Doktorspielchen im Kindergarten - normal?

Hallo,

Ich hatte heute ein Gespräch in dem Kindergarten meiner Tochter das mich nicht loslässt. Als ich meine Tochter (4 Jahre - wird im Sommer 5) heute vom Kindergarten geholt habe hat mich die Erzieherin zur Seite genommen um mit mir ein Gespräch unter 4 Augen zu führen. Es hätte einen „Vorfall“ gegeben.
Ein Mädchen hat zu Hause ihrer Mama erzählt das meine Tochter Sie aufgefordert hat sich auszuziehen und Sie im Intimbereich angefasst hat bzw dort „rumgespielt“ hat.
Ich war so schockiert das ich erst einmal gar nichts sagen konnte. Die Erzieherin sagte Sie hätte meine Tochter schon mal vor ein paar Wochen erwischt wie Sie bei einem anderen Mädchen „den Popo anschauen wollte“.

Ich sagte ihr das ich mit ihr reden werde, was ich natürlich auch daheim gleich gemacht hab. Meine Tochter sagte Sie hätten Doktor gespielt. Ich hab Sie drum gebeten es nicht mehr zu tun was Sie mir nun versprochen hat. Sie hat sich anscheinend echt nichts dabei gedacht.

Was mir aber jetzt nicht mehr aus dem Kopf geht: Die Erzieherin sagte mir das Sie sowas noch bei meinem anderen Kind gesehen hat und sich nur meine Tochter so verhält.
Ich hätte immer gemeint das „Doktorspiele“ im Kindergarten häufiger vorkommen also auch das erkunden des Intimbereichs.

Nach dieser Aussage mache ich mir aber doch Sorgen. Soll ich nochmal das Gespräch suchen?

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Hi,

es kommt - meiner Erfahrung nach - tatsächlich deutlich seltener vor als häufig angenommen.

Ich habe 12 Jahre im KiGa gearbeitet - hauptsächlich in der Alterstsufe 3-6 - gelegentlich auch Krippe.

Das Kinder das eigene Geschlecht entdecken, erkunden und sich mit Anderen vergleichen ist natürlicher Teil der Entwicklung. Aber nicht damit verbunden anderen Kindern in den Intimbereich zu fassen.

In der Theorie würde ich es persé nicht als allzu schlimm und natürlich werten. Vergleiche mit Anderen sind normal, und dass Kinder Dinge anfassen um sie zu begreifen ist in dem Alter auch nicht unüblich.

Aus der Praxiserfahrung heraus würde ich mir das jedoch genauer anschauen.
In 12 Jahren waren die einzigen 3-4 Doktorspiele (mit Auffordern und Anfassen des anderen Kindes) die ich beobachtet habe, Audruck von sexuellen Erlebnisse.
1x Missbrauch und 2x das Miterleben des sexuallebens der Erwachsenen. (und damit meine ich nicht, ausversehen im Schlafzimmer überrascht ...)

Daher würde ICH schauen ob sich mein Kind verändert hat (verschlossener geworden? bedrückt es etwas? meidet es Personen? nässt es wieder ein? Schlafstörungen? weicht es aus bei bestimmten Fragen?)
Da auch im KiGa das Gespräch suchen, ob ihnen eine Veränderung aufgefallen ist - einfach ein normales Entwicklungsgespräch. Ohne großartig auf das Thema "Sexualität" einzugehen.

Ich will dir keine Angst machen - nur den Blick sensibilisieren.
Wenn deine Tochter das Thema "Körper" allgemein interessiert, kann man ja auch ein entsprechendes Kinderbuch dazu kaufen und es gemeinsam anschauen. Vielleicht kommt sie ja dabei auch ins erzählen.
wichtig ist bei den ganzen Thema aufmerksam und achtsam - aber nicht"energisch" zu sein.

Schauen was das Kind anbietet im Alltag und darauf eingehen.
Nicht mit Fragen löchern, alles im Alltag meiden, nur noch Körperbücher- und Puppenspiele zu spielen - in der Hoffung, das Kind gibt irgendwas Preis.

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Puh. Also das es wirklich SO selten vorkommt das sich die Kinder auch mal gegenseitig anfassen schockiert mich jetzt schon. Man liest es ja so oft.

Verändert hat sie sich nicht. Sie isst fröhlich, isst und schläft gut. Sie ist generell ein sehr fröhliches Kind, emphatisch und hilfsbereit.

Am Körper interessiert ist Sie meiner Meinung nach „im normalen Maß“. Also Sie fragt beispielsweise warum ihr bester Freund unten anders aussieht als Sie usw. Sonst wäre mir jetzt nichts besonderes aufgefallen:

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Die haben ihre Kinder beim Sex bewusst zusehen lassen????

