Ausreißer und Klammeräffchen - trotzdem in die Kita?!?

Hallo ihr Lieben,

je näher der Kitastart meines Sohnes rückt, desto weniger kann ich Nachts schlafen und desto mehr Gedanken mache ich mir. In 4 Wochen soll es losgehen....Und ich bin aktuell echt in Sorge!

Zu unserem Kind: Knapp 3 Jahre alt und schon immer extrem anhänglich (Tragetuch/kuscheln/stille noch Nachts) usn braucht sehr viele feste Routinen, weil er sonst total aus dem Gleichgewicht gerät. Zu hoher genetischer Wahrscheinlichkeit (und weil wir Augen im Kopf haben und uns auf dem Gebiet "auskennen") liegt er im Autismusspektrum. Für eine Diagnostik warten wir auf Anraten der KJP noch 1 Jahr.

Unser Sohn ist nicht erreichbar, wenn er etwas nicht tun will! Er hört dann absolut nicht und haut dann einfach ab. Er macht nur das, was er in dem Moment für richtig hält und manchmal hört er auch gutuns hält sich an bestehende Regeln, aber eben nur, wenn sie gerade passend für ihn sind.
Alle Mütter hier aus dem Ort haben sich von uns abgewandt! Weil unser Sohn deren Kinder bedrängt und ihre Grenzen nicht wahrt! Er merkt einfach nicht, wie sein Gegenüber drauf ist und weiß nicht, wie man sich gegenüber anderen verhalten soll.
Entweder er flüchtet vor Kindern oder er geht in eine Art "Abwehr" über, indem er sich in einen "Dino" verwandelt, seine Krallen vor sich hält und "Grrrrrr"-Geräusche macht, um die anderen Kinder auf Distanz zu halten.
Leider fehlinterpretieren andere Kinder das als Angriff, obwohl es nur eine verzweifelte Geste der Hilflosigkeit ist.

Er will gern mit anderen Kindern interagieren, aber es klappt nur sehr selten gut.
Und das Hauptproblem ist eben, dass ervob der einen auf die andere Sekunde abhauen will, wenn er etwas nicht möchte.

Wir haben natürlich noch ein Gespräch mit den Erziehern und können alles in Ruhe besprechen, aber ganz ehrlich frage ich mich, ob unser Sohn ohne Begleitung überhaupt im Kindergarten sein kann!!!!
Der Kinderarzt ist da keine Hilfe. Er sagt lediglich: "Abwarten!"

Klar: ich kann ihn nun in den Kindergarten bringen, ihn langsam eingewöhnen und vielleicht klappt es zu Anfang sogar ganz okay, weil alles noch so aufregend ist.
Aber dann, wenn mal etwas für ihn nicht gut läuft, versucht er abzuhauen!
Und in dem Kindergarten herrschen echtnucht die besten Sicherheitsbedingungen für Ausreißer! Und 100m neben der Kita ist sein Lieblingsteich!!!!!!
Ich habe ehrlich gesagt momentan PANIK, IHN IN DEM KINDERGARTEN ALLEINE ZU LASSEN, weil ich Angst habe, dass er abhaur und zu dem Teich geht! Und dann ertrinkt er dort 😭

Ich weiß, ich klinge wie eine hysterische Helikopter-Mama! Aber ihr kennt mein Kind nicht!
Mein Sohn ist wirklich sehr anstrengend und er braucht ständige Aufsicht! Er macht auch gefährliche Sachen (will an Steckdosen "bauen", Regale hochklettern usw) und er kennt da keine Grenzen. Auch, wenn ich sie ihm immer wieder aufzeige und erkläre!!!!!


Was tue ich denn nun?

Verzweifelte Grüße


Eryniell

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Ich kann deine Sorgen sehr gut nachvollziehen und in einem normalen Kita-Alltag ist es für die Erzieher*innen wahrscheinlich wirklich nicht möglich immer ein Auge auf deinen Sohn zu haben. So schade das auch klingt. Aber es gibt so viele Situationen, in denen sie abgelenkt werden usw. Da reichen ja eben vielleicht auch mal 2-3 Minuten.
Wie wäre es denn, wenn ihr die Diagnostik doch vorzieht und dann eine Integrationshilfe beantragt?

Bei unserer Tochter in der Gruppe ist ein autistisches Kind und dieses wird von einer Integrationskraft begleitet. Dieses Kind hat in den letzten Jahren sehr große Fortschritte gemacht was das Verhalten in der Gruppe und Interaktion mit anderen Kinder anbelangt. Dennoch wäre eine Betreuung ohne die zusätzliche Person absolut unmöglich.

