Wie viel Notbetreuung ist vertretbar?

Unsere Kita hat grundsätzlich einen sehr hohen Krankenstand. Es vergeht selten eine Woche in der alle Erzieher*innen arbeitsfähig sind. Nun ist seit heute zum dritten Mal in drei Monaten eine Notbetreuung eingerichtet, weil der Krankenstand so hoch ist. Ich bin momentan zuhause, also eigentlich kein Dingen. Ich zahle aber auch für drei Kinder 240€ Essen pro Monat (Pauschale), bekomme keine Leistungen, muss dafür aber zuhause selber kochen. Langsam bin ich genervt, besonders da mein Ältester diesen Monat nicht in die Kita geht (wird nächsten Monat eingeschult), und man mir gesagt hat dass ich von der Essenspauschale kein Geld zurück bekommen würde. Langsam frage ich mich wie viel Notbetreuung vertretbar ist, und ab wann eine Kita ein Vertretungskonzept braucht. Ich bin Lehrerin, und jede Schule muss eines erstellen. Ich kann mir kaum vorstellen dass Kitas davon befreit sind? Hier geht es ja auch darum, die Betreuung sicherzustellen. Versteht mich nicht falsch, ich mache den Erzieher*innen keinen Vorwurf dass sie krank sind. Ich habe aber keine Lust mich ständig rechtfertigen zu müssen meine Kinder zu bringen, nur weil die Kita ihre Personalpolitik nicht in den Griff bekommt. Vllt kennt sich ja jemand aus. Danke.

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Ich bin zwiespältigbei diesem Thema, was Notbetreuung und vertretbar angeht. Was solllen sie Einrichtungen und Träger denn machen? Der Markt der Erzieher ist LEER. Und das wird eher schlimmer als besser.

Ich bin auch Erzieherin, und das Ende der Fahnenstange, was Personalmangel anbelangt, ist noch lange nicht erreicht. Immer mehr Fachkräfte schauen sich nach anderen Jobs um, ich auch. Ein Großteil der Erzieher kann schlicht und ergreifend nicht mehr.

Meiner Meinung nach wird in den nächsten Jahren der Anspruch auf einen Kitaplatz ab 1 Jahr rückgängig gemacht. Der Staat hat jahrelang nix dafür getan, dass Personal neu augebildet und gehalten wird. Im Gegenteil. Die letzten Tarifverhandlungen waren ein Witz. Der schimpfenden Eltern werden immer mehr, das heißt immer mehr mit den Nerven fertige Erzieher, immer mehr Kündigungen. Das System kippt bald.

Auch ich such gerade nach einer Alternative, zumindest solange, bis meine Selbstständigkeit genug abwirft. Ich bin mit Leib und Seele Erzieherin, aber ich werde mich nicht für diesen Job kaputt machen. Ich kann einfach nicht mehr, und vielen Kollegen geht es ebenso.

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Hey, das dritte mal in drei Monaten wäre in unserer Kita traumhaft gewesen.
Bei uns war ständig Notbetreuung.
Kinder mit Eltern die zuhause sind waren zeitweise mehr zuhause als in der Kita.
Zurück gab es da für uns auch nix.

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Das klingt übel. Hier gibt es auch einige Mütter die mit Kind 2 oder 3 in Elternzeit sind und die letzten zwei Jahre eh schon kaum Betreuungsanspruch hatten. Gerade die Kinder ohne Garten und kleinen Wohnung taten mir immer sehr leid. Es scheint also ja eher ein flächendeckendes Problem zu sein.

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Ich finde die Häufigkeit auch wirklich vertretbar.

Bei uns ist es häufiger, dennoch bin ich zufrieden. Die KiTa hat ihr bestes gegeben um den Eltern bei denen es nicht anders geht dennoch eine Betreuung zu ermöglichen und oft hat das auch funktioniert. Die KiTa hat kaum ausreichend Personal, es wird langsam besser.

Vielleicht ist es auch einfach eine Frage der Erwartungshaltung, ich habe mit Schlimmerem gerechnet.

