Neue Erzieherin sagt, mein Kind sei "anders" und nicht altersgerecht entwickelt

Hallo,

ich war lange nicht mehr hier, aber heute habe ich mal wieder eine Frage. Es geht um meinen Sohn. Er ist Einzelkind und vor Kurzem 4 Jahre alt geworden.

Er geht in den Kindergarten, seit er zwei ist. Die ersten zwei Jahre war er in einer kleinen Gruppe, in der er sich sehr wohl gefühlt hat. Dort war alles sehr behütet, es wurde gut auf die Kinder geachtet, die Erzieher haben die Kinder beschäftigt. Bei Entwicklungsgesprächen habe ich nie was Negatives gehört. Er ist/ war schon immer sehr stur und wurde als dominant bezeichnet, ist aber auch sehr sensibel, empathisch und mir wurde immer gesagt, er sei kognitiv sehr weit. Er hat mit zwei Jahren schon viel gesprochen und relativ lange Sätze dabei gebildet, jetzt interessiert er sich sehr für Zahlen, schreibt sie auf bis 100, rechnet bis 20, versucht gerade, sich selbst das Lesen beizubringen.

Nun hat er die Gruppe gewechselt und ist bei den „Großen“. Dort gibt es ein offenes Konzept (d. h. die Kinder suchen sich ihre Beschäftigungen selbst) und eine neue Erzieherin. Und diese Erzieherin und mein Sohn kommen so gar nicht miteinander zurecht. Er ist immer gern in den Kindergarten gegangen, aber seit dem Gruppenwechsel gibt es jeden Morgen Tränen und er möchte nicht in den Kindergarten. So richtig erklären kann er es mir allerdings nicht. Er sagt immer, es sei dort „langweilig“. Ich bin mir sicher, dass es an dieser Frau liegt, denn manchmal kann ich ihn überzeugen, aber spätestens, wenn er sie dann sieht, will er sofort wieder nach Hause. Er nässt auch im Kindergarten wieder sehr oft ein, was zuhause und auch anderswo beim Spielen nie passiert. Aber auch hier kann er mir nicht erklären, warum das passiert. Er sagt nur immer, er hat es nicht mehr zum Klo geschafft.

Nun ist er also seit knapp zwei Monate in der neuen Gruppe und in dieser Zeit hatte ich schon drei Gespräche mit dieser Frau. Sie kommt mit meinem Sohn nicht zurecht und sagt, er sei „anders“ und sie könne „ihn nicht einschätzen“

Er sei langsam und immer der Letzte, träumt vor sich hin, erfindet ständig irgendwelche Geschichten, verliert sich zu sehr in Details und hat oft keine Lust, sich an den Spielen zu beteiligen oder sich an die Spielregeln zu halten. Er malt oder bastelt auch nicht gern. Oft liegt/ sitzt er einfach nur rum und macht gar nix, er hätte viel zu wenig Energie für sein Alter. Sie hat sogar gesagt, dass sie ein solches Verhalten eher von traumatisierten Kindern kennt und mich gefragt, ob es zuhause einen Todesfall o. ä. gegeben hätte. Sie sagt, seine Entwicklung sei „nicht altersgerecht“ – Für mich ist es das erste Mal, dass ich sowas über meinen Sohn höre. In der vorherigen Gruppe ist nie was aufgefallen.

Er ist ja mein einziges Kind und ich habe keinen Vergleich. Bisher fand ich ihn aber eigentlich nicht irgendwie speziell. Es stimmt, er ist oft antriebslos und ein wenig lethargisch, ich habe das bisher immer auf’s Essen geschoben. Wenn er nicht (genug) isst, wird er so. Da in der neuen Gruppe keiner mehr drauf achtet (die Kinder holen sich ihr Essen selbst, wenn sie Hunger haben, oder eben nicht), isst er oft den ganzen Tag nichts oder nur wenig und dann wird er eben so energielos.

Ich habe den Eindruck, er fühlt sich dort einfach nicht wohl und zieht sich deswegen zurück bzw. verfällt in so ein Baby-Verhalten (wird weinerlich, quengelig, brabbelt und quietscht vor sich hin) oder liegt eben nur rum.

