"Erziehungsfragen" - an Eltern, die bedürfnisorientiert erziehen

Hallo,

vorab: Eltern, die wenig mit Bedürfnisorientierung anfangen können, mögen sich bitte in diesem Thread zurückhalten. Erziehungsmaßnahmen wie Auszeiten oder Bestrafungen kommen für mich nicht in Frage.

Der Sohn ist nun 4 Jahre und 4 Monate alt und momentan geraten wir häufiger als bisher aneinander. Wir haben bislang sehr bedürfnisorientiert erzogen, d.h. lange einschlafbegleitet (auf Wunsch auch heute noch), ihn von Anfang an sehr autonom entscheiden lassen, was er isst/wie viel er isst, was er anzieht etc.. Es gibt in unserem Haus wenig Verbote und Regeln, dafür etliche Rituale (Aufwach- und Einschlafgeschichte, Hörspielzeit nach der Kita etc.).
Insgesamt ist unser Sohn sehr ausgeglichen (sagt auch die Kita), friedfertig, sozial kompetent, aufgeschlossen und neugierig: Er schläft z.B. gerne mal auch auswärtig und hat da keine Ängste, lässt sich gern auf Neues ein etc..

Insgesamt sind wir also zufrieden mit unserem bisherigen "Erziehungsergebnis".

Ich würde ihn als eher ruhiges, sensibles, kuschelbedürftiges Kind beschreiben, der dennoch sehr selbstbewusst ist und seine Interessen auch versucht durchzusetzen (teils mit erstaunlicher Energie und interessanten Argumentationsketten #schwitz).

Dennoch gibt es folgende Situationen, in denen wir momentan aneinandergeraten und mich interessiert, ob euch einfällt, wie man sie "bedürfnisorientiert" lösen kann, also ohne Holzhammer, Anschreien, Bestrafungen etc.:
1."Essen": Wir möchten gerne, dass unser Sohn für die Dauer der gemeinsamen Essenszeiten bei uns am Tisch sitzt, weil das Abendessen für uns wertvolle Familienzeit ist. Der Sohn sieht das leider völlig anders und fängt in der Regel nach 5 Minuten an, rumzuhampeln, aufzustehen etc.
Wir versuchen wirklich, dass Essen schön zu gestalten, so dass es eine Zeit wird, in der jeder erzählen kann, wie der Tag war und geben uns auch beim Kochen viel Mühe.

2."Laufen": Unser Sohn ist SEHR lauffaul, d.h. auf jedem Spaziergang will er nach max.10 Minuten auf den Arm, die Schulter etc.. Er kann auch lange Strecken laufen, das wissen wir aus KITA und wenn er bei Oma ist, tut es aber bei uns nicht, weil er weiß, dass wir ihn auf den Arm nehmen, wenn er es (lange genug) einfordert.
So langsam kommen wir aber bei ihm gewichtstechnisch an die Grenzen und wir wollen z.B. im Sommer einen Urlaub machen, in dem auch gewandert werden soll und da kann er definitiv nicht ständig auf die Schulter.
Heute morgen z.B. wollte er die Treppe runtergetragen werden, ich wollte aber nicht, weil ich möchte, dass er anfängt, mehr selbst zu laufen. Darauf wirklich großes Drama: Kind weinte 30 Minuten, klammerte sich beim Abgeben in der Kita an mich (tut er wirklich sonst NIE) und war total verstört.

Da fragte ich mich, ob es das wert war. Wenn er das Betüddeln morgens wirklich braucht, soll er es haben. Aber braucht er das wirklich oder ist es Bequemlichkeit? Und ich frag ich mich, wie wir ihn je dazu bewegen sollen, selbst mehr zu laufen, zumal bei der U8 angemerkt wurde, dass er motorisch etwas "schlapp" wirkt.

