Hallo zusammen,
mache mir solche Sorgen. Mein Sohn ist gerade 2 Jahre alt geworden und hat heute seine erste "Entwicklungsbeurteilung" bekommen von seiner Tagesmutter, bei der er seit einem halben Jahr ist. Darin ist er in fast keinem Bereich altersgemaess entwickelt, ueberall auf einem Stand zwischen 8 und 20 Monaten. Ich habe so Sorge, dass er autistisch ist - er kam mir schon "anders" vor noch bevor er ein Jahr alt war, aber es wird irgend wie nicht besser. ich zaehle mal ein paar Dinge auf:
- er hoert fast nie auf seinen Namen, hat er noch nie; die Tagesmutter hat kurz nach der Eingewoehnung gefragt, ob wir evt. einen anderen Kosenamen fuer ihn benutzen zu Hause
- er steht immer unter Strom, er ist immer in Bewegung, ueberall drauf, ueberall drin, alles auf und zu, er hat richtige Affenfinger und macht alles kaputt, bekommt Dinge ab und auf, von denen wir nicht mal wussten, dass die das koennen....
- er haelt nie lange Blickkontakt, und es ist furchtbar schwer, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen; wir haben es frueher, als er kleiner war, mit allem Moeglichen probiert - Klatschen, Pfeifen, Schnalzen, seinen Namen in allen Tonlagen gerufen, nichts. Hoertest haben wir schon durch - mit seinen Ohren ist alles in Ordnung.
- er spielt anders mit Sachen als andere Kinder, schaut sich die Details an statt das ganze Spielzeug als solches; in den Krabbelgruppen hat er sich zB weniger fuer die Spielsachen interessiert als vielmehr fuer die Rollen unter der Plastikbox, in der die Spielsachen drin waren
- er liebt alles, was sich dreht und rollt; er sortiert und stapelt gerne, aber er spielt kaum mit anderen Kindern, und auch mit uns zusammen spielt er weniger - meiner grossen Tochter konnte ich in dem Alter (schon viel frueher, um ehrlich zu sein) etwas vormachen und zeigen, und sie hat es dann nachgemacht; mein Sohn macht das so gut wie ueberhaupt nicht, er macht immer etwas anderes
- er spricht fast nicht; er sagt nur Daddy, Guguck, Hatschi und zaehlt von eins bis sechs, sagt aber nicht Mama oder Mamamm oder sowas, und hat insgesamt ueberhaupt keine Woerter, nicht mal Pseudo-Woerter wie Mau oder Wauwau fuer Hund und Katze
- er ist furchtbar pingelig mit Essen, probiert fast ueberhaupt nichts, es muessen immer dieselben Sachen sein; er streckt hoechstens mal kurz die Zunge raus und leckt etwas an, und dann landet es auf dem Boden
- er winkt seit kurzem, zeigt aber nur sehr selten, wenn er etwas moechte; er versucht immer, an alles selber dranzukommen, egal wie weit oben, er klettert auf alles
- er kennt null Gefahr, man kann ihn wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen
- er kann zB nicht auf seinen Bauch oder seine Nase oder andere Koerperteile zeigen, wenn man ihn fragt wo was ist
- Buecher? Manchmal schaut er sich ein Buch fuer ein paar Minuten mit mir an, aber lieber guckt er alleine, oder er FRISST die Pappe!
- Zubettbringen ist ein Alptraum, er ist so, so, soooo zappelig - er braucht immer ca. 30-45 Minuten zum Einschlafen, und in der Zeit fummelt er mit allem herum was in Griffweite ist, tritt nach allem, es ist nervenaufreibend
- er geht manchmal immer noch auf den Zehenspitzen! Meine grosse Tochter hat das nie gemacht, zumindest nicht so dass es uns aufgefallen waere
- wenn wir (ausserhalb des Lockdowns) in Indoor-Spielplaetzen unterwegs waren, hat er selten so gespielt wie die anderen Kinder, naemlich mit dem, was zum Spielen da war; stattdessen hat er des Personals Staubsauger und Besen und Kehrschaufeln aus der Ecke geholt, mit den Handspendern fuer Desinfektionsmittel gespielt und mit den Feuerloeschern!