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich hatte jetzt schon mehrere Gespräche mit der Erzieherin und es wird nicht besser. Es tut mir auch so leid für meinen Sohn, weil er den Kindergarten bis zu den Sommerferien abgöttisch geliebt hat.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Vielleicht ein ähnliches Kind oder einen Tipp, wie ich nun am besten vorgehe?
Wir haben einen Termin beim Kinderarzt ausgemacht, aber das dauert noch einige Wochen. Ich selbst weiß auch gar nicht so richtig, was ich da nun ansprechen soll, in meinen Augen ist er ein normales Kind.

Herzliche Grüße

5

Kann er wirklich bis 20 rechnen? D.h. Zehnenübergang über Addition und Subtraktion mit Zahlenzerlegung? Wo hat er sich dies angeeignet? Ist er denn ein wissbegieriger Junge? Schon mal überlegt, einen Begabungsdiagnostiker aufzusuchen (es muss ja keine HB sein)?

8

Ja, Addition und Subtraktion. Er hat sich ganz früh schon extrem für Zahlen und alle möglichen Zeichen begeistert. Er kennt auch sämtliche Verkehrszeichen. Er fragt mich immer, was sie bedeuten, ich sage es ihm, er merkt es sich. Er stellt mir Matheaufgaben: "Mama, wie viel ist zwölf plus sieben?" und ich frage meistens zurück, was er denkt. Dann gibt er sich die Antwort selbst. Oder er denkt sich Aufgaben aus, wenn wir unterwegs sind, z. B. "Da sind jetzt 5 Vögel, wenn es zwanzig sein sollen, müssen noch 15 dazu kommen" usw.

Bei anderen Dingen ist er nicht so fit, das wurde im Kindergarten bemängelt. Er malt und bastelt z. B. ungern und nicht altersgemäß. Ich kann ihn auch zuhause kaum dazu animieren.

10

Ach so, auch Zehnerübergang. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht genau, wie er rechnet. Er stellt sich selber die Aufgaben (also auch sowas wie 8 + 5 oder so) und gibt sich dann im nächsten Satz selbst die Antwort.

weitere Kommentare laden
1

Hallo

warum dauert es wochen bis zu einem Kinderarzttermin. Der erste Weg wäre für mich einen züzigen TErmin zur Blutentnahme zu machen um zu schauen ob er einen Vitamin D oder Eisenmangel hat.

Zusätzlich würde ich sofort einen Termin beim Pädaudiologen und beim Kinderaugenarzt machen.

2

Danke für Deine Antwort. Wir haben einen Termin zur Blutentnahme gemacht, aber erst in zwei Wochen einen bekommen. Der Termin für das Gespräch ist nochmal zwei Wochen später, zieht sich also alles etwas.

Warum das so lange dauert: Wir leben recht ländlich und sind hier auch stark vom Ärztemangel betroffen.

Beim normalen Augen- und HNO-Arzt waren wir schon, da war alles unauffällig. Ist das nicht aussagekräftig genug?

Liebe Grüße

3

Der Pädaudiologe macht viel mehr Hörtests und schaut auch wie die Hörwahrnehmung ist.

Beim kinderOrthoptistinnen wird das Kind viel genauer untersucht. Der einfache Sehtest und das 3 D sehen sagt wenig aus.

Wir hatten z. B beim Pädaudilogen 3 Termine zu je 30 bis 60 Minuten zur Diagnostik. Beim Kinderorthoptistinnen hat die Diagnostik auch 2 mal 30 Minuten gedauert. Das war nicht mit dem normalen Augenarzt zu vergleichen

4

Hi, ich habe bei meinem Sohn etwas ähnliches erlebt nach einem Gruppenwechsel von den "Kleinen" zu den "Großen" innerhalb derselben Einrichtung, allerdings war er da jünger (2,5 Jahre). Er ist auch Einzelkind. Es handelte sich nicht um ein offenes Konzept, er ist ein Gewohnheitstier, er liebt Regeln und Strukturen, er mag es gerne, wenn er vorher weiß, was gleich passiert. Es gab weiterhin Morgenkreis, feste Essenzeiten etc. Aber eben andere Erzieher*innen und außerdem gab es bei den "Großen" mehr eigenständiges Spiel bzw. selbstständige Beschäftigung und ich hatte den Eindruck, er war damit und mit den anderen "großen" Kindern "sozial überfordert".

Auch mir wurde beim Entwicklungsgespräch ein völlig fremdes Kind beschrieben. Sprach kaum, spielte nicht mit, beobachtete still. Das war ein furchtbares Gefühl.

