Eure Kinder und ihre Schönheitsideale

Hallo ihr Lieben,

meine Tochter hat ein Stickerheft geschenkt bekommen. Die Mädchen darin sind alle untergewichtig. Stockärmchen, zwischen den Beinen die Thigh Gap-Lücke und natürlich mega geschminkt. Ich war kurz davor das Heft wegzuschmeißen, aber sie liebt es und ich habe es nicht über´s Herz gebracht.

Ich finde sowas total schwierig. Zumal meine vierjährige Tochter auch manchmal Dinge sagt, da fehlen mir echt die Worte. Heute beim Frühstück sagte sie "Kind A aus der Kita ist voll dick geworden. Das finde ich hässlich." Man muss dazu sagen, dass Kind A schon wirklich ein bisschen pummelig ist und es wurde über den Lockdown auch nochmal schlimmer, aber warum beschäftigt sich mein Kind mit der Figur von Kind A? Bis jetzt war das Aussehen immer egal. Sie selbst hat ein Muttermal im Gesicht und sieht besonders aus, doch das Thema Dick und Dünn ist ihr so wichtig.

Natürlich kommt das nicht nur aus solchen Heften, sondern hat auch mit uns Eltern und dem Kindergarten und Co. zu tun. Mich schockt es nur, dass es schon so früh losgeht.

Wie macht ihr das? Habt ihr schon mal Spielsachen verboten oder weggeschmissen deshalb? Ist es bei euren Kindern auch schon Thema?
Ganz liebe Grüße
Dachskind

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Wir sind schon etwas weiter, meine Tochter ist 12. Ich habe mir bei verschiedensten Dingen auch genau die Fragen gestellt, wie du. Schluß endlich habe ich nie etwas weggeschmissen, sondern immer versucht im Gespräch mit meinem Kind die Echte Welt ins rechte Licht zu rücken. Und so wie ich das sehe, ist es gelungen.

Das ist nunmal die Welt in der unsere Kinder leben, mit Idealen, die nicht unsere sind, aber da hilft nur sich damit auseinander zu setzen.

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Spielt bei euch Ernährung, Gewicht etc im Alltag eine Rolle. Kommunizierst du im Alltag z.B. das du,dein Mann,eure Kinder etwasnicht oder weniger essen,weil es dick macht? Meine Schwester ist 16 Jahre jünger und ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass es im selben Alter zum Thema wurde. Es war aber auch in der Familie viel Thema.

Ich habe einen Sohn und er registriert lediglich Unterschiede und fragt dann nach.

Wegschmeißen würde ich nichts. Ich würde vermehrt bei mir und meinen Umgang mit dem Thema beobachten und da ansetzen.

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Ernährung ist ein großes Thema gerade, weil der Papa aufgrund einer Allergie seine Ernährung sehr umstellen musste und nun fast 15 Kilo verloren hat. Damit fühlt er sich nun deutlich wohler und mir ist schon auch klar, dass unsere Gespräche diesbezüglich nicht spurlos an ihr vorüber gegangen sind. Mit den Kindern reden wir viel darüber, dass wir gesund essen wollen und das ungesunde Sachen nur in Maßen gegessen werden dürfen. Ich vermute auch, dass wir dass vielleicht übertrieben haben.

Mich schockiert nur wirklich, dass sie dicke Menschen nun für hässlich hält und sie das Dick-Sein sogar total abwertet. Denn mir ist es egal wie ein Mensch aussieht. Ich will, dass wir gesund essen, weil es uns gesund hält. Im Gegenteil. Diese magersüchtigen Püppchen finde ich total furchtbar und würde sie am liebsten aus unserem Kinderzimmer fern halten.

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Ich finde es schwierig einen guten Mittelweg zu finden. Wenn in Familien Essen, Gewicht etc. Thema ist, die Erwachsenen sehr auf die Figur achten und dann den Kindern im Nebensatz ( überspitzt)sagen, dass es auf den Charakter und die inneren Werte ankommt, ist das etwas imaginäres und damit für Kinder nicht greifbar.

