Wutausbruch der Extraklasse (3,5 Jahre)

Ich brauche wieder euren Rat.
Mein Sohn ist 3,5 Jahre alt und ein High Need Baby gewesen, was es uns schon von Anfang an schwer gemacht hat.
Er macht eigentlich keinen Mittagsschlaf mehr. Nur ab und zu passiert es, dass er doch so erschöpft ist, dass er eben doch mal einschläft. Diese Situation gibt es ein- bis höchstens zweimal im Monat.
Beim Schlafen ist er noch nicht so wirklich trocken bzw macht er wieder in die Hose.
Heute ist es dann passiert, dass er während dem Schläfchen eingepinkelt hat, aber diesmal von der Schulter bis zu den Knien runter, war er einseitig komplett nass. Er ist dann davon wach geworden und hat direkt geweint.
Ich hab ihm dann erzählt, dass er nass ist und wir ihn ausziehen müssen. Daraufhin hat er einen Wutanfall bekommen, der alles gesprengt hat, was er bisher so von sich gelassen hatte. Er hat immer wieder gegen irgendwelche Gegenstände, Möbel, auch in meine Richtung geschlagen und getreten. Er hat dann auch aus voller Lunge alles ausgeschrien, sodass er zwischendurch mal würgen musste. Ich habe ihn dann einfach gepackt und ausgezogen, obwohl er nach mir geschlagen hat und ihn ins Bad unter die Dusche gestellt. Normalerweise liebt er duschen. Dort habe ich ihn dann weiter gefragt was los ist und wieso er sich so böse verhält. Da sagte er, dass ich ihn nicht lieb haben würde, weil er böse ist. Ich hab ihm dann gesagt, dass das nicht so ist und ich ihn immer liebe, auch wenn er sich böse verhält. Ich konnte ihn dann schlussendlich überzeugen und hab ihn umarmen dürfen.
Lange Rede kurzer Sinn, bis wir uns in den Armen lagen, hat er hier bestimmt 20 bis 25 Minuten seinem Wutausbruch volle Fahrt gegeben und so laut gebrüllt und Schreie losgelassen, dass die Wände wackelten und der ganze Ort seinen "Unmut" mitbekommen hat.
Haben eure dreijährigen Kids sowas auch mal und wieso meint ihr hatte er einen so extremen Wutausbruch?
Wir haben vor nem halben Jahr noch ein Baby bekommen, aber er liebt seine Schwester und wir vernachlässigen ihn wegen ihr ja nicht. Das nächtliche einpinkeln, ist etwa seit drei Monaten wieder der Fall und irgendwie wird es auch nicht wieder besser.
Ich weiß nicht was ich falsch mache oder wie ich diese Wutausbrüche verhindern kann? Mein Mann hatte zu der Zeit die Kleine, die wegen ihrem Bruder auch noch wie am Spieß geweint und gebrüllt hat.
Hat jemand von euch vielleicht ähnliches erlebt oder kann mir ein paar Tipps geben?
Dankeschön im voraus für eure Hilfe

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Ich will dir wirklich net zu nahe treten aber vielleicht ein Denkanstoß geben?

“ Dort habe ich ihn dann weiter gefragt was los ist und wieso er sich so böse verhält. Da sagte er, dass ich ihn nicht lieb haben würde, weil er böse ist. Ich hab ihm dann gesagt, dass das nicht so ist und ich ihn immer liebe, auch wenn er sich böse verhält.”

Das Wort BÖSE tut mir beim Lesen weh. Ein Kind der seine Emotionen gerade nicht im Griff hat und sichtbar darunter leidet, wie er nicht weiß wohin mit den Gefühlen, verhält sich doch nicht “böse”. Oder siehst du das anders?

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Hi,
da bin ich auch total drüber gestolpert, fimd ich auch ungeschickt formuliert. Ich würde da auch eher auf die Gefühlsebene gehen "ohje, du bist ja richtig wütend,..."

Übrigens hätte die Situation hier ähnlich ablaufen können, nach dem Aufwachen eines nicht regelmäßigigen Mittagsschlaf ist hier die Laune im Keller und die Frustrationstoleranz gleich null.

Grüße

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Bei uns auch. Meine Tochter ist erst 1,5 aber ich sehe jetzt schon viele Parallelen zu ihrem
großen Bruder, der jetzt schon 7 ist und zum Glück keine Wutanfälle mehr hat.
Ich finde man merkt ja den Unterschied wann das Kind sich gerade unmöglich benimmt und Konsequenzen und Zurechtweisung angebracht ist, oder wenn die Emotionen und Gefühle mit dem Kind durchgehen und es sich gerade nicht unter Kontrolle hat. Da ist Verständnis, Geduld und viel Liebe der Schlüssel zum Erfolg.

