Waldkindergarten - Wird den Kids nicht langweilig?

Hallo erfahrene Waldmamis und -Papis,

wir waren neulich zwei Stunden in unserem Waldkindergarten „schnuppern“: Das spielzeugfreie Konzept gefällt mir gut, trotzdem frage ich mich, ob es den Kindern auf Dauer nicht langweilig wird, so ganz ohne...
Mein Bub kam in der kurzen Zeit natürlich nicht richtig ins Spielen rein und hing eher an mir dran während ich alle meine Fragen mit der Erzieherin durchgegangen bin. Er hat dann auch prompt gesagt, er will lieber in einen Kiga mit Spielsachen 😂
So wie ich das verstanden habe, gibt es zwar Angebote zum Basteln, Malen, etc., aber die Kinder müssen nicht und mein Kleiner wird sich vermutlich dann eher gegen solche Angebote entscheiden. Und sonst sollen sie wohl viel frei spielen.
Haben eure Waldkids mal geäußert, dass ihnen langweilig ist?

Was mich auch noch etwas sorgt ist die Beaufsichtigung. Während eine Erzieherin mit den „Großen“ Vorschularbeit geleistet hat, hat die Andere Malen und Geschichte-Vorlesen angeboten. Einige Kinder waren aber auch am Klettern oder anderweitig rumstöbern und nicht direkt im Sichtfeld. Ist in eurem Waldkindi nie etwas passiert?

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Langeweile ist notwendig, damit Kreativität entstehen kann.

Dieser "Oh, nein, das Kind darf sich niemals langweilen!!" Wahn der Eltern ist der perfekte Nährboden für Medienabhängigkeit.

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Kinder langweilen sich nur wenn sie nie lernen sich selber zu beschäftigen, ich halten den spielzeugfreien Ansatz auf Dauer eher für einen Garant gegen Langeweile.
Zur Aufsicht kann ich wenig sagen, heute wird in meinen Augen viel zu sehr gegluckt von den Eltern.Die Frage darfst du auf Urbia nicht stellen wo gefühlt 90 % die Polizei und die Feuerwehr rufen würden wenn du dein Kindergartenkind alleine im Auto lässt um Brötchen zu holen.

Schau mal hier: https://www.leben-und-erziehen.de/familie/familienleben/wenn-eltern-wieder-ausgehen-duerfen.html

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Hallo!

Mein Sohn war 3,5 Jahre lang ganztags in einem Waldkindergarten, und die einzigen Tage, wo mal Langeweile aufkam, waren die, an denen sein bester Freund nicht da war (war aber bei beiden so - die zwei konnten nicht ohne einander). Ansonsten sind die Kids auch ohne Spielzeug immer gut klar gekommen. Ich würde sogar behaupten, dass sich mein Kleiner, der ein halbes Jahr länger im Kindergarten war und auch erst mit fast 7 eingeschult wurde, sich im Kindergarten weniger gelangweilt hat als seine Große Schwester, die mit gerade 6 Jahren eingeschult wurde und in einer Regelkita war.
Und auch heute - der Kleine ist mittlerweile in der 2. Klasse - kommt bei ihm eigentlich sehr selten Langeweile auf. Er kann sich super selbst beschäftigen, findet immer etwas zum Spielen und macht im Zweifelsfall aus jeder Aufgabe ein Event (z.B. beim Wäsche in den Schrank legen ist er ein Gabelstapler, beim Blumen gießen die Feuerwehr...)
Ach - und was ich noch dazu sagen muss: Kindergeburtstage waren zu KiTa-Zeiten bei unserem Sohn ein Spaziergang. Die Kinder kamen und haben sich ins Kinderzimmer verdrückt. Spiele und Basteleien wurden tendenziell eher als lästig empfunden, und gegessen wurde nur, wenn der Hunger groß war. Als dann die ersten neuen Freunde aus der Schule zum Geburtstag kamen, war es hingegen echt anstrengend. Die einen wollten dies nicht, die anderen jenes nicht, dem nächsten war langweilig... Es war der Horror. Die Kinder haben einfach pausenlos Programm erwartet, waren dann aber mit dem angebotenen Programm nicht einverstanden - ich war froh, als meine Große heim kam und sich um die gelangweilten Kinder gekümmert hat - das kann sie nämlich super, auch wenn sie nur 2,5 Jahre älter ist als ihr Bruder.

LG

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Hallo.

Töchterchen (3 Jahre) geht seit November in einen Waldkindergarten, davor war sie in einem regulären Kindergarten. Wir haben gewechselt, weil sie sich im anderen Kindergarten nicht mehr wohl gefühlt hat. Lange Geschichte. Auf jeden Fall geht sie sehr sehr gerne in den Waldkindergarten. Wir hatten noch nicht einen einzigen Tag solche Diskussionen wie wir sie in der anderen Kita täglich hatten.

Die Erzieher*innen sind klasse und sehr engagiert. Die Regeln sind "strenger" als in der anderen Kita und es wir besser auf die Einhaltung und auf die Kids geachtet. Der Betreuungsschlüssel bei uns Ist zudem deutlich besser. Wenn ich sagen musste wo mein Kind häufiger unbeaufsichtigt war, dann war es der normal Kindergarten. Einfach aufgrund der schlechten Personalsituaton, der ungeschickten Räumlichkeiten und dem mangelnden Interesse der Erzieherinnen.