Wir achten auch sehr auf unser Essen, keine Konvenienz, Vollwert, Teigwaren stellen wir möglichst selbst her. Wir sind sehr aktiv. Ich fahre nur beruflich mit dem Auto,sonst nur zu Fuß oder Fahrrad.Jeden Tag ist draussen Programm. Vor körperlicher Arbeit scheue ich mich nicht und die steht hier genug an. Dennoch bin ich nicht schlank. Hätte gerne ein paar Kilos runter, fühle mich deswegen aber nicht schlecht und mache es nicht zum Thema. Meinem Sohn möchte ich vermitteln, dass alle Menschen verschieden sind und Diversität etwas spannendes ist. Vor allem aber das er die Menschen nicht über das Äussere zu bewerten hat. Das verbitte ich mir. Alles hat seinen Grund. Der geht uns aber nichts an.

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Wegwerfen würde ich es auch nicht. Ich hab als Kind zum Beispiel meine Barbies geliebt. Das Nachbarsmädchen, was ein paar Jahre älter war, hat mir mal erzählt dass Barbie in Wirklichkeit nicht mal stehen könnte, weil die Proportionen so falsch sind. Ich weiß dass mich das als Kind nachhaltig beeindruckt hat, weil das Mädchen ja viel älter und klüger war und Barbie so kritisch gesehen hat. Ich hab mir vorgenommen meine Kinder auf so etwas aufmerksam zu machen (also dünn nicht gleich gesund, gruppenzwang), aber nix zu verbieten. Bei meinem Sohn, fast 5, klappt das sehr gut, er ist aber auch sehr verständig. Für meine Tochter habe ich noch keine Erfahrungen, würde mich aber auch interessieren wie das bei Anderen so läuft...

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Nachtrag: vor etwa zehn Jahren stand ich im Geschäft mal an der Kasse. Vor mir ein Mädchen mit ihrer Mutter, das Mädchen etwa drei oder vier Jahre alt. Es wollte etwas von der quengelware haben und die Mutter fragte nur lapidar m: „möchtest du dick werden?“
Das fand ich wirklich schlimm und habe mir damals geschworen, bei meinen Kindern später aus Essen kein Thema oder Druckmittel zu machen. Ich finde es wichtig, dass Kinder einen unbeschwerten Umgang mit Essen und auch Süßigkeiten lernen.

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Hast du mit ihr über dem Kommentar beim Frühstück gesprochen? Ich finde diese Bewertung, die sich nicht nach einer 4jährigen anhört, wirklich problematisch. Ich würde das Heft nicht wegschmeißen, aber den Anlass wahrnehmen, über Ernährung und Gründe für Übergewicht zu sprechen. Immer verbunden damit, dass vor allem der Charakter einen Menschen schön macht und dass das Mädchen sicherlich verletzt wäre, wenn man sie spüren lassen würde, dass man sie hässlich findet.

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Meine Tochter ist 5. sie liebt ihre Barbies und sämtlichen Glitzer und Prinzessinnen Kram... natürlich sind die alle untergewichtig. Thema war das hier so direkt noch nie. Sie weiß und kennt es von alten Fotos dass ich früher extrem adipös war, der Opa hat auch etwas Bauch, die Oma isst tatsächlich sehr ausgesucht um ihr Gewicht zu halten. Wir alle machen sehr viel Sport und sind aktiv. Meine Kinder kennen da schon die Zusammenhänge und wir ernähren uns gesund und legen da auch wert drauf. Die Verknüpfung hässlich und dick wird hier Aber bisher noch nicht gezogen. Sie fragen aber durchaus warum ich früher so dick war, mein Sohn hat auch die abnehmphase mitbekommen. Aber wir vermitteln unseren Kindern immer dass es auf den Menschen und seine inneren Werte ankommt, egal wie er aussieht. Bisher klappt das sehr gut.

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Hallo
Ist das etwas von Topmodel?
Verbieten oder fernhalten, nein. Aber darüber sprechen und es auch gemeinsam kritisch hinterfragen. So sehe ich in sowas keine so großen Gefahr. Ähnlich wie bei Märchen und ähnlichem, ist das für die Kinder gefühlt eher klar, dass das nicht die Realität ist.
Gefahren sehe ich viel mehr an anderen stellen, zB. im Einfluss durch andere.
Die Aussage deiner Tochter klingt für mich auch etwas so, als ob sie das genau so aufgeschnappt hat. Vielleicht von einem anderen Elternteil bzw. Kind, dass das so von zuhause mitgebracht hat, oder gar einer Erzieherin?
Wie hast du denn reagiert? Du sagst ja, sowas kommt häufiger von ihr.