Wir waren mal mit Freunden im Urlaub, da waren unsere Kinder 2. Mein Sohn hatte von zuhause Spielsachen dabei, das andere Kind nichts, und so wollte das andere Kind natürlich mit dem Spielzeug von meinem Sohn spielen. Er war in einer richtig bockigen Phase, wollte nichts teilen, und ich musste öfters auf ihn einreden, dass er dem anderen Kind bitte auch was geben soll. Einmal meinte meine Freundin zu ihrem Kind “Max ist ganz schön böse, weil er nicht teilen mag”. Da war ich so traurig und sauer für mein Sohn. Ich habe ihr erklärt, dass er nicht böse ist, sondern sie, weil sie ohne Spielsachen fürs Kind in den Urlaub fährt 😡😡😡
Ich glaube sie hatte es auch nicht so gemeint, aber man geht mit dem Wort böse echt zu schlampig um manchmal Und es sollte m.E. kein Kind denken, dass es “böse” ist.

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Vielleicht ist er in dem Moment enttäuscht von sich selbst und denkt vor allem, er hätte euch enttäuscht. Es klingt ein bisschen so.
Vielleicht - auch wenn man selbst das Pipi ja nicht unbedingt an sich haben möchte, aber dann duscht man halt mit - könntest du es erstmal gar nicht thematisieren, sondern ihn in den Arm nehmen und beruhigen (wenn er schlägt/tritt, Arme sanft festhalten ohne ihm weh zu tun und Körper so positionieren, dass die Beine dich nicht treffen). Ihm dabei sagen dass du ihn lieb hast und es nicht schlimm ist, dass es einen Pipiunfall gab. Wenn er dann ruhig geworden ist, loslassen und zum Duschen übergehen. Alles möglichst ruhig und sachlich, ohne Wertung.

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Kann da einfach viel zusammen gekommen sein? Unser Sohn war früher nach dem Mittagsschlaf auch immer ne Stunde schlecht gelaunt. Dann das einnässen dazu und dass du ihn halt ausgezogen hast (war ihm ja wahrscheinlich nicht recht). Am Ende hast du es aber doch gut hinbekommen und hast es geschafft, an ihn ranzukommen. Manchmal gibt es ja einfach Wutausbrüche, da sind sie nur sehr schwer zu erreichen. Finde es gut, dass du ihm versichert hast, dass du ihn liebst und ihn dann in den Arm genommen hast als er es zugelassen hat.

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Hallo,
sicher ist es ein großer Schreck für dich, da du Siestas nicht erwartet hättest.Du hasst aber schon grundsätzlich ganz richtig gehandelt, nur dass ich mit dem Ausziehen erst gewartet hätte bis er sich beruhigt hat. Es war halt viel auf einmal und ja, das hatte ich auch. Manchmal sogar über 1 1/2 Stunden am Stück. Bleib selbst entspannt und wenn möglich im Mitgefühl.

TIPPS( die bei mir geholfen haben):
• das Gefühl nennen
•nichts herunterspielen ( ist doch nicht so schlimm)
• wenige Worte wiederholen
( Bsp.Oh, du bist wütend, wütend, wütend. Richtig wütend bist du. „Nein, nein, nein! Mama, nein!“, sagst du. „Nein, nein, nein! Mama, nein!“)
•geduldig abwarten und dabei bleiben

Nach einigen Minuten sieht das Kind zu mir auf. Ich wiederhole mein „nein“ bzw. Anliegen nochmal evt. fängst von vorne an oder es wird alter Schmerz verarbeitet und nach ein bis vier Runden ist dann auch alles vorbei und wir machen so weiter als wär nichts gewesen.

Solltest du mal unter Zeitdruck stehen würde ich das Kind so nach der zweiten Runde mit etwas wie Flugzeug, Vogel, Auto oder co. ablenken. Würde es aber sonst ausheulen lassen. Tut man als Erwachsener ja auch mal gerne.😉

LG motzig ( aber nur selten)

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Naja, es ist ja bekannt, dass ehemalige Highneed Babys nie einfache Kinder werden. Sie empfinden und äußern Emotionen einfach viel intensiver als andere, chillige Zeitgenossen.
Warum er jetzt gerade in dem Moment so wütend war, weiß ich nicht, es ist letztendlich auch egal, denn es wird ja noch ganz oft so sein, dass er wütend wird in seinem Leben, das lässt sich eh nicht vermeiden.
Man kann leider auch nichts planen, oder besser machen, man kann nur in der Situation darauf reagieren und langfristig darauf hinarbeiten, dass sich die Fsrustrationstoleranz besser entwickelt. Das kann man üben. Allerdings hilft das besonders nichts in Momenten, wenn Kinder generell nicht kooperationsbereit sind, weil müde und / oder hungrig. Das sind ja immer kritische Momente.