- er muss dauernd ueberall alle Tueren/Toerchen oeffnen und schliessen, und er macht uns zu Hause damit total verrueckt, dass er ueberall das Licht ausmacht, wo er an die Schalter kommt; Lichtschalter findet er ueberhaupt total toll, alles was auf und zu geht und sich dreht; er ist total verrueckt nach Gurten zum Oeffnen und Schliessen, zB im Einkaufswagen, diese ganzen Sachen, die man ewig oft wiederholen kann
- er spielt seit einiger Zeit endlich mit Autos, baut gerne Hoehlen etc., aber meist will er einfach nur Sachen stapeln und sortieren und zaehlen; man kann nicht mit ihm Malen oder Basteln, weil er alles nur in den Mund steckek will - Kleber, Schere, Stickers.....
- er folgt zwar anderen Kindern, spielt aber nicht mit sondern fuer sich alleine
Es sind so viele Sachen, die mit ihm anstrengend sind, vor allem seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als Mutter, ihm etwas zu zeigen und dass er es auch nachmacht, seine Frustanfaelle, vermutlich weil er nicht sprechen kann, und dass er einfach so ziemlich NULL hoert. Kinder, die sich so verhalten wie er, sehe ich irgend wie nirgends, und mich macht das total fertig. Und jetzt auch noch die niederschmetternde Beurteilung seiner Tagesmutter..... Meine grosse Tochter war mit allem "total normal", abgesehen von ihren kleinen Eigenheiten, und ich koennte vor Sorge gerade nur noch heulen. Wenn es NUR das waere, dass er kaum spricht..... oder NUR, dass er nicht sonderlich gut isst. Oder NUR, dass er nicht hoert, selten etwas nachmacht, Dinge nicht so benutzt, wie man es ihm zeigt. Wenn es eben NUR ein oder zwei oder drei Dinge waeren, aber es sind so viele Sachen, und wir gehen eigentlich schon ziemlich lange auf dem Zahnfleisch mit ihm.
Geht/ging es hier noch jemandem so?
Kann mir jemand berichten, wie es bei Euch gelaufen ist mit einer Autismus-Diagnose? Oder vielleicht nur mit der Angst davor, aber dann war doch alles in Ordnung, oder es war etwas anderes?
Danke
CarrotcakewithCream
Hilfe - fruehkindlicher Autismus?
Es gibt zweihundert Arten von Autismus-Spektrum-Störungen von leicht bis schwer.
Stellt Euer Kind im SPZ vor und reagiert eben auf das, was so los ist und arbeitet mit dem ,was eben dran ist -- ich schätze mal, es ist schon lange Zeit für Ergo und eventuell fachspezifische Förder-Programme, die es da so gibt. ... eine Muster-Strick-Lösung gibt es in bei AS nicht.
Aber wöchentlich ein Programm bei einer Ergo mit zu machen ist auf jeden Fall gut. Der Rest ergibt sich, denn es ist ja noch sehr früh
Ich würde ihn definitiv im SPZ vorstellen. Es muss keine ASS sein. Frühkindlicher Autismus geht auch meist mit einer geistigen Behinderung einher.
Es kann aber auch sein, dass er Probleme mit der Wahrnehmung hat. Das könnte vieles erklären.
Ich muss dir sagen das es schwer ist Autismus in dem Alter fest zu stellen.
Einige Dinge die du berichtest treffen auf meinen Sohn zu.
Er liebt alles was Rollen hat, statt zu frage. Versucht er alles selber. Mit 14 Monaten konnte er schon diverse Verschlüsse öffnen und schließen, er schlief abends er nach langer Zeit ein.
Der Sohn einer Tochter hat frühkindlichen Autismus und war pi gelig was das Essen angeht und hat lieber alles sortiert, wenn was durcheinander kam hat es ihn sehr aufgeregt. Er war ungewöhnlich ruhig und spricht auch heute leider noch sehr schlecht.
Also alles in allem kannst du nicht pauschal sagen das dein Sohn nicht normal entwickelt ist.
Ich weiß nicht in wie weit eine Tages Mutter dazu in der Lage ist ein Resümee ab zu geben. Einige Kinder brauchen länger und andere sind früh entwickelt.
