Leben steht Kopf

Hallo,
ich muss meine Gefühle gerade mal loswerden. Meine Große hatte vor vier Wochen eine bakterielle Hirnhautentzündung und seitdem steht meine Gefühlswelt Kopf. Es begann ganz gewöhnlich mit Kopfschmerzen, am nächsten Morgen Fieber. Ab zum Kia, Diagnose Scharlach. Also daheim Antibiotika gegeben, es wurde auch besser. Zwei Tage später wieder starke Kopfschmerzen und das trotz Ibu, beim Kia angerufen, ist normal, soll bis zum Wochenende warten. Ich hatte irgendwie so ein komisches Gefühl und bin dann ohne Termin einfach zum Kia, auf dem Weg hat sie gebrochen. Dort angekommen würde sie sofort untersucht und mit Verdacht auf Hirnhautentzündung bei Sophie sofort mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht. Dort dann die Diagnose. Gott sei Dank keine Mennigokken, aber man könnte nicht rausbekommen was es ist. Die Ärzte können auch einen Immundefekt nicht ausschließen. Uns haben sie gesagt, dass ein Drittel der Kinder mit der Diagnose stirbt. Wir waren sehr früh da, die Symptome noch recht unspezifisch (Sie ist sehr wehleidig und das war unser Glück). Aber es hat mir irgendwie seht Angst gemacht, dass es so schnell vorbei sein kann. Und ich hoffe nur, dass wir das nie wieder haben. Kennt jemand das Gefühl? Unser Leben hat es total umgekrempelt. Mein Mann und ich haben beschlossen, dass ich weniger arbeiten werde, um mehr daheim zu sein. Irgendwie war es so ein Schock, dass wir so eine Diagnose bekommen haben.

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Oh je was für ein schock! Wne schön, dass es doch frühzeitig erkannt und behandelt wurde.

Ich kann gut verstehen, dass bei euch alles durcheinander ist. Wie geht es deinem kind?ist sie wieder daheim?

Wir hatten gott sei dank noch nichts schlimmes, aber letztens hat mein kind veim gute nacht sagen gesagt "morgen wache ich nicht mehr auf" (er meinte damit, dass er den ganzen tag schlafen möchte weil er so müde war)
Aber dieser schatz hat mich so schockiert, dass ich fast geweint hatte,

Vor ein paar tagen musste ich abends nochmal schnell zum einkaufen weg. Mein anderes kind kam nochmal angerannt und hat mich ganz feste umarmt (sie ist nicht die schmusige, solche umarmungen gibts ganz selten) und fragte mehrmals ob ich auch wirliich gleich wieder komme, und ob ich ganz gut aufpasse.
Das hat mich irgendwie nervös gemacht.

Das sind natürlich peanuts zu dem was ihr erlebt habt, und ich finde es toll, dass es machbar ist, das du weniger arbeitest.

Denke bitt auch an dich und dein mann an sich. Wenn ihr merkt, dass ihr mit dem schock mehr dran zu knabbern habt, dann redet mit jemanden professionellem. Man muss versuchen das kind jetzt nicht in watte einzupacken, was bestimmt, vor allem die erste zeit, ziemlich schwierig sein wird

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Moin,

ich kann das sehr gut nachvollziehen. Erst mal fühl Dich gedrückt, ich hoffe die Kleine ist wieder völlig wohlauf!

Unser Kleiner war ein Frühchen, 25. SSW und ist nach 2 Wochen Bangen (70% Überlebenschance, wobei ich nicht richtig hingehört hatte und mir 97 % gemerkt hatte) dem Tod so gerade noch von der Schippe gesprungen. Er hatte eine schwere Lungenblutung die er nur durch ein kleines medizinisches Wunder überlebt hat, und danach noch eine OP an einem Herzgefäß. Seitdem bin ich auch nicht mehr die Alte. Vorher war ich auf Karriere aus, hatte ne etwas höhere Position, war sicher dass ich nach einem Jahr wieder arbeiten gehen werde und auch wieder "einen höheren Posten" haben würde (war alles abgemacht in der Firma). Nach dem Ganzen war für mich klar für mich steht Familie an erster Stelle, ich blieb fast 3 Jahre zu Hause, verzichtete auf den Posten (Fahrstrecke einfach wären jeweils mindestens ne halbe Stunde gewesen) und kann mich auch in Probleme in der Firma gar nicht mehr so reinsteigern wie früher. Also ich arbeite noch gründlich und bleibe auch länger, gebe Gas wenn es wichtig ist, mach auch mal was von zu Hause wenn es brennt, alles kein Thema , aber ich habe schon irgendwo "eine andere Ebene erreicht" und wenn alle mit hochrotem Kopf rumrennen denke ich mir schon "ist das jetzt wirklich so wichtig dass man sich so drüber aufregen muss?" "Die Kirche im Dorf lassen" ist glaube ich seitdem mein Lieblingsspruch, mein Mantra :-)
Es stimmt schon, wenn man solche Sachen erlebt hat hat "das Leben" - der Angehörigen, der Familie, das eigene - doch einen anderen Stellenwert, und andere Probleme die früher Weltuntergängen geglichen haben sind Peanuts geworden.

