Hallo ihr Lieben,
ich benötige mal eure Hilfe/eure Meinung.
Meine Tochter (kürzlich 6 geworden) ist extrem ehrgeizig und setzt sich selbst sehr unter Druck. Wenn sie etwas schreiben oder rechnen möchte und es klappt nicht auf Anhieb, dann dreht sie völlig am Rad, wirft die Stifte weg und verweigert sich. Auch wenn sie ein Bild malt, das ihren Ansplrpchen nicht genügt, fängt sie schnell an mit Weinen. Sie ist allgemein ein sehr sensibles Kind das extrem zu Perfektionismus neigt und sich dabei selbst im Wege steht.
Bislang konnte ich die Wutausbrüche recht locker nehmen. Je näher es aber auf die Schule zugeht, umso mehr stelle ich mir die Frage wie das wohl wird wenn sie Hausaufgaben machen soll
Heute hatten wir dann wieder so eine Situation. Eine ihrer Erzieherinnen hat Geburtstsg und dafür soll sie ein Gedicht lernen. Den Zettel hat sie heute mit nach Hause bekommen und soll es übers Wochenende üben. Als es nicht direkt beim ersten Mal geklappt hat, ist sie wieder wie ein wütendes Rumpelstielzchen geworden, hat ihre Arme verschränkt und sich geweigert weiterzumachen. Auf Nachfrage kann sie dann sagen, dass sie große Angst hat etwas zu vergessen und sich dann zu blamieren.
Mir tut das im weh und ich würde so gerne Druck rausnehmen und ihr aus der Perfektionismusfalle raushelfen. Habt ihr Tips? Kennt ihr sowas?
Lieben Dank, Lilli
Vorschülerin, extrem ehrgeizig, Versagenängste
Soll heißen: ihren ANSPRÜCHEN nicht genügt....
Hallo,
ich denke auch, dass es mindestens die Kombination aus Frustrationstoleranz und Perfektionismus ist. Wie ist es denn in der Kita, "flippt" sie da auch so aus oder ist es eher ein Phänomen zuhause?
Falls sie dieses Verhalten in der Kita nicht zeigt, dann würde ich auf jeden Fall darüber nachdenken, dass sie ihre Hausaufgaben im Hort erledigt und Schule zuhause quasi schon abgearbeitet ist Es gibt so Kandidaten, da funktioniert es zuhause einfach nicht und das setzt auch das Familienleben unter Stress, ein Kreislauf kommt in Gang.
VG
B
Hallo,
Tatsächlich zeigt sie dieses Verhalten nur daheim so ausgeprägt. Zumindest ist sie laut Erzieherin im Kiga noch nie damit aufgefallen
Leider wohnen wir hier sehr ländlich und die Grundschule vor Ort bietet keinen Hort. Dennoch danke für die Anregung.
LG Lilli
Ich würde den Druck für DICH rausnehmen. Dass Kinder sich zu Hause so benehmen heißt noch lange nicht, dass sie das in der Schule auch tun.
Meine Große ist auch so ein Kandidat, der schreien und heulen kann, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Das ist bis heute so (sie wird demnächst 9). Dann kriegt sie ihren "Anfall", und sobald der vorbei ist, setzt sie sich wieder ran und macht weiter udn weiter. Aufgeben gibts nicht, da kann ich sagen, was ich will.
Ich fahre am besten damit, es ernst zu nehmen (ist nicht schlimm bewirkt das Gegenteil, weil es für sie in dem Moment sehr wohl schlimm ist), für sie da zu sein, Verständnis zu zeigen. Dann lässt sie sich in den Arm nehmen und macht dann weiter.
In der Schule kommt so ein Verhalten gar nicht vor. Sie möchte ja unbedingt positiv auffallen, in der Schule ist sie das reinste Engelchen, es gibt nie irgendetwas an ihr auszusetzen und Wutanfälle zeigt sie dort schon gar nicht.
Mit den Hausaufgaben halte ich das so, dass ich ihr Hilfe anbiete (z.B. beim Abfragen), aber nur unter der Voraussetzung, dass ich anständig behandelt werde. Sobald sie MICH anschreit oder sich irgendwie daneben benimmt ist Schluss und sie muss ihren Kram alleine machen. Das hat sie ziemlich schnell gelernt, dass das nciht geht.
Hallo,
es entlastet mich, dass du sagst, dass ich MEINEN Druck rausnehmen soll.
Es ist tatsächlich so, dass es immer Kiga keine Vorfälle in diese Richtung gibt.
Es hilft mir sehr weiter, dass ich sie in dem Moment ernst nehmen soll anstatt zu bagatellisieren oder ihr zu erklären, dass es nicht schlimm ist etwas nicht zu können. Für sie IST es nämlich schlimm.
Danke auch für den Tip mit den Hausaufgaben. Das hört sich für mich gut praktikabel an.
Lg Lilli
Mit extrem ehrgeizig hat das nichts zu tun, eher das Gegenteil. Ehrgeiz heißt sich Ziele zu setzen und die auch bis zum Erfolg durchzusetzen bis man das Ziel erlangt hat. Sie hat einen Willen zum lernen, aber der Frust lässt sie aufgeben.....
Ich würde auch raten, öfters mal Brettspiele oder Kartenspiele in ihren Alter zu spielen, wo das verlieren dazu gehört.