Wenn du dir sorgen machst dann geh damit am besten zum Arzt, den untersucht dein Kind schon regelmäßig bei den U Untersuchungen.
Lass dich nicht verunsichern. Auch ein autistisches Kind kann ganz normal Leben.
Ich kann gut verstehen, dass du dir Sorgen machst.Wovor du aber sicher keine Angst du haben brauchst, ist ein "echter" frühkindlicher Autismus, denn das äußerst sich meist viel extremer (dein Sohn kann doch schon Worte, sogar zählen! Viele Kinder sprechen spät)
Du hast allerdings recht, dass bestimmte Verhaltensweisen auf eine leichte Autismusspektrumstörung hinweisen KÖNNTEN. Einer meiner Brüder verhielt sich als Kleinkind exakt so wie du es beschreibst (die Lichtschalter! Die Feuerlöscher!! War das anstrengend) und bei ihm wurde mit 10 Jahren Asperger Syndrom diagnostiziert. WENN es so etwas sein SOLLTE; ist es allerdings nichts, wovor man als Mutter eine riesige Angst haben müsste. Mein Bruder ist erfolgreich und lebt seit Jahren in einer festen Beziehung. Dass er keinen Small Talk führen kann und nicht einfühlsam mit anderen über ihre Gefühle sprechen kann sieht niemand als Problem. Die Krux bei Asperger ist, dass es ziemlich heftig anfängt (meine Mutter war ähnlich gestresst und besorgt wie du), die Betroffenen aber mit zunehmenden Alter in der Lage sind, ihr Verhalten über den kognitiven Weg zu steuern, da ihnen der "instinktive" Weg versperrt ist.
Ob es Sinn macht, deinen Sohn jetzt schon in einem SPZ vorzustellen, kann ich nicht beurteilen, aber viele Leute machen ja gute Erfahrung mit Ergotherapie o.ä., vielleicht würde ihm das auch helfen.
Du kannst mir gern eine PN schreiben wenn du noch mehr aufmunternde Dinge zu Autismusspektrumsstörungen hören willst ):
Hallo!
Ich würde dir auch raten, dein Kind im SPZ vorzustellen. Es kann auch sein, daß er nur eine Entwicklungsverzögerung oder Wahrnehmungsstörung hat. Es könnte auch eine Autismus Spektrum Störung sein.
Eine Autismus Diagnose kann frühestens mit 4 Jahren erfolgen. Außer bei frühkindlichem Autismus. Aber den wird dein Sohn nicht haben. Das wäre schon viel früher massiv aufgefallen.
Alles Liebe!
Schniefnase
Geht ins SPZ!
Alles was du aufgezählt hast erinnert mich an meinen Neffen der Frühkindlichen Autismus und geistige Behinderung hat.
Sowas muss so früh wie möglich diagnostiziert werden, je später desto geringer die Wahrscheinlichkeit dass er jemals ein Eigenständiges Leben führen wird. Mein Neffe hatte die Diagnose erst mit 5 bekommen und später wurde festgestellt dass auch eine Intiligenzminderung vorliegt und er auch stumm geblieben ist, bsw für immer stumm bleiben wird.
Würde morgen gleich beim SPZ anrufen, da muss man eh meistens Monate auf einen Termin warten.
Wo wohnt ihr denn? Großbritannien?
Da gibt es doch sicher auch Zentren für ordentliche Diagnostik bei Kindern, ähnlich wie in Deutschland das SPZ. Bestimmt doch auch im Rahmen des NHS, oder?
Hier kann dir glaube ich kaum jemand weiterhelfen. Das Kind muss von Fachleuten ausführlich und gründlich begutachtet und getestet werden.
Alles Gute
Mein Sohn (3,5) verhält sich in vielem ganz ähnlich, wie Dein Sohn. Er war immer schon anders, schon als Baby und jetzt im Vergleich zu seinem kleinen Bruder fällt mir das noch mehr auf. Lange geisterte in meinem Kopf auch die Vorstellung herum, das es mit einer ASS zusammen hängen könnte. Endlich haben wir dann einen Termin in einem SPZ gemacht und gleich nach der ersten Sitzung war klar - sehr wahrscheinlich kein Autismus. (Er zeigt z.B. Verhaltensweisen, die ein autistisches Kind nicht zeigen würde, z.B. er nimmt ein Spielzeug und zeigt es mir, weil er dieses Erlebnis mit mir teilen möchte.)
