Kind will nicht beim Papa bleiben - was tun?

Mein Ex und ich haben uns vor der Geburt unseres Sohnes getrennt. Der Umgang war oft unregelmäßig, zwei Jahre lange bestand kaum Kontakt. Letzten Sommer habe ich meinen Ex nochmals zur Familienberatung gebeten und seitdem funktioniert der Umgang sehr gut. Er sieht unseren 4jährigen Sohn jede Woche und es gab kaum Absagen.

Doch trotz dieser Regelmäßigkeit ist der Umgang schwierig, da mein Sohn sich damit oft schwer tut. Mehr als zwei bis drei Stunden bleibt er nicht bei seinem Papa. Wir haben sowohl getrennt voneinander als auch gemeinsam mit ihm gesprochen und versucht herausbekommen, warum er denn nicht mehr Zeit mit seinem Papa verbringen möchte. Aber mehr als dass er mich vermisst, sagt er nicht. Auch heute kam nach zwei Stunden (trotz tollem Ausflug!) der Anruf. Mein Ex und ich sind ratlos. Wir setzen uns in regelmäßigen Abstände zusammen und besprechen, wie der Umgang läuft und wo es vielleicht Knackpunkte geben könnte. Wir haben also tatsächlich mittlerweile einen guten Draht zu einander ohne Stress, Vorwürfe oder sonst irgendetwas.

Ich freue mich immer auf meine kleinen Auszeiten, so dass ich nicht denken, dass sich irgendwelche Gefühle von mir auf meinen Sohn übertragen.

Mein Sohn ist auch regelmäßig bei meinen Eltern und übernachtet auch dort. Da fragt er zwar auch nach mir, lässt sich aber immer gut ablenken.

Die Familienberatung nimmt uns gar nicht für voll. Wir sollten abwarten und nicht zu viel verlangen. Alles gut und schön, aber der Umgang besteht seit fast einem Jahr jede Woche und die Zeitspanne, die er bei Papa verbringt, wird und wird nicht länger. Oft bekommt mein Ex ihn nicht mal dazu, bis zum Mittag zu bleiben, obwohl er zum Beispiel bestimmen darf, was es gibt.

Heute hat mein Ex vom Ausflug angerufen und wir haben kurz alle zusammen telefoniert, in der Hoffnung, dass das Telefonat die Sehnsucht mindert. Dabei hat mein Sohn sich so traurig angehört, dass es mir im Herzen weh tut.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und einen Tipp, was wir tun können?

1

Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass ihr da nicht immer sofort nachgeben müsst. Dein Sohn vermisst dich, das ist klar und normal. Er ist auch in der Lage, woanders zu sein ohne dich. Da hat sich der Kontakt mit seinem Vater so wahrscheinlich verselbstständig. Er vermisst dich, Papa ruft sofort an, du kommst direkt zu ihm.
Ich würde das mal durch brechen. Sag deinem Sohn, dass du einen wichtigen Termin hast und er den ganzen Tag bei Papa ist und du ihn nicht holen kannst. Mit 4 Jahren versteht er das. Und dann würde ich die Zeit ausweiten.
Wenn ihr ihn nicht sanft in die Richtung schubst, wird er vermutlich nie länger bei Papa bleiben.

Alles Gute

3

Das ist durchaus ein Punkt, den wir hinterfragt haben. So haben wir bspw. klipp und klar gesagt, dass er beim Papa noch Mittag essen soll. Das hat dann lediglich dazu geführt, dass er entweder bereits nach kurzer Zeit sagt, er habe Mittagshunger und/oder dann nur 3 Löffel isst und dann gehen will.

Ich bin in der Zeit meistens unterwegs oder verabredet und das weiß mein Sohn auch.

Wir sind beim Drängen auch etwas vorsichtig. Vor der langen "Umgangspause" hat er mitunter mit Fieber auf die Zeit beim Papa reagiert und auch heute klagt er hin und wieder plötzlich über Bauchweh und Zuhause ist dann nichts mehr davon zu spüren.

2

Kannst Du nicht Deinem Sohn etwas mitgeben, was er im Fall dass das Vermissen zu groß wird, als Ersatz nutzen kann? Ein Spielzeug oder einen Schal von Dir?

Ich könnte mir auch vorstellen, dass er vielleicht immer noch in einem Loyalitätskonflikt zwischen euch steckt. Offensichtlich versteht ihr euch gut, aber vielleicht denkt Dein Sohn dennoch, dass er Dich nicht zu lange alleine lassen darf und er eventuell auch nicht zu viel Spaß mit seinen Papa zulassen kann. Vielleicht drückt er es als vermissen aus, aber in Wirklichkeit ist es vielleicht er das er sich verantwortlich für Dich fühlt und deshalb die Situation für ihn schwierig ist. Vielleicht kann ja mal ein Dritter in diese Richtung bei ihm vorfühlen, Deine Eltern zum Beispiel, wenn er das nächste Mal dort ist.

