Klassiker vs. moderne Kinderbücher

Hallo zusammen!

Bin gespannt auf Meinungen!

Meine Kinder hören gerne Bibi&Tina Hörspiele. Und gerade in der Vorweihnachtszeit lesen wir gerne die Weihnachtsgeschichten von Astrid Lindgren vor. Mit dem Sams und dem kleinen Gespenst sind in den letzten Monaten hier weitere "Klassiker" eingezogen und bei den Kindern auch beliebt.

Allerdings hadere ich immer öfter mit dem Frauen- und Familienbild in den "Klassikern". Generell finde ich viele Werte irgendwie veraltet.
Und z.B. das kleine Gespenst von Preußler kann man ja schon fast als historisch bezeichnen.

Sehr Ihr sowas als Problem? Besprecht Ihr sowas mit den Kindern? Oder verbannt Ihr gar die "Klassiker"?

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Wir leben multikulti mit den verschiedensten Gesinnungen, also können wir auch multikulti lesen. Mein Frauen- und Familienbild vermittel ich indem ich es lebe, aber nachdem wir auch andere Frauen- und Familienbilder außer unserem respektieren nd akzeptieren, warum sollten sie dann auch nicht in Geschichten vorkommen???

Es heißt immer Lesen erweitert den Horizont, nicht man soll den Horizont durch bewusste Auswahl der Bücher schmal halten!

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Danke für diesen wunderbaren Kommentar!

Genauso ist es!

Lg waldfee

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Und wie ist es mit dem Besprechen von anderen Lebensmodellen aus den Büchern bei Euch? Mein Sechsjähriges neigt dazu alles für bare Münze zu nehmen.

Und ich denke halt, wenn solche Lieblingsserien oft wiederholt vorgelesen oder angehört werden, dann gräbt sich das ja eine Hirnwindung, weißt Du, was ich meine?

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Hallo!
Wir lesen alles durcheinander. Viele Klassiker finde ich einfach toll und nehme es auch hin, dass die Sicht auf die Dinge dort noch etwas anders sind. Die Kinder sind da auch noch nicht so kritisch und ich versuche, die Geschichte nicht zu sehr zu "zerreden", dann macht das Lesen und Zuhören ja auch keinen Spaß. Manche Bücher gehen mir aus Erwachsenensicht aber auch echt auf die Nerven.
Moderne Bücher lesen wir auch sehr gern, es gibt so viele gute Bücher.

Grüße Jujo

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Hallo!
Wir lesen sehr viel und gerne. Da meine alten Kinderbücher von damals leider nicht mehr auffindbar sind, habe ich Vieles nachgekauft, das ich früher gerne vorgelesen bekommen habe. Mit dem Familienbild in alten Büchern habe ich ehrlich gesagt kein Problem. Bücher, die rassistische Inhalte haben, die vielleicht früher mal salonfähig waren, lesen und kaufen wir nicht. Wir lesen von damals z.B. gerne die Bücher von Babar (also die Alten von Jean de Brunhoff). Da geht es für meinen Geschmack ein bisschen martialisch zu, was der Entstehungszeit (30er Jahre) geschuldet ist, also z.B. tauchen viele Soldaten etc. auf. Meine Tochter weiß aber, dass es so etwas wie Krieg gibt, damals auch in Deutschland, und meine Schwiegermutter hat ihr selbst schon aus ihrer Kriegskindheit erzählt. Da haben wir mit unserer Tochter bereits sehr ausführlich drüber gesprochen. Die fantasievollen Geschichten und tollen Bilder wiegen dieses "Problem" aber reichlich auf. Neulich haben wir mal "Max und Moritz" gelesen. Da hatten wir viel Redebedarf. Das wollte meine Tochter auch nicht nochmal hören. Eine Buchreihe, die ich wegen der Bilder noch sehr positiv in Erinnerung hatte, weswegen ich sie nachgekauft habe, ist die Serafinreihe von Philipp Fix (ich meine 60er/70er Jahre). An die Geschichten konnte ich mich nicht mehr erinnern und ich bin fast hinten rüber gefallen. Diese Bücher sind definitiv aus unserem Bücherschrank verbannt. Ich weiß nicht, ob das Zeitgeist ist, aber diese Bücher gehen m.E.n. gar nicht; ein erwachsener Mann, der sich benimmt wie ein dreijähriges Kind, das regelmäßig Trotzanfälle kriegt, ein Anarchist, der selbst meint, sich an keinerlei Regeln halten zu müssen, aber sinnlose und völlig destruktive Wutausbrüche kriegt, wenn Andere gegen seine Rechte verstoßen. Einmal und nie wieder haben wir das gelesen und meine Fünfjährige Tochter konnte Serafins kindisches Verhalten nicht nachvollziehen und hatte bei jedem Problem sofort einen besseren Lösungsvorschlag.

