Nur negatives Feedback aus dem Kindergarten

Hallo zusammen,

ich liege seit Stunden wach, weil mich ein Thema momentan ziemlich beschäftigt.

Mein Sohn ist im August 3 geworden und war schon immer ein sehr willensstarkes und - ich muss es leider so nennen - teilweise anstrengendes Kind. Schon in der Krippe mussten wir uns oft anhören, er würde extrem Grenzen austesten und käme dort auch an seine persönlichen Grenzen, weil er sich schwer tat Regeln zu befolgen und nicht so folgsam war wie andere Kinder. Jetzt ist er seit 3,5 Monaten im Kindergarten und die Rückmeldungen werden auch immer negativer. Er testet Grenzen ohne Ende, trotz, hält sich nicht an Regeln weshalb er ständig bestraft wird. Ich höre fast jeden Tag er hätte wieder irgendein Spielverbot oder musste raus vor die Tür des Gruppenraums. Das kommt manchmal mehrmals am Tag vor scheint ihn aber mittlerweile auch nicht mehr besonders zu beeindrucken. Bei uns zu Hause ist er auch nicht anders, dh er ist in seinem Verhalten ziemlich konsistent, verhält sich also sowohl zu Hause als auch im Kindergarten gleich.

In 95% der Fälle bekomme ich beim Abholen irgendwas negatives zu hören. Noch nie wurde mir gesagt, er hätte schön mit jemand anderem gespielt oder hätte schön gebastelt oder irgendwas anderes positives gemacht. Immer nur die negativen Sachen. So entsteht bei mir mittlerweile der Eindruck er würde den ganzen Tag permanent nur bestraft und gemaßregelt werden und es gäbe nichts positives über mein Kind zu sagen. Bei anderen Kindern werden positive Dinge erzählt, ich habe es schon mehrmals mitbekommen, dass eine Erzieherin einer Mutter erzählte was XY tolles gemacht hat oder wie toll er mit anderen spielt usw. Nur über meinen Sohn höre ich sowas nie.

Das frustriert mich mittlerweile sehr. Auch höre ich von den Erziehern mehr oder weniger unterschwellig heraus (gerade heute wieder), dass sie unsere Erziehung für sein Verhalten verantwortlich machen. Ständig höre ich „man“ müsste bei ihm unbedingt konsequent bleiben und „man“ muss ihm unbedingt Grenzen setzen. Als ob ich das nicht weiß, das habe ich den Erziehern selbst erzählt während der Eingewöhnung. Bei uns gibt es durchaus Grenzen und Regeln aber ich habe das Gefühl das kaufen die uns nicht ab. Selbst kommen die mit ihren Grenzen und Regeln ja aber auch nicht viel weiter bei ihm.

Naja ich weiß auch nicht genau was ich hören will, wollte nur mal meinen Frust niederschreiben. Vielleicht gibt es Gleichgesinnte. Wie geht ihr damit um?

Falls hier auch jemand mit älteren Kindern mitliest, wie entwickelten sich eure temperamentvollen und „anstrengenden“ Kleinkinder im Schulalter? Vermutlich wird es nicht leichter oder? Ich frage mich was uns noch bevorsteht und wie mein Sohn später wohl sein wird.

Wie erkennt man ob das Verhalten eines Kindes noch im Rahmen liegt und ab wann spricht man von verhaltensauffällig? Ich zweifele gerade sehr an mir und meiner Erziehung, frage mich langsam selbst ob ich etwas falsch mache/gemacht habe. Mein Mann meint meine Hormone gehen mit mir durch weil ich im 6 Monat schwanger bin aber diese Gedanken hatte ich teilweise auch schon früher.

Sorry für den Roman und Danke fürs Lesen

Neely

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Verhaltensauffälligkeiten kommen meist von Unzufriedenheit, worin eher der Frust ausgelebt wird, als die denkende Willensstärke.
Wenn ihr mit dem Latein am Ende seid und im KiGa nur durch sein Verhalten mehr Strafen, als Loben erfährt, was seinen Frust ja nur noch ärger steigern läßt, würde ich dir raten, mal einen Kinderpsychlogen aufzusuchen, der die Ursachen erforscht.
Ihr könnt erst dagegenlenken, wenn ihr den Grund/Ursache kennt.
Scheue dich nicht vor diesen Schritt, denn so wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Oft sind es simple Ursachen, die zu einer Unzufriedenheit führt.
Laß dich mal vom Kinderarzt zum Thema Kinderpsychlogen beraten.Desto zügiger ihr das Problem anpackt, desto zügiger ist die Wahrscheinlichkeit das Wiedereinkehren der Harmonie, vorallem jetzt , wo erneuter Nachwuchs kommt.

