3 jähriger war noch nie zufrieden

Ich brauche dringend mal einen Rat, denn wir können nicht mehr.

Unser Sohn ist 3 Jahre alt und war in den ganzen 3 Jahren vielleicht ein paar Mal zufrieden. Dieses Kind hat von Geburt an eigentlich immer geweint, gemeckert, gestöhnt, geschrien, gequengelt. Und es wird immer schlimmer.

Er lässt uns nicht sitzen, essen, uns unterhalten, den Haushalt machen. Es geht wirklich nichts mehr, wenn er zuhause ist. Er brüllt durchgehend dass er auf den Arm will, klebt an uns, fordert zu jeder Zeit Körperkontakt und gemeinsames Spielen ein, auch mit Schlagen, Kratzen, Kneifen. Es gibt hier eigentlich nur die ständige Geräuschkulisse des Weinens, Jammerns, Stöhnens, Schreiens. Nie ist Ruhe.

Wir bemühen uns so sehr, aber es ist nie genug. Wir wissen nicht, was er braucht und wie wir ihn zufrieden stellen können. Wir können auch mittlerweile einfach nicht mehr.

Im Kindergarten ist er auch sehr auf Erwachsene fixiert, aber er spielt auch mit den anderen Kindern und auch mal alleine. Also dort ist sein Verhalten an sich unauffällig.

Ich weiß nicht mehr was ich machen soll.

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Hallo,

am Anfang dachte ich beim lesen noch, da steckt „mehr“ dahinter also eher ein „Problem“ mit der Wahrnehmung, Verarbeitung von Reizen, Entwicklungsverzögerung, Autismus oder irgendwas in diese Richtung…

Bis zur Info, dass es im Kindergarten klappt!
Das die Jüngeren oft/mehr auf Erwachsene „fixiert“ sind ist nicht ungewöhnlich (bin Erzieherin und Kita-Leitung) in dem Alter fängt das (bewusste) Miteinander-Spielen auch erst an. Beim einen Kind eben eher, beim andere später.

Daher vermute ich mal, dass ihr da unbewusst(!), langsam und schleichend in einen Teufelskreis gerutscht seid.
Die Babyzeit klammer ich einmal aus, ich gehöre zur Fraktion „Ein Baby kann man nicht mit zu viel Liebe & Nähe Verwöhnen“ und da gibt es für mich an sich auch noch keine/sehr wenige Konsequenzen oder Erziehung. Bsp.: Krabbelkind geht an Steckdose.

Ein Baby wird aber auch älter und da sollte auch ein Klein(st)kind nach und nach gewisse Dinge lernen, u.a. auch, dass es mal kurz(!) warten muss. Für mich/meine Kinder war das z.B.: wenn ich zur Toilette bin. Kind in den Laufstall (= sichere Umgebung), ich sage wo ich hingehe und gehe zur Toilette. Ja gab Zeiten, da fanden meine Kinder das auch doof und haben gemeckert aber mal ehrlich wie lange dauert das - 1-2 Minuten. Und gleichzeitig sehen/lernen sie auch „Mama kommt wieder!“
Und so steigert sich das eben nach und nach und natürlich lässt man ein ein- oder zweijähriges Kind nicht minutenlang warten aber mal 1-2 Minuten aushalten lernen geht schon und das steigert sich dann eben bzw. mit zunehmenden Alter kann man es auch immer besser erklären warum ein Kind ggf. noch X Minuten warten muss.

Meine Vermutung, dass ihr einfach immer sofort reagiert habt! Bei jedem meckern, wurde eine Lösung präsentiert, z.B.: möchte nichts essen, also steht einer von euch auf und trägt ihn rum. Es gab sozusagen keine Anreize für ihn seinen Frust aushalten zu müssen. Ihm wurde seine Unzufriedenheit immer „abgenommen“ und gegengesteuert. Das schaukelt sich dann eben immer weiter hoch. Er ist es so gewohnt. Ihr seid mit euren Kräften am Ende und reagiert noch früher - beim jammern - weil ihr den nächsten „Heulanfall“ vermeiden wollt.
Euer Sohn will euch damit NICHT ärgern oder provozieren, sondern er hat lediglich gelernt wenn er „ähhhh“ macht reagiert ihr. Aus seiner Sicht ist das doch super praktisch ;-)!

