Viele Kündigungen von Kitaerziehern

Hallo, kennt ihr das von eurer Kita, dass phasenweise viele Erzieher kündigten? Was waren die Gründe? Wie ist die kitaleitung damit umgegangen? Wurde spezielle Maßnahmen (teambuilding, Gehaltserhöhungen..) ergriffen? Wie wurde das verbleibende Personal entlastet ( Kürzung der betreuungszeiten, gruppenschliessungen etc..)?

Vielen Dank für eure Erfahrungen!

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Ich kann jetzt nur für mich sprechen, also nicht jeder wird meine Ansicht teilen... hab auch keine Antworten gelesen.
Ich bin so eine Erzieherin die gekündigt hat! Bei mir hatte es viel mit Corona zu tun, es wurde für mich einfach untragbar...
Ich werde ganz sicher mein Gesicht nicht bedecken, werde keine Stäbchen in Kindernasen stecken, will nicht auf Elternarbeit verzichten, will den Kindern nicht den ganzen Hygienewahnsinn vermitteln, möchte die Kinder richtig eingewöhnt haben und möchte keine ungeimpften Eltern ausschließen... das hat für mich alles nichts mehr mit Pädagogik zu tun! Kindergärten sind nur noch Sammelbecken für Kinder derer Eltern Arbeiten müssen... und dafür müssen meiner Ansicht nach die Kleinen da eben durch, für mich ein No Go! Dazu kommt noch die Überflutung von Flüchtlingskinder die bei uns immer Vorrang haben vor den eigenen Landskindern... sorry, aber das sehe ich nicht ein! Für mich ist das keine Qualität mehr, sondern wirklich nur noch ein Auffanglager. Dazu kommen viel zu große Gruppen, viel zu wenig Personal... wenn die Eltern nicht mehr am Kitaleben teil haben können, hat für mich das ganze System keinen Sinn mehr, denn für Kinder ist es einfach wichtig zu sehen, dass die Eltern dort auch eine Rolle spielen und nicht nur das Kind in seine Welt abgeliefert wird und die Eltern sehen nichts mehr davon... ich finde Bindung sehr sehr wichtig, die geht dabei aber flöten... das Kind lebt quasi ein Leben neben seinen Eltern und wenn man ein Kind hat das noch nicht spricht, dann haben die Eltern überhaupt keinen Überblick mehr!
Für mich macht das alles keinen Sinn mehr... komme mir vor als würde ich ein System unterstützen hinter dem ich nicht stehe, es aber trotzdem am laufen halte durch meine Arbeit. Ich möchte mich noch im Spiegel ansehen können und habe somit gekündigt... ebenso habe ich meine Kinder in keiner Einrichtung und betreue sie selbst...
So ist es zumindest bei mir.

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Du sprichst mir total aus dem Herzen.
Ich bin mit Leib und Seele Erzieherin, seit 15 Jahren in der gleichen Kita, in einem tollen Team mit toller Leitung.
Und trotzdem schmeiß ich jetzt hin.

Ich kann dieses System nicht mehr mittragen. Durch den derben Personalmangel können wir, trotz tollem Konzept, nur noch aufbewahren und kaum mehr pädagogisch arbeiten. Der Ton der Eltern uns gegenüber wird immer rauher, weil wir teils Zeiten kürzen müssen oder DInge, die früher selbstverständlich waren, vor lauter Personalmangel nicht mehr anbieten können. Die Eltern wenden sich damit nicht an Träger oder irgendwelche Politiker, sondern lassen UNS permanent ihre Unzufriedenheit spüren.

Diskussionen mit Eltern, die ihre Kinder mit Durchfall und Bindehautentzündung bringen und sie nicht wieder mitnehmen oder, bei Anruf, einfach nicht abholen, der Vorwurf, wir wären ja nur zu faul, ihre Kinder zu betreuen und sollen uns nicht so anstellen. Austickende Eltern, wenn wir uns dann anstecken und wieder Zeiten gekürzt werden müssen.

Dann werden bei uns bald die Gruppen aufgestockt, weil wir gezwungen sind, die ukrainischen Kinder trotz voller Gruppen aufzunehmen. Heißt, statt 22 Kinder auf zwei Erzieher (in der Praxis ist oft eine Person alleine, weil die andere entweder krank ist, dauernd im Haus unterwegs zum Wickeln, Bistrodienst und und und...) geht es auf 28 hoch. Wir haben aber weder die Kapazitäten wie ausreichend Gardarobeplätze, viel zu kleine Räume, haben keine Ausbildung für traumatisiertes Klientel und langsam auch keine Kraft mehr.