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Ich würde aich diesen weg gehen, wenn ihr wirklich konsequent in der Erziehung seid und nichts fruchtet. Erzieher denken sich nichts aus, das ist leider Tatsache... und sie werden im Interesse eures Kindes das sagen, denn wie soll es erst in der Schule werden? Macht euch auf und holt euch Hilfe!

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danke für deine Antwort. Bei unserem Kinderarzt habe ich sein Verhalten mal angesprochen, er meinte mein Kind wäre einfach nur ein besonders temperamentvolles Exemplar (das hat er uns bisher bei jeder U-Untersuchung gesagt), aber er findet es nicht notwendig da irgendwas weiteres zu untersuchen.

Von den Erziehern kam bisher auch nie das Wort „verhaltensauffällig“, das ist nur der Eindruck, den Sie mir durch ihre Erzählungen vermitteln.

Ich war Anfang 2018 mal aus Eigeninitiative bei einer Erziehungsberatung , u.a. weil mein Sohn damals ständig alle (auch uns) gehauen hat und stark Nägel kaute. Wir hatten mehrere Termine und das Fazit war mehr oder weniger auch, dass mein Sohn ein ganz normales Kind ist, das aber einen sehr starken Charakter und Willen hat und eben temperamentvoll ist und noch lernen muss mit seinen Gefühlen (Wut, Frust) richtig umzugehen. Die Frau hatte selbst 2 Kinder und das zweite (ein Mädchen) war wohl auch so ein Exemplar. Sie hatte uns damals ein paar Tipps gegeben im Umgang mit ihm und kurze Zeit später hörte er mit dem schlagen und Nägel kauen auf. Dann beruhigte sich alles etwas und jetzt geht das seit dem Kiga-Start wieder von vorne los.

Ich bin nicht jemand der einfach tatenlos dasitzt und abwartet, Wenn ich das Gefühl habe irgendwas läuft schief. Ich denke der erste Schritt wäre wahrscheinlich nochmal ein Gespäch mit den Erziehern zu suchen (bisher waren es immer nur kurze Gespräche beim Abholen) und dann schauen was sie dazu sagen und wie sie sein Verhalten einschätzen, als noch normal für sein Alter oder auffällig. Wenn Sie uns dann auch zu professioneller Hilfe raten, würde Ich das mit dem Kinderpsychologen definitiv in Erwägung ziehen. Meine Hoffnung ist ja noch ein bisschen, dass es einfach eine schlechte Kommunikation oder Missverständnis zwischen uns und dem KiGa ist und sie seine positiven Seiten auch sehen nur spricht man halt eher über die negativen Vorfälle, weil diese mehr im Kopf bleiben. Zumindest ist das die Theorie von meinem Mann, der meint nämlich ich spinne und unser Sohn ist ganz normal.

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Ich würde auch eine Erziehungsberatung oder den Gang zum Kinderpsychologen empfehlen. Aussitzen wird nichts bringen, eher das Gegenteil. Je eher man dagegen wirkt, umso besser.

Alles Gute

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Ich empfehle dir mal zwei Bücher:
"Wie anstrengende Kinder zu grossartigen Erwachsenen werden" und vor allem "Liebe und Eigenständigkeit". Vielleicht bekommst du da ja ein paar wertvolle Tipps.
Ich bin ja grundsätzlich auch für Grenzen und Regeln, Kinder brauchen das, keine Frage!
Aber es hört sich an, als ob dein Sohn den ganzen Tag nur geschimpft und bestraft wird. Das muss ihn doch unheimlich frustrieren und er muss das Gefühl bekommen mit ihm stimme was nicht! Das Kind ist erst 3 Jahre!
Vielleicht sollten die Erzieher und auch du (falls du es nicht schon tust) eher auf ganz kleine positive Kleinigkeiten achten, die gut funktionieren.
Finde es schade, dass oft nur negatives vorgehoben wird, und nicht das positive. Und seien es noch so winzige Kleinigkeiten. Gibt es denn für deinen Sohn täglich irgendwelche "Erfolgserlebnisse"? Darauf würde ich versuchen aufzubauen, in Zusammenarbeit mit den Erziehern. Irgendwas muss es doch geben, was er jeden Tag gut macht, oder?

