Wie kann ich meiner Tochter helfen - Aggressiv

Hallo Zusammen,

Meine Tochter (4 Jahre, wird im November 5) geht nun seit 2 Jahren in den KiGa. Sie hat sich schnell und gut eingelebt und geht sehr gerne hin. Kurz zur Vorgeschichte: Sie war schon immer eher impulsiv und wir hatten schon früh (ab ca. 1,5 Jahren) das Problem, dass sie andere Kinder gehauen oder gebissen hat. Jede Verabredung oder ein Besuch auf dem Spielplatz war sehr anstrengend, weil ich sie immer eng begleiten musste, dass nicht wieder was passiert. Es hat sich aber mit der Zeit sehr verbessert. Bei Verabredungen oder am Spielplatz passiert es garnicht mehr. Nur mit ihrem kleine Bruder (2 Jahre) eskaliert es ab und zu. Er ist aber auch sehr wild.
Naja sie hat nun seit einem Jahr einen neuen Erzieher. Jeden Tag beim Abholen hieß es: es war alles in Ordnung. Jetzt hatte ich Elterngespräch. Da meinte er plötzlich, dass meine Tochter oft andere Kinder haut oder beißt und wir mit ihr zum Psychologen sollen. Ich war ziemlich vor den Kopf gestoßen, da er ja nie was erwähnt hat.
Versteht mich nicht falsch: wenn es ihr hilft, gehe ich natürlich hin, aber das hätte dann ja schon früher passieren können.
Eine andere Freundin hat mir eher zur Heilpädagogin geraten.
Ich rede immer viel mit meiner Tochter und sie versteht die Regeln auch. Sie ist auch eher weiter für ihr Alter und eigentlich sehr empathisch. Es überkommt sie dann einfach manchmal und sie haut dann. Ich sehe dann richtig an ihrem Geschicht, wie geschockt sie ist, dass es passiert ist. Ihr fehlt es irgendwie an Impulskontrolle. Ich habe ihr auch vorgeschlagen in ein Kissen, Teppich zu hauen, bevor sie ihren Bruder oder andere haut. Manchmal klappt das auch.
Also, hat jmd. einen Tipp für uns, was ihr am Besten helfen kann? Sie ist eigentlich so ein tolles Mädchen 🙁

Danke und liebe Grüße,

Nadine

1

Hallo!
Hast du darüber schon mit dem Kinderarzt darüber gesprochen. Er ist die erste Anlaufstelle. Bei uns in der Stadt gibt es noch die Erziehungsberatungsstelle. Die helfen in der Regel sehr gut weiter.

Da die Schwierigkeiten schon länger bestehen, würde ich vor der Schule eventuell mal eine Diagnostik bei einem Kinder- und Jugendpsychiarter machen.

Alles Gute
Basket

2

Danke für deine schnelle Antwort und die Tipps.
Einen Termin habe ich beim KiA gemacht, der ist aber erst in 2 Wochen.
Ich habe es schon mal vor längerer Zeit angesprochen, da meinte er es „verwächst“ sich meist, wenn die Sprache besser wird und manche Kinder sind einfach wilder. Da ich eigentlich dachte, dass es besser wurde, habe ich es bei der letzten U dann nicht mehr angesprochen.
LG

3

Hallo! Ist der Erzieher auf die Situationen eingegangen? Mich würde interessieren, WANN sie sich nicht unter Kontrolle hat (Streit, sie bekommt ihren Willen nicht, Unterbrechungender Routine), WAS genau passiert (hauen, beißen, schreien) und WIE die Pädagogen dann damit umgehen.

Wenn du bisher nichts davon wusstest, hat sie dir nach dem Abholen nichts erzählt, hast du jetzt das Gespräch mit ihr gesucht?

Bei mir in der Gruppe war mal ein Junge, der starke Probleme hatte, seine Emotionen, besonders Frustration und Wut, inter Kontrolle zu behalten.
Es war etwas verzwickt am Anfang (die vorherige Kraft hatte leider bedenkliche Auffassungen und wurde auch deshalb gekündigt) und hat eine Weile gedauert bis er Vertrauen gefasst hat, aber dann haben wir erste Strategien entwickelt.
Sobald er gemerkt hat, er wird wütend und hilflos, hat er sich nach mir oder meiner einen Kollegin umgeguckt, später hat er es auch geschafft direkt um Hilfe zu bitten, und wir haben entweder zusammen die Situation gelöst oder ihn erstmal aus dem Konflikt heraus genommen, das gab ihm die Chance sich zu beruhigen.

Das war natürlich nur der Anfang.. aber dann kam Corona und er in die Schule, hoffe einfach, er hat einen Weg für sich gefunden.

Deine Tochter muss Strategien entwickeln, sich aus schwierigen Situationen zu nehmen oder mit den Emotionen umzugehen. Am besten alleine, aber das ist nicht einfach - auch für Erwachsene nicht! - und braucht Zeit, da ist es hilfreich die Unterstützung der Pädagogen zu haben.

Strategien können übrigens vieles sein und kann zB mit einem Therapeuten erarbeitet werden.
Als Beispiele:
- Tief durchatmen und dabei jeweils bis 5 .. zählen
- Handatmen (Hand ausstrecken, kleinen Finger hochstreichen atmen, klein runter aus, Ringfinger hoch ein, runter aus.. )
- Gummiband am Handgelenk leicht schnipsen lassen
- Beschäftigung für die Hände (Kneten oder so)
- Fragen beantworten (Was rieche, sehe, schmecke, höre ich?)

Vielleicht ist etwas dabei, was ohr als Überbrückung bis zum Arzttermin nutzen könnt.
Dafür ist natürlich auch sinnvoll zu wissen, WIESO sie überhaupt wütend wird. Bei Konflikten okay, dann kann obiges helfen.

