Pädagogisches Konzept ohne Eingewöhnung?

Guten Morgen,

mein Sohn kommt im September in den Kindergarten, bislang geht er schon in die Krippe, aber in einer anderen Einrichtung.
Wir sind an diesen Kindergarten gebunden (andere Einrichtungen lehnten schon eine Anmeldung ab, weil wir im Ort einen eigenen KiGa haben), können daher leider nicht frei wählen.
Wir hatten bereits einen Schnuppertag, der schwierig startete aber gut endete (er wollte nicht bleiben und dann nicht gehen 😅).
Nun fragte ich, wie es denn mit der Eingewöhnung ablaufen würde. Da schaute mich die Kita-Leitung an und sagte „Ja, eigentlich gar nicht. Die Kinder sollen kommen und die Eltern wieder gehen“. Ähm…ok? 😳 Ich darf vllt noch so 10-20 Minuten dableiben, wenn es nicht klappen sollte, aber dann soll ich doch bitte wieder gehen.

Jetzt frag ich mich natürlich, ob es tatsächlich ein pädagogisches Konzept gibt, das keine Eingewöhnung vorsieht. Klar, mein Sohn ist die Fremdbetreuung gewöhnt. aber es geht ja nicht unbedingt um die Abnabelung von mir (obwohl er gerade eine extreeeeeme Mama-Phase hat) oder meine von ihm, sondern darum, dass er Vertrauen zu den Erzieherinnen aufbaut und sich dort wohl fühlt.
Insgesamt kommt mir die pädagogische Arbeit sehr von anno dazumal vor, aber leider kann ich es aktuell nicht ändern. Vielleicht bin ich von der Krippe auch etwas verwöhnt. Aber Google hat mir nichts zu einem solchen Konzept ausgespuckt, daher frag ich mal hier die erfahrenen Eltern und Erzieher 🙃

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Ich arbeite als Erzieherin und ich verstehe nicht, warum manche Kolleginnen nichts von Eingewöhnung halten.
Es macht doch die Arbeit auch in Zukunft viel einfacher, wenn es einen guten Start gab und das Kind Vertrauen zu seinen Betreuern aufbauen konnte. Da investiere ich gerne etwas mehr Zeit in die ersten Tage/ Wochen. Beziehungsarbeit ist doch die Grundlage für meine tägliche Arbeit.
Also ja: ein neues Kind (auch mit Erfahrung in Fremdbetreuung) hat bei uns erst mal eine zeitlang Eingewöhnung. Auch mit Bezugsperson. Wie lange das nötig ist, hängt vom Kind ab und ist sehr individuell.

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Hi,
Ich bin Kinderpflegerin.

Bei uns in der Einrichtung laufen tatsächlich die Kindergarteneibgewöhnungen ganz anders als, als in der Krippe.

Bei uns ist es auch so, dass im Kindergarten die Mamas/Papas nur beim Schnuppertag dabei sind und dann noch 1-2 Tage kurz.
Aber die ersten Tage bleiben die Kinder dann auch nur so lange, wie es gut klappt und die Mamas/Papas sitzen in der Regel draußen bei der Garderobe oder sind im 5 Minuten Umkreis der Kita, damit wir anrufen können. Die ersten Tage sind die Kinder dann meistens nur 30-60 Minuten da. Zumindest wird es so ausprobiert. Jedes Kind ist natürlich individuell und wenn es nicht klappt wird geschaut, wie man es sonst handhabt. Das machen wir aber generell immer so, auch in der Krippe schauen wir immer individuell auf die Kinder und halten uns nicht streng an irgendein Model.
Ist das bei euch dann auch so?

Wir haben da einfach die Erfahrung gemacht, dass sich Kinder in dem Alter eher schnell daran gewöhnen, dass Mama/Papa mit dabei ist und es dann tatsächlich schwieriger wird wenn sie/er geht, als wenn sie gleich nicht so lange dabei sind..

LG

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Hier in der Gegend ist das auch überall so. In den U3-Gruppen wird ca. 4 Wochen eingewöhnt, Ü3 gar nicht oder die Eltern sind vielleicht einmal eine Stunde dabei. Mein Sohn wird wegen Umzug im Herbst die Einrichtung wechseln und es ist keine Eingewöhnung geplant. Ich gehe aber davon aus, dass er erst nur ganz kurz bleibt und man das dann nach und nach steigert. Mit nun 3,5 Jahren hat er ja nicht mehr diese extreme Abhängigkeit von den Bezugspersonen, sondern kommt hoffentlich mal eine Stunde ohne emotionale Unterstützung klar. Es hilft natürlich auch, dass die Kinder das Setting schon kennen.