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Ja das werde ich jetzt beim Gespräch mit den Erziehern auch erfragen. Mein Sohn hat viele positive Seiten, es muss auch im Kindergarten Dinge geben die positiv auffallen, aber bisher hat man uns dazu noch nie etwas gesagt.

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Hallo,
Bitte in der Kita um ein Gespräch und schildere ihnen deine Eindrücke. Sage ihnen, dass du nichts Gutes über ihn zu hören bekommst. Ich selbst habe grade ein Kind in meiner Klasse, bei dem ich mich zwingen muss, auch mal was Gutes zu sehen. Aber ich tue das bewusst und gebe das auch an Eltern und Kind weiter.
Ich bin oft der Meinung, dass "temperamentvoll" eine Ausrede für unerzogen ist. In der Schule wird es dann gerne noch durch hochbegabt ergänzt.
Trotzdem sind die Erzieher Fachleute und sollten dementsprechend wissen wie wichtig Bindung ist. Ein Kind nur zu strafen, zeugt entweder von kompletter Überforderung oder Lustlosigkeit.
Ich würde mich an deiner Stelle nochmal um Unterstützung bemühen, denn es wird wahrscheinlich nicht leichter, wenn das Baby da ist.

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Danke für deine Antwort. Ich benutze das Wort selbst nicht so gern aber temperamentvoll und willensstark sind tatsächlich Worte mit denen sowohl unser Kidnetarzt als auch die Frau bei der Erziehungsberatung meinem Sohn beschreibt, die Experten also. Der Kinderarzt sagte das schon zu unserem Kind als er noch ein Baby war, und da kann man jawohl schlecht von „schlechter Erziehung“ sprechen. Er war einfach von Anfang an extremer in vielen Sachen als andere, das ist Fakt. Ich benutze das nicht als Ausrede, aber ich weiß nicht wie ich ihn söhnst beschreiben soll. Ich habe nicht das Gefühl gehabt bis jetzt dass wir ihn verziehen und er deshalb so isz, deshalb verletzt es mich wenn mir Leute (wie die Erzieher zb) unterstellen unsere Erziehung sei Schuld an seinem Verhalten. Aber ich versuche trotzdem unsere Erziehung zu hinterfragen und zu reflektieren und werde mit den Erziehern versuchen zusammenzuarbeiten.

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Ich habe ein gleiches Exemplar! Weiblich, mittlerweile 7. In dem Alter habe ich mir genau so wie du den Kopf zerbrochen ohne Ende. Man kann eine Persönlichkeit nicht komplett umbiegen. Man muss nur etwas stärker daran arbeiten. Positives Verhalten durch viel Lob und Aufmerksamkeit positiv verstärken, nicht jedes Fehlverhalten mit Aufmerksamkeit belohnen, aber Grenzüberschreitungen klar nicht dulden und mit logischen Konsequenzen reagieren. Immer und immer wieder. Und vor allem: viel Liebe, Verständnis, gemeinsames Verbalisieren und Thematisieren von Emotionen, evtl. Punktesystem (ein Smileystempel nach jedem Lob für etwas Gutes und das dann klar thematisieren, nach 5 Stempeln eine gemeinsame Aktivität, die sich das Kind aussuchen kann, wie etwa ein Kakao beim Bäcker oder einmal Karussell fahren usw.), Aber das funktioniert vielleicht besser ab 4.
Vor allem viel Exklusivzeit, sobald das Baby da ist (gemeinsame Momente ganz alleine mit Mama oder Papa oder beiden).
Mein "Exemplar" hat sich vor allem im 1. Schuljahr mit Regeln etwas schwer getan und öfters Kritik und Einträge erhalten. Seit ich mit einem Belohnungssystem arbeite (1 Smiley pro Woche ohne Eintrag) und seit ich erklärt erklärt, wie schnell man in der Schule ein Etikett aufgesetzt bekommen kann, hat sich das Verhalten meines zum Glück nicht nur sehr willensstarke, sondern auch intelligentes Kind, deutlich gebessert.
Ich gebe dir Hoffnung und ich wette, dass sich drin Kind prächtig entwickeln kann. 3 Jahre...das war das kataszrophalste Jahr bei unserem "Exemplar", ab 4/5 wurde es schon etwas besser!
Liebe Grüße

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Hi, also es zieht sich ja bei euch wie roter Faden und kam nicht plötzlich mit Eintritt in den Kindergarten. Bereits U3 gab es Probleme, der Unterschied ist nur der: bei Ü3 Kindern steigt mit zunehmenden Alter auch die Erwartungshaltung, was sich auch am Personalschlüssel bemerkbar macht.

