Eltergespräch im Kindergarten

Unser Sohn ist gerade vier geworden. Am Montag war ich bei der U8, nach längerer Wartezeit sind wir endlich dran gekommen. Vorab Tests wie Sehtest, bestimmte Fragen zu Farben und Formen, Formen und Strichmännchen malen usw. wurden im Vorfeld gemeistert. Ärztin machte ein Sprachtest und der kleine musste puzzeln. Danach kamen Fragen zur Entwicklung und Verhalten zu Hause. Bei den motorischen Tests sollte der kleine ein Fussball kicken und auf Zehenspitzen und Fersen laufen. Bis auf den Zehenspitzengang verweigerte der kleine den Rest. Einschätzung der Ärztin war: Entwicklung dem Alter entsprechend. Motorische Fähigkeiten werden in 6 Monaten erneut überprüft.

Ein Tag später war das Elterngespräch im Kindergarten.

Wie schon oben erwähnt ist mein Sohn vier. Er ist meiner Meinung nach aufgeschlossen und geht auf die Menschen zu. Spielt gerne draußen, fährt Laufrad oder sein Elektroauto. Auf dem Spielplatz rutscht er gerne auf jeder Rutsche und klettert. Zu Hause spielt er mit Autos und Feuerwehr, seit kurzem interessiert er sich für die Bücher, singt gerne. Er schaut auch Kindersendungen und spielt auf APPLE TV Kinderspiele. Alles im Normalen Rahmen. Zudem hat er eine Vorliebe für Zahlen. Er konnte schon mit 3,5 bis 20-30 zählen und kennt alle Buchstaben.Zudem hat er ein gutes Gedächtnis. Jetzt mit Vier zählt er bis 50 und in Zehner Schritten bis 100. Das macht ihm voll Spaß. Meine Frau und ich haben ihm das beim spielen beigebracht, ohne irgendwelche zwänge.

Nach der der U8 kam das Gespräch in der KiTa. Da war ich leider nicht dabei. Bin jedoch immer noch unter Strom von dem was dabei raus kam. Ergebnis war. Unser Sohn soll zur Frühförderung, weil er sich beim Morgenkreis langweilt wenn er nicht der Wortführende Kind ist (Kids werden am Anfang der Woche gezogen). Ist es der Fall macht er gut mit und beantwortet alle Fragen usw. Des Weitern wurde der Zehengang angesprochen bzw. bemängelt. Und der Hammer ganz zum Schluss: da er das mit den Zahlen und dem Alphabet gut kann wurde es als nicht entsprechend für sein Alter dargestellt und bewertet.

Jetzt habe ich zwei entgegengesetzte Meinungen. Die der Ärztin und der Bezugserzieherin. Welcher würdet Ihr mehr Gewicht schenken und überhaupt diese Frühförderung in Anspruch nehmen?

Für Eure Meinungen und Anregungen bin ich sehr Dankbar!

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Im Allgemeinen haben beide Meinungen auf ihre Art Gewicht. Kinderärzt*innen haben eine diagnostische Ausbildung und medizinische Ausstattungen, die es ihnen ermöglicht, Dinge zu erkennen, die man als Laie nicht eindeutig feststellen kann. Die Erzieherinnen sehen das Kind 5 Tage die Woche und auch diese sind ausgebildet und sehen dabei Dinge, die Kinderärzt*innen nicht mal in 15 min auffallen können.
Was wurde denn am Zehengang bemängelt?
Haben sie bemängelt, dass das Kind zu viel im Zehengang läuft? Dann würde ich noch einmal zum Kinderarzt und mich beraten lassen, denn so etwas fällt in kurzen Untersuchungen nicht unbedingt auf.
Sich im Morgenkreis langweilen ist ja jetzt auch kein Kriterium für Frühförderung. Da würde ich die Kita noch einmal ansprechen, weswegen sie meinen, dass er deswegen Frühförderung brauchen. Eventuell sind sie der Meinung, dass er Konzentrationsschwierigkeiten habe oder sowas.
Auch Buchstaben und Zahlen schon kennen sind natürlich kein Grund für Frühförderung.
Ich würde einfach noch einmal ins Gespräch gehen und sie noch einmal explizit darauf ansprechen, welche Defizite sie bei ihm sehen. Wenn sie keine Defizite nennen können, dann würde ich es lassen.