Auf jeden Fall solltet ihr aber nochmal mit den Erzieher*innen sprechen, wie sie die Situation einschätzen.

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Danke für deine Antwort.
Leider dürfen wir laut der KJP erst im nächsten Jahr auf die Warteliste der Diagnostik. Und die andere Diagnosestelle nimmt derzeit keine Kinder mehr auf die Warteliste auf, weil sie übervoll sind.

Ich hoffe sehr, dass uns der Kinderarzt bei der U-7a in 1 Woche weiterhelfen. Der nimmt mich bisher absolut nicht ernst, weil unser Sohn sprachlich sehr weit ist und er in den paar Minuten des letzten Besuches nicht sehr viel Ungewöhnliches an ihm feststellen konnte . Er meinte zwar "Ja, er könnte natürlich Autismus haben, aber warten sie noch bis zum Schulalter!"
Aber es ist eben sehr problematisch, so ein Kind einfach so in den Kindergarten zu stecken und drauf zu hoffen, dass es gutgeht.
Da dreht sich mir der Magen um.

Definitiv werde ich es beim Kinderarzt dringlich machen und unter vier Aigen nochmal alles schildern. Evtl können wir ja auch ohne spezifische Diagnose eine Integrationskraft bekommen.

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In dem Fall würde ich auch auf jeden Fall Druck machen, wo es nur geht. Evtl auch über den Kindergarten. Die sollten ja auch ein ernsthaftes Interesse daran haben, dass dein Sohn entsprechend betreut wird. Bei dem momentanen Fachkräftemangel können die ja mit Sicherheit garnichts zusätzlich abdecken. Und ihr habt ja auch ein Anrecht auf einen Betreuungsplatz. Daher ist es ja keine Option zu sagen, dass man bis zum Schulanfang wartet. Dann ist ja auch viel Zeit für mögliche Förderung „ungenutzt“ (ich gehe davon aus, dass ihr macht was möglich ist) verstrichen. Mit Diagnose gibt es ja aber auch evtl noch mal andere Möglichkeiten.

Ich hoffe, dass du beim Kinderarzt endlich Gehör findest oder im Zweifelsfall eine andere Stelle unterstützt.

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Mmh…
Mal angenommen deine Annahme stimmt, warum handelst du nicht?
Auch andere Autisten haben Kindergärten besucht, übrigens auch VOR ihrer Diagnose. Die Kinder waren aber trotzdem bereits einfach auffällig und bekamen aufgrund einer (nicht näher benannten) Entwicklungsverzögerung einen I-Status.
Mein Ältester war 6 bei seiner Diagnose (Frühkindlicher Autismus-HFA) und hatte die gesamte Zeit im Kiga eine eigene I-Kraft.

Du brauchst keine Diagnose für einen I-Status!

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Der Kinderarzt wird dir aber kaum helfen können. Das Amt hört nicht auf den Kinderarzt. Du brauchst schon das Gutachten von einem Facharzt oder dem SPZ.

Ansonsten ist es dir grundsätzlich unbenommen einen I-Status für dein Kind zu beantragen. Das dürfen nur Eltern beantragen. Damit hat der Arzt nichts zu tun, auch die Kita nicht. Du bist nur verdammt spät dran.

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Danke dir!
Leider hat nir niemand Auskunft darüber gegeben, wo ich mit unserem Sohn vorstellig werden muss, um Hilfe zu bekommen!
Also im SPZ schnellstmöglich einen Termin machen?
Ohje, ich bin selbst total schlecht in behördlichen Dingen, da selber eine Autismusdiagnose...

Ich werde mich nun schnellstens bemühen!

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Wenn du dir solche Sorgen machst und denkst er schafft es nicht ohne ständige Aufsicht, warum habt ihr keinen Integrationsplatz beantragt? Dafür braucht man ja keine Autismusdiagnose.
Wenn du generell Bedenken bei dem Kindergarten hast, was Sicherheit angeht, würde ich aber über eine andere Einrichtung nachdenken. Sonst hast du wahrscheinlich keine ruhige Minute.
Wenn dein Gefühl sagt, dass er noch Zeit braucht, gibt es die Möglichkeit ihn später in den Kindergarten zu geben?

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Leider ist das der für mich einzig zu erreichende Kindergarten hier im Umkreis.
Der nächste Integrationskindergarten ist mit dem Bus 40 Minuten entfernt. Und leider kann ich ja nicht 4x am Tag 40 Minuten Busfahrt auf mich nehmen. Da wäre ich ja nur am Fahren....