Mag ja sein, dass es dich frustriert - aber primär geht es ja um dein Kind und es wird wirklich Zeit, an dieser Stelle engagierter am Ball zu bleiben.

'Heißt: Dringend einen Gesprächstermin mit den Erziehern vereinbaren und Tacheles sprechen
- wie sieht es denn wirklich aus? Eckt mein Kind tatsächlich überwiegend an?
- Feedback geben: dir wird nur das problembehaftete Verhalten übermittelt, was läuft denn gut? Sprich es an, dass es zermürbend ist (sei dir sicher: das ist es für die Erzieher auch)
- Was für Möglichkeiten gibt es die Situation zu entschärfen? Schildere, erneut, dass ihr Zuhause konsequent seid und es Regeln gibt. An dieser Stelle möchte ich dir aber sagen: liegt es nicht daran, dann muss überlegt werden, wieso es denn sonst so ist. Ist auszuschließen, dass die häusliche Erziehung die Probleme begünstigt, dann muss dir bewusst werden, dass der Gang zu Fachstellen wirklich notwendig ist.
An dieser Stelle gleich bei den Erziehern nachhaken: was empfehlen sie, wie könnt ihr gemeinsam die nächsten Schritte planen.
- Kinderarzt: der Kinderarzt sieht dein Kind nur unregelmäßig und immer nur in sehr kurzen zeitlichen Abschnitten. Blockt er hier ab und verwehrt dir Hilfe, dann musst du Tacheles mit ihm sprechen. Nichts beschönigen: Es geht um dein Kind! Sprich die Probleme an (hierfür wäre es wichtig, dass du auch die Infos von den Erzieherinnen zusammenträgst) und fordere Förderung/Diagnostik ein.

Willensstark, temperamentvoll: so kann man es nennen, wenn man die Augen verschließt. Letztendlich ist das was du beschreibst definitiv verhaltensauffällig, da gibt es nichts schön zu reden.

Erzieher sind ausgebildete Fachkräfte: Ja. Aber sie sind keine Zauberer, sie haben auch nur 2 Augen, 2 Hände und 2 Beine. Ein Kind, was täglich aneckt, täglich über die Strenge schlägt, nicht hört, Grenzen austestet => na Erzieher haben nur begrenzte Möglichkeiten, vor allem mit einem regulären Personalschlüssel.

Ständig Bestrafen und Verbote aussprechen: Ja Himmel, wenn es so ist wie du schilderst ist das kein Wunder! Erzieher dürfen so vieles nicht mehr, sie sind aber für die Gesamtgruppe verantwortlich. Es ist vielmehr eine Utopie zu glauben, Erzieherinnen könnten unter ihren Arbeitsbedingungen stets auf einzelne eingehen und sich Zeitnehmen. Heißt: treibt dein willenstarkes Kind mal wieder auf, soll die Erzieherin umgehend ihr aktuelles Tun beenden (z.B. bastelt sie gerade mit klein Tim, klein Lisa, klein Theo und klein Lea), die anderen Kinder vernachlässigen um zum 10x am heutigen Tage dein Kind runterzuholen? Das geht schlicht und ergreifend nicht in einer Regelgruppe bei durchschnittlich 25 Kinder und 2 Fachkräften. Wie sieht denn euer Personalschlüssel aus?

Dann muss darüber nachgedacht werden dürfen, ob deinem Kind nicht doch vielleicht interimsweise ein Integrationsstatus gut tun würde, parallel zur Therapie und Diagnostik.

