Ich verstehe schließlich auch nicht alle meine eingeborenen deutschen Mitbürger und komme trotzdem irgendwie damit klar, dass hier viele Idioten leben.)

Ich wünsche mir einfach, dass wir alle offener sein können. Da kommen MENSCHEN. Nicht mehr, nicht weniger.

LG

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Hallo

Ich kann verstehen das Ängste entstehen, wenn Veränderungen auftreten. Mir geht es nicht anders. Und ich kriege die Krise, wenn man das nicht so äußern darf. Es ist ei heikles und sensibles Thema.

In eurem Fall gehe ich davon aus, dass diese Ängste unbegründet sind. Garantiert wird es eine strickte Trennung geben. Ich hätte an deiner Stelle wenig Bedenken mein Kind weiterhin normal zu schicken.

LG

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Hallo,

nachdem du zu den örtlichen Gegebenheiten weiter nichts schreibst, ist die Situation schwer zu beurteilen. Ich würde mal die Leitung im KiGa ansprechen und fragen, wie die Kinder auf die Situation vorbereitet werden und inwieweit es da Kontakte geben könnte. Meine Große (5) bekommt hin und wieder in den Nachrichten was mit, ist aber hier nicht mit Flüchtlingen konfrontiert. Das reicht aber schon, denn sie stellt immer wieder Fragen dazu.

Vor dem Hintergrund, dass es unter den Flüchtlingen schon auch immer wieder Spannungen gibt und man ja generell das Umfeld seiner Kinder kennen will, halte ich Nachfragen schon für legitim.

Vg vifrana

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Ja Mensch, unter deutschen oder schon länger hier ansässigen Nachbarn gibt es aber doch ebenfalls "schon auch immer wieder Spannungen"....

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Ja, natürlich. Wir haben aber alle keine Wochen lange Flucht und möglicherweise teilweise Todesangst hinter uns. Ich kann mir schon vorstellen, dass unter den Flüchtlingen die Nerven teilweise ganz schön blank liegen.

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Sie werden sicher nicht durch eure Kita spazieren...
Du gibst dein Kind da ab, grüßt freundlich wenn du da jemanden siehst und holst dein Kind dann wieder.
In der Zwischenzeit ist dein Kind in der KiTa, sicher auch mit Flüchtlingskindern, aber das wäre woanders auch so.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da mehr Berührungspunkte gibt.
:-)

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Hallo!
Deine Angst kann ich gut verstehen.
Es sind fremde Leute. Man versteht nicht, was sie sagen, wenn sie streiten. Man versteht ihre Art zu leben schlecht.

Was kommen denn für Flüchtlinge?
Sind es Familien? Oder sind es alleinstehende Männer?

Ich würde die kiga- Leitung darum bitten, für jede gruppe separat einen elternabend durchzuführen (separat deshalb, weil man auch bei so manch Deutschem nicht weiß, wie er im Konflikt reagiert - dann hat man zumindest keinen tumult mit 100 erwachsenen, sondern nur mit 20.)
Und dann stellt doch eure Fragen und sprecht über eure Sorgen.

Ich hätte auch gewaltiges Bauchgrummeln. Wegen der Fremde. Was bringt denn das alles mit sich?

Von welchen ängsten spricht deine bekannte? Was brachte dich ins grübeln.

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Ein großer Teil der Flüchtlinge, gerade aus Syrien, sprechen Englisch. Die Kinder lernen in einem atemberaubenden Tempo deutsch. Wer das einmal erlebt hat, kann vor diesen Menschen nur den Hut ziehen.

Natürlich ist die Kultur fremd und das lässt einen grübeln. Aber überlegt mal: Unsere Kultur ist denen auch fremd und die grübeln bestimmt auch.
Lasst euch darauf ein. Euren Kindern wird es nicht schaden, wenn sie etwas neues kennen lernen.

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Ähm, sorry, aber jeder Deutsche, der in unsere Straße zieht, ist ebenfalls fremd und es geht mich (und Euch) so gar nichts an, worüber die sich evtl. streiten.

Gruß,

W

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Hi,

Sprich die Erzieherin an, in wie weit der Alltag der Kinder sich nun ändert. Die Mitarbeiter werden sich im Vorfeld die selben Gedanken gemacht haben wie auch die Eltern.
Am besten ist es sich seiner Angst zu stellen, besuche die Flüchtlinge doch mal. Alle die ich bisher kennen lernte sind sehr freundlich und aufgeschlossen.

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Meine Kinder haben seit langem Flüchtlinge in der Turnhalle, bzw eben auch direkt im Schulgebäude. Asylanten und Kinder werden ganz genau getrennt und darauf wird auch sehr geachtet. Es gibt Sicherheitskräfte, die generell aufpassen. Die Flüchtlinge dürfen die Außenanlagen der Schule nur nach Unterichtsschluss betreten. Inzwischen eigentlich keine Berührungspunkte mehr, außer einige konstruierten, streng überwachten Events.

Ich wüsste nicht welche Gefahr so noch von den Flüchtlingen ausgehen sollte, gerade Kindergartenkinder bewegen sich ja nicht frei und sind eigentlich immer unter Aufsicht. Was soll da schon passieren?

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Ich versteh die Sorge gerade nicht #kratz
Du weißt doch von niemandem, woher derjenige kommt und wie er drauf ist.
Warum macht dir das bei Flüchtlingen sorgen und bei Frau Xy nicht?

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Ah, sorry, jetzt verstehe ich! Hab gedacht, das Kinder zu euch in den Kiga kommen #klatsch

Ok, die Sorge kann ich schon etwas verstehen, aber das sind auch nur Menschen, wie du und ich :-)
Direkt neben der Kita meines Sohnes wurden in der großen Turnhalle auch Flüchtlinge untergebracht, weswegen dort kein turnen mehr stattfindet.
Kümmert mich jetzt nicht, aber andere fanden das nicht witzig (obwohl jetzt ne andere gute Lösung da ist).
Ich nach mir keine Gedanken.
Im Gegenteil: ich würde mir wünschen, dass die Kinder dafür sensibilisiert werden und verstehen, warum die da sind.

Ich versuche es ihm schon etwas näherzubringen...

Wir legen den Grundstein für die Empathie der Kinder. Nehmen wir sie raus heißt das für diese: ich muss Angst haben.
Aber das stimmt ja nicht :-)

Deswegen müssen wir uns überlegen, was wir unseren Kindern mitgeben möchten.

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Wir hätten das Haus 1,5 Jahre nicht verlassen dürfen, wenn wir wie deine Bekannte denken würden. Wir haben nämlich direkt neben einem Flüchtlingsheim gewohnt, schlimmer noch unsere Kinder haben mit Flüchtlingskinder gespielt, sind mit ihnen zusammen in den Kindergarten und in die Schule gegangen. Einigen Mütter waren einem kleinen Plausch nicht abgeneigt.

Jetzt sind wir weggezogen und ich finde wir haben alle von diesen Kontakten profitiert.

Theresa