Naja, gibt auch ganz viele tolle Klassiker, die man m.E.n. noch sehr gut vorlesen kann.

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Wie lustig! Ich informiere mich gerade über einige Klassiker die ich als Kind nicht selbst gelesen habe.
Wir haben die kleine Hexe von Preussler geschenkt bekommen. Die ersten 2 Kapitel fand ich total brutal und hab schon überlegt das Buch wegzulegen. Den Rest des Buches und das Ende fand ich super!
Mein Sohn ist 6, mit dem kann ich manche Sachen ja auch schon gut besprechen.
Morgen wollte ich losgehen und das kleine Gespenst kaufen. Jetzt schreibst du es sei historisch. Was genau meinst du denn damit?

Mit dem Rollenbild in den Büchern hab ich nicht so ein Problem. Früher wurde das halt so gesehen und heute ist es anders.

Kennst du „Oma schreit der Frieder“? Das fand ich furchtbar! Hab es dann auch nicht weiter vorgelesen. Ich finde es unmöglich wie die Oma da mit ihrem Enkel spricht. Und da möchte ich auch nicht zu meinem Sohn sagen „früher war das halt so“.
Also alles was die Erziehung betrifft und so beschrieben wird Wie das früher war sehe ich schon kritisch. Aber andere Rollenbilder finde ich nicht schlimm.

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Viele Alltagsgegenstände sind eben nicht mehr wie Heute. Die Feuerwehr hat eine Wasserspritze, sie schreiben mit Füllfederhalter, der Bürgermeister raucht Zigarre im Büro, die Schulklassen hat 37 Kinder...

Vielleicht war ich auch nur überrascht, weil ich das so "veraltet" nicht in Erinnerung hatte. Vielleicht fällt Kindern das auch garnicht so auf, wenn sie voll in der Geschichte sind.

Das mit der Belagerung durch die Schweden haben wir allerdings tatsächlich als Krieg erklärt. Da nutzen wir jede Gelegenheit um zu erklären wie furchtbar das ist.

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warum zerredest Du alles? Ist das Dein Ernst? Da kommt in ner Geschichte darüber dass es gute Geister gibt die einen beschützen eine Belagerung vor, auch kindgerecht umschrieben, denn Ottfried Preussler war ausgesprochener Kriegsgegner da er selber 5 Jahre in Gefangenschaft in sowjetischen Gefangenenlagern war, und dazu Lehrer der sich wohl überlegt hat was er darüber in einem Kinderbuch schreibt, und du holst gleich aus "also Krieg ist ja was ganz was Furchtbares".

Schon mal überlegt was es mit einem Kind macht wenn man ihm derart mit Gewalt die Unbefangenheit nimmt? Bei jeder Gelegenheit den erhobenen Zeigefinger auspackt? Meine Güte wenn sie nicht fragt was belagern heißt lies drüber weg! Lass sie die Geschichte von nem kleinen Gespenst das versucht seine Menschen zu beschützen genießen ohne mit ner 6-jährigen über Genozid zu sprechen. Dein Kind ist noch ein Kind und wird noch früh genug durch Bilder in der Tagesschau etc sehen was Krieg bedeutet - wenn sie REIF dafür ist!Aber bestimmt nicht wenn sie nen gemütlichen Vorlesenachtmittag mit Mama auf der Couch genießen will!

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Hallo,

Ich mag die alten Sachen total gerne, meine Tochter ebenfalls. Märchen, Pumuckl, Carlson vom Dach, und natürlich der Struwwelpeter. Wir lieben es.

LG
Sunny

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Hallo,
wir lesen fast nur alte Klassiker - einfach, weil wir die Entscheidung für ein Buch einfacher finden, wenn wir es kennen.

Praktisch alles von Astrid Lindgren.
Viel von Ottfried Preußler.
Neuerdings auch Erich Kästner, das doppelte Lottchen.
Und drei Bände vom Sams.

Manches muss man erklären:
Warum versteckt sich Michel im Tischlerschuppen? Unsere Kinder wissen jetzt, dass man Kinder früher geschlagen hat (ja, wirklich, sogar der eigene Vater!!) und dass das heute verboten ist. So lernen sie gleich etwas über Kinderrechte.
Warum sind die Kinder von Saltkrokan so sehr dagegen, dass ihre große Schwester heiratet? Dann könnte doch demnächst der Papa kochen? Da haben die Kinder etwas über historische Rollenverteilung gelernt... ;-)
Ich fand es eher angenehm, zu merken, dass unsere Kinder tatsächlich über diese alten Rollenbilder stolpern und sich wundern!! Da kann man dann erklären, das ist doch prima.