Corona hat die ganzen Schwächen des Systems nach oben geholt. Die Träger reagieren aber nicht, es gibt kein Stopp, so geht das nicht.

Wir Erzieher werden gerade eiskalt verheizt, sind der Prellbock für Eltern und Träger. Wir leiden, die Kinder leiden. Der Personalmangel wird sich verschärfen.

Darum ziehe ich für mich die Notbremse. Ich mach mich trotz Liebe zum Beruf, nicht kaputt.

Letzte Woche hat mir eine Mama gesagt, dass ich müde aussehe, sie mir an dieser Stelle sagen will, dass sie sieht, was wir derzeit leisten und sie das Gemecker vieler anderer nicht verstehen kann. Sie hat sich bedankt, dass wir trotz allem unser bestes geben. Und ich bin in Tränen ausgebrochen, und das, obwohl ich mental ein sehr stabiler Mensch bin. Soviel Nettigkeit war ich einfach nicht mehr gewöhnt.

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In der Kita in unserem Dorf hat neulich das komplette Team gekündigt - unzufrieden mit der Leitung. Vom neuen Team hat die Hälfte auch wieder nach 3 Monaten gekündigt - der Träger hat’s nicht auf die Reihe bekommen, den Arbeitsvertrag anzufertigen.
In der Kita, in der ich gearbeitet habe, haben reihenweise Erzieher_innen gekündigt in den letzten 5 Jahren. Grund: immer höhere Anforderungen an das Personal, wenig Rückhalt vom Träger, Probleme IM Team.
Die Gründe sind vielfältig. Die Dorfkita bekommt jetzt nen neuen Träger und ne neue Leitung, vielleicht ändert es was an den Rahmenbedingungen. Genau die sind es letztlich, warum viele gehen, die Arbeit an sich ist wundervoll. Aber bei dem Mangel an Fachpersonal kann man sich die Stellen halt aussuchen und ist nicht gezwungen, unhaltbare Zustände zu akzeptieren.
Der Umgang damit war in beiden Einrichtungen gleich: Überstunden für den Rest, so viel es geht. Macht die Zufriedenheit des restlichen Personals natürlich nicht größer. Und wenn gar nix mehr ging (komplettes Team weg), mussten Gruppen geschlossen werden.

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Fluktuation gibt's bei uns leider auch en masse .

Aber:Bei uns sind es keine Kündigungen sondern: Auszubildende, die nach der Ausbildung dort nicht übernommen werden oder die Stelle nicht wollen, Praktikanten, oder und das ist jetzt in den letzten 6 Monaten bei 4 Erzieherinnen so gewesen: BV aufgrund Schwangerschaft.

Ersatz kann leider keiner gestellt werden.
Stattdessen werden Gruppen zusammen gelegt oder, wenn z.b. noch ein paar Erzieher krank werden, einige Gruppen geschlossen, so dass die Kinder Zuhause betreut werden müssen.

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Nein, das kenne ich so nicht.
Natürlich kommen und gehen Praktikanten und Bufdis. Natürlich werden auch mal Erzieherinnen schwanger und müssen ins BV.
Tatsächlich kündigen tun nur vereinzelte und dann ist die Stelle nach kurzer Zeit wieder besetzt.

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Hallo,

Unsere Tochter geht seit 2 Jahren in die Kita. Seitdem ging eine Erzieherin in Rente sie wurde ersetzt. Zusätzlich 1 neue Erzieherin eingestellt. Ansonsten ändern sich nur die Erzieherinnen im Anerkennungsjahr oder die Praktikanten.

Der Träger hat 2 Kitas im Ort. In der zweiten ist der Perrsonalstand auch stabil.

LG Morgaine

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Hallo,

Gründe können auch sein, dass man sich in dem Konzept der Einrichtung nicht wiederfindet oder eine Einrichtung, die näher am eigenen Wohnort ist, Personal eingestellt hat.

Der Beruf ist auch in den letzten Jahren immer herausfordernder geworden. Die Kinder verbringen immer mehr Zeit in den Einrichtungen; die Erwartungshaltung der Eltern wird immer größer, weil sie selber immer weniger Zeit und damit Möglichkeiten für die Erziehung ihrer eigenen Kinder haben.