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Was für eine schlechte Reaktion des Kindergartens!!
Ich arbeite bei einem Kita Träger und zufällig haben wir grade ein Infoschreiben (für alle! Eltern, also nicht Fallbezogen) zu diesem Thema überarbeitet.
Also kurz: das Erkunden des eigenen Körpers und auch die Neugierde am Körper anderer Kinder ist in diesem Alter völlig normal. Manche Kinder sind dabei offener oder direkter und andere beobachten vielleicht eher. Soweit kein Problem.
Wenn das andere Kind die Situation allerdings nicht mochte (es für sie also kein DokotSPIEL war), ist das natürlich ein Problem. Aber da muss in erster Linie der Kindergarten handeln und zwar möglichst schon präventiv, dass den Kinder. Regeln beim Spielen klar sind, wie "wenn ihr Doktor spielt, dann nur, wenn jeder mal der Doktor und mal der Patient sein darf und nur solange alle das möchten. Wenn ihr etwas nicht mehr möchtet, dann müsst ihr es auch nicht zulassen und könnt auch jederzeit mit uns (Erzieher) darüber sprechen."
Eine ganz wichtige Grundregel, die den Kindern präventiv klar gesagt werden muss, ganz allgemein auf das Spielen bezogen ist: keine steckt irgendwas in irgendwelche Körperöffnungen eines anderen Kindes, weder ins Ohr, noch in den Mund, den Po, die Vagina..

Es ist zwar richtig, dass dir das gesagt wurde, aber es ist absolut nicht richtig, dass es so hingestellt wurde, als sei dein Kind irgendwie unnormal oder böse

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Ehrlich gesagt war ich im ersten Moment so überfordert das ich meiner Tochter solche Spiele gänzlich verboten habe.
War wahrscheinlich nicht die richtige Reaktion.

Laut meiner Tochter hat das andere Mädchen nicht gesagt das Sie das nicht wollte. (Nachdem ich erklärt habe das man natürlich nichts machen darf was andere nicht mögen) Und meine Tochter ist auch keine dominante Person. Ist sehr hilfsbereit und emphatisch. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das Sie das andere Mädchen gezwungen hat.

Ich weiß natürlich nicht ob das andere Mädchen das „einfach so“ im normalen Gespräch ihrer Mama erzählt hat, also zum Beispiel auf die Frage wie es im Kindergartens war oder ähnliches. Oder ob Sie es erzählt hat weil Sie das Spiel nicht mitmachen wollte. :-(

Ich bin jetzt so verunsichert.

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Das Kind wurde weder böse noch unnormal hingestellt - zumindest lese ich das nicht aus dem Post der Thread-Erstellerin heraus.
Die Beobachtung, dass sie das einzige Kind in der Gruppe sei die diese von sich aus zeigt, ist doch erstmal völlig wertfrei. (Jeh nachdem wie man es, und in welchem Zusammenhang, rüber rbingt - aber wir waren ja nicht dabei)

Und ein Infoschreiben für Doktorspiele? Ich weiß nicht ...
Für einen Kindergarten/Erzieher sollte es völlig normal sein die Kinder in ihrer natürlichen Neugierde zu begleiten.
Das gilt auch für den Körper und die Unterschiede. Das gehört in den Alltag als "normal" betrachtet - dafür muss es keinen extra "Raum" - kein extra Infoschreiben geben - zumindest war das in meiner Praxiserfahrung nie nötig.

Dass Kinder "Nein" sagen und das "Nein" von Anderen respektieren und achten ist ja nicht nur ein wichtiges Thema von Doktorspielen - sondern bei so ziemlich allem. Und da sehe ich als Hauptverantwortlichen nicht den Kindergarten, sondern die Eltern.

Kinder selbstbewusst und stark machen, respektvoll miteinander umgehen, Grenzen des Gegenübers akzeptieren.
Das sind Werte, die vorrangig in der Familie vermittelt werden - so viel Einfluss hat der Erzieher gar nicht.
Der Erzieher kann immer nur auf dem Grundstein aufbauen, den die Eltern Zuhause legen.

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Hey, also ich habe mit 4-5 Jahren auch das andere Geschlecht erkundet 😂. Und nein, ich wurde ans Kind nicht missbraucht oder dergleichen.🙈🙈 Ich glaube man kann auch alles zu überbewerten. Ich glaube das gehört dazu und wird auch überhaupt nicht immer sofort entdeckt von Erwachsenen. Ich wurde dabei von meinem Vater erwischt und kann mich noch heute daran erinnern. Er meinte er will sowas nicht nochmal sehen. Wir hatten auch einen Jungen im Kindergarten, der öfters Mädchen untersuchen wollte. Gut, was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht. Aber mir gehts gut, ich bin verheiratet hab eine Tochter und würde es bei ihr auch nicht zu eng sehen. Beobachte es doch und rede nochmal mit ihr in Ruhe. Man muss nicht immer überall gleich das schlimmste sehen. Kinder entdecken sich und andere, sobald es gegen den Willen anderer geht ist das natürlich ein anderes Thema. LG

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Also ich bin Erzieherin und seit 11 Jahren im Beruf.
Doktorspiele beobachte ich häufiger.
Auch dass sie sich anfassen.