Du musst auch bedenken: Auch die anderen Kinder haben einen Stellenwert in der Gruppe. Sie haben ebenso ihre Bedürfnisse und ihr Recht auf Aufm,erksamkeit. Auch andere Kinder haben mal ihre Schwierigkeiten, sind mal trotzig, wütend, zornig, traurig. Es ist bei keinem Kind immer alles FriedeFreudeEierkuchen. Wenn dein Kind derart oft aneckt, derart oft gegen Regeln verstößt, aufmüpfig ist, Grenzen '(auch der anderen Kinder? überschreitet: Na entschuldige mal: Da bleibt den Erzieherinnen nicht viel übrig.
Du beschreibst hier auch nur, was die Konsequenzen waren, aber nicht was in der Vergangenheit bereits alles so vorgefallen ist.
Das ist für mich viel entscheidender, als die blossen Konsequenzen aufzuzählen.

Wo eckt dein Kind denn an? Was sind denn die Probleme, welche Verbote und Co nach sich ziehen?

Fakt ist: völlig unabhängig davon was das problematische Verhalten ist, so war es bereits schon bei den U3 Kindern vorhanden. Ein klares Zeichen dafür, dass genauer hingeschaut werden sollte, damit dein Kind die nötige Förderung, Unterstützung und vorallem die für ihn notwendigen und guttuenden Rahmenbedingungen erfährt.

Einen sonderpädagogischen Förderbedarf müsste zum Beispiel jedes Jahr neu beantragt werden. Wenn ihr einen solchen bewilligt bekommen würdet, muss der nicht von langjähriger Dauer sein. Aber so wie es jetzt läuft, geht es ja keinesfalls weiter. Wenn du jetzt nicht am Ball bleibst, dann wird das echt zum Selbstläufer und du brauchst wirklich nicht darauf zu hoffen, dass eines Morgens alle Probleme plötzlich verschwunden sind wenn man nur weiterhin Däumchen dreht. Ich finde es auch wahnsinnig frustrierend und entwicklungshemmend für dein Kind, so wie es jetzt läuft. Unter solchen Umständen kann er ja gar nicht aufblühen, diese Stellung die er hat, erlaubt es ihm ja gar nicht.

Ihn damit alleine zu lassen, ist wohl das schlechteste was ihr tun könnt. Also mache einen Termin mit den Erzieherin und führt ein Hilfeplangespräch. Sprecht offen über die Probleme und die Auffälligkeiten, überlegt gemeinsam, was eure vorläufigen Ziele sind und wie man die gemeinsam - an einem Strang ziehend - am Besten erreichen könnte. Und überlegt gemeinsam, was Sinn machen würde bzgl. Aktivwerden.

Liebe Grüße und alles Gute

(PS: unser jüngeres Kita- Kind hat einen sonderpädagoglischen Förderbedarf, ist also ein I-Kind. Zum Glück, denn OHNE diesen, würder es untergehen. Bei unserem älteren Kind - 3. Klasse - sind wir soeben am Ball und im engen Kontakt mit der Schule und ich kann dir nur sagen: Gemeinsam an einem Strang zu ziehen ist das A. und O.)

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Danke erstmal für deine Antwort und die klaren Worte. Du hast in einigen Punkten definitiv Recht. Was ich allerdings schade finde ist, dass du davon ausgehst ich würde mein Kind alleine lassen und es einfach so laufen lassen. Erstmal waren wir mit den Erziehern in der Krippe regelmäßig im Gespräch und ich wiederhole nochmal: keiner der Erzieher hat bisher jemals (!) das Wort „verhaltensauffällig“ im Zusammenhang mit meinem Sohn benutzt. Es wurde sowohl von den Erziehern, als auch vom Kinderarzt, als auch von der Erziehungsberaterin immer nur die Worte „willensstark, temperamentvoll, testet Grenzen sehr stark aus“ benutzt (nicht meine Worte, ich gebe es einfach hier wider). Aber es war nie die Rede davon, dass er auffällig ist und wir ihn irgendwo untersuchen lassen sollen oder Förderbedarf besteht. Wir haben damals mit den Erziehern zusammengearbeitet, an einem Strang gezogen und ich war ja dann mit 2 Jahren mit ihm aus Eigeninitiative (nicht weil es jemand empfahl) bei dieser Erziehungsberatung, die auch was brachte. Das Nägelkauen hörte nach 1 Monat auf und das hauen auch. Danach war es recht harmonisch ne Zeitlang bis zum KiGa eintritt. Dieser war natürlich eine große Umstellung.
Jetzt sind gerad 3 Monate seit KiGa-Start vergangen und es ist ja normal, dass ein Kind erstmal ankommen muss und sich manche schwerer tun als andere. Nachdem ich jetzt nach und nach immer öfter negative Rückmeldungen erhalte, bin ich ja bereit wieder etwas zu unternehmen. Wie kommst du also drauf ich würde es einfach so hinnehmen? Finde du interpretierst hier ganz schön viel hinein, aber gut.
Das Gespräch mit den Erziehern werde ich definitiv suchen und dann sehen wir weiter.
Unseren Kinderarzt würde ich nur zu gerne wechseln, aber wo wir wohnen ist bei so ziemlich allen Kinderärzten die ich abtelefoniert habe Aufnahmestopp. Nur Neugeborene werden aufgenommen.