3. "Reinquatschen" in Erwachsenengespräche: Vorab: ich habe den Eindruck, dass es hier langsam besser wird, allerdings gibt es immer noch Situationen, in denen mein Sohn in Telefonate, Gespräche ununterbrochen reinquatscht. Und ich bin dann so hin- und hergerissen: Einerseits verstehe ich, wenn er nach einem langen Kita-Tag Exklusiv-Zeit mit Mama/Papa braucht, andererseits lassen sich nicht immer Situationen vermeiden, bei denen auch nach der Kita noch etwas mit anderen Erwachsenen zu regeln ist.

Und ich habe das Bedürfnis, auch in Anwesenheit meines Kindes drei Sätze gerade aus mit anderen Personen reden zu können, mag ihn aber nicht vor anderen zurechtweisen, zumal ich recht deutlich werden müsste, bevor er ein "Einsehen" hätte.

Ich merke gerade selber: Alle Situationen haben gemein, dass unsere bzw. seine Bedürfnisse kollidieren und da ich generell dazu veranlagt bin, anderen Bedürfnissen den Vorrang zu geben, damit aber auch schon ganz schön an die Wand gefahren bin, frag ich mich: Wie soll hier eine vernünftige, respektvolle Lösung aussehen?

Außerdem tue ich mich schwer, echte Bedürfnisse meines Sohnes von anerzogenen Wünschen zu unterscheiden, die er aus Bequemlichkeit beibehält (Natürlich ist es super bequem, sich durch die Gegend tragen zu lassen, andererseits: Vielleicht hat er ja manchmal wirklich ein Nähebedürfnis?).

Ihr seht, ich mach mir gerade tierisch Gedanken. Ich will mir hier kein verwöhntes Terrorblag heranziehen, möchte aber auch nicht anfangen, den Willen des Sohns zu brechen.

Die Situation heute morgen (nachdem ich ihn nicht die Treppe runtergetragen habe und er so lange und ausgiebig geweint hat und ich den Eindruck hatte, dass ist keine "Show") ist mir echt an die Substanz gegangen.

Helft bitte mal, mich zu sortieren: Spinn ich? Bin ich auf einem erzieherischen Holzweg? Sind das alles Peanuts und ich mache gerade viel Lärm um nix?? Wie würdet ihr die Situationen lösen?

Liebe Grüße und danke für euren Input

Die Alltagsprinzessin

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Hallo,

Vorab ich erziehe nicht so wie du. Allerdings fällt mir in deinem Beitrag auf das es ja sozusagen nur mit dir bzw. deinem Mann diese Probleme gibt.

Soll heißen dein Sohn aktzeptiert umgekehrt eure Bedürftnisse nicht. Mal so ganz einfach dahergesagt.

Bezüglich des laufens: Er will nicht laufen du willst nicht tragen. Du kannst ihm erklären das du ihn nicht mehr tragen kannst weil er nun ein großer schwerer Junge ist und tust es einfach nicht mehr. Nach einigen Heulattacken wird sich das von allein regeln. Da musst du nicht laut werden oder den Holzhammer auspacken. Du brauchst dafür nur Zeit und Nerven.

Essen: Wer bei mir vom Tisch aufsteht ist fertig mit dem Essen und bekommt dann auch nichts mehr. Das ist konsequent und diese Regel hat hier auch jeder ohne großes Drama angenommen.

Gespräche: Ich habe mir angewöhnt die Hand zu heben wenn mich eins meiner Kinder unterbrechen wollte. Damit habe ich signalisiert Moment ich bin gleich bei dir und höre dir zu. Manchmal muss ich aber auch deutlich sein und sagen "Ich unterhalte mich gerade mit xy und ich höre dir später zu"

Ob du auf dem Holzweg bist kann dir keiner sagen. Ich erziehe nach Regeln und auch meine Kinder müssen lernen das sie in einer Gesellschaft leben wo nicht nur ihr Wille zählt und da sehe ich bei deiner Methode ein paar schwächen weil ja nur der Wille/Bedürftnisse deines Kindes Vorrang haben.

