Alleinerziehende Mama haut ihren Sohn - wie kann man helfen

Hallo zusammen, ich hab mal eine Frage. Der Sohn meiner Freundin wird demnächst 3. Sie ist alleinerziehend, der Papa besucht den Kleinen ein bis zweimal die Woche aber der normale Alltag führt der Kleine alleine mit seiner Mutter.
Als Baby war er wirklich entspannt, ein richtiger Sonnenschein. Wir haben uns früher regelmäßig getroffen, ich habe Zwillinge im selben Alter. Aufgrund der Corona-Krise sind unsere Treffen nun seltener geworden. In den letzten beiden Monaten habe ich sie nur viermal gesehen. Wir waren wieder zum gemeinsamen Kinderspielen verabredet.
Ihr Sohn ist wie ausgewechselt. Richtig rüpelhaft, rempelt an, schubst, zwickt. Meine Töchter haben inzwischen richtig Angst vor ihm, die beiden sind eher zurückhaltende Mädchen. Wenn es ums Essen geht, entwickelt er einen richtigen Futterneid, er schubst meine Kinder von den Snackschüsseln weg, stopft sich alles in den Mund damit die anderen ja nichts abbekommen. Er beißt alle Sachen an und legt sie dann wieder zurück. Er will seine Spielsachen nicht teilen, meine Mädels dürfen teilweise nicht mal in sein Zimmer. Er setzt sich sehr körperlich durch. Er ist ziemlich groß und stabil und setzt seinen Körper ein, um sich durchzusetzen. Das ist inzwischen für seine Mama sehr anstrengend, wenn wir uns sehen, ist sie ständig am Schimpfen. Gestern waren die beiden bei uns im Garten zum Spielen. Da war es etwas besser, er ist nicht so grob zu meinen Mädels gewesen. Seine Mama war sehr gestresst, trotzdem. Er hat immer wieder ein bisschen Blödsinn gemacht, Sachen rumgeworfen und hat nicht gehört, wenn sie was gesagt hat. Irgendwann hat er dann das ganze Seifenwasser in den Sandkasten geleert. Fand ich jetzt nicht so schlimm, aus Kindersicht ist das halt Gematsche und ich hab damit eigentlich kein Problem. Sie ist dann aber irgendwie ziemlich ausgeflippt und hat ihn regelrecht beschumpfen wie „blöd er wäre und ob er seit dem letzten Jahr nichts gelernt hätte“. Später hatte er dann die Windel voll und wollte sich nicht wickeln lassen. Auch das ist in meinen Augen recht normal, meine wollen das auch nicht immer gleich. Sie hat ihn dann richtig gepackt am Arm und mitgenommen. Als er sich gewehrt hat, hat sie ihm den berühmten „Klaps auf den Popo“ gegeben, alles begleitet von einem wütenden Geschrei ihrerseits.
Ich hab gemerkt, dass sie völlig durch war mit den Nerven und hab dann gesagt, sie soll doch bitte meine Mädels auf der Schaukel anschubsen und ich mach so lange seine Windel. Irgendwann war dann wieder alles entspannt. Später hat sie mir dann erzählt, dass sie von den Erziehern im Kindergarten angesprochen wurde, dass ihr Sohn andere Kinder hauen würde. Ich hab es nicht laut ausgesprochen, weil ich mich nicht so gut auskenne aber ich könnte mir vorstellen, dass Hauen für ihn normales Verhalten ist, weil sie ihn haut.
Meine Kinder haben noch nie gehauen, gebissen, gezwickt oder ähnliches. Keine Ahnung ob das daran liegt, dass sie selbst noch nie körperlich zurecht gewiesen wurden. Bei uns gibt es weder Schläge, noch Klapse oder auf die Finger hauen. Ich hab das selbst als Kind erlebt und möchte das meinen Kindern nicht antun.
Ich würde meiner Freundin gerne helfen, ich frage mich, wie ich sie unterstützen kann und vor allem auch den Kleinen. Sie ist der Meinung, der Kindergarten wird das schon irgendwie richten, aber wenn er zuhause so einen Umgang erlebt, wird das für ihn doch immer normales Verhalten sein.
Mich würde Eure Meinung zu dem Thema interessieren.