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Erste mal Danke für die schnelle Antwort und die Einschätzung.

In der Kita läuft er zu viel im Zehengang und fällt oft hin. Von Konzentrationsmängeln wurde nichts erwähnt.

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Hier kommen zwei Sachen zusammen. Einerseits ist das medizinisch, also der Fachbereich der Ärzt*innen. Andererseits sehen die dein Kind nicht so viel. Wurde bei der Untersuchung angesprochen, dass das Kind viel im Zehengang läuft und daraufhin untersucht, ob das Kind vielleicht nicht dehnbar genügend ist? Ich hab auch mal gehört, dass der Zehengang ein Symptom von sensomotorischen Schwierigkeiten sein kann. Weiß aber nicht, ob das stimmt.

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Eigentlich würde ich immer der Aussage der Erzieherin mehr Gewicht beimessen, da sie das Kind täglich mehrere Stunden erleben und nicht in dem kurzen Ausschnitt wie der Arzt.

Meine Tochter hat zB eine Weile jedes Gespräch mit dem Arzt verweigert, obwohl sie sich schon in ganzen Sätzen ausdrücken konnte. Aus seiner Sicht, konnte meine Tochter zu dem Zeitpunkt nicht sprechen...steht auch so im U-Heft.

Spricht denn etwas dagegen, dein Kind in der Frühförderstelle vorzustellen? Wenn es keinen Grund zur Förderung gibt, wird es dann wohl auch keine erhalten...und wenn doch, dann ist es doch besser früher damit anzufangen als später?

Vg Isa

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Es spricht nichts gegen die Frühförderung, warum den auch. Mir ist der Grund nicht ganz klar?!? Erzieherin sieht aus Ihrer Sicht ein Defizit im Verhalten und zack wird Frühförderung empfohlen. So kam das bei mir an.

Ein paar Tage vorher wurde im Flurgespräch erwähnt. Ihr Kind geht immer mehr aus raus und nimmt immer mehr Angebote an usw.

Man spricht ja immer wieder mit den Leuten vor Ort. Wir sind auch immer offen für Anregungen und Anmerkungen. Es kam jedoch nichts dergleichen an und dann BUFF.

Gruß
Philipp

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Dann würde ich wohl nochmal um ein zweites Gespräch bitten um Genaueres zu erfahren. Manchmal ist man ja im ersten Gespräch erstmal überrollt und die Fragen fallen einem erst später ein.

Auf jeden Fall würde ich mit den Erziehern ins Gespräch gehen. Nur weil die Ärztin das in der kurzen Zeit nicht gesehen hat, würde ich die Förderung nicht ablehnen.

VG Isa

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Und Deine Frau fragt da nicht mal nach, WARUM er eine Frühförderung braucht?

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Hallo,

so, wie Du es beschreibst, ist Dein Kind in einigen Bereichen schon sehr fit und weiter entwickelt als es seinem Alter entspricht.

Wenn ein Kind, das seinem Alter voraus ist, ständig ausgebremst wird, entwickelt es Frust und davon nicht wenig.
Das ist so, als wenn ein Erwachsener mit Abitur im Supermarkt an der Kasse arbeiten muss. Der bekommt auch irgendwann Zustände.

Es gibt nicht wenige Kinder, die sehr intelligent sind, die den Kindergärten oder den Grundschulen irgendwann die Brocken vor die Füße werfen, weil sie sich permanent unterfordert fühlen.

Aber leider spielt der Umgang mit besonders intelligenten Kindern in der Ausbildung von Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen keine Rolle. Die denken dann, die unterforderten Kinder wären lediglich bockig.
In deren Ausbildung geht es immer nur um schwache Kinder.

Ich würde den Kindergarten an Eurer Stelle mal fragen, was sie Eurem Sohn denn anbieten. Nur das, was die 4-jährigen machen oder auch anspruchsvollere Dinge?

Außerdem würde ich ihnen sagen, dass "altersentsprechend entwickelt" heißt, dass das Kind MINDESTENS dieses und jenes können sollte und dass es keine Vorgaben gibt, dass das Kind nicht weiter sein darf.