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Hallo!

Ich habe auch so ein Exemplar zu Hause und habe aufmerksam mitgelesen.
Du machst mir ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass du zu inkonsequent bist oder Dinge nicht wahrhaben willst.
Manche Kinder sind "einfach so" und brauchen klare Grenzen und Strukturen.
Ich würde eng mit dem Kindergarten im Gespräch bleiben, wie man ihm helfen kann und immer wieder auch die positiven Seiten verstärken.
Nach eurem Gespräch kann man doch erstmal weiter sehen, wie es und er sich entwickelt.
Meine Güte, er ist 3(!!!) Jahre alt.....Da sollte man schon die Kirche im Dorf lassen, wenn er "nur" willensstark ist und keine weiteren Auffälligkeiten zeigt.

Mein Sohn ist auch 3 und ähnlich.
Und es liegt definitiv nicht an unserer Erziehung.
Der Große ist das komplette Gegenteil und hat die gleiche Erziehung genossen.
Was uns hilft, ist immer dran bleiben, immer aufmerksam sein, ob er Käse macht, positives sehen und verbalisieren und notfalls "Sanktionen"

Auch im Kindergarten ist er wild, ja. Aber die Erzieher melden uns zurück, dass sie ihn schon Mal bremsen, er aber ein absoluter Sonnenschein ist und sie ihn einfach herrlich finden.
Ich wünsche dir, dass du im Gespräch auch eine solche Rückmeldung bekommst, denn das tut euch garantiert sehr, sehr gut.

Bleib dran und bedenke, er ist noch einer der kleinen dort😊

Liebe Grüße vom Hummelinchen

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Ich erzähle dir zusammengefasst meine Geschichte:

Meine Jungs sind heute fast 11 und 12 Jahre. Bis zum 3./4. Lebensjahr galten sie als vollkommen normal entwickelt, gesund aber absolut nicht gut erzogen. Es gab einen Kinderarztwechsel. Beim ersten Besuch kamen schon ganz viele Verdachtsdiagnosen ins Spiel (die sich bis heute alle bewahrheitet haben) und in den nächsten Jahren kamen noch einige Diagnosen dazu.
Heute sagen die Leute zu mir, dass meine Kinder gut erzogen sind.

Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Wenn dein Kind soviel Probleme verursacht überall, inklusive bei dir zu Hause, dann ist es besser du nimmst das ernst und gehst mal zu einem Facharzt zur weiteren Diagnostik.

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Hallo,

AD(H)S gibt es in verschiedenen Ausprägungen.

Es gibt die hyperaktiven Kinder, die vor dem inneren Auge der Leute erscheinen, wenn sie AD(H)S hören.
Es gibt aber auch die Träumer-Variante ohne H, wo die Kinder dauernd in ferne Welten abdriften.
Und es gibt Varianten dazwischen.

AD(H)S-ler können sich super konzentrieren, wenn sie etwas ernsthaft interessiert.
Unser Sohn (9) ist z.B. so ein Träumer-Kind. Er wollte unbedingt in die nächsthöhere Klasse springen und hat den Stoff des fehlenden Jahres in drei Monaten mit uns zu Hause nachgeholt. Von wegen, der kann sich nicht konzentrieren!
Dafür kann man ihm einfache Sachen, die ihn nicht interessieren, etwa 500 mal erzählen, bis sie hängen bleiben. #schwitz

Mit Regeln haben AD(H)S-Kinder generell so ihre Probleme, zumindest, wenn die Erwachsenen wirken, als könnten sie sie nicht durchsetzen. Respektlos wirken gerade die Kinder mit H häufig.

Ab wann man AD(H)S testen kann, weiß ich nicht. Bei unserem Sohn kam das mit 8 im Rahmen von Schulproblemen heraus.

