Schlechte Mutter - ich komme mit meinem Sohn nicht mehr klar

Hallo,

zu mir: ich bin Mutter zweier Söhne, eins und 31/2.

Mein kleiner Sohn ist häufig krank, schläft schlecht und zerrt an meinen Nerven.
Dies lasse ich leider viel zu häufig an meinen großen Sohn aus.

Mit dreieinhalb ist er zur Zeit in der "will-ich-nicht, kann-ich-nicht, mach-ich-nicht" Phase.
Jede Handlung geht mit Diskussionen einher: Zähneputzen, umziehen morgens, abends, einfach alles. Immer läuft er weg, stellt sich an (er zieht sich weder selbst an noch aus) und im Hintergrund schreit der Kleine dann grundsätzlich, da er nicht auf dem Arm ist.
Mir liegen dann irgendwann die Nerven blank, ich mach mit dem Großen, was getan werden muss, halt ihn fest und bin in keinster Weise liebevoll oder verständnisvoll zu ihm.

Wenns ganz schlimm wird, schreie ich ihn dann auch an - ich weiß, das ist nicht gut, gilt als Gewalt gegen Kinder - glaubt mir, ich bin nicht stolz darauf und versuche es absolut in den Griff zu bekommen. Ich habe mich da auch schon sehr gebessert und es passiert immer seltener, aber auch selten ist noch zu oft.

Ich schäme mich für dieses Verhalten, komme aber aus dem Teufelskreis nicht raus.

Ich weiß auch nicht, inwieweit das Verhalten meines Großen normal ist, ob ich einfach machen soll, was er möchte (ihn anziehen, ihn füttern, Schuhe anziehen, Jacke anziehen), obwohl ich denke, er könne es selbst. Vielleicht sucht er so meine -liebevolle- Aufmerksamkeit und erhofft sich eine Mama ohne Stress?

Ich weiß nicht, wie ich mit ihm umgehen soll, wie ich eine bessere Mutter werde. Ich weiß nur, ich bin nicht so, wie ich sein möchte -ich möchte kein Kind, dass Angst vor mir haben muss, wenn es etwas macht, ob ich explodiere oder mich gerade noch zusammen reißen kann.

Ich möchte keine Mutter sein, die froh ist, sobald das Kind im Kindergarten ist, da sie dann Ruhe hat und nachmittags das Abholen so spät wie möglich macht.
Aber so eine Mutter bin ich - und das finde ich ganz ganz schrecklich.

Ich weiß nicht, warum ich hier schreibe... habt ihr vielleicht Tipps für mich?
Gibt es gute Bücher, die mir vielleicht aufzeigen, welches Verhalten für ein Kind in einem bestimmten Alter normal ist, die Tipps geben, wie man damit gut umgehen kann (sowas wie Ohje, ich wachse für Große)? Ich habe dieses zwar selbst nicht gelesen, aber da scheint ja nach Monaten aufgelistet zu sein, welche Entwicklung ein Kind macht und was dann normal ist.
Gibt es so einen Leitfaden auch danach (mir ist klar, dass es nicht bei jedem Kind alles gleich ist, aber so grobe Phasen machen wohl auch ältere Kinder ähnlich durch?)?

Hatte jemand evtl ähnliche Probleme? Wie seid ihr daraus gekommen?
Hat jemand Erfahrungen mit Erziehungsberatungsstellen wie zb. Caritas oder so?

Ich möchte unbedingt eine andere, bessere, liebevollere Mutter werden - aber wie? Ich nehme es mir ständig vor, aber sobald der Kleine dann wieder schreit, da ich ihn nicht 24/7 auf dem Arm habe und der Große wieder in keinster Weise kooperativ ist, ist der gute Vorsatz vorbei.

Sehr traurige Grüße

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Hallo,

Ich kenne so anstrengende Phasen leider nur zu gut. Gerade mein Mittlerer (inzwischen 4) hat lange "Baby" gespielt. Ich denke es hat wirklich etwas mit Aufmerksamkeit zu tun.
Sein jüngerer Bruder ist halt auch nur 20 Monate nach ihm geboren.

Was mir geholfen hat:
1. Auszeiten schaffen. Und wenn es nur 5 Minuten mit dem Buch (oder urbia) auf dem Klo sind.
Aber auch ein Bad am Abend wirkt Wunder.

2. Prioritäten setzen: ich habe mir überlegt, welcher Kampf wirklich wert ist, ausgetragen zu werden. Und auch, wie ich dem aus dem Weg gehen kann. (Zum Teil auch mit Bestechung)

3. mehr Zeit einplanen. Für alles. Immer.

4. exklusiv-Zeiten einplanen. Mit mir oder Papa

5. den Kleinen auch mal schreien lassen. Klingt hart und habe ich auch erst beim dritten Kind gelernt, weil ich mich echt nicht mehr zerreißen konnte. Ich habe aufgehört zu sagen: mach schnell, dein Bruder schreit. Stattdessen habe ich zum Kleinen gesagt: du musst jetzt warten, jetzt ist der Große dran.