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Bin da echt immer wieder fassungslos und entsetzt das es keine Handhabe gibt. Man zahlt für Leistungen, die nicht erbracht werden! Nirgends anders würde das funktionieren!

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Wir haben das Thema über den Elternbeirat schon ansprechen lassen (die Problematik besteht ja schon länger), geändert hat sich langfristig aber leider nichts.

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Du weißt aber schon, dass du dieses Geld zurück bekommst 🤣 du zahlst am Ende des Jahres nur die Leistungen, die du auch bekommen hast, den Rest gibts zurück ;-)

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Huhu

Habt ihr einen Elternbeirat? Dann meldet das da! Wenn die nichts unternehmen: mit anderen Eltern zusammen tun und direkt beim Träger Druck machen. Das Problem liegt weniger bei den Kitas, als beim Träger. Und damit meine ich nicht nur einmal melden: Protokoll schreiben, wann wie oft das Kind/ die Kinder daheim bleiben mussten und über welche Dauer. Am besten wöchentlich dort anrufen falls sich da nix tut.

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Vielen Dank für die Nachricht. Das Thema wurde über den Elternbeirat mehrfach schon angesprochen. Weil es so viele Probleme mit dem Träger gibt gab es sogar schon Elternversammlungen mit der Bezirksleiterin. Das Problem ist bekannt. Geändert hat sich nichts.

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Dann vielleicht mal an die Lokalzeitung gehen oder bei einer öffentlichen Gemeinderatsitzung das Thema auf den Tisch bringen. Immer hartnäckig am Ball bleiben.
Viel Erfolg!

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Die meisten Träger haben. mittlerweile eine Handlungsleitlinie zum Thema „hoher Krankenstand/Personalmangel“. Diese ist verbindlich für alle Einrichtungen mit dem gleichen Schwerpunkt (also in dem Fall Kitas). Bei uns sieht das folgendermaßen aus:
1. Überstunden/Urlaub streichen/Dienstzeiten umplanen, um alle Kinder zu den normalen Öffnungszeiten zu betreuen
2. Kürzung der Öffnungszeiten
3. Zusammenlegen der Gruppen/Notbetreuung

Um diese Notbetreuung gewährleisten zu können, kann man trägerintern Personal von anderen Einrichtungen ausleihen. Die haben natürlich auch keins, daher sieht der Punkt nur auf dem Papier schön aus.
Vor Corona musste Personal aus der Verwaltung manchmal einspringen, aber das gibt es nicht mehr.
Was ich damit sagen will: auch der Träger hat ziemlich bald keine Handhabe mehr, weil das Personal nicht da ist.
Du könntest dich anwaltlich beraten lassen, ob zumindest das Essensgeld überhaupt abgerechnet werden darf. Ich glaube, da gibt es einen Unterschied, wenn es pauschal gezahlt wird pro Monat oder Woche, oder ob es sonst taggenau abgerechnet werden würde.

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich habe mir schon fast gedacht dass es da nicht viel zu ändern gibt. Ich hoffe einfach dass sich der Erziehermangel langfristig verabschiedet. Ob das bei unserem Träger hilft ist fraglich, die haben schon so manche fähige Fachkraft hier vergrault.
Zum Essensgeld: die 80€ für meinen Sohn habe ich angesprochen, eike Rückzahlung wurde mir verweigert (auch wenn für diese Pauschale ja noch gar kein Essen bestellt wurde). Ich hab der Leitung dann gesagt sie solle es als Spende sehen. Viel mehr blieb mir da nicht übrig. Vllt sollte ich aber unter dem Aspekt der fehlenden Betreuung das Ganze noch einmal ansprechen…

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Die Wurzel des Übels sind leider tatsächlich meist die Träger - der Fisch stinkt am Kopf. Es gibt nämlich durchaus Möglichkeiten, mit seinem Personal wertschätzend umzugehen, aber das wird vielen zu spät klar.