Wir zu Hause kamen eigentlich immer ganz gut mit ihm klar. Wichtig sind kurze, klare Ansagen, die keinen Interpretationsspielraum lassen und die Ankündigung von Konsequenzen, die dann auch durchgezogen werden.
Je mehr Ausnahmen man macht, umso schwieriger werden solche Kinder.
Es ist sinnvoll, Dinge vorher anzukündigen. Also nicht, "Wir gehen jetzt los.", sondern "Wir gehen bald los. Räum schon mal ein bißchen zusammen." oder so ähnlich.

Das Problem an Kindergärten und Schulen ist immer, dass man nicht weiß, auf wen die Kinder da treffen. Manche Menschen haben einfach keine Autorität und gerade AD(H)S-Kinder merken das leider sehr schnell.
Auch, wenn Dein Kind kein AD(H)S hat, hat es vielleicht einfach das Gefühl, nicht auf die Erzieherinnen hören zu müssen.
Das lässt sich aber selbst bei älteren Kindern kaum von außen steuern und bei 3-jährigen schon gar nicht.

Ich muss im Kindergarten auch ein Satansbraten gewesen sein. Meine Mutter wurde da dauernd einbestellt. Aber mit einer älteren Erzieherin, die zwar herzlich war, aber ausstrahlte, dass gemacht wird, was sie sagt, kam ich prima klar.

An Deiner Stelle würde ich die Strategie, die ich beschrieben habe mal zu Hause ausprobieren. Eventuell wird es dann im Kindergarten auch besser.
Wenn die Probleme dort anhalten, würde ich mich nach einem anderen Kindergarten umsehen, wo das Personal sich durchsetzen kann.
Unser Sohn ist auch gesprungen, weil die Klassenlehrerin ihn nicht in den Griff bekam, und er aus dieser Klasse raus musste.
Auf die neue Lehrerin hat er dagegen sofort gehört, weil die Autorität ausstrahlt, obwohl sie normalerweise sehr nett und herzlich ist.

Ihr könntet auch mal einen Kinderpsychologen kontaktieren und fragen, ob der meint, dass er Euch weiter helfen kann.

LG

Heike

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Hallo, du hast ja schon viele hilfreiche Antworten hier bekommen.

Da ich in einer ähnlichne Situation wie du war, möchte ich dir meine Erfahrungen mitteilen.

Unser Sohn war ein ganz unkompliziertes Baby, aber mit dem Krabbelalter fing es an: Er war nicht zu bremsen, immer nur Unsinn im Kopf, Regeln interessieren ihn nicht.
Im Kindergarten war es dann ähnlich wie bei euch. Auf Anraten der Erzieherinnen haben wir ihn in einer Psychologischen Ambulanz testen lassen: Hier wurde ein Vertacht auf ADHS festgestellt, für eine Diagnose war er damals noch zu jung (5).
Die Kinderärztin dagegen hielt ihn für einen ganz normalen aufgeweckten Jungen.
Das erste Schuljahr war sehr anstrengend. Er hat lange gebraucht sich an die neuen Strukturen zu gewöhnen. Wir hatten allerdings immer Glück mit den Klassenlehrerinnen, die den richtigen Umgang mit ihm gefunden haben.

In der Zweiten Klasse haben wir ihn dann noch einmal testen lassen:
Ergebnis: Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens.

Wie man es auch immer nennen mag, er ist wie er ist, und sein Charakter hat sich auch durch viele unterschiedliche Erziehungsmaßnahmen nicht nachhaltig geändert.

Therapiegruppe für ADHS Kinder, Punktesystem, Belohnungssystem, Konsequenzen, Strafen. etc

Jetzt ist er in der 6. Klasse und immer noch sehr willensstark und anstrengend.
Er kassiert immer wieder Strafarbeiten und ist ständig in Konflikte verwickelt.

Wie schon gesagt, ich glaube einen Charakter kann man nicht grundlegend ändern, man kann nur lernen richtig damit umzugehen.

Bei uns heißt das:
-Ganz klare Regeln und Tagesstrukturen, wenig Ausnahmen
-Focus auf das was er gerne macht (Mit Papa in den Wald, Angeln, Mountainbiken). In der Freizeit gibt es so gut wie keine Probleme.
-Ganz viel Lob für positives Verhalten
-Immer gute Kooperation mit Lehrern und Erziehern, gemeinsam an einem Strang ziehen
-Ruhig bleiben!!!