Bei uns gab es natürlich auch Wutanfälle, eben besonders bei Müdigkeit. Da muss jeder durch 😁

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Klar gibt es das hier auch hin und wieder mal. Ich finde solche " warum bist du so?" Fragen sehr schwierig für Kinder zu beantworten, vor allem in so erregten Momenten. Ich beschreibe einfach das Verhalten und benenne Emotionen. Das gibt den Kindern ein Gefühl von : ich sehe deine Not und lasse dich damit nicht alleine.
Ich hätte ihn nicht geduscht sondern abgewartet bis der Wutanfall vorbei ist und dann in Ruhe alles sauber gemacht.

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Wow, und du kommst wirklich nicht drauf?
Für mich war er einfach noch nicht richtig wach, konnte die Nässe noch nicht zuordnen und ist (aus Angst/Überforderung/Traum hängt nach?) ausgerastet. Und dann packst du dir das halbwache Kind und stellst es einfach unter die Dusche. Das reicht noch nicht, denn dort unterstellst du ihm, das er böse ist...mehr kam doch bei ihm überhaupt nicht an.
Ich kann das Kind komplett verstehen. So wie du die Situation beschreibst, muß das für ihn wie ein Überfallkommando gewesen sein.

Für mich hat das Ganze weder etwas mit ihm als Baby (das ist 3 Jahre her!) oder mit der kleinen Schwester zu tun. Rückschritte beim Trocken werden sind normal und ich kenne kein Kind, welches mit 3,5 überhaupt schon nachts trocken (oder im Schlaf) war.

Warum hast du ihn nicht direkt nach dem aufwachen erstmal getröstet und beruhigt, da hat er doch "nur" geweint? Alles was dann kam, das war hausgemacht. Auch wenn die Zwerge einen wachen Eundruck machen, oft sind sie es einfach noch nicht.

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<<<Daraufhin hat er einen Wutanfall bekommen, der alles gesprengt hat, was er bisher so von sich gelassen hatte. Er hat immer wieder gegen irgendwelche Gegenstände, Möbel, auch in meine Richtung geschlagen und getreten.<<<<

Liebe TE,

mein Jüngster war damals auch so ein Wutkerlchen. Mein Sohn ist allerdings kein Highneed-Kind, sondern frühkindlicher Autist. Und in dem Alter deines Sohnes waren fast täglich Wutanfälle angesagt. Er schmisst zwar nicht mit Gegenständen, sondern haute wild um sich,d. h er ging auf uns los. Und das Haus hatte er auch zusammengeschrien. Ich ging mit ihm in den Garten, zog ihn vorher wettergerecht an. Ich nahm ihn fest in die Arme und stellte ihn auf die Terrasse und ging gleich zwei bis drei Schritte weg von ihm.
Sagte, da ist der Garten und zischt jetzt ab. Der ist tatsächlich schreiend durch den Garten gerannt. Bei den nächsten Bockanfällen mit Hauerei, sagte ich nur raus mit dir. Die Terrassentür machte ich dann ran (aber nicht zu, damit er jederzeit wieder reinkommen kann). Das halft tatsächlich. Weißt du, Wutanfälle da kann das Kind nichts für, aber Hauerei ist hier ein absolutes NoGo. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, so einen Sitzsack
zu besorgen, wo man seine Wut ablassen kann, also reinboxen. Einfach sagen, so du wirst mich hier nicht hauen, sondern hier ist dieser Sitz- oder Boxsack. Notfalls das Kind sanft dahin schieben. Dein Sohn versteht eine ganze Menge. Mache ihm klar, das Menschen hauen überhaupt nicht geht und das er hier die Möglichkeit hat, mit dem Sack seine Wut
abzuladen. Wäre vielleicht eine Möglichkeit. Mein Autist ist inzwischen 17 Jahre alt und geht freiwillig nach draußen, wenn er wütend ist.

