Hallo!
Und nochmal eine Frage zum Thema Kita...
Bei uns in der Nähe gibt es eine integrative Kita, in der Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam in kleinen Gruppen betreut werden.
Unsere Tochter hat keine Behinderung, dennoch finde ich diese Kita sehr interessant, da die Gruppen mit 10-12 Kindern eher klein sind, und die Erzieher und Therapeuten gut auf die einzelnen Kinder eingehen können.
Außerdem finde ich den Gedanken schön, dass unsere Tochter von Anfang an lernt, wie verschieden Menschen sein können, und dass man unterschiedlich auf sie eingehen muss.
Andererseits kommt natürlich die Frage auf, ob die Kinder ohne Behinderung dort genug Förderung erhalten, da der Fokus wahrscheinlich eher auf den Kindern mit Einschränkungen liegt.
Was denkt ihr?
Hat jemand von euch ein (gesundes) Kind in einem integrativen Kindergarten untergebracht?
Ich freue mich auf eure Meinungen zum Thema.
Integrative Kita
Hallo,
wir waren lang in einem integrativen Kindergarten in einer Spielgruppe und einige der Kinder aus der Gruppe sind dort später auch in den Kindergarten gegangen. In diesem Kindergarten war es wohl so, dass viele der I Kinder „nur“ entwicklungsverzögert waren oder leichte bis mittlere körperliche Beeinträchtigungen hatten. Dort in dieser Konstellation gab es absolut keine Probleme oder Nachteile für die anderen Kinder. Aber wie immer und überall denke ich, ist das sehr stark von der jeweiligen Einrichtung und den Erziehern abhängig und kann vermutlich nicht verallgemeinert werden. Fragt doch mal nach dem Betreuungsschlüssel dort und schaut euch die Kita, sofern aktuell möglich, persönlich an. Oft können einem die Erzieher oder die Leitung dann schon ganz gut erzählen, wie der Alltag üblicherweise funktioniert. 🙂
Hallo, also ich bin selber Erzieherin und Heilpädagogin in einer integrativen Kita und möchte dir gern deine Bedenken nehmen.
Für die Kinder mit einer Beeinträchtigung gibt es extra Personal. Das wird eine oder mehrere Heilpädagogen oder Heilerzieher abdecken. Natürlich als Team mit den Bezugerzieher. Der Bezugerzieher ist für alle Kinder da und der Heilpädagoge/Heilerzieher für die Kinder mit Handycap.
Ich denke nicht, dass ein Kind ohne Beeinträchtigung weniger gefördert wird. Ganz im Gegenteil. Wenn ich zusätzlich eine Hand mehr habe in meinem Kita - Alltag, arbeite ich qualitativ besser. 4 Augen sehen mehr als 2. Ich arbeite gelassener, weil ich weiß, dass noch ein Pädagoge im Raum ist. Die Arbeiten teilen sich auf und es besteht immer ein Austausch.
Deine Einstellung zur integrativen Einrichtung finde ich toll, denn auch Kinder bzw Menschen mit Beeinträchtigungen gehören in die Gesellschaft. Dein Kind wird eigentlich nur profitieren.
LG Ladywhistledown
Hallo!