Diese Feststellung vom SPZ hat mich sofort so erleichtert, dass ich seitdem viel entspannter geworden bin und meinen Sohn mit ganz anderen Augen sehe. Dies wiederum hat auch sein Verhalten verändert, ja verbessert. Was ich Dir damit sagen möchte: Wenn dieser Gedanke in Deinem Kopf herum geistert, dann kläre es ab. So oder so wird es Dir helfen Lösungen zu finden und die Situation mit neuen Augen zu sehen. Der Fokus hat sich seitdem bei mir wieder darauf verschoben, nicht nur seine " Probleme" und Baustellen zu sehen, sondern nach Lösungen zu suchen, die zu unserer Familie passen.
Vergiß die Vorschläge der Leute, die offensichtlich alle schonmal was von Autismus gehört haben und wissen, dass es ein SPZ gibt.
Autismus ist eine seelische Behinderung. Der Facharzt dafür ist der KJP - Kinder- und Jugendpsychiater. Das SPZ kennt sich damit nicht aus. Das das SPZ ein ADOS richtig ausfüllt ist praktisch ausgeschlossen. Dem SPZ fehlt die Erfahrung. Nach einem falsch-negativ-Test/ falsch-positiv-Test vom SPZ eine erneute Diagnostik durchführen zu lassen, ist sehr schwer. Man muß wieder sehr lange warten. Wichtige Zeit verstreicht ungenutzt, in der das Kind schon Therapien besuchen könnte.
Ansonsten würde ich an deiner Stelle nicht nur einen Hörtest machen lassen, sondern auch auf AVWS testen. Du musst dazu zum Pädaudiologen. Es bringt einem Menschen nämlich gar nichts, wenn die Ohren super funktionieren, aber das Gehirn hat Probleme bei der Verarbeitung. Genauso die Augen testen lassen.
Im übrigen empfehle ich dir dringend, deinen Sohn nicht permanent mit deiner Tochter zu vergleichen. Offenbar war sie ein „Anfängerbaby“.
Ich hatte schon innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt den dunklen Verdacht auf Autismus bei meinem Ältesten (bei meinem Jüngsten hätte ich das niemals vermutet, dabei ist er letztendlich sogar noch schwerer betroffen, da er noch zusätzlich geistig behindert ist). Wir waren im SPZ. Beide Kinder bekamen eine falsch-negativ-Diagnose im Alter von 3 bzw. 2 Jahren. Naja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Natürlich brauchten die Kinder trotzdem Hilfe. Sie hatten schon damals eine Pflegestufe (heute natürlich einen Pflegegrad) und einen Schwerbehindertenausweis. Ohne I-Kraft war Kindergarten nicht möglich (Schule heute übrigens auch nicht). Im Alter von 5 bzw. 4 Jahren kamen beide Kinder stationär für mehrere Wochen für eine NPK ins Krankenhaus. Dort wurden sie auch von einer Psychiaterin betreut. Schon nach wenigen Tagen wurde der dringende Verdacht auf Autismus geäußert. Der Test bestätigte den Verdacht später. Jetzt wird alle 2 Jahre getestet. Eine Wunderheilung gab es bisher noch nicht.
Allerdings hatten die Kinder durch den positiven Test Anspruch auf Autismustherapie. So hat mein Kleiner überhaupt erst sprechen gelernt. Der Große lernt dort hauptsächlich das, was Kindern Normalerweise angeboren ist.
Die Erfindung von digitalen Büchern ist ein Segen. Räume mit Bücherregalen haben wir damals abgeschlossen. Aber meine Kinder haben auch alles andere, hauptsächlich nicht-essbare, teilweise sogar gefährliche, gegessen.
Nachdem uns wirklich Alle permanent jahrelang beschuldigt haben, wir würden unsere Kinder nicht erziehen, war die Diagnose ein echter Segen. Wir hatten keine Angst mehr, wir mussten uns nicht mehr verteidigen und wir konnten Hilfe von Dritten vollkommen problemlos annehmen, ohne Angst zu haben, dass irgendwer das Jugendamt ruft.