Alles Liebe
WuschElke

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Hallo
Manchmal muss erst etwas schlimmes passieren um einen aus dem Alltagstrott zu holen. Das Leben ist so zerbrechlich, leider. Wir haben deshalb die „Tradition“ eingeführt and Tagesende kurz darüber zu reden wofür wir heute dankbar sind. Die Antworten von Kindern bei so einer Frage sind wirklich genial. Die haben den Blick für Kleinigkeiten noch ganz von alleine.
Ich hoffe deine Tochter hat sich gut erholt! Alles Gute weiterhin :-)

LG

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Das stimmt, ich finde es auch immer faszinierend was der Lütte im Stuhlkreis im Kindergarten als "Highlight des Wochenendes" erzählt, wenn es Kleinigkeiten sind erzählt es mir die Erzieherin oft.
Tolles Wochenende mit Eisessen, Abenteuer- und Wasserspielplatz, Tierparkbesuch, und was erzählt der Kleine? Dass die Oma ihm extra Sahne geschlagen hat für sein Obstkuchenstück. Ich finde das immer sehr interessant und auch ergreifend was die Kleinen WIRKLICH bewegt.

LG
WuschElke

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Ja, es geht ihr besser. Die Ärzte sagen, sie ist überm Berg und wird voraussichtlich ohne Folgeschäden gesund. Aber sie ist noch schwach und früher müde als vor der Krankheit. Ihr Immunsystem soll nun geprüft werden.

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Oh ja, kenne ich bestens. Unsere Zwillinge sind praktisch nie krank; unser Kleiner hatte mit 8 Monaten plötzlich hohes Fieber, auf dem Kindernotfall haben wir fiebersenkende Medikamente empfohlen bekommen, der Kinderarzt am Folgetag hat uns beruhigt, indem er sagte, das Dreitagefieber grassiere. Vor dem Wochenende habe ich aber nochmals - ähnlich wie du mit seltsamem Bauchgefühl - auf einen Termin gepocht. Auf dem Weg dorthin ist unser Kleiner "abgerauscht" und kam in den REA-Raum der Kinderuniklinik. Eine traumatische Erfahrung. Für 5Tage war er nicht mehr kontaktierbar und musste auch über Sonde ernährt werden, danach hat er sich erstaunlich schnell erholt. Auch bei uns konnte nie abschliessend der Erreger geklärt werden. Immundefekte oder ähnliches wurden nie abgeklärt.
Ja, solche Lebensereignisse lassen einem demütig und dankbar werden. Seither bin ich bei hohem Fieber auch nicht mehr ganz soo relaxed...

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Hallo,

Ich kann Dich sehr gut verstehen.
Mein Sohn hätte vor 2 Jahren einen schlimmen Verkehrsunfall. Er hatte eine Hirnblutung und eine Lungenquetschung. Die Polizei klingelte, er ich hatte schon gewartet und mir Sorgen gemacht.
Dann sagten sie mir ihr Sohn ist lebensgefährlich verletzt. Ich habe nur gebetet auf dem Weg und gehofft, dass er dann bitte nicht alleine sterben soll. Das war absolut das Schlimmste was ich je durchgemacht habe. Die Angst durchdringt jede Faser....Heute geht es ihm wieder gut. Ich bin dankbar für das Leben und weiss nun das es sehr fragil ist!

Du wirst es sicher auch nicht vergessen, es ist nun ein Teil von euch. Es wird aber besser, nur die Angst die man davonträgt ist manchmal schwierig...
Alles Gute für euch!!!