Solange kein Fieberthermometer in irgendwelche Körperöffnungen gesteckt werden, und keiner von beiden unterlegen ist, ist es normal.
Hatte schon 2 Fortbildungen zu dem Thema.
Solange keiner Macht ausübt, zwingt oder überredet ist es kindliche Neugier.

Natürlich muss man auch im Hinterkopf haben dass es Missbrauchsfälle gibt, aber wenn sonst nichts ist( neg. Veränderungen, Einnässen, spielen mit Kot....)würde ich als Erzieherin nicht so reagieren.
Vor allem weil das doch einige Kinder tun. Habe jeden Jahrgang 2,3 pro Gruppe wo ich es gelegentlich mitbekomme. Auch nicht immer. Phasenweise. Zuerst ist es voll interessant und 2 Wochen später gar nicht mehr.

Was ich bei den Fortbildungen gelernt habe, man soll dem Kind nicht das Gefühl geben dass seine Neugier etwas ekliges oder unnormales ist.

Liebe Grüße

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Ich habe 2 Töchter, die jeweils 5 Jahre in die KiTa gingen.
Tatsächlich wurden sie dort nie mit Doktorspielen konfrontiert.

Ich persönlich würde zu Hause in einer ruhigen Minute nachfragen. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, dass nicht irgendjemand im Umfeld das gleiche von meinem Kind wollte.

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Ich bin schockiert über die Reaktion der Erzieherin. Mein Mann ist auch Erzieher und war neuhlich auf einer Fortbildung zu dem Thema. Selbst mit 10 Jahren ist es noch normal, soweit es für beide Parteien okay ist.

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Ich finde es schade und schwierig, dass es seitens des Kindergarten so tabuisiert wird. Wie eine andere hier schon geantwortet hat, auch ich erinnere mich, als ich selbst ein Kind war mit dem nachbarsjungen im Kindergarten oder frühen volksschulalter "Doktor gespielt" zu haben (ausziehen und anfassen war dabei, es war spannend aufregend und - was vielleicht überrascht - nicht völlig asexuell). Ich hab dazu viel später mal einen Artikel gelesen, dass Kinder in dem Alter durchaus auch selbststimulation gut finden können, es vom Umfeld, wenn dabei überrascht, aber natürlich eher schockiert zur Kenntnis genommen wird. Sei es, weil man sich natürlich Sorgen macht "woher das Kind, das Verhalten hat" (Idee dahinter ist, dass das kind von sich aus absolut noch nicht sexuell sein kann,dass etwas vorgefallen sein muss) - ich für mich kann sagen, bei mir in der Familie und Umfeld ist definitiv nichts vorgefallen, im Kindesalter, was in Richtung Missbrauch geht,und dennoch war es reizvoll und spannend und wie bereits gesagt, tatsächlich auch ein bisschen lusterfüllt. Ich hätte jetzt gerne den Artikel zur Hand, der mir später in die Hand geraten ist zu dem Thema. Warum für mich das auch so wichtig war, den in die Hand zu bekommen? Wir wurden als Kinder auch dabei "erwischt" und hatten solche Gespräche wie, was wir da eigentlich tun und dass wir das in Zukunft nicht mehr tun sollen. Das heißt, man wurde früh gelehrt, dass sich "so nicht gehört"/ es unanständig ist. Ähnliches übrigens etwas später in Bezug auf Selbstbefriedigung. Das ist für viele Menschen im Erwachsenenalter ja noch ein Tabu, im Sinne von "in der Paarbeziehung ok", aber das induviduelle Lustempfinden,naja.

Zu meinem kontext: ich bin mittlerweile 38, habe eine funktionierende langzeitbeziehung,wir wünschen uns Kinder, was gerade schwierig ist aus medizinischen Gründen, und darüber haben wir etwas den Spaß am lustvollen Sex verloren. Davor war es so wie bei den meisten Paaren, ein normales Interesse, also weder ein zu viel an Bedarf, noch ein zu wenig, alles im Gleichgewicht. Ich würde also sagen, der Kindergarten bekommt nicht immer alles mit und Kinder spüren vielleicht ja auch schon, dass es etwas geheimnisvolleres ist. Dein Kind aber ist - sollte es nicht sonst irgendwelche Auffälligkeiten haben, die aufhorchen lassen - völlig normal!!

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Übrigens gerade gefunden:

https://www.eltern.de/masturbation-bei-kindern

Der Kontext von dem ich gerade sprach. Allerdings verstehe ich sehr gut, wie unangenehm das ganze ist durch die gesellschaftlichen Konventionen, die wir als erwachsene ja natürlich schon kennen.

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