Gegenmaßnahmen sind wahrscheinlich schwierig zu gestalten. Für Teambuilding-Events müsste man während der Woche mal dicht machen, da motzen dann alle Eltern. Gehälter sind vom Träger vorgegeben, da kann eine Kita-Leitung nicht frei entscheiden.

Viele Grüße
lilavogel

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Das kommt sehr drauf an, bei großen Träger nicht, aber es gibt genug Kitas mit Einzelträger. Da kann sicherlich was gemacht werden

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Ich bin auch Erzieherin.

Leider arbeite ich seit 3 Jahren nicht mehr, da ich aufgrund den Jobs erkrankt bin.

Ich habe das Pensum was von mir verlangt wurde, einfach nicht mehr geschafft.
Und damit meine ich nicht die Arbeit am Kind.
Denn das ist nachwievor das schönste an der Arbeit.

Ich befinde mich noch immer in einem ungekündigtem AV, aber wie es weiter geht, weiß ich leider nicht.

Das so viele Kündigen, wundert mich nicht, denn auch unter den Kollegen ist es oft angespannt, da jeder unter dauerdruck steht.

Lg

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Hallo,
mein Sohn ist jetzt 16 Jahre … es gab diese Situation allerdings in seinem Kindergarten als er 4 Jahre war. Du siehst also, sowas gibt es echt schon immer.
Bei uns war es so:
Es war wirklich auffällig für uns Eltern, dass die Erzieher so nach und nach kündigten. Es kam zwar mal ein Praktikant und mal ein neuer Erzieher nach, aber das reichte nicht mal ansatzweise, um die Kündigungen abzudecken. Das war ein kath. Kindergarten mit 4 Gruppen a 2 Erzieher, teilweise noch zusätzlichen Erziehern, die als I-Kräfte arbeiteten und 1 Leiterin, die ebenfalls gelernte Erzieherin war. Von den 8 regulären Erzieherinnen haben 6 gekündigt. Das war selbst dem Jugendamt zu heftig. Die Einrichtung stand kurz vor der Schließung.

Wir Eltern baten den Elternbeirat eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen und die Erzieher, die Leitung, den Träger und die Stadt dazu einzuladen. Es gab ein sehr gutes Gespräch, bei dem herauskam, dass keine der Erzieherinnen, trotz mehrmaliger Nachfrage des Trägers, einen Grund für die Kündigung genannt hat. Aber die letzte Erzieherin hat es dann doch getan aufgrund der Versammlung. Sie sagte, es gäbe mehrere Gründe, die für alle Erzieher zutreffen:
- die Leitung hat sich nach ihrer Elternzeit geändert und arbeitet weniger und passt nicht mehr ins Team
- die Bezahlung ist um 2 Tarifstufen schlechter als in den umliegenden Gemeinden
- Urlaub kann nicht genommen werden und jeder hat unendlich viele Überstunden
- die Arbeit wird nicht honoriert - weder von den Eltern, noch vom Träger, noch vom Chef

Aufgrund dieser Aussage erklärte sich die Gemeinde noch vor Ort bereit, die Gehälter der Erzieher umgehend anzupassen. Die Gemeinde sagte aber auch, dass sich das teilweise auch in den Gebühren niederschlagen wird und diese erhöht werden … damit waren die Eltern einverstanden ;-). 2 Monate später erhielten die Erzieher mehr Geld.
Der Träger erklärte sich bereit den Erziehern 1 zusätzlichen Tag Urlaub zu gewähren und versprach, dass die aufgelaufenen Überstunden und Urlaubstage genommen werden. Außerdem sagte er zu, dass er sich vermehrt um zusätzliche Erzieher bemühen würde, was durch das bessere Gehalt ja kein Problem mehr sei. Tatsächlich kamen kurz danach neue Erzieher, die dann auch geblieben sind und die „alten“ Erzieher hatten immer mal einen Tag frei.
Der Elternbeirat sammelte ab sofort Geld. Damit wurden in den nächsten Monaten immer mal wieder kleine Geschenke für die Erzieher gekauft um erneut Kraft zu tanken.
Die Leitung hat sich selbst aufs Abstellgleis katapultiert. Sie ist als einzigste nicht der Einladung gefolgt. Sie ist die nächsten Monate aus unerfindlichen Gründen krank gewesen und dann eben irgendwann arbeitslos.

Der Kindergarten wurde so gerettet.