Zum Thema Spielsachen: Bei uns gibt es da vielfältige Angebote. Die Erzieher*innen machen sehr viel mit den Kindern. Natur erforschen, Jahreszeitenspezifisches, Malen, basteln, Werken, matschen, Ballspielen, aus Seilen und Holz etwas bauen, Gärtnern, Singen, .... Jedes Kind hat einen Ordner mit Fotos und Geschichten aus jedem Monat, da sieht man recht viel. Also ich habe bei unserem Kindergarten noch kein Kind gesehen das sich langweilt.

Wie du merkst bin ich sehr begeistert von unseren Waldkindergarten. Aber wie überall hängt auch das sehr stark von der individuellen Umsetztung vor Ort ab. Es gibt tolle Waldkindergärten und tolle Regelkindergärten und es gibt das Gegenteil von beidem. Aber allein weil es kein klassisches Spielzeug gibt heißt es nicht das sich die Kinder langweilen.

Liebe Grüße

Ps.: Wenn ich sagen sollte wo das Kind sich mehr verletzt hat dann definitiv im Regelkindergarten. Da war sie aber auch noch etwas kleiner und motorisch noch nicht ganz so geschickt wie heute.

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Hallo nochmal!
Ich glaube jeder, der sein Kind in einen Waldkindergarten schickt, muss hinter dem Konzept stehen. Und wenn sich das Kind dann wohlfühlt, ist es auch einfach Klasse im Wald. Ich habe gestern aufgrund dieses Threads meinen Sohn mal zum Kindergarten befragt, und er hat bestätigt, was ich oben schon geschrieben hab: Es war NIE langweilig, weil er Spielkameraden hatte. Und kreativ werden die Kinder da auf jeden Fall. Da wird ein Seil zum Feuerwehrschlauch, ein Ast zum Schwert und ein Stein zum Puppenersatz. Kinder haben so viel Phantasie - man muss ihnen nur die Möglichkeit geben, diese auszuleben.

Aber es gibt tatsächlich auch Kinder, für die der Waldkindergarten nichts ist. Eine Klassenkameradin meines Sohnes war ein Jahr lang in seiner Kindergartengruppe (die Waldgruppe war einer Regel-Kita angeschlossen - dazu komm ich später noch). Sie ist in dieser Gruppe nie warm geworden, wollte lieber in einen "Hauskindergarten" mit Puppen u.ä. Da hat es dann einfach nicht gepasst. Das kommt vor, aber ob es passt, stellt man nicht beim einmaligen Schnuppern fest. Das dauert einfach.

Und jetzt zum Thema angeschlossen an eine Regelkita: Dieser Anschluss bedeutete mitunter auch, dass Erzieherinnen aus dem Hauskindergarten in der Waldgruppe aushelfen mussten. Ganz davon abgesehen, dass es bei vielen an der nötigen Kleidung gemangelt hat, waren die ganz erstaunt, wie wenig sie eigentlich machen mussten - "Die Kinder machen ja alles alleine!" Waldkinder brauchen kein Programm und kein pädagogisches Angebot - sie brauchen Raum zum Spielen. Und anders als mittlerweile die meisten Eltern bin ich der Meinung, dass das freie Spiel im Kindergartenalter die beste Förderung für ein Kind ist. Da braucht es kein großartiges pädagogisches Programm. Von vielen Eltern ist "freies Spiel" im Tagesplan gleichbedeutend mit "Die Erzieherinnen haben keine Lust". Das mag in manchen Regelkitas der Fall sein, aber im Wald ist das Konzept - und das ist gut so!

LG

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Das mit dem freien Spiel lernt man genau wie Du es beschrieben hast in der Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin oder danach zur Sozialpädagogin also "Erzieherin" in der Berufsschule...zumindest in Niedersachsen

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Bei uns gibt es tatsächlich etwas Sandspielzeug: Eimer, Schaufeln, Schubkarren.
Es gibt Werkzeug: Raspeln, Sägen, Handbohrer, Schnitzmesser.
Es gibt Ferngläser und Malsachen.

Und natürlich werden immer wieder Angebote gemacht. Besondere Basteleien oder Versuche. Vorgelesen wird regelmäßig im Tagesablauf.

Meinen Kindern ist nicht langweilig.

Die meisten Sicherheitsbedenken hatte ich, weil 10 m neben dem Waldplatz ein Bach vorbeifließt. Aber da ist noch nichts passiert.

Mein eines Kind hatte tatsächlich mal einen Unfall mit Platzwunde im Kindergarten. Einen unterwegs gefundenen Frisbee an den Kopf bekommen. 🤷

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Nein, Langeweile kommt hier nie auf.
Du glaubst gar nicht, was man aus Steinchen, Stöckchen, Blättern, Erde usw alles zaubern kann!
Da kann sich die Kreativität wirklich erst entfalten.
Meine Tochter ist jetzt noch bis Mitte Juli in der Waldgruppe im letzten Kigajahr. Wenn ist jetzt eher etwas Langeweile, weil keine Vorschulaktivitäten stattfinden, aber nicht aufgrund der Waldgruppe. Ohne wäre es noch schlimmer, da sie jeden Tag auf Wanderschaft sind.
Bin soooo froh, dass mein Sohn die letzten beiden Kigajahr ab August dann auch dort sein darf!
Ach übrigens, bei uns sind sehr engagierte Erzieher und meine Tochter darf viel höher auf Bäume klettern wie wir Eltern es erlauben würden :-)
Wegen der Aufsicht: ich glaube manchmal haben die Erzieher die Kinder im Blick auch wenn es für uns Eltern so aussieht, als ob sie unbeaufsichtigt wären.

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Vielen Dank für alle eure „mutmachenden“ Antworten. Das hat auf jeden Fall die letzten kleinen Zweifel beseitigt und ich habe heute den Waldkindiplatz zugesagt 😁.