Sowohl die Kinder wie auch wir Eltern haben uns auf den neuen Abschnitt "Kindergarten" gefreut. Obwohl ich das Gefühl habe, eigentlich eine recht enspannte Mutter zu sein und der Lehrperson völlig zu vertrauen und auch andere Wege zu akzeptieren, nerve ich mich alle paar Tage über Dinge im Kindergarten und frage mich, ob es tatsächlich nötig ist, mit der Kindergärtnerin dauerend per Whats app oder Mail oder Telefon in Verbindung zu stehen.
Es gibt kaum einen Tag, an dem unsere Zwillinge nicht heimkommen und - nennen wir ihn - Max nicht das erste Thema ist. Offenbar ist jenes Kind ein ziemlicher Terrorzwerg und hat es v.a. auf die kleineren Kinder abgesehen (die Altersspanne sind bis gut 3 Jahre Unterschied, was in dem Alter ja echt viel ist), beansprucht die Geduld der Lehrerin wohl aber auch. Das geht so über Alltagskram wie Mütze wegnehmen und verstecken, Gebautes kaputthauen wie über bei jedem Mal vorbeigehen eine Kopfnuss zu verteilen oder in den Arm kneifen. Auch Schimpfwörter austeilen - unser Junge wurde als "Pisser" bezeichnet, die Tochter als "dumme Sau" - das sind Ausdrücke, die können die Kids nicht so "aufgeschnappt" haben; es werden Steine geschmissen, geschubst. Letzte Woche kam unsere Tochter mit einem am Rücken zerschnittenen Kleid nach Hause - Max hätte das mit der Schere gemacht. Ein anderes Mädchen, die Freundin unserer Tochter wollte nicht mehr in den Kindergarten, weil Max ihr gesagt habe, er würde sie "tot machen" und er hätte dies schon mal gemacht.
Mehrfach war unsere Tochter die letzten Wochen eingenässt, was zuhause absolut NIE vorkam, heute erneut - sie hat uns erzählt, Max hätte ihr immer den Weg zur Toilette versperrt.
Momentan ist die Kommunikation halt wegen Corona schwierig, resp. wir kennen auch kaum andere Eltern, da wir nicht aufs Schulareal dürfen und man sich so auch nicht kennenlernt. Ich habe nun mehrere Male mit der Lehrerin über die Dinge gesprochen, ohne Vorwürfe zu machen. Sie sieht es zwar ein, dass die Kleinen drunterkommen, ist aber der Ansicht, das müssten die Kinder unter sich ausmachen und dies auch lernen; vieles sieht/hört sie auch nicht. Ist das normal? Jedes einzelne kann ja mal passieren unter Kindern, aber dass in dem Alter schon so eine raue Atmosphäre herrscht - oje. Was macht man denn da?
Was ist der normale Wahnsinn im Kindergarten??
Es ist ja nicht die Rauhe Atmosphäre insgesamt ... es ist ein verhaltensauffälliges Kind. Das gibt es leider oft, wir können da auch ein Lied von singen. Der Umgang mit solchen Kindern ist sehr schwer, wenn Eltern nicht mitarbeiten fast unmachbar. Selbst mit sensibilisierten Erziehern gab es immer wieder Vorfälle. Ich selbst habe einen beim Umkleiden erlebt und obwohl ich wusste was kommen kann ... ich habs weder kommen sehen noch verhindern können dass mein kleiner von dem jungen angegangen wurde. Du kannst ihn ja nicht in ketten legen und in die Ecke verfrachten.
Ja man muss in Kontakt mit den Erziehern bleiben aber wichtigstes Thema ist die eigenen Kinder dafür zu wappnen.
Das ist erschreckend, dass es das offenbar so häufig gibt.
Wie wappnet man denn seine Kinder für sowas??? Ich habe jeden Abend mit ihnen Gespräche darüber. Bei der Heimfahrt von der Arbeit telefoniere ich meist mit ihnen uns sie erzählen mir vom Tag; an 4 von 5 Tagen kommt immer, was wieder mit Max passiert ist...ich probiere sie zu stärken, ihnen zu sagen dass keiner das Recht hat, sie so zu behandeln, dass sie zusammenstehen sollen, nicht auf die Provokationen eingehen sollen, den Kerl links liegen lassen sollen. Und bei Schlagen oder Kratzen darf und soll die Lehrerin dazugeholt werden. Oft funktioniert das schon sehr gut, heute war wieder so ein Tag, wo mein Sohn - eigentlich wegen einer Bagatelle - richtig deprimiert war. Es war "Zeigetag", da dürfen die Kinder abwechselnd einen Gegenstand mitnehmen, der ihnen was bedeutet. Es war ein vom Opa geschnitztes Holzpferdchen. Offenbar hat Max unseren Jungen so niedergemacht, was er da für eine Baby-Kacke dabei hätte, dass unser Sohn sein Pferdchen niemandem mehr zeigen wollte und es tief in seiner Tasche versteckt hat und heute Abend hin und hergerissen war, ob er damit noch spielen soll oder nicht. Erzählt man das jemandem, ist das wirklich eine Nichtigkeit, für unseren Jungen wars einfach mal wieder zuviel.