LG Hinzwife

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Danke dir.
Wir haben ein Boxkissen.
Ich hatte auch mal an Autismus gedacht, da er einige Züge aufweist, aber Kindergarten und Kinderarzt sagen beide nein, das sei es nicht.
Das mit dem Garten ist eine gute Idee. Wir sind aber gerade dabei die Außenanlage umzugraben bzw da herrscht quasi eine Dauerbaustelle🙈
Wir haben auch Hunde und die wissen schon, dass die lieber abhauen, bevor die etwas von seinem Wutanfall abbekommen. Wir haben von den Erziehern mal gesagt bekommen, dass die ihn sagen, dass hauen und so böse ist und verwenden dieses Wort in dem Zusammenhang seither auch, damit er lernt, dass es böse ist Menschen und Tiere zu hauen oder ihnen weh zu tun, böse ist.
Ich ziehe den Hut vor dir. Kinder mit unberechenbaren Emotionen sind unglaublich anstrengend.
Darf ich dich mal nach deiner Einschätzung fragen?
Mein Sohn legt zb beim puzzlen die Teile ganz akkurat um das Brett herum. Tauscht man dann die Plätze von zwei Teilen oder verschiebt ein Teil ein paar Millimeter, rastet er völlig aus und wirft das Puzzle weg. Er baut zb auch immer mit den selben Legos die selben Türme (zb zwei kleine blaue mit vier großen blauen werden immer in der selben Reihenfolge an die selbe Stelle gesteckt). Auch beim Essen macht er ein paar "Extras". Er isst immer in einem gewissen Schema.
Glaubst du das könnten Anzeichen für Autismus sein? Gefühle kontrollieren ist nicht so seine Stärke, was ja auch eher typisch dafür wäre.
Wir haben zwar erst noch einen Termin für ein Pädaudio, aber ich weiß nicht ob es tatsächlich was mit der Filterung im Ohr zu tun hat🤔

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Liebe TE,

das ist eine ziemlich schwierige Frage. Autisten sind so etwas von unterschiedlich. Mein Sohn ist frühkindlicher Autist. Bei dieser Form von Autismus haben ungefähr 50 Prozent keine Lautsprache (mein Sohn spricht allerdings etwas). Aber heute sagt man eher, dass KInder eine Störung im Autismus-Spektrum haben. Und das ist so unterschiedlich. Es gibt
auch Autisten, die gut sprechen können (Asperger Syndrom).

Für mich stellt sich erstmal die Frage: Spielt er mit Kindern, kommt er mit denen sozial gut zurecht? Wedel er mit den Armen, klatscht er viel in die Hände? Kann er Blickkontakt halten (Autisten können durchaus Blickkontakt halten)? Das sind so einige Hinweise auf Autismus, wobei Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion eher darauf hindeuten könnte.

<<< Auch beim Essen macht er ein paar "Extras". Er isst immer in einem gewissen Schema.<<< Ja so etwas gibt es. Es gibt auch Autisten, die mögen nichts Stückiges essen. Was ich von meinem Sohn allerdings nicht sagen kann. Der hat eher das Ess-den-Kühlschrank-leer-Syndrom wie sein neurotypischer Bruder (Nicht-Autist)#mampf#mampf#rofl.

Wenn du dir wirklich sorgen machst mit schlechter sozialer Interaktion, sonderbarer als normal in diesem Alter als andere Kinder, dann suche bitte einen Kinder- und Jugendpsychiater auf, der auch auf Autismus spezialisiert ist. Ich war damals in einem SPZ, die angeblich auf Autismus spezialisiert waren. Ergebnis, dass ist kein Autist. Mein Sohn war damals sehr hyperaktiv. Auschlusskriterium war damals auch der Blickkontakt, die einigermaßen gute Interaktion. Und für Autismus war mein Kind zur hyperaktiv. Diagnose gab es nicht, sondern nur den V. auf ADHS. Deswegen ist eine KJP (wichtig die
zusätzlich auf Autismus spezialisiert ist). Dort hatten wir auch die Autismusdiagnose. ADHS wurde ausgeschlossen bzw. sollte erst wiederkommen, wenn das KISS-KIDD-Syndrom ordentlich behandelt war. DAs war nämlich der Auslöser für die Hyperaktivität.

Ich bin nur die Mutter eines Autisten. Aber ich kann hier nicht sagen, ob dein Sohn autistisch ist. Mein Rat wäre, einen Spezialisten aufzusuchen.

LG Hinzwife

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Ich kenne es von meinem Sohn das er auch in so einen Wutausbruch erst einmal um sich schlägt und tritt. Es hat geholfen das ich selbst dann aus der Situation gegangen bin und ihm aber sagte er kann zu mir kommen wenn er getröstet werden will, aber ich will nicht verletzt werden.
Mein Sohn ist dann wirklich schnell vom Schreikrampf in den Heulkrampf gewechselt und wollte in den Arm genommen werden.
Da sag ich ihm dann das ich ihn verstehe, das er vielleicht wütend ist das er sich eingenässt hat und aus dem Schlaf gerissen wurde oder wie die Situation auch war. Dann biete ich ihm Hilfe an wie sich umziehen noch mal im Bett kuscheln, eventuell schlummert er ja wieder ein oder hat sich auf jeden Fall beruhigt.

Das ist sicher eine Phase die vorbei geht, aber dein Kind macht das nicht um dir weh zu tun, es weiß einfach nicht wie es sonst gerade sagen kann was in ihm vor geht.

Frag ihn vielleicht auch ob er erst einmal über den Mittag doch eine Schlupfwindel anziehen will.