Du hast Recht: ich werde keine ruhige Minute haben! Und schon jetzt bekomme ich totale Unruhe.

Der Kindergarten hat uns bisher leider nichtmal einen Vertrag zukommen lassen.
Und es gab auch kein Gespräch mit der Erzieherin.

Das wurmt mich alles. Dass es so "unorganisiert " vonstatten geht, dass ich nie jemanden telefonisch zu fassen bekomme und dass wir halt bisher überhaupt nicht ernstgenommen wurden.

Dabei wissen ja alle in der Familie, wie unser Sohn ist. Er war nie bei den Großeltern alleine, weil die sich das nicht zutrauen.
Nichtmal Papa hatte ihn länger alleine als eine halbe Stunde, obwohl wir zusammen wohnen 🙄

Ich bin halt auch wirklich schlecht darin, etwas als dringlich klarzumachen. Durch meinen Autismus wirke ich immer auf alle so unbekümmert und keiner nimmt ernst, was ich zu vermitteln versuche.
Ich selber gehe aber auch auf dem Zahnfleisch und könnte manchmal nur heulen. Dringend bräuchte ich mal Ruhe - eben dann, wenn mein Sohn endlich in die Kita ginge. Aber das geht anscheinend wirklich nicht so einfach....

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Hi,
in RLP werden die Kinder zu den Integrationskindergärten und Förderschulen, mit einem Fahrdienst gefahren.

Gruß

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Hi,
dann schaut doch nach einem Heilpädagogischen Kindergarten.

Und einen "abwartenden" Kinderarzt..................wenn ihr jetzt Termine in einem SPZ oder KJP macht, habt ihr noch mindestens 9 - 15 Monate Wartezeit.

Und ein Kindergarten, der nur schlecht gesichert ist, halte ich auch für "normal" "gesunde" gut "folgende" Kinder, für untragbar.

Vor allen Dingen, wenn in der Nähe ein Teich ist, Bach fließt, Eisenbahnschienen, Durchgangsstraße, ist, sollte ein Kindergarten, schwer von einem Kind, verlassen werden können.

Ohne Diagnose, bekommt ihr gar keinen Begleiter. Daher wäre ein kleiner, übersichtlicher, "ausbruchssicherer" Kindergarten, wohl nötig.

Alles Gute

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vielleicht ist im Kindergarten ja ganz anders, da gibt es klare Regeln, mit euch kann er das ja wohl machen, dass er einfach abhaut!

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Was wäre im Kindergarten anders, als Zuhause?! Nichts bezüglich klarer Regeln.
Wenn unser Kind wegrennt, dann sehe ich das sofort und er bekommt Ärger und ich erkläre ihm, was am Weglaufen so gefährlich ist.

Wenn er im Kindergarten wegläuft, dann bemerkt das vielleicht erstmal niemand und es könnte etwas passieren.
Was sollen die Erzieher anders machen, als wir Eltern? Wir zeigen Regeln auf und erklären diese. Der Kindergarten wird es wohl nicht anders handhaben.

Natürlich gibt es Kinder, die in Kiga besser "spuren " als Zuhause, aber unser Sohn gehört ganz sicher nicht dazu.
Er läuft ja auch nicht weg, weil er uns ärgern will...

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Auch ich (Mutter eines fast 7-jährigen frühkindlichen Autisten) rate dir JETZT zu handeln.
Ihr werdet doch eine Autismusambulanz oder ein Kinderzentrum in euerer Nähe haben? Ggf müsst ihr halt weiter fahren, das nutzt doch nichts.
Deren Termine sind i.d.R. nicht schon morgen, sondern man muss oft monatelang darauf warten. Deshalb schadet es NICHT, sich jetzt schon anzumelden.

Des Weiteren würde ich nach einer Frühförderstelle schauen. Eine Freundin hat darüber einen I-Status auch ohne Diagnose für ihren 3-jährigen Sohn (extrem entwicklungsverzögert und es steht der V.a. ASS im Raum) bekommen.

Unser Kind hat erst seit Anfang diesen Jahres eine Individualbegleiterin im Kiga, da die Diagnostik erst Mitte letzten Jahres abgeschlossen war (Corona sei Dank 🙄🤬) und danach die Antragstellung etwas dauerte (einer Low Performerin von Beamtin sei Dank). Davor war er unbegleitet und es ging auch relativ gut (er hat keine Weglauf-Tendenz!).

Es tut mir leid, dass ihr so ausgegrenzt werdet 😢. Ich weiß gut, wie das ist. Aber seit wir die Diagnose haben, kann man es anderen sehr gut erklären und ALLE reagieren total positiv darauf und nachsichtig.