Wobei bei uns überhaupt nicht die Rede davon war dass das Kinder untereinander ausmachen müssten!
Richtig, Kinder müssen Kleinigkeiten unter sich selbst ausmachen lernen, aber nicht das was du beschreibst." Ich mach dich tot" erinnert mich an Familie Ritter aus dem TV.
Es kann nicht sein, dass Max freie Bahn hat, weil die Erzieher nichts unternehmen.
Hast du schon mal mit der Leitung oder dem Träger gesprochen?
Wenn du überall auf taube Ohren stößt, würde ich ehrlich gesagt den Kiga wechseln.
Was ist Familie Ritter ??? Das mit dem Kindergarten wechseln funktioniert bei uns nicht so - wir leben nicht in D. Hier gehört der KG zum staatlichen Schulsystem und die beiden Jahre sind obligatorisch. Ein Wechsel ist nur möglich bei Umzug oder bei Wechsel auf eine Privatschule. Und Träger ist eben die Gemeinde, die juckt sowas nicht im Geringsten. Wir haben wie gesagt mit der KiGa-Lehrerin gesprochen, wollten auch "kein Fass aufmachen", da die Kids ja noch gut 1.5Jahre diesen KiGa besuchen müssen. Mein Wunsch wäre es, dass sie eine schöne, warme KiGa Zeit erleben dürfen, das ganze nervt einfach nur und tut mir für die Kinder leid.
Das klingt wirklich schlimm.
Ganz ehrlich, wenn die Erzieherin da so wenig Verständnis zeigt, dann würde ich persönlich tatsächlich mal mit meinen Kindern vor dem Kindergarten warten und Max und seine Eltern abpassen. Ich finde, dass das dein gutes Recht ist, denn gerade zerstörte Kleidung etc ist durchaus ein Grund mal mit den Eltern des Übeltäters zu reden. Vielleicht sind es ganz normale Leute, die sich einfach garnicht so bewusst sind was ihr "Goldschatz" da fabriziert. Vielleicht wird er ja zuhause von älteren Geschwistern genauso behandelt und lebt seinen Frust im KiGa aus.
Allerdings klingt es leider so, als ob der Max aus recht asozialen Verhältnissen kommt und vielleicht eigentlich auch ein Opfer ist
Die Eltern von Max sind offenbar nie beim Abholen zu sehen, weil er in die weitere Betreuung geht. Das Kind anzusprechen, habe ich mir auch schon überlegt, aber finde ich irgendwie unfair. Ich habe mir auch schon gedacht, mal die Eltern von Max anzurufen, aber das ist natürlich ganz schwierig, wenn "das Vergehen" nicht bewiesen werden kann. Das war zB das Thema mit der "Totmachdrohung", die Kindergärtnerin selbst hat es nicht gehört, also kann es nicht geahndet werden. Das mit dem zerschnittenen Kleid hat sie offenbar auch nicht gesehen, was ich ihr auch glaube, wie soll man denn soviele Kids auf dem Schirm haben?
Das mit dem Täter-Opfer-Dingens sehe ich eigentlich auch so, da ich denke, kein Kind ist von Grund auf so ein Arschlochkind, aber irgendwie kann ich doch die Welt nicht retten und dass unsere Kids so unter die Knute kommen, ist einfach nicht schön.
Unbedingt die Erzieherin ansprechen und alles schildern. Man kann von Kindergartenkindern nicht erwarten, dass sie alles selbst untereinander regeln. Wenn ein Kind so massiv übergriffig wird, müssen Erwachsene eingreifen. Leider sind viele Erzieher so überlastet, dass sie auch nicht immer alles mitbekommen.
Ganz wichtig: Dem eigenen Kind klar machen, dass es nicht versuchen soll, die Situation mit Max auf jeden Fall selbst zu lösen. Einmal laut und bestimmt "Stopp, hör auf!" sagen üben. Wenn Max dann trotzdem nicht aufhört, sofort umdrehen, weggehen und einen Erwachsenen zur Hilfe holen. Das ist kein Petzen, sondern Hilfe holen. Auch, wenn das für euch in diesem Fall sicherlich zweitrangig ist: Auch Max erhält so die Möglichkeit, von den Erzieherinnen Hilfe zu bekommen und zu lernen, wie man sich in einer Gruppe verhält.
