Trödeln, Schimpfen, Tränen und das schlechte Gewissen

Hallo zusammen,

vielleicht könnt ihr mir helfen. Ich verzweifle langsam.

Seit gut zwei Monaten lebe ich vom Vater unserer beiden Mädels (5 und fast 2) getrennt. Und eigentlich klappt das erstaunlich gut. Es gibt nur dieses eine Thema, an dem ich täglich - manchmal sogar mehrmals täglich - scheitere und das ist die Trödelei meiner großen Tochter. Ein Problem war das schon immer, nun möchte ich es endlich angehen.

Meine Große ist ein ganz tolles Kind, so lieb, verständnisvoll und sensibel. Und sie ist eine wahnsinnige Trödlerin. Das fängt morgens beim Anziehen an und hört abends beim Zähneputzen auf. Sie lässt sich durch alles ablenken, ist überhaupt nicht fokussiert auf das, was sie gerade machen möchte/soll. Sie schaut beim Wickeln ihrer Schwester zu, muss noch auf die Toilette, singt da ein Lied, muss noch Nase putzen, starrt sich dann im Spiegel an, popelt Fuseln aus ihren Zehen... und früher oder später endet es leider fast jeden Abend darin, dass ich mit ihr schimpfe, sie weint und ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen habe, denn ich will keine Schimpfe-Mama sein. Aber ich habe keine Ideen mehr. Ich habe einen Wecker, bei dem man optisch sehen kann, wie die Zeit vergeht - kein Effekt. Ich locke damit, dass ich länger vorlese, wenn sie sich beeilt - kein Effekt. Ich führe ein ernsthaftes Gespräch mit ihr, dass ich versuche weniger zu schimpfen und sie versucht mehr mitzuarbeiten - kein Effekt. Bzw. jeder Effekt ist nur von extrem kurzer Dauer. Früher ins Abendritual starten geht auch nicht, weil sich auch das Abendessen dank der Trödelei in eine unerträgliche Länge zieht.

Und ja, mir ist wichtig, dass die Kinder um 19:45 Uhr im Bett liegen, denn dann fängt die Kleine man zu plappern und wenn sie dann (hoffentlich) um 20:15 endlich schläft, beginnt für mich die Hausarbeit. Mal ganz davon abgesehen, dass die Kinder den Schlaf auch wirklich brauchen, gerade die Kleine muss ich morgens oft wecken.

Was kann ich noch tun? Wie kann ich einerseits meiner Tochter helfen, sich auf das zu fokussieren, was sie eigentlich tun soll und wie kann ich andererseits verhindern, dass irgendwann dieser Schimpf-Schwall aus mir herausbricht?

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Ich würde sagen deine Tochter KANN es einfach nicht leisten. Das musst du verinnerlichen und dir ins Gedächtnis rufen bevor du schimpfst. Ich weiß jetzt nicht was du unter es angehen verstehst aber ich würde dir aus eigener Erfahrung raten dich mal mit dem Thema Ergotherapie auseinanderzusetzen. Fokusieren lernt man durch spezielle Übungen wie dem Marburger Konzentrationstraining für Kindergartenkinder oder durch Spiele. Und da haben eben Ergotherapeuten gute Ratschläge. Langfristig müsst ihr vielleicht auch mal auf ADS testen lassen.
Alles Gute euch!

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Wenn deine Tochter in der Schule auch solche Probleme mit der Konzentration hat würde ich auch auf ADS testen lassen. Ansonsten, kenne ich dieses Verhalten mit dem trödeln morgens nach dem aufstehen von allen Kindern in diesem Alter und noch älter. Mein Sohn (7) mit inbegriffen.

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Hallo,

Das könnte auch mein 4,5 Jähriger Sohn sein, wie du deine Tochter beschreibst 🙈

Eine richtige Lösung habe ich dafür auch noch nicht gefunden.
Ich sage oft, wenn er trödelt, bleibt für „xy“ keine Zeit mehr. Manchmal motiviert es ihn weniger zu trödeln. Je nachdem wie gerne er etwas machen möchte.

Ansonsten bleibe ich einfach dran, zb erst pipi machen dann singen. Bitte iss erst fertig und dann können wir wieder reden oder so…
Hab das Gefühl man muss ihn einfach immer wieder rausholen weil er sich etwas „verliert“

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Das beschreibt ziemlich genau meine Tochter 😅

Halte dir vor Augen- sie macht das nicht mit Absicht. Sie kann in dem Moment einfach nicht anders. Ihr Fokus ist anderswo als deiner. Was in dem Alter absolut normal. Für ein Kind ist es nicht wichtig, sich schnell bettfertig zu machen 😉

Und- Druck erzeugt immer Gegendruck. Ich habe bei meiner Tochter gelernt, dass das absolut null gebracht hat.

Wir fangen immer sehr zeitig an, wenn wir außer Haus müssen, oder wenn Bettgehzeit ist. Auch morgens, wo alle relativ zeitig außer Haus müssen.

Ich weiß nicht, ob ihr in der Nähe eine Möglichkeit habt, zu einer Evolutionspädagogin zu gehen. Die arbeiten (unter anderem) genau an so etwas. Das ist aber leider noch nicht so verbreitet.
Aber vor allem, wenn es Richtung Schule geht, ist das Fokussieren ja recht wichtig.

Wie schafft sie es denn, sich auf (für sie wichtige) Dinge zu konzentrieren? Ist sie im Kindergarten aufmerksam und kann sich auf etwas konzentrieren?

Meine Tochter ist bzw war einfach eine richtige Träumerin. In ihrer Welt versunken...

Mittlerweile ist sie 10. Schule war und ist nie ein Problem gewesen. Da kann sie sich konzentrieren und alle wichtigen Infos aufnehmen.
Sie trödelt nach wie vor. Viel. Dafür bekommt sie auch manchmal die Zeit.
Sie schafft es aber mittlerweile ganz gut, auch mal schneller zu sein, wenn sie weiß, dass es wichtig ist. 😉
In ihrer Welt versunken und nicht ansprechbar ist sie eigentlich nur mehr beim Lesen 😅

Es kostet Kraft. Und Geduld. Und viele viele Nerven 😉

Es gibt übrigens viele tolle Bücher zu dem Thema. Sowohl für Eltern, als auch für Kinder.

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Welche Bücher wären das? Hast du einen Tipp? 🙂