Und da er ein schlaues Kerlchen ist, hat er auch gleich gemerkt, dass es im Kindergarten nicht so läuft. Da sind noch andere Kinder und mit einem „ähhhh“ komm ich da nicht weit.
Da er da im Kindergarten eben „zurücksteckt“ und das auch anstrengend ist, ist es aber auch nicht ungewöhnlich, dass die Kinder dann (insbesondere am Anfang) mehr Mama/Papa brauchen und ihre Zeit da einfordern.
Heißt aber nicht, dass man da dann immer alles stehen und liegen lassen muss - ein normales Maß eben „Ich räume die Spülmaschine aus und dann spielen wir XYZ“. Da muss man dann eben seinen Weg finden und es ist ja auch nicht jeder Tag gleich. Am einen geht mehr, am anderen weniger.

Um da raus zu kommen werdet ihr viel Kraft und Geduld brauchen. Das geht nicht so nebenbei und von heute auf morgen.
Geh mal im Details euren Tagesablauf durch, schreib auf wann er warum „unzufrieden“ war, wie er sich dabei verhält und wie du/ihr darauf reagiert. Danach das ganze ehrlich reflektieren!! Ist es ein ernsthaftes Bedürfnis des Kindes oder ist es ein Wunsch. Bsp.: Hunger/Durst ist ein Bedürfnis, Lust auf eine Eis ein Wunsch!
In seiner Welt will er das Eis dann sicherlich sofort und reagiert mit weinen, wenn er es nicht SOFORT bekommt!?
Solche (banalen) Situationen rausnehmen und es üben. Bsp.: X ich habe gehört, dass du gerne ein Eis möchtest. Ich gehe noch kurz zur Toilette/trinke ein Glas Wasser/räume die Einkäufe in den Kühlschrank, danach holen wir ein Eis!

Wenn es so extrem ist wie du es beschreibst, sind für den Anfang wohl schon 30 Sekunden eine Lange „Zeitspanne“ für ihn. Und dann eben immer weiter steigern, die Zeitspanne und die Häufigkeit! Anfangs eher „banale“ Situationen und dann ausweiten auf „Alleine Spielen“, Essen usw.

Ob ihr das tatsächlich komplett alleine packt/durchhaltet kann ich nicht beurteilen. Da würde ich dann aich den Kontakt zu einer Erziehungsberatungsstelle empfehlen.

Alles Gute euch!

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Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen, aber du brauchst Hilfe.

Konsequenz ist hier das Zauberwort, aber so, wie du die Situation beschreibst wird es schwer da alleine raus zukommen. Hole dir Unterstützung, am besten in einer Familienberatungsstelle. Da gehst du alleine hin braucht ja erstmal keiner Wissen...

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Wenn er im Kindergarten unauffällig ist, dann liegt das Problem eher nicht bei ihm, sondern bei euch und eurem Verhalten ihm gegenüber. Sorry, wenn ich das so klar sagen muss…

Wenn du schreibst, dass es nie genug ist, dann gehe ich davon aus, dass ihr um Ruhe zu haben, einfach immer mitgemacht habt. Verständliches Verhalten, aber auf Dauer eben nicht zielführend. Natürlich wird er immer mehr einfordern und schauen wie weit ihr bereit seid mitzugehen.
Wie ging es euch denn früher? Konntet ihr ertragen ihn unzufrieden zu sehen, wenn er gemeckert hat oder habt ihr euch immer dafür verantwortlich gefühlt, dass er glücklich ist. Evtl hat er nie gelernt, dass er dafür verantwortlich ist. Das kann er noch lernen. Aber es erfordert eine Menge Konsequenz und ich denke auch, dass ihr Hilfe braucht.

Phasenweise ist dieses Verhalten nämlich total normal, aber wenn es ein Dauerzustand ist, dann solltet ihr schleunigst daran arbeiten. Mit professioneller Hilfe…

Alles gute 🍀

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Ist er denn auch nicht zufrieden wenn ihr euch mit ihm beschäftigt?
Was bauen, Buch angucken, im Sand spielen, schaukeln, rutschen, Ball kullern, Verstecke spielen ...

Ist er da auch nur am jammern und weinen?