Wenn sie aber zB nicht damit klarkommt, das es gleich wieder reingeht oder das Spiel wegen des Essens etc unterbrochen wird, könnte auch ganz einfach helfen, wenn die Erzieher rechtzeitig vorher schon einmal "vorwarnen" oder eine Sanduhr aufgestellt wird oder dergleichen.

Alles Gute! 😊

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Hallo,

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort :)

Es sind hauptsächlich Streitsituationen: ihr wird z.B. was weggenommen, sie wird geärgert etc.
Es sind tatsächlich viele wilde Kinder in der Gruppe, so dass einfach oft Streitigkeiten entstehen. Sie ist auch sehr stark. Wenn sie leicht geschubst wird, schubst sie viel stärker zurück. :( Die Kinder werden dann aus der Situation genommen und es wird drüber gesprochen. Es geht nie um andere Situationen (Spiel wird eingestellt etc.) Da kann sie zwar auch mal bocken, aber sie wird nicht aggressiv.

Meine Tochter hat nie was erzählt oder NUR, wenn sie geärgert wurde.
Ich habe die letzten Tage sehr viel mit ihr gesprochen und sie versucht nun immer gleich den Erziehern Bescheid zu geben, wenn sie wer haut oder ärgert. Laut ihrer Aussage hat sie das jetzt ein paar Mal gemacht und war auch sehr stolz :)
Danke auch für deine Strategie-Vorschläge. Das finde ich einen tollen Ansatz und bespreche das mit meiner Tochter.

Für dich auch alles Gute und liebe Grüße,

Nadine

4

Wie verhalten sich denn die gehauen und gebissenen Kinder deiner Tochter gegenüber? Wollen sie weiterhin mit ihr spielen? Haben sie Angst vor ihr?

Ich finde es auch nicht in Ordnung, daß du nicht direkt von den Erziehern darüber informiert wurdest. Wie oft ist das vorgekommen? Wie haben die Erzieher reagiert?
Gibt es ein Muster, wann, warum und bei welchen Kindern das passiert?

Ich finde es sehr befremdlich, daß mittlerweile sofort ein Psychologe bemüht werden soll, um unerwünschte Verhaltensweisen zu "beseitigen".
Welche Ideen haben denn die Erzieher und wie könntest du sie zu Hause unterstützen?
Haben sie deine Tochter im Auge? Was ist bisher unternommen worden?

Vielleicht können die Erzieher das aber auch WG. Personalmangel, zu großer Gruppen, etc. schlecht umsetzen? (warum hat sie sich zu Hause bei Spielverabredungen eher im Griff, was ist dann anders?) - Geschwisterzank ist was anderes, würde ich nicht miteinbeziehen.

Ich würde an deiner Stelle versuchen, einen Gesamteindruck der Situation zu bekommen.

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Hallo,

danke auch dir für deine ausführliche Antwort :)

Die Kinder spielen nach wie vor miteinander und betiteln sich auch als Freunde.
Es sind wohl immer Streitsituation z.B, einer darf mal nicht mitspielen, ihr wird was weggenommen etc.
Situationen, in denen sie viel Frust hat und nicht weiter weiß.
Die Kinder werden aus der Situation genommen und es wird mit ihnen gesprochen.
Wie oft es vorgekommen ist, weiß ich leider nicht. Habe aber nach dem Gespräch darum gebeten, dass mir ab jetzt jeder "schlimmere" Vorfall mitgeteilt werden soll. Bis jetzt (also seit dem Gespräch) kam es einmal vor. Sie hat ein anderes Mädchen gebissen, weil sie geschubst wurde :(
Der Erzieher ist nur noch 3 Wochen da, dann sind Ferien. Für das nächste Jahr, möchte ich dann schauen, dass sie besser mit mir kommunizieren.

Bei Spieleverabredungen klappt es glaub ich besser, da sie eher ältere Freunde hat und die anders agieren. Im KiGa spielt sie komischerweise nur mit den Kleinsten.

LG Nadine

9

Interessant sind ihre unterschiedlichen Verhaltensweisen und Reaktionen bei älteren zu jüngeren Kindern.
Hört sich an, als passe sie sich dem Verhalten der jüngeren Kids in der Kita an.

Kleinere schubsen eben, wenn sie sich noch nicht verbal äussern können.

Vielleicht könnte man deiner Tochter erklären, dass sie den jüngeren zeigen muss, wie es alternativ geht. Bei den älteren Kindern hat sie ja auch andere Strategien. So ein bisschen die "Hilfserzieherin" werden wäre evtl. eine Möglichkeit.
Das stärkt dann auch gleichzeitig das Selbstbewusstsein. Anstatt das Gefühl zu kriegen, ich bin nicht o.k., krieg ja ständig Mecker ab.
Also klassische positive Verstärkung.

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Hallo Nadine,
es war bisher nicht so schlimm, dass man dich direkt hättr informieren müssen und plötzlich sollst du mit ihr direkt zum Psychologen?
Erstmal würde ich mich maximal an eine Erziehungsberatungsstelle wenden.
Liebe Grüße

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Hallo,

Danke für deine Antwort. Ja, das hat mich eben auch gewundert. Da hört man das ganze Jahr nichts und auf einmal kommt so eine Ansage :(
Der Erzieher hört nach diesem Jahr aber auch auf und ich hoffe, dass die Kommunikation im nächsten Jahr besser wird bzw. werde gleich zu Beginn des neuen Jahres mitteilen, dass ich es immer wissen möchte, wenn es "schlimmere" Vorfälle gibt.

LG Nadine