Was geholfen hat, war, dass ich den Erzieher*innen von seinem Bedürfnis nach Struktur und einer "Vorwarnung", was als nächstes passiert, berichtet habe. Man hat versucht, darauf einzugehen und schon nach zwei Tage wurden erste Erfolge gemeldet. Den Durchbruch brachte aber die Freundschaft mit einem anderen Kind, das ähnlich spielte und ähnliche Interessen und Fähigkeiten hatte, aber etwas offener und mutiger war als mein Sohn damals. Ehrlich gesagt haben die andere Mutter und ich diese Freundschaft etwas forciert, aber der Plan ging auf. Es waren aber auch deutlich jüngere Kinder.

Gibt es in der neuen Gruppe ein Kind, das deinen Sohn etwas "mitziehen" kann?

9

Vielen Dank auch dir. Ja, es scheint sehr ähnlich zu sein, ich habe auch schon früh gemerkt, dass er feste Strukturen braucht. Ich habe es auch der Erzieherin gesagt, mir wurde aber mitgeteilt, dass er sich an das Konzept gewöhnen müsse. Einen ganz lieben Freund hat er in seiner Gruppe, der auch immer sofort kommt und ihn an der Hand nimmt, wenn er morgens nicht in den Kiga will. Aber manchmal hilft das leider auch nicht.

Ich warte nun mal den Arztbesuch ab und hoffe, dass er sich in der Zeit etwas besser einlebt, mit nach Möglichkeit kürzeren Kiga-Zeiten.

19

Hallo!

Ich muss der Erzieherin zu einen kleinen Teil recht geben. Er "muss" sich an das konzept gewöhnen. Allerdings brauchen manche kinder Unterstützung dabei. Manche mehr manche weniger. Und es ist die Aufgabe der Erzieherin das sich das Kind in die Gruppe einfügen kann. Vielleicht ist die Erzieherin nicht die Richtige für ihn?
Es gibt einfach Kombinationen (Erzieherin und Kind) die nicht passen.

Liebe Grüße 🍀

6

Hallo!

Vieles von dem was du schreibst erinnert mich an meinen Großen. Nur hat er das Glück in einem KiGa zu sein wo er in seiner Wesensart gut aufgefangen wird. Er ist kognitiv ebenso den Gleichaltrigen voraus, hat im Gegenzug an anderer Stelle Schwierigkeiten. Vielleicht ist es bei euch ähnlich?

Kann es sein dass er mit dem offenen Konzept nicht zurecht kommt? Mein Kind braucht eine sehr klare Struktur und festen Rahmen, sonst ist er überfordert und irgendwie 'verloren'. Deiner nennt das vielleicht Langeweile?
Wenn es eine größere Gruppe ist, sind die Reize zu viel für ihn? Er beamt sich dann weg und wirkt auf andere verträumt und langsam.

Ich würde mir da nicht reinreden lassen wegen Trauma und nicht zeitgerecht entwickelt blabla. Wenn er vorher in der Gruppe glücklich war und es bei sonstigen Gelegenheiten (Zuhause, Spielplatz, Verabredungen...) keine Auffälligkeiten gibt gehe ich stark davon aus dass es am Umfeld also KiGa liegt. Die Erzieherin, die 'großen' Kinder, die Lautstärke, die fehlende Struktur, der Hunger oder oder oder.

Übrigens wenn er so sensibel ist spürt er vielleicht die Haltung der Erzieherin ihm gegenüber und es verunsichert ihn.

Wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen werden können, käme ein Gruppen Wechsel in Frage?

7

Vielen Dank für deine Antwort. Das trifft es alles, denke ich, ziemlich gut. Wirklich "langweilig" ist ihm dort sicher nicht, da ist viel mehr Action und es ist mehr geboten als in der alten Gruppe. Ich denke, er kann es nur nicht besser in Worte fassen, was ihn stört. Ich habe schon oft das Gefühl, dass er emotional schnell überfordert ist, wenn es um ihn herum zu wild zugeht und dass er sich dann zurückzieht. Er mag auch gern Ruhe, Struktur und einen klaren Rahmen. Seine Interessen sind auch eher bei so ruhigen Aktivitäten, wie eben Lesen, Brettspiele, Zahlen etc. Das habe ich der Erzieherin auch alles schon so gesagt, als Antwort aber nur bekommen, dass er alt genug sei und sich daran gewöhnen und selbständiger werden müsse, so in der Art. Sie zeigt da leider sehr wenig Verständnis und ich wundere mich ein bisschen darüber, dass das für sie so ungewöhnlich zu sein scheint. Es wird doch sicher mehr Kinder geben, die eher sensibel und introvertiert sind. #gruebel

Ich denke auch, dass er dieses Unverständnis spürt.