Wenn das, was Du, außer dem Zehengang, aufgezählt hast, ihre einzigen Punkte sind, warum Euer Sohn Frühförderung machen soll, muss ich sagen, dass die nicht alle Latten am Zaun haben.

Wir haben zwei sehr fitte Kinder (fast 9 und 11). Aber unser Kindergarten hat es geschafft, beide auszulasten.
Die haben die Kinder einfach da abgeholt, wo sie standen, egal, wie alt sie waren.
Unsere Tochter hat dort z.B. mit 3,5 Jahren 100-Teile-Puzzle gepuzzelt.

Bei unserem Sohn hat dann die Grundschullehrerin versagt, bei der unser Sohn sich massiv unterfordert fühlte.
Letztendlich hat er dann erfolgreich eine Klasse übersprungen, aber das war ein ziemliches Trara, weil die Grundschullehrerin meinte, er könne sich nur nicht benehmen und sei gar nicht unterfordert. #aerger
Bei der neuen, anspruchsvollen Lehrerin läuft es jetzt prima.

Zum Thema pädagogische Fähigkeiten, kann ich auch noch sagen, dass die einzige Person, die unseren Sohn im Kindergartenalter komplett richtig eingeschätzt hat, die Lehrerin der Musikalischen Früherziehung war. Die hatte sich auch mit ihm herum geärgert, weil er dort unterfordert war, hat das aber richtig erkannt und sagte, wir sollten bei ihm aufpassen, weil er sehr intelligent sei und wir sollten ihn musikalisch fördern, weil er da ebenfalls sehr fit sei.
Er spielt auch seit 1,5 Jahren begeistert Horn.

Wenn Ihr den Eindruck habt, dass der Kindergarten mit Eurem Sohn überfordert ist, kann ich Euch nur raten, zu wechseln, ehe Euer Sohn vor lauter Frust komplett dicht macht.

Wegen des Zehengangs würde ich nochmal einen Termin beim Kinderarzt machen und Eurem Sohn sagen, dass er da bitte mitmachen soll.
Ich denke, da wäre es sinnvoll, wenn man früh reagiert, wenn es wirklich ein Problem gibt.
Ob die Frühförderstelle sich auch um solche Sachen kümmert, weiß ich nicht.

LG

Heike

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Aber leider spielt der Umgang mit besonders intelligenten Kindern in der Ausbildung von Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen keine Rolle. Die denken dann, die unterforderten Kinder wären lediglich bockig.
In deren Ausbildung geht es immer nur um schwache Kinder

Sorry aber das ist Quatsch. Mag Anno dazumal so gewesen sein. In meiner Ausbildung war das sehr wohl Thema und wird auch von mir bei den Überfliegern erfolgreich eingesetzt. Differenzierung in beide Richtungen wird erlernt und muss (so auch in der.GSO zu finden) vom Lehrer umgesetzt werden. Manche machen es halt nur nicht. Das liegt aber am Mensch und nicht an der Ausbildung. Manchmal wünschte ich mir all die, die so eine Ahnung vom Lehrerdasein haben, würden mal nur eine Woche die Höllenzeit des Referendariats mit machen. Das mal nur so am Rande.

Lg

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Also nur nochmal ergänzend zu dem Zehengang: das hat meine Tochter noch in der 2. klasse gemacht und zwar ständig! Sie ist fast pausenlos so gegangen, auch weite Strecken. Der Orthopäde hat lediglich mal drüber geschaut, ob eventuell die Sehne am Fuß verkürzt ist, was aber nicht der Fall war. Damit war das Thema erledigt und weder Orthopäde noch Kinderarzt fanden das irgendwie bedenklich. Erst jetzt in der 3. klasse lässt es spürbar nach und sie geht ordentlich.
Also: sofern die hintere Sehne ok ist, würde ich mir da überhaupt keine Gedanken machen.

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Hallo.
Ich bin Erzieherin.
Die Kinder nimmt die Erzieherin 5 mal die Woche wahr.sie schaut auf alle Bereiche.
Erst mal ist Fruehfoerderung nichts schlimmes.Eher im Gegenteil.aber fuer micj hoert es sich nicht danach an.
Aber,aus der Ferne kann man schlecht Bild sich machen.
Alles gute euch
Helen