Wir haben noch eine Tochter, zwei Jahre jünger und das komplette Gegenteil. Sie ist vollkommen unkompliziert, Musterschülerin und sehr selbständig. Sie musste von Anfang an viel zurückstecken weil ihr Bruder immer im Vordergrund stand. Vielleicht ist das ein Grund für ihre Selbständigkeit. Und sie zeigt mir auch dass es nicht nur an der Erziehung liegt.#schein

Alles Gute

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Wird ADHS bei ihm irgendwie behandelt? Bzw wann ist ADHS behandlungsbedürftig? Kann man damit später auch ohne Medikamente ein ganz normales Leben führen? Studieren, arbeiten usw? Oder eckt man sein ganzes Leben an? Ich habe keine Ahnung von dieser Krankheit.

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Ja es gibt Medikamente, bei denen die Kinder ruhiger werden und sich dann besser konzentrieren können.
Wir behandeln unseren Sohn nicht. Es wurde zwar eine Diagnose gestellt, aber wir sehen es nicht als Krankheit sondern als besondere Charaktereigenschaft.
Die Medikamente helfen wohl gegen die hyperaktivität aber wohl kaum gegen eine große Klappe oder die Eigenschaft sich als Klassenkasper aufzuführen. Ich bezweifle dass Medikamente dazu führen dass er sich besser an Regeln hält.

Er hat das wohl von meinem Mann, der war als Kind ähnlich. Er eckt auch noch manchmal an und passt sich ungern an. Er hat aber für sich gelernt damit umzugehen und seine Stärken zu nutzen. Er hat studiert und ist Ingenieur.

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Ich erkenne fast 1:1 unseren Großen (9) in deinem Text, nur temperamentvoll war/ist er nicht.
Bei Elterngesprächen fing es immer so an „Er ist ein sehr freundliches, hilfsbereites Kind, ABER......“ danach folgte ein 45-minütiger Vortrag, was alles scheiße an ihm ist (entschuldige bitte den Ausdruck).
Wir waren im Kiga-Alter bei der Ergo, im SPZ, beim sozial-emotionalem Kompetenztraining, beim psychomotorischem Turnen.....von Besserung keine Spur. Ach ja, natürlich waren/sind wir auch konsequent. Der Pädaudiologe bestätigte einwandfreies Hörvermögen!

Jeder prophezeite uns, in der Schule wird es besser, da mehr Input 😂😂😂😂. Denkste! Null Besserung, eher wurde es noch schlimmer.

Schließlich landeten wir auf Eigeninitiative beim Kinder- und Jugendpsychiater (KJP) und endlich kam Bewegung in die Sache:
Überdurchschnittlich intelligent 🤓, Legasthenie, visuelle Wahrnehmungsstörung, ABER kein eindeutiges ADHS (es fehlen einige „Symptome“).
Es folgten Ergo und Verhaltenstherapie, trägt eine Brille. Seit September diesen Jahres nimmt er Methylphenidat (MPH). Tja, was soll ich sagen? Die Welt hat sich seitdem um 360 Grad verändert. MPH stellt seine Hibbeligkeit/Zappelligkeit komplett ab, sein freundliches offenes Wesen ist unverändert da 😍😍😍. Er kann sich jetzt komplett an Regeln halten, ist nicht mehr impulsiv, bekommt Freunde, ist vom sehr guten Schüler zum Spitzenschüler geworden (das war aber kein Ziel von uns!!!!), es ist Ruhe bei uns eingekehrt. Und endlich auch positives Feedback wohin man schaut.

Verplempert euere Zeit nicht bei Psychologen, sondern geht gleich zu einem Kinder- und Jugendpsychiater, das sind DIE Fachleute schlechthin bei Verhaltensauffälligkeiten! Das SPZ meinte damals, es wäre alles in Ordnung bei ihm 😱😱. Hätten wir auf die Psychologen dort bloß nicht gehört!

Seine beiden Brüder (3 und 1) sind GsD „normale“ Kinder 👍👍👍.

Alles Gute für euch!

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Danke für deine Antwort. Was es nicht alles gibt...
Kann man denn überhaupt einfach so ins SPZ oder zum Kinderpsychiater gehen ohne das einen jemand dorthin überweist? Unser Kinderarzt wird sicher nichts der gleichen tun.

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Das weiß ich nicht.
Wir sind privatversichert, da ist sowas kein Problem.

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