Wir lassen ihn nun mal beim Arzt durchchecken und bis dahin schau ich, dass ich ihn nach Möglichkeit immer etwas früher hole. Vielleicht ist es für ihn einfacher, wenn der Kindergartentag nicht so lang ist (bisher waren es fünf Stunden am Tag).

13

Das klingt sehr nach meiner Tochter.

Sie wird 5, rechnet gut, bringt sich das Schreiben bei und ist kognitiv anderen schwer voraus.
Sozial/emotional ist es sehr schwierig. Sie zieht sich nicht zurück, sondrrn. Wird wütend, weint, schreit und verletzt sich selbst.

Ein offenes Konzept wäre dir unser Kind furchtbar. Sie benötigt Anleitung. Regeln, Führung.
Ich würde ganz klar mit den Erziehern (allen, vllt auch der Leitung) sprechen. Dein Sohn ist nicht komisch oder zurück. Er hat a dere Fähigkeiten und as ist voll ok.

Unser Kindergarten begleitet unsere Tochter dabei, die sozialen und emotionalen Schwierigkeiten aufzufangen. Und das sollte eurer auch.

Vllt hilft eibe testumg um dem Kindergarten da was entgegen zu setzen, aber sonst finde ich, bringt das nicht viel. Meine Tochter ist getestet (les im. Rahmen der selbstverletzung), aber das hat ihrem verhalten nur Zahlen gegeben, mehr nicht.

12

Ich wollte nur auch mal schreiben, dass ich den Eindruck habe dass dein Kind mathematisch wirklich mehr als überdurchschnittlich ist!!

Meine 4,5jährige, die auch immer als pfiffig beschrieben wird, versucht gerade Aufgaben wie 4+3 mit abzählen zu lösen, zählt bis 40 und kann die Zahlen bis 10 (spiegelverkehrt) schreiben;-)
Und von ihren Freundinnen kann eigentlich nur eine mehr als sie.
Also für sein Alter ist er wirklich sehr weit voraus!
Ich würde bei deiner Schilderung spontan an Hochbegabung denken.

14

In meinen Augen ist er auch ein normales Kind. Dass er schon rechnen kann finde ich toll. Vielleicht machst du mal einen IQ-Test mit ihm, vielleicht kommt raus, dass er eben speziell begabt ist.
Und dass das offene Konzept nicht für jeden geeignet ist, ist ein offenes Geheimnis. Entweder er braucht noch ein wenig Zeit um sich daran zu gewöhnen, oder du suchst einen anderen Kindergarten.

16

Als ich Deinen Text gelesen habe, kam mir auch sofort in den Sinn, dass er wahrscheinlich sehr begabt sein könnte und dadurch auch unterfordert sein wird. Dauerhafte Langeweile trägt nun nicht unbedingt zur Motivation bei, man schaltet ab und hat kein Ziel. Das ist doch frustrierend, oder ?

Du schreibst außerdem, dass er sehr sensibel ist (geht übrigens oft mit einem hohen Intellekt einher), dadurch wird das offene Konzept ihm wahrscheinlich gar nicht liegen. Er bräuchte wahrscheinlich mehr Ruhe, feste Strukturen und natürlich ein anspruchsvolleres Angebot.

Mein Sohn ist auch sehr sensibel und er zog sich immer zurück, wenn ihm alles zuviel wurde. Und er war in einem Kindergarten, der kein offenes Konzept hatte. Wenn er diese Möglichkeit nicht hatte, wurde er sehr schnell wütend, hat eh eine eher niedrige Frustrationstoleranz.

Außerdem war er sehr perfektionistisch und vermied dann auch Dinge, in denen er unsicher war. Es könnte ja nicht zu seiner Zufriedenheit ausfallen.

Malen und Basteln war ihm auch ein Graus, aber da musste er durch, das ist ja auch wichtig für die Schule.

Ich denke auch, er wird merken, dass ihn die Erzieherin nicht mag und sich dadurch noch zusätzlich zurückziehen. Ein Gruppenwechsel ist sicher nicht möglich, oder ?

Also - evtl. wäre eine Begabungsdiagnostik zu empfehlen. So habt ihr schwarz auf weiß, dass er "anders" ist und bekommt dann evtl. ein paar andere Angebote. Vielleicht könnte er ja auch bei den Vorschulkindern etwas mitmachen ?