Meine Kinder waren beide in einer integrativen KiTa, und gerade was den Umgang mit schwächeren, nicht gesunden Kindern angeht, haben sie total profitiert. Was allerdings wichtig ist: Die Gruppenzusammensetzung muss ausgewogen sein. Meine Tochter war in den ersten beiden Jahren in einer sehr kleinen Gruppe (8-9 Kinder), und die Hälfte der Kinder war auch noch jünger / entwicklungsmäßig schwächer als sie. Im ersten halben Jahr hat meine Tochter (damals 3 1/4Jahre alt) gerne mit einem (von 2) Vorschulmädchen gespielt, dieses wechselte im Frühjahr die Gruppe, weil es sich aufgrund der Gruppenzusammensetzung in dieser Gruppe nicht weiter entwickeln konnte. Mit dem anderen Mädchen hat meine Tochter auch gespielt, die war aber deutlich älter und geistig retardiert, außerdem war sie aufgrund einer Allgemeinerkrankung oft nicht da. Das 3. Kind, mit dem meine Tochter etwas anfangen konnte, war ein Junge, der knapp 2 Jahre älter war als sie. All diese Kinder waren aber nicht wirklich geeignet, eine tiefere Freundschaft zu schließen. Im 2. Jahr fiel auch noch das 2. Vorschulmädchen weg, der Junge wechselte nach wenigen Monaten aus den gleichen Gründen wie das Mädchen im Jahr zuvor die Gruppe. So hatte meine Tochter gar keine Freunde mehr, an denen sie sich orientieren und wachsen könnte. Sie gehörte mit gerade einmal 4 Jahren zu den ältesten Kindern in der Gruppe, und keines der anderen Kinder konnte ihr vom Intelekt her das Wasser reichen. Eines der Kinder, die aus ihrer Gruppe zeitgleich zur Schule kam, hat in der ersten Klasse auf die Förderschule gewechselt, eines hat die 1. Klasse wiederholt und das 3. war so stark gehandicapt, dass nicht einmal eine verbale Kommunikation mit ihm möglich war. Somit war meine Tochter schon im 2. Jahr die Große, die immer zurückstecken musste, immer die Große sein musste... Das hat ihrer Entwicklung nicht gut getan. Sie hat in der Zeit verlernt bzw. nicht richtig gelernt, frei mit anderen Kindern zu spielen. Damit sie sich nicht langweilt, haben sich die Praktikantinnen viel mit ihr beschäftigt, aber das ist in dem Alter nicht das, was ein Kind braucht.
Im 3. Jahr konnte meine Tochter dann Gott sei dank die Gruppe wechseln, und danach ist sie richtig aufgeblüht. Endlich gab es Kinder, mit denen sie Freundschaft schließen konnte!
Aber ich will nicht alles schlecht reden - das war es nämlich absolut nicht. Profitiert hat unsere Tochter definitiv im Hinblick auf den Umgang mit schwächeren (so lange es nicht ihren Bruder betrifft ). Sie kann toll mit jüngeren Kindern umgehen, und zumindest in der KiTa-Zeit ist sie total toll mit in irgend einer Form behinderten Menschen umgegangen. Wie nachhaltig das ganze ist, kann ich nicht sagen, ich hab sie lange nicht mehr im Umgang mit "Behinderten" erlebt.
Bei unserem Sohn ist es deutlich besser gelaufen, allerdings war der in einer Außengruppe der Kita. In dieser Gruppe war kein Kind mit merklichem Förderbedarf (ein Kind hatte ein Cochlea-Implantat, das fiel aber gar nicht auf), dafür hatte die Gruppe sehr viel Kontakt zu Erwachsenen, die in den Werkstätten des Trägers arbeiten. So war es für ihn vollkommen normal, dass XY oftmals geradezu animalisch schreit oder Z sich die Haare rausreißt - eben Dinge, die viele gesunde Menschen gewissermaßen befangen macht.
LG
Ich habe gerade deinen Beitrag gelesen und bin ein bisschen traurig geworden, wie deine Sicht auf Kinder ist, die beeinträchtigt sind. Oder einfach auf Grund ihres Alters noch nicht auf dem Level sein konnten, wie damals deine Tochter....
Die Kinder waren doch nicht "schwächer"... Sie waren noch nicht auf dem Entwicklungsstand deiner Tochter damals. Sie hatten mit Sicherheit Stärken und waren altersgerecht entwickelt... "Geistig retadiert" , "die Behinderten ", "die Schwächeren".... Vielleicht liest hier zu sehr mein Heilpädagogenherz mit. Und ich bin mir sicher, dass du das gar nicht böse oder abwertend meinst aber ich möchte nur das diese Formulierungen jemanden auch verletzen können. Jeder Mensch mit Beeinträchtigung hat Stärken. Er braucht vielleicht in einigen Bereichen Hilfen und Unterstützung damit seine Entwicklung nicht behindert wird....