Meine drei (17 16 und 8) sind ganz gut geraten und ich stelle fest das ich manche Sachen richtig gemacht habe und manche Sachen waren falsch. Aber das konnte ich vorher ja nun nicht wissen und ich habe nach Besten Wissen und Gewissen erzogen und Entscheidungen getroffen. So wird es dir auch gehen wenn du in 10 Jahren auf deine Entscheidungen zurückblickst.

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Bezüglich des reinquatschen habe ich neulich einen tollen Bericht gelesen. Die Mutter hat es so gelöst, das wenn die Mutter bemerkt, dass das Kind etwas sagen möchte, es grade aber nicht geht, dass sie das Kind berührt (Hand auf den Arm oder die Schulter) und ihm damit zeigt " ich habe registriert, dass du etwas sagen möchtest, warte bitte, bis ich Zeit für dich habe".

Das Kind hat wohl dann auch begonnen, wenn die Mutter es nicht bemerkt hat, die Mutter zu berühren währrend die sprach.

Fand die vorstellung toll - ob sich das wirklich so umsetzen lässt und wie man das einführt.... hab ich mich nocht nicht weiter mit beschäftigt.

Zwecks lauffaul - ich denke da müsst ihr einfach konsequent sein. Wenn er nur faul ist, ist es in dem moment ja kein Bedürfnis und du sagst selber er weiß genau, dass er bei euch getragen wird und bei Oma nicht - also einfach nicht mehr tragen und nein sagen und das Geschrei aushalten. Oder erstmal Kompromisse finden. Du läufst bis xy und dann trag ich dich ein stück usw. und so die Wege verlängern.

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Ja, den Bericht hatte ich auch gelesen und direkt bei uns "eingeführt". Immer wenn mein Sohn (4) uns was erzählen möchte und wir gerade sprechen, legt er seine Hand auf meinen Arm. Das klappt echt prima und seitdem gibt es kein Theater mehr.

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Hallo, ich stehe gerade auf dem Schlauch .... ob er mich nun am Arm berührt oder nicht, warten muss er doch trotzdem bis er dran ist (ich also fertig gesprochen habe). Das Problem bei Kindern ist doch das "Warten können" .... ?

VG
B

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Liebe Alltagsprinzessin,

vorab ich kann deine Bedenken und dein Zögern verstehe, aber du spinnst meiner Meinung nach nicht.
Bedürfnisorientiert Erziehen finde ich grundsätzlich gut, nur darfst du dabei eben deine eigenen bzw. eure Elternbedürfnisse nicht hinten anstellen, denn sie haben genauso Berechtigung wie die eures Sohnes.
Er ist wie du schreibst eine gefestigte Persönlichkeit, hat Vertrauen in Sich und Euch. Super.
Du schreibst es gibt bei euch kaum Regeln, okay. Nur sollte es meiner Meinung nach ganz klare Grenzen geben und zwar eure eigenen und die darf euer Sohn nicht übertreten. Sie sind sogar sehr wichtig und geben Halt, sind ein Aspekt eurer Verlässlichkeit. Ihr solltet nicht beim kleinsten Widerstand umkippen, das ist wichtig für ihn und euch.
Solche Grenzen könnt ihr auch ruhig und gelassen kommunizieren und trotzdem bestimmt bleiben. Ich würde auch nicht zu ausladend argumentieren, ein einfaches: "Du bist mir zu schwer! Lauf bitte selbst." Bzw. "Die gemeinsame Mahlzeit ist uns wichtig." bzw. "Stopp ich unterhalte mich gerade/telefoniere gerade." reicht völlig aus. Mach dir aber keine Illusionen das Geschrei gibt es trotzdem zumindest eine Weile. Ihr könnt euch ja auch außerhalb der Problemsituationen nochmal mit eurem Sohn unterhalten und ihm in entspannter Atmosphäre verdeutlichen, dass ihr eben auch eure Grenzen und Bedürfnisse habt und möchtet, dass er diese ebenso akzeptiert wie ihr seine.

Ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen.
LG Kyra-tia

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Hallo,

ich glaube doch, daß jeder irgendwie auch bedürnisorientiert erzieht, aber es sollte immer einen gesunde Mischung aus Bedürfnis und Erziehung sein. Ein Kind braucht klare Regeln und Ansagen, das scheint Deinem Kind zu fehlen, das meine ich wirklich nicht böse. Du musst Regeln, die Du aufstellst, auch konsequent durchziehen das kann man bestimmend, spielerisch oder wie auch immer gestalten, aber das Kind muss wissen, an die Regel halten wir uns alle.
Beim Reinreden....ich habe immer und immer wiederholt, daß ich jetzt rede...irgendwann ging es dann.
Zum Thema tragen...das habt Ihr Euch selbst zu zu schreiben, das Kind kennt es nicht anders, weil es immer seinen Willen, oder wie Du es ausdrückst, sein Bedürfnis, bekommt.
Hier die Treppensituation verläuft ja ähnlich und am Ende hat er gewonnen.

Am Ende sind es sicher nur Kleinigkeiten, die Ihr langsam angehen müsst, wie alle anderen Eltern auch;-) Das geht aber nur, wenn man auch mal gegen den Kindeswillen arbeitet, das lässt sich nunmal nicht immer vermeiden.

LG

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Hi,

nein, das ist okay, wenn du schreibst, mein Kind braucht klare Regeln und Ansagen.
Ich merke ja selbst momentan, dass hier irgendwas nicht rund läuft.

Es gibt diese Ansagen und Regeln ja auch, halt bisher nur in wenigen Situationen, wo sie aber wiederum wunderbar akzeptiert werden: Abmelden, wenn man zum Nachbarn rüberhuscht, auf Parkplätzen immer an die Hand, bei Fahrradtouren immer in Sichtweite bleiben und an Ecken warten etc.. Solche Dinge klappen von Anfang gut, wurden auch nie in Frage gestellt. Vielleicht weil es mir hier nicht schwer fiel, die Ernsthaftigkeit meines Anliegens zu vermitteln.

Und beim Thema "Laufen": Nö, ich glaube durchaus, dass es oft darum geht, dass der Sohn seinen Willen kriegen will. Nur heute morgen hatte ich den Eindruck, dass es morgens um mehr geht: Um noch mal Kuscheln, bevor es in die Kita geht, um "Sich geborgen fühlen". Weiß der Geier....Auf normalen Spaziergängen geht es um Bequemlichkeit. Und das zu unterscheiden, fällt mir in akuten Situationen manchmal schwer. Und da fällt es mir dann schwer, eine klare Regel aufzustellen: "Du läufst die Treppe immer selbst, außer morgens (weil ich glaube, dass es dir dabei nicht nur um Bequemlichkeit geht)" ist schon wieder ne Regel mit Ausnahme und da weiß ich halt nicht, ob das klappt. Aaaaaargh..... ich bin wohl zu verkopft.

Ansonsten werde ich in Zukunft stärker darauf achten, auch meine Bedürfnisse klar zu artikulieren und "Schreierei" dann auszuhalten.

#winke Die Alltagsprinzessin

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Das wird schon ;-)

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So in der Art erziehe ich meine Kinder auch.

Meine Kinder halten stundenlang beim Laufen/Bergsteigen durch, weil ich ihnen selbstausgedachte Geschichten erzähle, wenn sie keine Lust mehr haben, oder ein Spiel mit ihnen spiele.

Vom Tisch dürfen sie aufstehen, wenn sie fertig sind, sonst ist das für keinen von uns ein Vergnügen.Manchmal sitzen sie lange mit uns und wir quatschen ganz viel, manchmal wollen sie schnell aufstehen, dann dulden wir das. Das wird schon noch besser, je älter sie werden (sind 5 und fast 4)

Meine Kinder können sich super selber an- und ausziehen, sind sehr selbstständig. Aber manchmal wollen sie wieder klein sein, besonders morgens, wenn sie müde sind, Mama und Papa gleich zur Arbeit gehen und ein "kleiner Abschied" bevorsteht. Das dulde ich dann auch, kuschel, trage und ziehe auch mal an.