Dadurch hat er vielleicht auch gemerkt, dass ich auch für ihn Zeit und Aufmerksamkeit habe.

6. mir bewusst machen, dass der Grosse so groß noch gar nicht ist und auch nicht alles können muss.

7. mein Mantra: es ist nur eine Phase, es ist nur eine Phase, es ist nur eine Phase.....

Und ja, ich bin auch nicht immer ruhig geblieben, aber ich habe. Ich einmal in der schlimmsten Zeit im Spiegel gesehen und dieses Bild rufe ich mir jetzt immer in Erinnerung wenn ich kurz davor bin auszuflippen.

Dann atme ich tief durch und fange laut an zu zählen. Dann wissen die Kinder auch Bescheid :)

Puh, das ist jetzt lang geworden. Offensichtlich ein Thema, das mich beschäftigt #schwitz

Alles Liebe dir, du schaffst das!

Mrscoco

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Hallo,

ich finde deinen Beitrag ganz toll!

LG

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Genauso ist es!!!!!!!! Toll beschrieben.

Wir sind halt alle nur Menschen und machen Fehler! !!
Wir lieben unsere Kinder und sie werden sie uns auch verzeihen.

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Hallo,

erstens: Kannst du dir Entlastung suchen?

Und zweitens: Jesper Juul "dein kompetentes Kind" Das kann ich wirklich wirklich aus tiefstem Herzen empfehlen. Und die Seiten "Das gewünschteste Wunschkind..." Google mal. Alle Phasen wunderbar beschrieben.

Mit 3,5 Jahren kann er sich wahrscheinlich selber anziehen, aber "erwarten" würde ich das nicht.

Das Anschreien ist nicht toll, klar, aber wenn er wird auch merken, wenn du dich ehrlich bemühst, an dir zu arbeiten.

LG

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P.S. Der Kleine ist 1, der wird es bestmmt verknusern, wenn du ihn nicht sofort auf den Arm nimmst, wenn er schreit. Ohrenstöpsel und dich auch mal um den Großen kümmern eine Option?

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Danke für den Tipp, das Buch werde ich mir besorgen!
Sicherlich nehme ich den Kleinen nicht immer direkt auf den Arm, er muss da auch mal durch. Aber dieses ewige Schreien dann nervt mich halt schon. Auf den Tag verteilt kommt da einige Zeit zusammen.

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-------Ich weiß auch nicht, inwieweit das Verhalten meines Großen normal ist, ob ich einfach machen soll, was er möchte (ihn anziehen, ihn füttern, Schuhe anziehen, Jacke anziehen), obwohl ich denke, er könne es selbst. ---

Warum probierst Du es nicht einfach mal aus, wie es läuft wenn Du ihm eben hilfst?
Was sind 3 Minuten helfen gegen dieses Theater und Eskalationen?

Manchmal kann man auch mal den einfacheren Weg gehen.

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Hallo,

vielleicht hatte ich es oben nicht richtig geschrieben. Ich helfe ihm bei allem. Wenn ich das nicht tun würde, wäre er seit drei Monaten im Schlafanzug unterwegs.
Aber egal was ich sage, was wir jetzt tun, er will nicht. Weder anziehen, noch Schuhe an, noch Jacke an, noch nicht mal herkommen, um was in die Richtung zu machen. Und erst recht möchte er nicht versuchen, auch nur einen Handschlag selbst zu machen.
Würde er sich wenigstens ohne Murren anziehen lassen, wäre die Welt ja in Ordnung. Aber bevor ich ihn morgens fertig habe, vergehen 15 Minuten und 7 x einfangen, da er immer weg läuft.
Wir haben eine Tagesstruktur, er weiß, wie der morgen abläuft, ich kündige es vorher an (zb. ich mache jetzt dies oder jenes, du kannst solang spielen, danach wird sich angezogen). Und trotzdem gibt's nur Theater.

Ach mensch, ich kann unsere Situation so schlecht wieder geben. Das sind so viele Kleinigkeiten, die den Alltag derzeit für mich so schwer machen.

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Hallo,

ich kann mir das gut vorstellen. Da finde ich Jesper Juul richtg gut. Auch das Buch "Lgeitwölfe sein". Aber fang mit "dein kompetentes Kind " an.

LG

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Hallo,

ich finde, dein Großer hört sich ganz normal an. Aber zweifellos ist das anstrengend. Meine Nerven lag ab der Geburt des 2. Kindes auch öfters mal blank. Leider.

Absolut empfehlenswert: Das Buch

Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn.

Zwecks Soforthilfe find ich das noch besser als dein kompetentes Kind. Auch wenn man den Blog schon kennt, absolut empfehlenswert.