Hallo, darf man denn gar nichts mehr sagen? Dentatus hat sich richtig ausgedrückt, auch im späteren Leben lernen wir intelligente und weniger intelligente Menschen kennen, das ist halt so im Leben. Dieses ewige Schönreden das überall Mode ist, nervt mich gewaltig, sorry das musste ich loswerden. Gruß
Mein Sohn ist in einer Integrativen Gruppe seit Sommer. Er ist 3 und ein cleveres Kerlchen. Motorisch sehr weit und wird von seinen Freunden und den Erziehern mittlerweile nurnoch Äffchen genannt, weil er immer überall hochklettert. Er hat da schon einige Sicherheitslücken aufgedeckt
Naja, in der Gruppe sind 3 eingeschränkte Kids u.a. mit Rolli und Fixierung, Hörgeräten, Downsyndrom usw usw.
Es gibt etliche Termine für die I-Kids von denen die anderen kaum was mitbekommen. Mein Sohn geht völlig unbefangen mit den Kids um, kümmert sich gerne und ist sehr hilfsbereit. Mittlerweile weiß er schon, was er für wen übernehmen kann, um zu helfen.
In der Kita gibt es noch ein Aquarium wofür die Gruppe zuständig ist und in den Wochenberichten hört man, wie stolz die Erzieher auf die Gruppe sind, weil sie so großartig zusammen spielen, Landschaften aufbauen und jeder seine Rolle bekommt das ist total schön. Die Gruppe ist klein und daher spielen sie oft wirklich alle zusammen
Ich bin soooooo glücklich, dass mein Sohn in eben diese Gruppe gekommen ist! Leider kann man das natürlich nicht für alle Einrichtungen sagen. Es muss passen, der Personalschlüssel und das Konzept müssen gut sein.
Vielen lieben Dank für eure Erfahrungen!🌸
Wir haben diese Kita in die enge Auswahl genommen...
Euch allen ein schönes Wochenende!
☀️⛄
Wir haben zwei I-Kinder und dazu eine Extrakraft auf insgesamt 20 Kinder in unserem Wald-Kindergarten (3-6 Jahre alte Kinder). Das klappt sehr gut.
Wie es bei einem anderen Verhältnis von gesunden zu beeinträchtigen Kindern wäre, insbesondere wenn die Gruppe dadurch noch kleiner wäre, kann ich nicht beurteilen. Das würde mir aber auch Sorge machen.
Hallo,
mein Jüngster war in so einer Gruppe - 15 Kinder, davon 3 I-Kinder...alle sehr, sehr schwer betroffen. Mein Sohn war eines der I-Kinder.
Die Gruppe war sehr beliebt bei den Eltern der gesunden Kinder, weil der Betreuungsschlüssel extrem gut war durch die behinderten Kinder. Der Kindergarten hat aber sehr aufgepasst, welche Kinder von welchen Eltern er dort hineingelassen hat.
Wegen der Betreuung musst du dir keine Sorgen machen. Die I-Kinder haben ihre eigene Betreuung. Allerdings musst du auch wissen, dass es zwar Therapeuten im Kindergarten gibt, diese aber auf Rezept arbeiten. Die schauen sich also nicht weil sie so nett sind mal dein Kind an und helfen ein bisschen. Sie werden dein Kind konsequent ignorieren bis ein Rezept vorliegt. Üblicherweise holen Therapeuten ihre kleinen Patienten zur Einzeltherapie (oder mehrere kleine Patienten zur Gruppentherapie) in einen separaten Raum (z.B. Turnhalle) und therapieren dort ganz in Ruhe.
Diese Gruppe ist toll wenn du hinter Inklusion stehst. Dir muss aber klar sein, dass dein Kind dann ggf. Ausflüge, die die anderen Kitas üblicherweise machen, einfach nicht machen kann wegen den behinderten Kindern.
Dafür profitiert dein Kind dann eben auch von einem super Betreuungsschlüssel. Dein Kind wird also, entgegen deiner Befürchtung, sogar noch intensiver gefördert.