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Kinder hauen nicht nur dann wenn sie selber gehauen werden. Kinder wehren sich körperlich oft dann wenn sie mit Worten nicht weiter kommen, wenn sie sich unverstanden fühlen. Kinder haben feine Antennen und er wird merken dass es seiner Mama nicht gut geht und sind dann auch gestresst.
Das Problem hat mehrere Ebenen. Manchmal hilft es dass treffen auf neutralem Boden statt finden. Und manche Kinder können nicht miteinander. Dann hilft nur dass man die Freundin ohne Kinder trifft. Oft geht das im kleinkindalter gut aber dann entwickeln Kinder eigene Interessen und es passt nicht mehr. Ich finde auch die Situation für den Jungen mit den sich sicher sehe nahestehenden Zwillingen schwierig. Er hat es hier mit einem eingespielten Team zu tun und bei Zwillingen als Spielpartner reinzukommen ist oft schwierig und es steht immer 2:1. Keine Ahnung wie viel Interesse die Mädels überhaupt haben den Jungen mitspielen zu lassen?

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Daß Kinder in dem Alter schlagen, ist nicht so selten, und hat nichts mit der Erziehung der Eltern zu tun.

Eltern von diesen Kindern sind eher erst recht überfordert, weil das sehr anstrengend und auch sehr unangenehm ist. Vermutlich ist der Mutter das Verhalten ihres Sohnes sehr peinlich.

Meines Wissens ist sowas eine Phase, die auch wieder vorbei geht, aber natürlich nicht unkommentiert gelassen werden darf. Deine Freundin tut mir da schon leid, wenn sie alleine ist, und dann so ein anstrengendes Kind, das ist echt hart.

Ich finde es gut, daß Du für sie das Wickeln übernommen hast, damit sie runterkommen konnte.

Ob Du da jetzt soviel tun kannst, weiß ich nicht. Das Einzige wäre, sie zu entlasten. Aber Du hast selbst Zwillinge und wirst ausgelastet sein. Der berühmte "Klaps auf den Po" ist natürlich nicht in Ordnung, ich vermute aber, daß auch der aus Überforderung passiert ist.
Eigentlich wäre der Vater des Kindes der Nächste, der da helfen könnte und müßte, sowohl für Deine Freundin, als auch für das Kind. Egal, was Du ihr sagst, es würde ja vermutlich nichts ändern. :-(

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Hallo,
erstmal möchte ich sagen, daß ich es toll finde, daß Du hinschaust und darüber nachdenkst, wie Du helfen kannst.
Es scheint ja offensichtlich, daß die Mutter völlig fertig ist und es ihr nicht gut geht. Ich habe den Eindruck, daß alle leiden.
Gibt es dir Möglichkeit, daß Ihr Euch mal allein trefft, ohne Kinder? Vielleicht täte den beiden eine Mutter-Kind-Kur gut, vielleicht regst Du das mal an? Je nachdem, wie eng Euer Vertrauensverhältnis ist, kannst Du ruhig äußern, daß Dir aufgefallen ist, wie angespannt sie wirkt (ohne das Verhalten ihrem Kind gegenüber zu thematisieren).
Vielleicht hilft es ihr schon, von Dir "gesehen" zu werden und mal ihren Frust abladen zu können.
Ist halt nur ein schmaler Grad, daß sie sich nicht als schlechte Mutter abgestempelt fühlt oder so, dann wird sie sicher dichtmachen....
Aber ich würde an Deiner Stelle ein bißchen an ihr dranbleiben und ihr ganz "nebenbei" Denkanstöße geben.
Viel Glück #winke

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Hallo
ich glaube, helfen kannst du kaum, aber da sein. Wenn ihr euch gut versteht, dann trefft euch zu zweit und wenn der Moment richtig ist, dann spiegele ihr ihr Verhalten, aber wertschätzend. Weder ist ein Satz wie „Ob er blöd sei und seit letztem Jahr nichts gelernt hätte..“ (???) oder ein Schlag auf den Hintern ok.
Andererseits liegen bei allen Eltern die Nerven blank nach diesem Jahr und eine AE muss noch viel krasser darunter leiden.
Und das Kind leidet ja auch, das Verhalten ist ja nicht gerade einfach zu handeln.
Sie braucht mehr Entlastung und eine klarere Linie mit ihrem Sohn. Sie muss besser und schneller kommunizieren, wo ihre Grenze erreicht ist und um Hilfe bitten. Findet zusammen heraus, wie sie das schaffen kann und wer ihr den Sohn öfter mal abnehmen könnte.
PS: mein Sohn wurde nie geschlagen und hatte zwischen 2-3 Jahren trotzdem eine Hauphase in der Kita.

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Deine Freundin ist offensichtlich gerade ziemlich am Rande ihrer Kraefte und in der Situation sind ihr ganz offensichtlich die Nerven durch gegangen. Schlagen ist natuerlich nicht in Ordnung. Ich habe mienen Sohn nie geschlagen, aber ich kann mich an mindestens zwei Situationen erinnern, als er etwa im selben Alter war, in denen ich ihn sehr grob am Arm gepackt und ordentlich angeschrien habe.