Ich denke mir immer: mit 9 werden sie sich nicht mehr von mir anziehen lassen wollen. ;-)

Trag deinen Sohn doch morgens die Treppe runter. Und geh dafür am Nachmittag mit ihm zum Spielplatz und tobe da mit ihm rum. Hat er ein Laufrad? Das versüßt doch auch lange Spaziergänge.

Beim Unterbrechen sage ich lieb und ruhig zu meinem Kind, dass es gleich dran ist, weiteres Gequengel wird nicht beachtet, aber es ist dann auch wirklich "dran", wenn ich den Satz/die Information beendet habe.

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Hallo #winke

Problem 2 und 3 kenne ich sehr gut, Nummer 1 ist bisher noch nicht so präsent, aber meine Maus ist auch erst 3, vielleicht kommt das noch ;-)

Bezüglich Laufen:
Dein Sohn kann laufen, er hat keine Schmerzen o.ä. Daher sehe ich häufiges Tragen in so einem Fall als Bequemlichkeit des Kindes an. Meine hat auch so Touren. Du kennst dein Kind am besten, weißt, wann es wirklich mal erledigt ist, weil man vielleicht vom Spielplatz kommt und dort schon ewig getobt hat. Dann lasse ich mich auch mal bequatschen, die Kleine ein Stück zu tragen. Ansonsten funktionieren bei uns Spiele und Wett"rennen" sehr gut. Oder die gute alte Mauer zum drüber laufen als Ablenkung, da werden ganz neue Energien mobilisiert #rofl Wenn ihr unterwegs seid und Zeit habt, macht eine Pause. Erklärt ihm, das er sich da ausruhen kann und dann gehts weiter. Meine Freundin hat eine Weile immer einen Ball mitgenommen, den ihr Sohn mit Eifer gekickt hat und dabei vorwärts kam.
Natürlich kann es auch sein, dass er einfach kuscheln möchte, aber dazu muss er nicht getragen werden. Dazu kann man sich auch irgendwo hin setzen und dabei ausgiebig schmusen. Morgens oder abends bin ich allerdings selbst etwas nachgiebig, wenn ich merke, dass die Kleine (noch) müde ist. Dann funktionieren Kompromisse nur selten und bevor es so endet wie du geschildert hat (auch alles schon gehabt, ich fühle mit euch) gönne ich ihr diesen Rückfall ins Babyalter ;-)

Beim Dazwischenreden:

Ist hier auch so, ich glaube sie möchte da einfach Aufmerksamkeit in dem Moment, ich könnte sie ja im Gespräch vielleicht doch einfach vergessen ;-) Wenn du sagst es wird besser ist das doch schon mal ein guter Weg. Ich glaube es dauert auch einfach, bis die Zwerge verstehen, dass man nicht immer SOFORT auf sie reagieren kann. Die Idee der Vorschreiberin mit diesem Artikel und einem vorher besprochen Zeichen finde ich sehr gut und möchte ich auch mit meiner Maus langsam versuchen. Der Sohn hat der Mutter durch Berührung signalisiert "Achtung, ich will etwas von dir" und die Mutter ihm ebenfalls durch eine Geste, dass sie ihn beachtet, aber eben noch einen Moment benötigt. Und es wurde auch ein Zeichen für besonders dringende Dinge vereinbart. Ansonsten wüsste ich hier auch keine vernünftige Lösung außer eben immer wieder ruhig erklären, wieso weshalb warum er hier eben mal warten muss und nicht immer dazwischen reden kann/soll. Da wird die Zeit einfach helfen denke ich.