Lass dir auf jeden Fall mal erklären von der Leitung, warum das mit den 80 Euro nicht zurückgezahlt werden kann. Ich vermute, dass die Kita einen fixen Vertrag mit dem Caterer hat, der solche Ausfälle nicht vorsieht. Ob das allerdings rechtens ist, die Kosten so an die Eltern weiterzugeben, weiß ich nicht. Da würd ich mich aber an deiner Stelle von Leitung zu Träger hocharbeiten und nachfragen.

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Hi! Ich bin selbst Erzieherin und habe in mehreren Kitas gearbeitet (in NRW). Hier wurde in jedem Kindergarten pro Essen abgerechnet. Alles was drüber und drunter liegt, wird nachberechnet. Man kann eine Pauschale wählen oder auch jeden Monat die berechnete Summe zahlen. Wo geht dieses Geld denn hin, wenn gar kein Essen bestellt wurde (weil Kinder nicht da)? Die meisten Kitas bestellen hier Essen, pro Woche, pro Anmeldung!? Wenn sie also nichts bestellen, weil Notbetreuung, wer bekommt dann das Essensgeld? Der Träger?
Finde ich merkwürdig…

Dass die Beiträge auch mit Krankenstand zu tragen sind, ist ja klar. Man selbst bekommt bei Krankheit ja auch Krankengeld.


Lg

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Die Kindergartenbeiträge meine ich auch nicht. Das Essen wird als Pauschale abgerechnet. Als Lockdown war und der kindergarten zu hatte wurde ein großer Teil des Geldes trotzdem einbehalten (Bezahlung der Küchenkraft wurde hier als Grund angegeben). Einen Teil gab es zurück. Warum das bei meinem Sohn jetzt nicht möglich ist kann ich auch nicht nachvollziehen. Für diesen einen Monat schüttel ich halt mit dem Kopf und denk mir „las sie“. Wenn ich jetzt aber zu dem wirklich viele Geld jeden Monat noch zuhause kochen muss, ärgere ich mich schon.

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*lass sie

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Also, es gibt schon Unterschiede in den Einrichtungen. Je länger die Öffnungszeit/ keine Schließzeit, desto weniger Personen sind generell pro Kind/ Gruppe anwesend, umso schneller ist die Notsituation bei Ausfall da.
Bei unserem kirchlichen Träger ist der Personalschlüssel vergleichsweise hoch, da gab es selten Notbetreuung.
Gerne aber in den 3 Wochen Sommerferien, die noch nicht allgemeine Schließzeit sind, da aus jeder Gruppe je schon eine*r in Urlaub ist (ich vermute Überstunden-Abbau). Da bin ich auch nicht wirklich zufrieden mit, wie das gemanagt wird.
Geld gab es nur bei den offiziellen Corona Schließzeiten zurück.
Lg Kathi

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Alternativ könntest du natürlich jeden Tag mit einer Tupperdose vorbeifahren und das Essen abholen. Wenn das alle Eltern machen, vielleicht tut sich dann was.

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Hi,
bei uns ist seit 4 Wochen Notbetreuung, vorher war mal 3 Wochen keine, davor war 2 Wochen Notbetreuung,... Ist quasi Dauerzustand.
Bei uns wird per App abgefragt, wer seine Kinder wann daheim betreuen kann. Sodass jedes Kind die Möglichkeit hat, zumindest 2-3 Tage zu kommen. Im Zweifel haben die Berufstätigen Vorrang, aber dazu kommt es fast nie. Ich arbeite TZ und kann meinen Sohn 1-2 Tage daheim betreuen. Ich finde es auch schwierig, wenn Kinder, deren Eltern daheim sind, gar nicht kommen dürfen. Die verlieren ja auch den Anschluss in der Gruppe. Mein Sohn tut sich nach längeren Unterbrechungen auch schwer.

Aber:Sie können halt leider keine Erzieher backen🙈

Geld zurück bekommen wir auch ab einer gewissen Zeit in Folge, ich glaube, wenn 3 Wochen gar keine Betreuung stattfinden kann. Das passiert aber ja nie.
Dass du dich übers Essensgeld ärgerst, verstehe ich. Wir hätten noch die Möglichkeit, das Essen abzubestellen für die Zukunft und was von daheim mitzugeben.

Grüße und gutes Durchhalten!