Konkrete Beispiele:
Das doppelte Lottchen fand ich sogar relativ modern - die Mutter ist doch eine ganz normale, berufstätige Frau. Allerdings sollte man es definitiv keinem Kind vorlesen, dessen Eltern tatsächlich getrennt sind, das könnte falsche Hoffnungen wecken...

Das kleine Gespenst war schwierig - dass da vor hunderten von Jahren die Schweden vor den Toren der Stadt waren (warum?) und dass das Gespenst damals schon dabei war (wie kann das sein?) war schwer zu erklären. Das lag allerdings auch daran, dass unsere Kinder schon Erfahrung mit dem Tod hatten und die Idee von dem Gespenst daher nicht so gut aufgenommen wurde...

Die kleine Hexe lieben wir alle.
Das Sams auch.
Die Kinder aus Bullerbü und aus der Krachmacherstraße standen ewig lange hoch im Kurs. OK, die Mütter backen und die Väter fallen die Bäume, aber darum geht es doch nicht.
Paddington Bär war auch sehr süß.
Und beim Räuber Hotzenplotz wussten die Kinder schon, dass sie jetzt beim Lesen (bzw hören) erfahren, wie ein Räuber so ist. Und seither wissen sie auch, was eine Ohnmacht ist - das kommt heutzutage ja auch nicht mehr so häufig vor... ;-)
Der Zauberer von Oz ist übrigens wunderbar märchenhaft und schön - und kommt weitgehend ohne Rollenklischees aus.

LG!

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Mein Sechsjähriges neigt dazu alles für bare Münze zu nehmen. Klar, manchmal fragt es nach, wenn etwas zu weit weg vom tatsächlichen Erleben ist.

Aber ich denke halt, dass sich gerade oft gehörte Lieblingsserien ja ins Hirn eingraben. Lernen durch viele Wiederholungen.

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Hallo,

glaubst du noch an den Weihnachtsmann / Christkind, Osterhasen, Feen, Kobolde und Co.? Nein?
Warum traust du deinem Kind dann nicht zu, dass es auch die richtigen Erkenntnisse zur richtigen Zeit lernen wird - mit eurer Unterstützung?

LG
B

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Hallo lialga,

wir lesen unseren Töchtern ebenfalls viele Klassiker vor, einfach weil ich die Geschichten oft als fantasievoller und auch von der Sprache her ansprechender (und teilweise anspruchsvoller) finde als heutige Bücher.
Mir ist nicht nur ein guter Plot, sondern auch eine gute sprachliche Ausdrucksweise wichtig.

Gleichwohl sehe ich die von Dir angesprochene Problematik durchaus ebenfalls. Dabei geht es mir etwas weniger um das Familienbild als solches, denn in vielen wirklich klassischen Kinderbüchern sind die Eltern eher weniger Thema. Was mir öfter begegnet (und was ich ebenfalls nicht mag) ist dieses Stereotyp, dass ein Abenteuer für Mädchen wahlweise zu gefährlich, zu kompliziert ist oder dass das Mädchen zu viel Angst hat.
Kinder bekommen solche Zuschreibungen durchaus mit und nehmen diese auf, weshalb es mir wichtig ist zu erwähnen, dass Mädchen auch gerne Fußball spielen oder Abenteuer bestehen können bzw. dass es auch ängstliche Jungen gibt und geben darf. Manchmal lese ich eine solche Stelle vor und kommentiere diese entsprechend oder - falls sie oder ich keine Lust auf Mamas pädagogische Zwischenkommentare haben - ändere die Stelle beim Vorlesen zu einer geschlechterneutralen Version ab. Das ist mir dann schon wichtig.

Des Weiteren denke ich, dass die Kinder die Rollenmodelle, die sie als "normal" empfinden hauptsächlich in der Familie lernen und einüben und sich anschauen wie die Eltern (miteinander) leben und ihre Aufgaben teilen.

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Oje, da nützt aber das ganze pädagogische Vorlesen nichts, wenn man sieht, mit welchen Büchern die Kinder dann "gefüttert" werden, sobald sie lesen können...

Da finde ich jetzt so eine alte Tina und Tini Serie (und sogar 5 Freunde, die das Geschlechter-Thema zumindest thematisieren!!) oft harmloser, als die modernen Bücher:
Einhörner für Mädchen
Weltraum für Jungs.
Helfen, schützen, pflegen für Mädchen,
Verteidigen und siegen für Jungs.