Ich wünsche euch alles, alles Gute 😘😘

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Danke für deine liebe Antwort ☀️
Also habt ihr auch erst Hilfw bekommen, als ihr eine feste Diagnose hattet?
Ohje, das wäre ja wirklich fatal.

Wir haben eine Autismusambulanz hier in der Nähe. Die haben mich auf die KJP verwiesen und diese widerrum haben mich auf nächstes Jahr vertröstet.
Mit einem absurden Argument: Wir dürfen erst kommen, wenn unser Sohn super spricht, um die Diagnostik durchlaufen zu können!?!
Wie diagnostizieren die dann bitteschön nonverbale Kinder?!?!
Leider wurde uns diese Diagnosestelle aber als "super kompetent" empfohlen und die andere Diagnosestelle soll wohl nicht so gut sein.
Unser Sohn spricht super für sein Alter, aber andere Entwicklungsbereiche sind eben auffällig.
Kann man auch eine Frühförderstelle zurate ziehen, wenn das Kind sprachlich weit, aber eben anderweitig auffällig ist?

Du hast Recht: ich sollte mich mehr hinterklemmen und schnell um eine Diagnostik bemühen! Wir haben sicher noch andere Möglichkeiten hier im Bundesland.

Super, dass ihr nun endlich Hilfen bekommt und alles nun "geschafft" habt. Obwohl ja immer wieder neue Herausforderungen auf einen warten :)

Für mich ist es auch sehr schwer, so ausgegrenzt zu werden, bzw. sehen zu müssen, wie mein eigenes Kind so ausgegrenzt wird.
Und man hat halt keine Erklärung für die anderen Eltern parat, wenn er sich so seltsam verhält.
Ich gehe immer nur in die Defensive mit "Das tur mir so leid, er muss noch dies und jenes lernen...." oder "Wir arbeiten gerade dran!" 🙈
Während mein Sohn sich absolut "verhaltensoriginell" benimmt.
Wenn wir bald eine Diagnose hätten, dann könnte man den anderen Eltern wenigstens erklären, warum er so ist wie er ist.
Ich selber wurde ja auch als Kind so ausgegrenzt, bis ich irgendwann mal eine Diagnose bekam - was die Ausgrenzung dann erträglicher machte, aber natürlich nicht verhinderte. Das tutdann doppelt weh, sein Kind so zu sehen. Und eben auch, weil ich als Mama natürlich ebenfalls gern Anschluss finden würde.
Aber auch ich passe absolut nicht ins Bild hier.

Nunja, ich werde nun alle Hebel in Bewegung setzen, meinen Sohn "Anschluss" in der Kita zu ermöglichen.
Aber ich werde ihn wohl so oder so definitiv nicht "alleine" ohne zusätzliche Betreuung dortlassen.
Hoffentlich haben wir bald das Gespräch mit der Kita!
In der Zwischenzeit schaue ich nach Diagnosestellen.

Liebe Grüße 🖖

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Ambulante, heilpädagogische Maßnahmen bekam er auch ohne Gutachten. Dafür reichte die Verordnung/das Attest vom KIA. Allerdings war unser Autist mit 3 Jahren noch nonverbal und die nächste Auffälligkeit war, dass er alles und jeden anfasste (Kindern v.a. ins Gesicht).

Wir arbeiteten ohne Frühförderstelle. Diese waren mir zu langsam unterwegs 😅. I-Platz und Begleitung gab es nur mit Gutachten (andere Berichte hatten wir nicht). Dann jedoch kam Corona und hat mich/uns übel ausgebremst.
Schau mal, ob ihr eine Frühförderstelle habt. Die können auch einen I-Platz beantragen, wenn nötig.

Also, als die Diagnostik bei uns gemacht wurde, war Sohnemann sprachlich noch sehr schwach unterwegs (SES passt zum frühkindlichen Autismus) und andere Merkmale waren einfach viel zu eindeutig. Deshalb fiel die Diagnose leicht.

Die Kita (ist ein Regelkindergarten) hat ihm sehr viel gebracht, auch wenn es zeitweise Beschwerden über ihn gab. Seit der Diagnose ist alles „logisch und erklärbar“.

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Ich habe jetzt einige Antworten hier überflogen... wenn alles gerade nicht hilft bzw ihr nicht weiter wisst, versucht es doch mal über den Weg über die Familienberatung (zb caritas oder so). Die haben da in der Regel auch Psychologen, die auf Kinder und Familien spezialisiert sind. Die haben oft auch gute Kontakte zu Ärzten, Therapeuten, Kliniken usw usw...