Beim Essen: Hier haben wir das ganze bisher anders gehandhabt, unsere kann aufstehen, wenn sie fertig ist, aber dann ist eben auch das Essen beendet für sie. Und in der Regel ist sie bisher eben meist doch lang am Tisch dabei, sie isst gerne ;-)

Habt ihr ihn mal gefragt, warum er so schnell aufstehen möchte? Warum er keine Ruhe beim Essen hat? Ist das erst seit kurzem so? Vielleicht kommt man so an eine Lösung heran. Ihm beim Zubereiten/Tisch decken mit einbeziehen wenn er das nicht eh schon macht?

LG
Jessi

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Hallo!

Treffen sich Zwei 15 Jährige sagt der Eine: " Ich konnte schon mit 10 Monaten laufen",

sagt der andere " Bist du blöd, ich habe mich bis zum 10 Lebensjahr tragen lassen!"

Sorry, der viel mir gerade ein.

Ich bin auch eher für bedürfnisorientiert, aber wie du selber erkannt hast, kommt man in einen bestimmten Alter des Kindes an den Punkt, wo es schwierig wird.

Das ist dann der Punkt, wo man aufpassen muß, dass man das Kind nicht verwöhnt, seine Machtkämpfe (nichts andres war die Sache mit der Treppe) nicht durchgehen lassen darf, sonst züchtet man sich heftige Probleme heran.

Im Inneren weißt du, dass dein Sohn nicht zufällig auf der Straße ein "Nähebedürfnis" hat, sondern schlicht nicht laufen will!!!!
Ein Kind, was geliebt wird über den ganzen Tag, sein ganzes bisheriges Leben, hat nicht plötzlich so ein Liebesschmacht, dass er auf einmal DESHALB keinen SChritt mehr gehen kann.

Ich denke aber, dass es alles ganz normal bei euch läuft. Diese Machtkämpfe gehören dazu, und es ist auch normal, dass man als Eltern mal (aus Bequemlichkeit) verliert.

WEnn dein Sohn dazwischen redet, sag ihm kurz, dass er warten muß. Er muß allerdings noch lernen Bedürfnisse zurückzustellen. Das muß geübt werden, wie Fahrradfahren. KEIN Kind kann das automatisch. Auch hier klappt es nicht auf Anhieb, es gibt erst Geschrei, das Kind wird vielleicht bockig, bleib ruhig und bestimmt, mit Konsequenz wird es irgendwann klappen!
Du bist doch auf dem guten Weg!

Niemand hat gesagt, dass Erziehung einfach ist-ich weiß das bei 4 Kindern auch#schein

Lg Sportskanone

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Danke, ich musste herzlich lachen....
Und werde deine Ratschläge beherzigen....

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viel gleich fiel (peinlich)

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Meine Tochter ist zwar erst zweieinhalb, aber im Prinzip erziehen wir ähnlich. Zum Tragen kann ich dir vielleicht was sagen.
Sie ist auch sehr lauffaul, und ich war im selben Zwiespalt wie du. Braucht sie grade Nähe oder will sie aus Gewohnheit nur nicht selbst laufen? Ich bin dann dazu übergegangen wenn sie "Arm" fordert mich auf den Boden zu setzen/knien und sie ein paar Minuten in den Arm zu nehmen. Aber eben nicht auf den Arm. Natürlich meckert sie trotzdem manchmal, aber das hat es deutlich entspannt. Klappt nur wenn man nicht im Stress ist, aber ich plane eh viel Zeit für alles ein.

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Zum Essen. Meine Kinder müssen sitzen bleiben, bis die Kinder aufgegessen haben (außer mein Sohn trödelt mal wieder ganz extrem, dann darf die Große aufstehen). Lange am Tisch sitzen ist für Kinder keine wertvolle Familienzeit, sondern stinklangweilig. Dann lieber danach noch eine Runde Uno spielen, davon hat das Kind mehr und die Familie ist auch zusammen.