Eine Situation war beim bringen in die Kita und die andere bei einem Ausflug mit einer Freundin. Die hat sich damals sicher auch gedacht, dass es kein Wunder ist, dass mein Sohn so schwierig ist, wenn ich ihn so behandle. Wenn ich mit ihm alleine war, sind mir aber nie so dermassen die Nerven durchgegangen.

Er hatte damals einfach eine unheimlich schwierige Phase, hauptsaechlich, weil er ein late-talker war und nicht altersgemaess kommunizieren konnte, was bei ihm viel Frustration hervorgerufen hat. Die gleichaltrige Tochter meiner Freundin war entzueckend, ruhig, und echt reif fuer ihr Alter. Und meiner hat sich so richtig daneben benommen. Da kam zu meinen ohnehin strapazierten Nerven noch hinzu, dass ich mich total schlecht gefuehlt habe, fuer meinen Sohn, der so gar nicht funktionieren wollte.

Also, ich denke, du hast das schon ganz richtig gemacht, in dem du ihr die Moeglichkeit gegeben hast, erstmal runter zu kommen. Ich denke, am besten hilft ihr, Treffen moeglichst konfliktarm zu organisieren, also zB eher rausgehen und Sachen unternehmen, als Treffen bei deiner Freundin zuhause, wo der Kleine dann in den "alles meins" Modus verfaelt und die Situation wieder ausartet. Das hast du ja selbst schon bemerkt.

Ansosnten, deiner Freundin vermitteln, dass du siehsts, dass der Kleine gerade in einer echt total anstrengenden Phase steckt und dass das fuer sie sicher nicht einfach ist. Ihr zu vermitteln, dass das Kind so reagiert, weil sie nicht richtig mit ihm umgeht, faende ich kontraproduktiv. Wahrscheinlich fuehlt sie sich eh schon schlecht, wenn sie die Nerven verliert.

Mein Sohn hatte die Phase dann uebrigens mit knapp 3.5 endlich ueberwunden. Heute ist er 9 und ein wirklich total angenehmer Zeitgenosse. Zwar immernoch wild und aktiv, aber absolut nicht aggressiv. Ein wirklich schlauer, sensibler und total lustiger Junge, mit dem wir eigentlich seitdem nie wieder Probleme hatten.

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Hey du, auch ich finde es sehr gut, dass du aufmerksam bist und helfen möchtest. Es läßt sich nicht klein reden, dass wir mittlerweile seit beinahe einem Jahr im Ausnahmezustand leben. Manche Familien kommen damit relativ gut klar, manche aber auch nicht. Für einen 3-jährigen ist dieser Zeitraum ja fast sein ganzes, bewußtes Leben. Mit stark eingeschränkten Kontakten, ohne Kita usw. fehlt einfach auch soziale Kompetenz, die sich sonst nebenbei entwickelt, einfach bei normalem Interagieren im Alltag. Deine Mädels haben es da ein klein wenig leichter, sie sind ja zu zweit und du machst das offenbar auch gut mit ihnen. Wenn alleinerziehnde Mutter selbst mit den Nerven am Ende ist wird sie ihrem Sohn vermutlich wenig Wertschätzung vermitteln können und dann schaukelt sich das so auf...
Aus meiner Sicht hast du super reagiert, indem du beide, Mutter und Sohn aus der eskalierenden Situation genommen hast. Wirklich Klasse! Hat ja offenbar auch funktioniert. Kinder lernen sehr schnell zu unterscheiden, bei wem sie "die Sau rauslassen" können und bei wem nicht, oft suchen sie ja förmlich nach liebevoller Konsequenz, weil das einfach auch Sicherheit gibt.
Vielleicht kannst du die Freundin unterstützen, indem ihr ab und zu solche Spielnachmittage im Garten macht? Vielleicht kann der Junge sogar mal ein Stündchen allein bei euch bleiben und die Mama hat etwas Zeit für sich allein - falls du dir das zutraust? Dein Garten, deine Regeln. Wegen Essen und Snacks könntet ihr jedem Kind eine eigene Lunchbox zurecht machen, dann fällt das Gegrapsche schon mal weg.
Ein anderer Gedanke wäre, dass der Papa des Jungen mehr eingebunden wird bzw. bei seinen Besuchen aktiv mit ihm was macht, wo sich der Kleine auspowern kann.
Das sind alles nur meine Gedanken, leg zur Seite, was für dich nicht paßt.
Alles Gute!