Das Kind selbst ansprechen ist ein No-Go, die Eltern anzusprechen halte ich für sehr sinnvoll. Wenn sie nicht wissen, was im Kindergarten vorfällt, haben sie keine Möglichkeit, mit ihrem Kind darüber zu sprechen etc. Ich halte es auch für legitim, einen Ersatz für zerstörte Kleidung einzufordern.
Das Problem ist ja, dass wir es tatsächlich - nach anfänglichem Beobachten - kommuniziert haben. Und offenbar ist Max ein Problemkind. Selbstverständlich darf und soll sich die Kindergärtnerin nicht über ein anderes Kind äussern, wir hatten zu Beginn nicht einmal einen Namen genannt, nur angemerkt resp. nachgefragt, ob es ihr auch aufgefallen wäre, dass die Kleinen von einzelnen grösseren gebosst würden. Das wurde sehr heruntergespielt. Nach dem Totmach-Dingens ging es dann so 2 Wochen etwas besser, dann waren sowieso Herbstferien. Als das mit den dauernden Kopfnüssen anfing, haben wir uns gemeldet, und da hiess es, die Kinder, resp. damals unser Sohn müssten lernen mit solchen Dingen umzugehen. Beim zerschnittenen Kleid habe ich mich abermals gemeldet, da war die Lehrerin schon etwas genervt, sie hätte es nicht gesehen, könnte also auch keine Aussage treffen. Wir wollen da auch keinen Ersatz für, aber dass solches Verhalten einfach nicht toleriert wird.
Wir haben kommende Woche nochmals ein direktes Gespräch mit der Lehrerin, mal sehen...
Hallo,
"Jedes einzelne kann ja mal passieren unter Kindern, aber dass in dem Alter schon so eine raue Atmosphäre herrscht - oje."
Das ist keine raue Atmosphäre. Dieser Max ist ein Kind mit mangelhaftem Sozialverhalten. Die gibt es überall.
Ich gehe davon aus, dass Euer Max 2,3 Jahre älter ist, als Eure Kinder.
Da kann man kaum erwarten, dass die Kinder das untereinander ausmachen. Da müssen die Erzieherinnen eingreifen.
Ich würde auch deutlich darauf hinweisen, dass die anderen Kinder Angst vor diesem Jungen haben und dass es kein Krimskrams ist, was der da treibt.
Wegen des Kleides würde ich beim Kindergarten verlangen, dass die Eltern von Max es ersetzen.
Deine Kinder sollen möglichst laut schreien, wenn er ihnen zu nahe kommt. Am besten sowas wie "Max, lass mich sofort auf's Klo!" oder "Max, hör auf mit Steinen zu werfen!".
Erstens erschreckt sich Max, wenn jemand so losbrüllt und zweitens gucken alle, inklusive Erzieherinnen.
Bei unserer Tochter im Hort hat ein Kind, das noch nicht sprechen konnte, in den höchsten Tönen losgekreischt, wenn ihr der Gruppen-Rüpel zu nahe kam. Das hat super funktioniert.
Diese Taktik mit "Stop, hör auf!" sagen, funktioniert nur bei Kindern, die ab und zu mal über die Strenge schlagen. Die Problemkinder interessiert das nicht. Die lachen sich höchstens schlapp darüber.
LG
Heike
Ja, das scheint tatsächlich so - wie das die meisten von euch beschrieben haben, dass Max ein "Problemkind" ist - ich finde diesen Tag in dem Alter aber so wahnsinnig früh und auch traurig.
Ja, der Junge ist gut 2,5Jahre älter als unsere, und das ist in dem Alter einfach ein grosser Unterschied, deshalb war ich derselben Meinung, dass die Kleinen nicht so grosse Chancen haben und da eine Vermittlung her muss. Die Lehrerin ist aber offensichtlich der Meinung, dass die Kleinen das lernen müssten.
Und ich mache es tatsächlich so, dass ich meine Kinder einfach zu stärken versuche im Sinne von aus dem Weg gehen oder tatsächlich dieses "Stop!" sagen. Auch das mit Hilfe holen - offenbar hatte dies oft zur Folge, dass Max mal wieder vor die Tür musste, das hören wir ganz oft. Auch dies eine Tatsache, die ich noch nie vom KIGA gehört habe. Vor die Tür???