Ich würde ihr den Schreib- und Rechendruck mal rausnehmen, da sie es in der erste Klasse langsam lernen. Buchstaben werden erstmal einzeln nacheinander durch nachmalen gelernt.
Ausser ihren Namen schreiben und bis 20 zählen können (nicht rechnen) , brauchen sie nicht bis zur Einschulung.
Mit Hausaufgabenbedenken würde ich mir noch keinen Stress machen, da sie wirklich alles verständlich Schritt für Schritt lernen.Wenn sie nach Hause kommt, weiß sie genau wie und was sie machen muss.
Hallo,
Danke auch für deine Antwort!
Problem ist, dass SIE lesen oder schreiben will. Und dann frustriert ist wenn es nicht direkt klappt.
Für die Schulzeit habe ich weiter oben den Tip bekommen ihr meine Hilfe anzubieten, diese aber zu beenden wenn sie sich entsprechend benimmt. Das hört sich für mich gut an.
Lg Lilli
Hallo!
Mein Sohn war bzw ist auch so (es ist mit Schuleintritt wesentlich besser geworden).
- Wir haben viele (!!!!!) Gesellschaftsspiele gespielt (um Niederlagen verkraften zu lernen)
-wir haben am Selbstbewusstsein gearbeitet (er hatte oft Angst zu versagen),
-wir haben autogenes Training gemacht (damit er sich besser Kontrollieren kann, er fühlte sich unwohl bei einem Wutausbruch),
- haben ihm immer und immer wieder gezeigt, dass “Versagen“ nicht schlimm ist (manchmal sogar lustig)
- seine Wut/Perfektionismus/Ehrgeiz akzeptiert und ernst genommen
Das haben wir alles so ab ca. 4 Jahren gemacht (natürlich nach und nach, nicht alles auf einmal).
Noch bis kurz vor der Schuleinführung, dachte ich ..naja mal sehen...
Meine Sorge war völlig unbegründet.
Wichtig ist, zu verstehen, dass diese Charakterzüge zum Kind gehören, sie nicht ändern zu wollen, dem Kind aber gute Wege aufzuzeigen, damit “gesellschaftsfähig“ umgehen zu können.
LG
Hallo,
vielen Dank für deine vielen Tips und die Ermutigung das Kind so anzunehmen wie es ist.
Darf ich noch fragen wie ihr konkret am Selbstbewusstsein gearbeitet habt? Und wie und wo habt ihr autogenes Training gemacht?
Lg Lilli
Hallo,
darf ich fragen ob du auch ehrgeizig/ perfektionistisch bist?
LG
Ja, das bin ich
Such ihr eine Anspruchsvolle Beschäftigung, meine älteste ist so ähnlich, mach Leistungssport, am Anfang gab es auch so ein Theater wenn was nicht klappte, aber sie hat gelernt das alles grenzen hat und man hart arbeiten muss um diese zu überwinden und auch Gedult haben muss, in der Schule läuft das durch den Ausgleich gut, sie hat wenig Zeit und so verspürt sie nur den Wunsch gut zu sein aber nicht perfekt dazu fehlt ja die Zeit ;)
Wie ich das kenne .
Mein Kleiner, nun 7, ist auch so ein Typ, der sehr schnell aufgibt, wenn etwas nicht klappt bzw. es gar nicht erst versucht, um die "Niederlage" nicht erleben zu müssen.
Das war gerade zwischen 5 und 6 Jahren sehr schlimm.
Jetzt geht er in die Schule und es hält sich in Grenzen mit diversen "Anfällen". Nur einmal hat er wohl eine halbe Stunde gebockt (inkl. sich auf den Boden werfe, was ich so eigentlich gar nicht von ihm kenne), als er Schwungübungen als Hausaufgabe im Hort machen sollte und er es nicht hinbekommen hat (seiner Meinung nach).
Jedenfalls musste er sie zu Hause fertig machen. Nach einigem Protest fing er dann auch an und stellte fest, dass es ja soooo schwer gar nicht war. Er brauchte viel positive Motivation und war nach der Erledigung stolz wie Bolle..
Auf jeden Fall ist es wichtig, solche Situationen zu durchleben und auszuhalten. Gerade Gesellschaftsspiele sind da auch sehr hilfreich.
Außerdem geht er seit einiger Zeit in Handball, wo er auch jedes Mal seine Grenzen ausreizen muss, weil das Prellen beispielsweise eben noch nicht so perfekt klappt. Nachdem er anfangs jedesmal das große Heulen bekam, gibt er inzwischen schon nicht mehr so schnell auf.
Es ist also auch eine Frage der Zeit und der Reife.
Also - weiter dran bleiben und loben, wenn sie eine solche Situation gemeistert hat. Ich spreche z.B. danach oft mit meinem Sohnemann, damit er sich die Sache bewusst macht, dass es eben nicht schlimm ist, nicht perfekt zu sein und ich habe das Gefühl, es fruchtet so langsam.
Das Kind muss merken, dass sie Mühe und Aufwand doch lohnt und man eben nicht alles auf Anhieb schaffen kann. Oft hilft es auch, wenn man dem Kind selber vorlebt, dass man etwas nicht kann und dafür etwas tun muss.