Euch alles gute!

4

Spielzeug will er nicht mitnehmen, aber etwas von mir, werde ich nächste Woche mal ausprobieren.

Meine Eltern erkundigen sich bei ihm auch, wie es bei Papa war, aber auch da sagt er nicht mehr...

Ich erzähle ihm eigentlich immer, was ich vor habe oder was ich gemacht habe und ob mir die Zeit gut getan hat. Deswegen glaube ich nicht, dass er sich für mich verantwortlich fühlt. Letztens wollte er spontan bei meinen Eltern schlafen und hat mir erklärt, ich sei ja eh nicht allein Zuhause, sondern habe doch die Katze... 😀

6

Hallo,
ich würde vielleicht nicht so viel erzählen, was du in der Zeit machst. Meine Kinder wissen meist nur grob "Mama arbeitet" oder "Mama ist in der Stadt unterwegs". Obwohl die Kleine sehr gerne in den Kindergarten geht: wenn sie allzugenau weiß, was ich mache, will sie dabei sein.
Frag doch lieber genauer, was er gemacht hat, was Papa geplant hat, was man bei Papa so spielen kann... Und dann zeig Begeisterung für seine Aktivitäten.

Ich denke auch, da Papa immer sofort reagiert hat der Kleine inzwischen das Gefühl, er kann einfach sagen, wann er nach Hause will. Und wenn Mama ihn dann Zuhause sofort ganz doll kuschelt, weil rr ja so Sehnsucht hatte, ist das natürlich prima.

Sei doch mal ganz unabkömmlich. Vielleicht können ihn dann deine Eltern abholen. Oder eine Mama von einem seiner Freunde. Dann wird sich zeigen, ob es bei Papa so schlimm ist, dass er unbedingt weg will...

LG!

5

Was Ich interessantes bei mir beobachten konnte war, das meine Mutter ein paar mal schlecht über meine Großtante väterlicher Seite samt Familie sprach. Allerdings weil sie nach der Scheidung meiner Eltern von ihnen schlecht behandelt wurde. Jedenfalls sorgte das bei mir, das ich mich dort nicht mehr blicken ließ und so sicher 10 Jahre keinen Kontakt hatte. (Es ergab sich nicht, da ich zu den Einladungen die es nur ein zwei mal im Jahr gab, eben abgesagt habe.) Irgendwann wurde mir das bewusst, ich sprach mit meiner Mutter und sie sagte mir dass sie es nicht so schlimm gemeint hatte, wie ich es interpretiert habe und ich solle ruhig Kontakt haben. Mittlerweile habe ich also seit 5 Jahren wieder Kontakt und sogar meine Mutter ist bei größeren Feiern wieder eingeladen. Die ersten Male waren aber trotzdem für mich eine Überwindung und ich war zu der Zeit bereits ein Teenager. (Zu meinem Vater hatte und habe ich aber immer ein tolles Verhältnis.)
Keine Ahnung ob die Geschichte dich weiter bringt.
Ich würde mir glaube ich in eine ruhigen Minute deinen Sohn schnappen und ihm kindgerecht erklären wie/das ihr euch getrennt habt und das ihr aber beide die Verantwortung für ihn habt und euch kümmert etc. Was eben zu der Situation passt. Als meine zweijährige große Schwester wurde, war sie einerseits glücklich anderes verhalten. Irgendwann erzählte ich ihr, das sie immer die Erstgeboren sein würde. Das löste etwas in ihr, sie war sehr erleichtert und weinte sehr. Aldi vielleicht erzählst du ihm auch einfach ein paar Tatsachen, bezogen auf eure Situation. LG

7

Hallo,
tja, das ist aus der Ferne schwer zu sagen...
Ist er generell ein sensibles Kind? Ist er auch schonmal einen Nachmittag bei Freunden?
Hast du den Eindruck, er "spielt" mit euch?
Wenn du sagst, er reagiert auch schonmal mit Fieber, ist das ja psychosomatisch..
Was passiert denn, wenn du sagst, du hast einen Termin und kannst ihn nicht früher holen?
Oder wenn Papa mal keinen tollen Ausflug macht, sondern gemütliches Couching?
Letztendlich ist es ja wichtig, dass er Vertrauern aufbaut und anscheinend braucht das noch Zeit - gebt sie ihm.... :-)
Vllt. kürzere Treffen aber dafür öfter? vllt. schafft er das...

lg Tanja