Du merkst selber, es läuft was schief und das ist schon mal eine gute Grundlage da wieder rauszukommen!

Alles Gute!

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Das Verhalten Deines "Großen" ist eine Phase, er will mehr Aufmerksamkeit, er versucht vielleicht manchmal auch Dich zu manipulieren. Aber in dem Alter sind die Kinder auch ständig in Bewegung...Mit der Zeit habe ich bei meinen Kindern bemerkt, dass es oft Besser ist, Konflikte nicht auszutragen, sondern davon abzulenken. Natürlich gibt es Situationen, in denen man durch einen Konflikt "durch" muss, aber es sind weniger, als man zunächst denkt.

Und noch etwas: Du bist völlig überlastet, deshalb liegen Deine Nerven blank. Such immer wieder kurze Oasen nur für Dich und genieße sie bis zur letzen Sekunde. Gibt es Niemand, der Dir mal eines der Kinder abnehmen könnte? Oder Beide? Mach immer wieder etwas, das Dir gut tut! Ansosnten gibt es noch Erziehungsberatungsstellen. Aber ich denke, Deine Kinder sind "normal" im Verhalten, nur Du brauchst mehr Zeit für Dich. Dann schaffst Du es auch besser. Und auch ich habe meine Kinder manchmal angeschrien oder hart angefasst. Wir sind Menschen und machen Fehler. Mir war wichtig, mich danach bei den Kindern zu entschuldigen, zu sagen, dass es mir leid tut, ich einen Fehler gemacht habe. Und Kinder sind groß im Vergeben. Und sie lernen dadurch, dass es nicht schlimm ist, Fehler zu machen, dass man sich aber entschuldigen muss. Bis jetzt haben meine Kinder dadruch keinen größeren Schaden bekommen, auch die 2 ADHS'ler nicht (sind jetzt 21 und 18 Jahre alt).

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Bei uns läuft es eigentlich genauso. Ich glaube, was du beschreibst ist wirklich nicht sooo ungewöhnlich, wenn man zwei Kinder hat.

Mein Sohn ist 3 und das Baby gerade 5 Monate. Er macht eigentlich nichts auf Anhieb und auch nichts alleine, ich muss immer mehrmals bitten.

Das Problem ist dass es ja nichts hilft, wenn du schreist. Deshalb macht er vermutlich nicht schneller oder besser, sondern steigt irgendwann in die schlechte Stimmung noch mit ein und dann wird es einfach stressig für euch alle. Mein Tipp ist: Ruhe bewahren.
Versuch mal ganz anders zu reagieren als er das erwartet. Nicht ausrasten, sondern mal ganz ruhig bleiben und sagen "Ok, wenn du dich nicht anziehen willst, dann helfe ich dir gleich". Du wirst merken, dass insgesamt die Stimmung ruhiger wird und er das schon bald langweilig findet immer Widerworte zu liefern.

Wir haben eigentlich bei allem eine Diskussion: Anziehen, Zähne putzen, Essen, Hände waschen,...Ich lasse mich aber auf keine Diskussion ein und lasse mich nicht provozieren. Ich sage es einmla, er sagt nein, ich sage ihm, welche Konsequenzen das hat (ganz ruhig) (z.B. Ok, du willst deinen Schlafanzug nicht anziehen, dann gibt es heute Abend keine Gute-Nacht-Geschichte), dann konsequent sein und es auch durchziehen und beim nächsten Mal weiß er, dass du es ersnt meinst und irgendwann wird es ihm zu bunt.

Dabei immer ein schreiendes Baby ist echt anstrengend, ich verstehe dich da sehr gut. Ich zähle oft innerlich bis drei ;-)

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Hilfe holen !!!!!

Erste Stelle ist der Kindergarten, der müßte dir sagen können, wer dir vor Ort helfen kann.

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Genau das:

Vielleicht sucht er so meine -liebevolle- Aufmerksamkeit und erhofft sich eine Mama ohne Stress?

Auch wenn es 'Überwindung' kostet, versuchs einfach mal ;)
Bei uns hilft das immer....

Alles Gute

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Hi...unser lütter hatte zwischen Juli und September eine für uns bzw. Besonders für mich extreme Phase ( ich benenn es mal als trotzphase, machtkämpfe, autonomiephase...) die situationen dauerten zwischen 20 min. Und fast 2 std.
Wir haben uns Hilfe bei einer SOS-Beratungsstelle ( bei uns vom Kinderdorf aus) gesucht.

Es hat uns geholfen, anders mit Situationen umzugehen und sie zu entzerren.
Und unser Familienleben ist läuft wieder in ruhigeren Bahnen und Sohnemann ist entspannter..
Ich wünsch dir weiterhin genug Kraft...und versuche dir einen Ausgleich zu suchen..( und beantrage eine kur....ich fahr mit meinem Sohn im nächsten frühjahr)
Gruss Andrea