LG

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Naja ... ich hab gesagt, dass jeder natürlich schön finden kann was er will, aber letztendlich ist es egal wie man aussieht. Jeder ist etwas Besonderes und Wunderschönes.

Man muss vielleicht dazu sagen, dass meine Tochter sehr perfektionistisch ist und Ästhetik für sie sehr wichtig ist. Sie mag schöne Sachen, überlegt sich sehr genau was sie trägt und liebt es sich zu verkleiden. Von mir kommt das definitiv nicht. Ich schaff an manchen Tagen nicht mal Haare kämmen. ;-)

Ich vermute auch, dass es hauptsächlich aus dem Kindergarten von anderen Kindern kommt, aber ich hab für mich schon nochmal registriert, dass wir da auch mehr drauf achten müssen, dass uns nichts in die Richtung rausrutscht. Meine anderen Kinder haben mit dem Thema gar kein Problem. Nur sie ist da irgendwie etwas schwierig.
Ich werde wohl mal die Erzieherin ansprechen müssen ob das bei den anderen Kindern gerade auch Thema ist. Vor und während des Lockdowns war das noch nicht so.

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Nein.

Meine Mutter hat mir nie eine Barbie gekauft, weil sie eben ein ungesundes Schönheitsideal verkörpern.
Für mich war das traurig. Denn ich fand die Puppen toll und konnte höchstens bei Freundinnen damit spielen.
Diese hatten oft ganze Kisten voll davon.

Das fand ich unfair.

Weder aus mir, noch aus meinen Freundinnen sind magersüchtige Modepüppchen geworden.

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Ich denke, nach deinen Beschreibungen, kommt das Problem eher von euch und nicht aus dem Kindergarten. Du hast schon recht, jeder darf schön oder hässlich finden, was ihm gefällt, es ist nur meist so, dass wir das gar nicht frei entscheiden können. Wir werden auf unsere Schönheitsideale geprägt, durch unsere Eltern, durch die Medien etc. Wenn man mal über den Tellerrand hinausschaut, dann sieht man, dass besonders Frauen weltweit anderen Schönheitsidealen „unterworfen“ sind. In Mauretanien werden die Mädchen fettgefüttert, damit sie einen Ehemann bekommen, irgendwo in Afrika werden ihnen diese Metallringe um den Hals gelegt, damit sie lange Hälse bekommen, in China war es früher üblich den Frauen die Zehen zu brechen, damit sie kleine Lotusfüsse haben... Aha und hier gilt man eben als schön, wenn man einen schlanken, sportlichen Körper hat. Das wäre an sich ja nicht so schlimm, wenn es nicht gleichzeitig bedeuten würde, dass Frauen, die dick sind, automatisch hässlich sind. Denn gerade Frauen neigen von Natur aus dazu, Fett einzuspeichern, damit sie eine Schwangerschaft auch in Zeiten der Not überstehen können.

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Meine Tochter ist 3 3/4 und entdeckt auch immer mehr Unterschiede zwischen Menschen („Guck mal Mama, die Frau hat ja einen dicken Po!“, „Der Mann ist ja mini klein!“). Sie wertet allerdings bisher noch nicht. Mir ist klar, dass das noch kommen wird und ich weiß auch, dass ich sie vor dem gängigen Schönheitsideal nicht „beschützen“ kann.

Mit Spielzeug mache ich das ähnlich wie du: Nie würde ich so ein Stickerheft, eine Barbie oder ähnliches kaufen. Aber wenn sie sowas geschenkt kriegt, würde ich es auch nicht wegnehmen.

Ich habe zwei Töchter und mir ist es sehr wichtig, ihnen mit meiner Haltung ein gesundes Körpergefühl und Akzeptanz von sich selbst vorzuleben. Ich laufe nackig vor ihnen rum, beantworte Fragen zu meinem Körper offen, trage die Kleidung, die mir gefällt und stehe generell dazu, wie ich aussehe.
Aber ich versuche auch, bei anderen nicht zu werten („Ja, es gibt dicke Menschen und es gibt dünne Menschen, alle sehen unterschiedlich aus“) und somit Akzeptanz zu vermitteln.

Ich denke, damit legt man bei seinen Kindern schon mal einen guten Grundstein. Die Medien und all die anderen Einflüsse von außen werden noch genug Einfluss haben, um diesen das ein oder andere Mal zum Wackeln zu bringen 😉 Aber dann habe ich immerhin mein Bestes gegeben und eine gute Basis geschaffen.