Ansonsten würde ich noch empfehlen zu schauen, ob man ihn in der Freizeit etwas mehr "Futter" geben kann. Das kann das Lernen eines Instrumentes sein, ein anspruchsvoller Sport oder vielleicht auch eine Sprache (muss ja nicht gerade chinesisch sein ;-) ). Ich denke, dass er dadurch vielleicht wieder mehr Energie bekommt, wenn er gefordert wird.

Ach ja, mein Großer, der getestet ist, hat einige Zeit im Kindergarten fast gar nicht geredet. Er kam auch mit seiner Erzieherin nicht klar. Ein Gruppenwechsel hat ihm sehr geholfen. Ich denke, unsere Kinder nehmen mehr Feinheiten wahr als üblich und reagieren dann sensibler.

17

Liebe 3komma14,

klingt ein bisschen wie bei meinem Sohn, habe vor ein paar Tagen gepostet.
Wir haben einen Kiga mit offenem Konzept und die Auffälligkeiten begannen mit der Vorschule. Die Kindergärtnerin, die das macht mag unseren Sohn schätzungsweise auch nicht so recht. Auch er malt und bastelt gar nicht gerne, wenn er muss liegt er auf dem Tisch rum Zuhause übrigens macht er das inzwischen gerne.

Lass ihn auf jeden Fall mal prüfen.

Und als zweite Aktion würde ich die Gespräche mit dem Kindergarten mit der Leitung zukünftig führen. Dass Dein Sohn in dieser Gruppe mit dieser Erzieherin nicht gut aufgehoben ist, scheint offensichtlich und auch in aller Deutlichkeit.

Viel Erfolg! #klee

18

Hallo,

wir haben hier in Deutschland ein Problem mit besonders schlauen Kindern.
Die fallen sowohl im Kindergarten als auch in der Grundschule nicht selten negativ auf, weil sie von den Interessen und der Lerngeschwindigkeit her nicht in ihre Altersgruppe passen.
Die schwachen Kinder werden gefördert. Die starken Kinder sollen den Mund halten und sich anpassen. Die können ja schließlich alles.

Ganz schlimm wird es, wenn diese schlauen Kinder nicht ins Bild eines sehr intelligenten Kindes passen, das die Allgemeinheit so hat.
Ein sehr intelligentes Kind ist stets hellwach und macht keine Ärger, weil es ja schon so reif und vernünftig ist. Außerdem arbeitet es Dinge, die es kann, motiviert und schnell durch, und hilft gerne den anderen Kindern, wenn es fertig ist oder sucht sich eine andere sinnvolle Beschäftigung. So wird ihm nie langweilig.

Ja...
Solche Kinder gibt es. Unsere Tochter (12) ist z.B. so.

Leider gibt es aber auch eine Menge sehr intelligenter Kinder, die nicht in dieses Bild passen, weil sie eben nicht immer hellwach, reif und vernünftig sind.

Deine Beschreibung erinnert mich sehr an unseren Sohn (9), abgesehen von der mathematischen Begabung. Der hatte zwar wenige Probleme im Kindergarten, weil die da sehr gut auf die Kinder eingegangen sind, aber in der Schule.

Unser Sohn ist verplanter Träumer, der für Dinge, die ihn nicht interessieren, ewig brauchen kann. Er fiel auch lange noch ab und zu in Kleinkindverhalten zurück.
Er hatte früher sehr wenig Frustrationstoleranz und kann bocken, dass die Wände wackeln. Er hat im Kindergarten mal den Waldtag gesprengt, weil er keine Lust hatte und nichts und niemand ihn bewegen konnte, mitzugehen.
Er braucht Leute, die ihm ganz klar sagen, was er wann zu tun und zu lassen hat.
Ab und zu kam in Kindergartenalter mal durch, dass er eigentlich ein ganz pfiffiges Kerlchen war, aber die meiste Zeit wirkte er eher ein bisschen langsam...