Ich würde mir wünschen, meine Tochter, die jetzt lesen kann, würde mehr von meinen alten Abenteuer-Bänden lesen. Gerne auch Enid Blyton oder Else Ury. Alles, solange es nicht der Trotzkopf ist (DAS ist veraltet!!). Aber nein, es muss ein Einhorn sein, dass die Meerschweinchen rettet. Und das nach so vielen Jahren mit Michel aus Lönneberga und Pippi Langstrumpf... Tja. Chancenlos.

LG!

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Hä? Die Klassiker strotzen doch vor Frauen die nicht dem damaligen Klischee entsprachen. Pippi Langstrumpf, die rote zora, die kleine Hexe, Ronja Räubertochter, aber auch in Bille und zottel findet man keine ängstlichen Mädchen, dafür sensible Jungs.

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Ich finde eine gute Mischung wichtig.

Manche Werte vergehen nie, sollten es nicht; geben Halt.
Manche überdenke ich.
Manche passen in eine andere Zeit, haben aber ihre Berechtigung.
Manche fände ich zu jeder Zeit unpassend.

Und das fließt beim Vorlesen und im Alltag mit ein.

Es regt zu Fragen an. Mein Kind vergleicht sehr viel.
Warum ist das in Buch 1 so, in Buch 2 anders, warum leben wir so....

weil jede Familie anders ist.
weil es zu Zeiten meiner Oma üblich war, weil es in meiner Kindheit noch mal anders war....

Ich muss nicht mit allem konform gehen und auch nicht alles ablehnen.

Meine ist inzwischen in der Pubertät und das schöne, das ich ihr mitgeben konnte:
- differenzieren
- hinsehen
- reflektieren
- bewusst entscheiden
- Wünsche äußern

Bspw. spricht sie selbst an, wenn ihr etwas in Büchern, Filmen/Serien gut gefällt und fragt, ob wir das für uns mal ausprobieren können

oder sagt: boah, gut dass das nicht meine Mama ist, das würde so gar nicht zu uns passen ... obwohl, Recht hat sie ja ... und für ihr Kind passt das ja .... aber für uns, neeeee

Auch regionale und kulturelle Unterschiede.
Von manchen Kulturen oder Regionen haben wir für uns schon nette Anregungen geholt oder Ideen, die uns gut tun.
Bei anderen haben wir entschieden, dass es nicht zu uns passt.


Im Kindergartenalter fand es meine wichtig zu prüfen, wie sie handeln kann.
Die Kinder haben so gehandelt
Wie würde sie wohl agieren?
Mama, wie würdest DU das machen?
Bei älteren Büchern auch: wie würde DEINE Mama / Deine Oma das machen?

Z.B. ist sie froh, dass nicht mehr geschlagen werden darf
andererseits findet sie es auch schade, wenn dafür anderes in unserem Alltag nicht mehr so zu finden ist.

Ich denke: ihr Einblicke in verschiedene Zeiten, mit verschiedenen Vorstellungen zu geben, hat ihr gut getan.
Auch darüber zu reden, dass sie Fragen stellen konnte.

Wenn wir Freunde in verschiedenen Regionen besuchen, fragt sie auch sehr viel.
Sind diese dann auch in anderen Ländern aufgewachsen, noch mehr.

Manches kann sie sich gut vorstellen, manches gar nicht.
Und Vergleiche zu unserem Alltag findet sie spannend.

Jetzt in der Pubertät möchte sie zwar viel so sein wie ihre Freunde und nicht so auffallen, aber gleichzeitig sucht sie auch nach Kompromissen und Möglichkeiten, die uns gut tun, die ihr gut tun. Eben weil sie weiß, dass es nicht nur einen Weg gibt, sondern aus vielen Zeiten, Kulturen, Regionen eben viele verschiedene. :-)

Wir leben im Jetzt und ergänzen aus anderen Zeiten, was uns passend erscheint. :-)

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Wir lesen viele Klassiker und Märchen mit den Kindern. Manchmal fragen unsere Kinder nach, manchmal erklären wir es auch so.
Viel wichtiger ist ja, was man den Kindern vorlebt und wie man sie erzieht. Bei uns scheint das (obwohl ich die Hausfrau bin) ganz gut zu funktionieren. Mein Sohn sagte einmal: "Mama ist der Boss, Papa arbeitet nur."😂
Es gibt ja auch viele Klassiker, in denen eigentlich gar nicht so viele veraltete Werte vorkommen: Pippi Langstrumpf ist stark und mutig, Uli von Simmern ist sensibel und so weiter. Selbst Wickie hat ja als Hauptperson einen Jungen, der so gar nicht dem Klischee von starken, mutigen Wikingern entspricht. Wie schon jemand anderes geschrieben hat: Ich finde die modernen Bücher und Serien viel Klischeebeladener.