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Ich finde das in einem Kindergarten auch nicht weiter ungewöhnlich.
Die meisten Ü3 Kinder brauchen einfach keine richtige Eingewöhnung (die Mütter vielleicht schon).
Generell wird eben nicht nach einen starren Konzept sondern einfach mit Menschenverstand eingewöhnt. Die meisten Kinder brauchten wirklich nur ein, zwei Tage bis sie angekommen waren, manche noch nicht mal das. Die Kinder wissen in dem Alter ja auch, was Kindergarten bedeutet, sie wissen, dass die Mütter wieder gehen und sie dort mit anderen Kindern spielen.

In den vielen Jahren, die meine Kinder im KIndergarten waren, kann ich mich an ein einziges, "schwieriges " Kind erinnern. Das brauchte einfach länger und darauf wurde dann auch Rücksicht genommen. Aber deshalb bei allen so ein Tamtam veranstalten wie bei einem 1,5 jährigen?

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Mein „Problem“ ist ja eigentlich auch nur, dass eine Eingewöhnung von vornherein ausgeschlossen wird! Es heißt direkt am ersten Tag abgeben und wieder gehen. Nur im Ausnahmefall darf man 10-20 Minuten noch da bleiben. Am ersten Tag!

Es wird also gar nicht in Betracht gezogen, dass das Kind etwas länger brauchen könnte. Und das irritiert mich schon.

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Hallo
Ich arbeite selbst als Erzieher und wir arbeiten mit dem Berliner Eingewöhnungsmodell.
Damit haben wir bis jetzt gute Erfahrungen gemacht und ich finde es schon sehr wichtig , dass eine Eingewöhnung statt findet damit die Kinder nicht direkt sozusagen „ins kalte Wasser“ geworfen werden .
Gibt leider noch Erzieher und Eltern für die Eingewöhnung ein Fremdwort ist und die nach dem Motto gehen , Kind muss funktionieren und muss halt da durch …. Find ich persönlich total falsch .

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Natürlich sind wir auch in der Weise flexibel und kürzen auch ab, wenn man sieht , dass Kinder vllt gar keine lange Eingewöhnungsphase brauchen und schon gut in der Gruppe angekommen sind :-)

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In der Tabelle, die du eingefügt hast, steht ja explizit für unter Dreijährige. Hier geht es ja um ältere Kinder - macht ihr es da dann trotzdem genauso?

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Gibt es nur den einen Schnuppertag? Wir waren seit Mai öfters mal da, so konnte sie sich an die Erzieher und die Erzieher an sie gewöhnen. Am Montag geht es dann auch direkt los. Ich gebe sie um 8 ab und hole sie um 12 wieder. In der zweiten Woche bleibt sie dann über Mittag. Bei Ü3 ist es normal, dass keine Eingewöhnung gemacht wird.

Meine Tochter ist da aber auch sehr offen und geht auch schon alleine zu ihren Hobbys (Schwimmen, Ballett und nach den Ferien Turnen). Beim ersten Schnuppern im Kindergarten wollte sie mich raus werfen....

Ich hab dafür seit 2 Wochen das Problem, dass sie keinen Boch mehr auf die Großtagespflege hat und am liebsten schon längst im Kiga wäre :-D

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Ja, nur den einen Tag. Und da sollte er eigentlich auch schon alleine bleiben - wenn es nach denen gegangen wäre.

Er wird das schon schaffen, da glaube ich dran. Mich hat es nur gewundert, ob es tatsächlich in manchen Konzepten so normal ist.

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Also einen Tag finde ich wenig. Aber macht wohl jeder anders

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Von guten Einrichtungen kenne ich es nur so, dass ganz normal eingewöhnt wird.
Das dauert meistens nicht ganz so lang, wie bei jüngeren, trotzdem sind die Erzieher und anderen Kinder völlig Fremde für das neue Kind.

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Bei „meinem“ Träger gibt es in allen Kitas eine richtige Eingewöhnung (im ü3-Bereich), die Kitas der anderen Träger handhaben das in der Stadt, in der ich gearbeitet habe, auch so. Wir orientieren uns am Berliner Modell, andere Einrichtungen haben andere Vorgaben. Aber ohne Eingewöhnung startet hier bei uns keine Kita.
Ich selbst würde keine Kinder auch nicht in eine Einrichtung geben ohne Eingewöhnung - falls ich die Möglichkeit habe, zu wählen.

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Meine Tochter ist 3 1/2 und wechselt im September auch von der Kita in den Kindergarten. Ich soll/darf die ersten Tage 1-2 Stunden mit ihr zusammen kommen und dann wird geschaut, ob sie sich schon wohlfühlt und eine Bindung zu den Erziehern aufbaut (auf Toilette gehen usw.) Wenn ja, wird getrennt und wenn nicht, bleibe ich noch.
Insgesamt soll es natürlich schneller gehen als in der Kita, aber es ist schon eine Eingewöhnung geplant und ich finde es auch ganz gut so… gibt mir ja auch ein besseres Gefühl, wenn ich sehe ob sie sich wohl fühlt und gut reinfindet!