Wir haben ihn dann als Dezember-Kann-Kind später eingeschult und gehofft, dass er in der Schule gut genug zuhört, um mitzukommen. #schwitz
In der 2. Klasse sagte er, ihm sei in der Schule immer so langweilig.
Da dachte, tja, die Schule ist eben kein Ponyhof. Da muss er durch.
Dann sagte er, er sei der Beste in der Klasse.
Ich habe ihn nur angeguckt und gesagt, ja ne, ist klar... #augen
Dann sagte mir die Lehrerin, dass das stimmt, dass er aber im Unterricht extrem langsam arbeiten würde und bockig sei. Schwierigeres Material durfte er erst haben, wenn er alles, was alle machen mussten, fertig hatte.
Das hat unser Sohn mal ausprobiert und festgestellt, dass ihm das schwierigere Material auch zu einfach war und ist wieder in den Traum-Modus gefallen.
Zugleich wurde er immer unzufriedener, und hatte sich immer mehr mit der Lehrerin in der Wolle, die mit seinem Verhalten überhaupt nicht zurecht kam und ihn irgendwann als schuld an allem, was in der Klasse passierte, ansah.
Irgendwann ging er auch zu Hause beim kleinsten Wort auf die Palme und machte Anstalten, die Schule komplett zu verweigern.

Wir haben dann Kontakt mit einem Kinderpsychiater/-psychologen aufgenommen, und der stellte fest, dass das Kind erstens überdurchschnittlich intelligent ist und dass er zweitens leichtes ADS (also die Träumer-Variante) hat.
Unser Sohn hat dann eine Klasse übersprungen und seitdem lief es auch wieder mit der Lehrerin.
Seitdem kommt aber das ADS ins Spiel. Er macht viele Flüchtigkeitsfehler und schreibt zu langsam. Trotzdem ist er notentechnisch bisher immer zwischen 2 und 3, mit der einen oder anderen 1, gewesen.

Aber um auf Euer Problem zurück zu kommen.
Bei Deiner Beschreibung gehe ich schwer davon aus, dass Dein Sohn mindestens im mathematischen Bereich hochbegabt ist. Das merkt man vor allem daran, dass er sich die Dinge selbst beibringt.
Ihm ist "langweilig", weil er im Kindergarten geistig nicht gefordert ist.
Das kann in der Gruppe der Kleinen anders gewesen sein, wenn sich da engagierte Erzieherinnen mit ihm beschäftigt haben.

Die Lehrerin der Klasse, in die unser Sohn gesprungen ist, hat ihn als ganz liebes, freundliches Kerlchen beschrieben, das etwas zu viel träumt. Er ist da kein einziges mal vor der Tür gelandet, hat keine Strafarbeiten bekommen und sonst auch nichts. Er war einfach kreuzbrav.
Für die Lehrerin in der alten Klasse war er das Terror-Kind, das zu ihr rotzfrech war, übelst gebockt hat und ständig irgendwelchen Mist baute. Ich musste ihn zweimal wegen Prügeleien abholen, und er war das Kind, das am häufigsten vor der Tür landete. #schwitz
Da kamen auch so Bemerkungen von der Lehrerin, von wegen, was wir zu Hause mit dem Kind machen würden. #aerger

Permanente Unterforderung macht Kinder massiv unzufrieden.
Manche Kinder fressen das in sich hinein, manche rufen die Revolution aus.
Das Sohn scheint zu Kategorie 1 zu gehören. Das macht es aber nur für die Pädagogen einfacher...

Was ich machen würde, wäre zum Kinderarzt zu gehen, ob er irgendeinen Mangel hat.
Ich vermute aber, dass das nicht das Problem ist.
Dann würde ich zu einem Kinderpsychiater gehen und einen IQ-Test machen lassen.
Beim Kinderpsychiater bekommt man schneller einen Termin, wenn man privat zahlt, falls Ihr das könnt. Ansonsten haben die häufig Wartezeiten von einem halben Jahr aufwärts. Ich würde Euch raten, Euch einen empfehlen zu lassen. Gerade in diesem Bereich gibt es leider viele Nieten.

Das Problem behebt das aber leider nicht. Dein Sohn braucht einen Kindergarten, wo solche Kinder gefordert werden, und nein, es reicht nicht, wenn Ihr ihn nachmittags fordert. Das brachte bei unserem Sohn damals überhaupt nichts. Der saß ja trotzdem viele Stunden in der Schule und ärgerte sich dort über das Schneckentempo.

Ich kenne übrigens noch zwei andere, sehr schlaue Jungs, die gerade das gleiche Problem im Kindergarten haben, wie Dein Sohn.
Das ist eigentlich gar nicht soo selten. Trotzdem stehen viele Erzieherinnen und Lehrer davor, wie der Ochse vor dem Berg.
Das Thema fehlt einfach in der pädagogischen Ausbildung.

LG

Heike