Nun ja, wir haben nächste Woche nun nochmals ein Gespräch mit der Lehrerin, ich habe darum gebeten. Das Ding mit dem Kleid zerschneiden war mir dann doch zuviel. Nicht wegen dem Materiellen, aber ich finde, irgendwo gibts doch einfach Grenzen.
So, wie du die ganze Situation beschreibst, wird das Gespräch mit der Lehrerin nicht viel bringen. Ich habe das Gefühl, die will oder kann gar nicht helfen. Kinder in diesem Alter (und Altersunterschied) können das nicht unter sich regeln.
Ich würde, an deiner Stelle, anfangen Tagebuch über die Vorfälle zu führen (Ich finde, in der Erinnerung verschwindet schnell vieles) und mit diesen Aufzeichnungen ein Gespräch mit der Schulleitung suchen.
Weiterhin würde ich den Kontakt zu den anderen Eltern der Gruppe suchen, um einfach noch mehr "Fakten" bezgl. Vorfällen mit diesem Kind zu sammeln. geboren
Denn irgendetwas muss doch passieren. Den "Opferkindern" muss geholfen werden, aber auch dem "Täter" Wie schon geschrieben, als so ein "Arschlochkind" wird man nicht geboren.
In so ziemlich jedem Kindergarten gibt es einen"Max".
Allerdings empfinde ich den Umgang der Erzieherin damit schwierig.
Ich habe für meine Kinder einen Kiga gewählt wo der Betreuungsschlüssel 15:3 ist (exkl.praktikanten)
Dort haben sie "Max" gut im Blick und intervenieren angemessen so dass die anderen Kinder gut geschützt werden.
Wie erwähnt, wir haben da nicht die freie Wahl, das ist staatlich geregelt. Und die Betreuung ist 1:20, gelegentlich ist noch eine Kraft für die Kinder da, die Deutsch lernen müssen. Ich habe auch den Eindruck, dass die Lehrerin mit 20 Rackern überfordert ist. Meine Güte, das bin ich ja manchmal mit zweien schon, und dann noch solche Exemplare...
Ganz ehrlich? Mein Sohn hatte auch ein Kind ähnlicher Natur in der Nebenklasse. Die Vorfälle schildere ich lieber nicht. Ich habe meinen Sohn gestärkt, das Stop sagen geübt etc. Der Junge hatte bisher andere Kinder tyrannisiert. Irgendwann war mein Sohn dran. Wir haben schon von klein auf mit ihm immer wieder geübt 3x Stop zu sagen, Erzieherin oder Lehrerin anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Wenn das nicht fruchtet, schlag zurück.
Wir haben auch einen „Max“ in der Kita meiner Dreijährigen und auch er ist bei uns zu Hause oft Thema.
Der große Unterschied zu „eurem“ Max scheint aber zu sein, dass unserer bereits angemessene Diagnostik bekommen hat und um Hilfesystem steckt. Es kommen eine Ergotherapeutin und eine Logopädin für ihn in die Kita. Ich weiß aus Datenschutzgründen natürlich nichts genaueres. Nichtsdestotrotz macht es dieser Fakt für mich viel leichter, mit der Situation umzugehen.
Frei nach dem Motto „Bevor ein Kind Probleme macht, hat es welche“ erkläre ich meiner Tochter die Situation. „Max kann noch nicht so gut reden, deshalb ärgert er sich manchmal schneller und haut dann“ / „Max muss noch lernen, dass man nicht an den Haaren zieht“ etc.
Ich versuche ihr also möglichst wertfrei zu vermitteln, dass nicht alle Menschen gleich „fit“ sind und man auch unangenehme Unterschiede bis zu einem gewissen Grad tolerieren muss.
Das klappt aber nur, weil ich das Gefühl habe, dass unsere Erzieher nicht heillos überfordert sind (und die groben Gewalttaten abwenden können) und Max auch die entsprechenden Hilfen bekommt.
Das scheint ja bei euch nicht der Fall zu sein. Es liest sich auch irgendwie so, als würdet ihr im Ausland leben. Falls das stimmt, ist da das Hilfesystem vielleicht einfach nicht so gut?
Wie dem auch sei, ich finde, die Erwachsenen sind am Zug, Max angemessen zu helfen. Wenn dies aus irgendwelchen Gründen nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, würde ich Kosten und Nutzen abwägen: Wie lange ist Max noch in der Kita? Was wäre dementsprechend das kleinste Übel: Kita-Wechsel, restliche Zeit mit Max aushalten (und deine Kinder dabei stärken natürlich), Gespräch mit Erziehern, Eltern etc.
Da kann man ja nur sehr individuelle Lösungen suchen und einfach ist das sicher auch nicht, aber ich drücke euch die Daumen, dass es besser wird.