Mein Sohn ist auch lauffaul, aber mit stur sein kommt man da nicht weiter. Dann habe ich ihn halt bis zur nächsten Laterne getragen, er ist bis zu Bushaltestelle gelaufen, dann habe ich ihn wieder bis zum roten Auto getragen und er ist bis zum Briefkasten gelaufen... Oder zwischen durch "Ein Hut, ein Stock..." spielen.

Bei uns darf ausreden, wer angefangen hat. Egal ob Kind oder Erwachsener! Ausnahme sind natürlich dringende Ereignisse. Aber ich finde, jeder hat genug Respekt verdient, um ausreden zu dürfen. Bei uns hat das eigentlich immer ganz gut funktioniert.

Du sagst selber, du hattest das Gefühl, es sei KEINE Show, sondern wirklich ganz ernst und wichtig für ihn. Dann zieh du doch auch keine Show ab. Mein Sohn hat JEDEN Tag im Kindergarten drauf bestanden, dass ich Schuhe und Jacke für ihn an- und ausziehe. Ich durfte mir da teilweise auch von anderen üble Sachen anhören, aber mein Sohn brauchte diese paar Minuten Mama einfach. Inzwischen ist er in der ersten Klasse und in der Schule ist all das überhaupt kein Thema.

lg

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Mein Sohn wird auch morgens von mir angezogen und in der Kita von mir umgezogen.

Wie gesagt: Er braucht viel Nähe, gerade, wenn er merkt, es muss zackzack und schnell gehen. Am Wochenende zieht er sich z.B. ganz wunderbar selbst an. Und ich gönn ihm das auch von Herzen, dass er, wo er schon den ganzen Tag in der Kita funktionieren muss, manchmal eben noch Mamas Baby sein möchte.

Nur einige Dinge sind MIR halt wirklich wichtig und mit erheblichen Rückenproblemen, die ich mittlerweile habe, ist das Ende der Trage-Fahnenstange irgendwie erreicht. Morgens die Treppe runter schaffe ich schon noch, aber ich frag mich halt, ob es nicht leichter ist, eine klare Regel ohne Ausnahmen aufzustellen, eben "Mama trägt nicht mehr".

Ich denke da die Tage noch mal ordentlich dran lang. Auf jeden Fall hilft mir der Thread hier.

Und bisher hab ich nie Machtkämpfe durchgezogen, um des Machtdemonstrierens Willen. Da fang ich auch jetzt nicht mit an. Ich find´s halt momentan einfach nur so schwierig, richtig zu reagieren...

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Hast du denn mal nachmittags in Ruhe mit ihm über das morgendliche Tragen gesprochen? Also ganz ohne "Du bist doch groß"-Vorwürfe, sondern ganz sachlich erklären, dass du leider Rückenschmerzen bekommst und wie ER sich denn vorstellen könnte, dass es morgens anders funktionieren könnte? Ich glaube, sowas ist Kindern gar nicht richtig bewusst. Als ich meinem Sohn mal erklärt habe, dass ich morgens schon mal schlechte Laune habe, weil ich einfach unausgeschlafen bin, wenn er bei uns schläft und mich ständig weckt, war er richtig erschrocken. Natürlich dürfen mich die Kinder jederzeit wecken, wenn etwas ist, aber ich fand einfach, dass er mir mit 5 Jahren nicht bescheid sagen muss, wenn er einen Schluck Wasser trinken möchte, sondern sich einfach seinen Becher nehmen soll.

Meine Kinder kamen mit Ausnahmen aber eigentlich immer ganz gut zurecht. "Oh, bist du heute so müde? Gut, dann trag ich dich, aber morgen läufst du wieder!". Viel schwieriger finde ich da ewige Diskussionen und dann wird irgendwann gar nicht mehr um die Sache diskutiert, sondern man hängt in einer Machtkampfspirale. Das wollte ich jetzt aber auch nicht unterstellen, das halbstündige Brüllen las sich ein bisschen so.

lg

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