Wieso geht nichts mehr wenn er Zuhause ist?
Einer beschäftigt sich mit Kind, einer macht Hausarbeit/Pause?
(Also, klar wäre es idealer wenn Mini sich auch mal 20 Minuten alleine beschäftigt - aber dass nix mehr geht wenn er Zuhause ist irritiert mich)

Ist schon sehr schwierig da was vernünftiges über Internet zu raten - da man ja nicht euren Alltag, den allgemeinen Umgang sieht.

Der einzig sinnvolle Tipp, finde ich, wäre eigentlich der einer Erziehungsberatung.

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Finde die Antworten hier etwas unfair, das ist natürlich nicht einfach eure Schuld. Manche Kinder sind so, und die lernen es halt auch NICHT einfach so mal zu warten etc.., wie die Leute mit pflegeleichten Kindern denken. Mein Sohn hat JAHRELANG immer gebrüllt wenn er mit Essen fertig war aber wir noch nicht. Nix mit ruhig spielen und warten oder so. Trotzdem haben wir weiter gegessen aber er hat Jahre gebraucht das akzeptieren zu können. Dass er in der Kita gut zurecht kommt spricht ja immerhin dafür dass er kein "echtes" Problem hat aber das macht es ja nicht weniger anstrengendend. Ihr müsst einfach schauen was hilft. Bei uns war das rausgehen rausgehen rausgehen und Kontakt mit Kindern. Geht trotzdem mal zur Erziehungsberatung oder so aber ihr seid nicht allein und es ist nicht pauschal eure Schuld, auch wenn es vielleicht Dinge gibt die ihr besser machen könntet. Viel Erfolg!!

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Meiner schreit schon immer nach dem mittagsschlaf. Er muss auch morgens erstmal kuscheln sonst schreit er total hysterisch. Ich finde es auch immer so ne Sache wenn Leute einfache Kinder haben und Ratschläge geben. Gut man fragt ja hier, dann bekommt man ne Antwort. Aber es gibt wirklich pflegeleichte und anstrengende Kinder. Ist ja auch Charaktersache.

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Du kannst nur konsequent sein und deine Bedürfnisse klar abgrenzen u durchziehen (in einem Rahmen halt), mit 3 werden sie nicht in ihrem urvertrauen erschüttert wenn man nicht gleich spurt u reagiert sondern müssen einfach lernen, dass sich nicht die ganze Welt um sie drehen kann, die Eltern auch Bedürfnisse haben u es ok ist, deswegen frustriert, wütend, traurig zu sein. Ich hab auch eine sehr dominante 3 jährige daheim die eigentlich seitdem sie auf der Welt war konkrete Vorstellungen hatte wie die Dinge zu sein haben und was ich machen darf/nicht darf. Bis sie 18m war hab ich mich dem auch ziemlich gefügt u meine Bedürfnisse hinten angestellt, danach haben wir einfach schrittweise mit der Erziehung u dem Grenzen setzen u konsequent sein angefangen. Spätestens als sie bisschen älter als 2 war u ich schwanger war, hab ich meine Bedürfnisse klar durchgezogen. Wichtig ist halt die Kommunikation u das begleiten auch wenn das Kind nur herumschreit "ich sehe du möchtest spielen, ich muss noch xy machen u wenn ich fertig dann kann ich mit dir spielen" u das als Mantra wiederholen u das kind halt toben lassen und halt sagen "du bist wütend weil ich nicht jetzt sofort mit dir spielen kann, es ist ok wütend zu sein". Also ja bei uns ist es endlich dadurch viel viel harmonischer, sie hats dann irgendwann akzeptiert, dass wir alle miteinander klarkommen müssen u jeder Bedürfnisse hat, nicht nur sie.

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Hey, #liebdrueck ich drück dich kurz....

ich bin kurz zu Besuch in diesem Forum..
Mein Sohn ist jetzt 11 Jahre alt, aber ich weiß absolut wovon du redest.
Hast du schon einmal den Begriff "high need" gehört? Oft im Zusammenhang mit Hochsensibilität...
Mein Sohn ist ein hn - und im Netz findest du vermutlich nur etwas über Babys, aber die werden ja mal älter und hn bleibt es...
Genausogut könnten es die frühkindlichen Reflexe sein, insb. der Mororeflex. Der sorgt für Ängste, wenn er nicht integriert ist.
Hatte mein Sohn obendrauf... #herzlich

Falls du einen Account bei fb hast, da gibt es gute Gruppen zum Thema high need, falls du elterlichen Austausch suchst, sehr nett dort... :-)

lg Tanja