Fast ein Jahr in der Kita... und es ist immernoch schwierig :-(

Hallo zusammen,

mein Sohn ist drei Jahre alt und seit Dezember 2021 in der Kita... Davor hatten wir einen Versuch bei der Tagesmutter, der aber aus unterschiedlichen Gründen abgebrochen wurde und wo er überhaupt nicht bleiben wollte....

Die Eingewöhnung in der Kita hat besser geklappt als ich dachte und er bleibt auch 6-7 Stunden täglich da, weil wir beide berufstätig sind....
Leider tut er sich beim abgeben immer noch sehr schwer und weint viel... teilweise immer mal wieder den ganzen Vormittag.
Er sagt auch ausnahmslos jeden Tag, dass er nicht in den Kindergarten will und lieber zuhause bleiben möchte...
Wenn ich ihn nachmittags abhole ist die Laune meistens gut.
Auch wenn er mal nicht durch Krankheit oder Ferien nicht hingehen kann und ein paar Wochen am Stück geht, wird es deutlich besser, aber krank ist er leider häufiger, was ja normal ist.

Die Erzieherin hatte mich jetzt daurauf angesprochen, ob wir nicht mal zu einem Kinderpsychologen oder einem SPZ gehen sollten, da er sich scheinbar nicht wohl fühlt und auch nicht wirklich mit anderen Kindern spielt.
Das hat mich natürlich richtig fertig gemacht, aber wir haben morgen einen Termin beim Kinderarzt und ich werde das ansprechen.

Gibt es hier vllt jemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat und mich ein wenig aufbauen kann?
Habe ehrlich gesagt auch ein bißchen Angst, dass wir vllt irgendwann auch aus dem Kindergarten "geschmissen", weil er so weinerlich ist.

Danke und viele Grüße

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Hallo,

das kann tatsächlich zig Gründe haben...

Wie sind denn die "äußeren" Umstände?
Wie ist die Personalsituation? Wie groß ist die Gruppe? Wie ist die Altersstruktur?
Also gibt es Kinder die gleiche/ähnliche Interessen haben wie er? Gibt es Personal, dass sich soweit um die Kinder kümmern kann um da Hilfestellungen zu leisten?

Ist auch eine Typ-Sachen: Beschäftigt er sich lieber ruhig, schaut gerne Bücher an, mag es vorgelesen zu bekommen aber das Personal ist unterbesetzt und er wird immer wieder vertröstet.
Andere Kinder sind eher wild unterwegs? Wird im das ggf. zu laut?
Ist er schüchtern und Kinder mit ähnlichen Interessen / Alter sind schon eine "feste Truppe" und er kommt alleine nicht "rein", bräuchte Hilfe von den Erzieherinnen?

Ist mal etwas vorgefallen, das ihn verunsichert? Das kann auch eine Situation sein, die ihn gar nicht selbst betroffen hat aber er hat es mitbekommen und hat vielleicht bedenken, dass ihm sowas auch passiert.
Bsp.: Eine Erzieherin hat mal geschimpft weil ein Kind in die Hose gemacht hat und jetzt hat er "Angst" ihm könnte das passieren?

Dann kann es natürlich auch sein, dass es tatsächlich ihn persönlich betrifft? Vielleicht fällt es ihm schwer die Eindrücke, Reize, Lautstärke zu verarbeiten? Probleme mit den Augen oder Ohren?
Hat er Angst um dich oder das du vergisst ihn abzuholen, weil er oder ein anderes Kind mal wenige Minuten "zu spät" abgeholt wurde?

Dann noch:
Wie ist dein Verhalten? Als Mama fällt es natürlich schwer, sein Kind im Kiga zu lassen, wenn es weint - das ist absolut menschlich!
Aber versuchst du trotzdem so gelassen wie möglich jeden Tag aufs Neue in den Tag zu starten oder bist du eigentlich auch schon total angespannt und unsicher? Das spürt dein Sohn natürlich und macht es für ihn (und dich) nicht leichter.
Wie ist die Situation vor Ort? Zieht es sich ewig in die Länge bis du gehst oder versucht du es schnell über "die Bühne" zu bringen? Wie verhalten sich die Erzieherinnen: Versuchen sie einfühlsam zu helfen? Sind sie eher "ruppig" / genervt oder geduldig heißen deinen Sohn immer herzlich willkommen?

Könnt ihr vielleicht ein festes Ritual einführen? Jeder Tag der gleiche Ablauf? Am Fenster winken, direkt an eine Erzieherin "übergeben", in den Gruppenraum begleiten?
Könnte er ein Kuscheltier mitnehmen? Wie wäre es mit einem "Partnerkuscheltier"... Du und er kauft euch das gleiche Kuscheltier (oder habt etwas passendes daheim), er nimmt es mit in den Kiga und du zur Arbeit und es passt symbolisch auf euch auf und ihr "vergesst" euch nicht.

Vielleicht hilft es ihm den Tagesablauf visuell vor sich zu haben? Das kann man ja auf einem kleinen Plakat mit Bildern selbst basteln. Vielleicht eine Wäscheklammer dazu und er kann die Klammer immer an das passende Bild klemmen?
- Spielzeit / Frühstück, Morgenkreis, Garten, Mittagessen, Ausruhen, Spielen, Snack... je nachdem wie es bei euch eben abläuft?
Holst du ihn immer gleich ab? Also könnte man sagen "Nach dem Mittagessen oder Ausruhen wirst du abgeholt"?
Ich bin ja Kitaleitung und wir haben das in XXL im Flur hängen und die Kinder lieben es! Gerade am Anfang hilft es vielen Kindern da gemeinsam mit Mama / Papa hinzugehen und ihre Klammer aufzuhängen wann sie an diesem Tag abgeholt werden und die große Klammern wandert dann immer weiter. Anfangs war das tatsächlich als Hilfe für die neuen/kleineren Kinder gedacht, inzwischen ist es für alle Kinder ein Ritual geworden.

Du hast geschrieben, dass ihr bei der Tagesmutter abgebrochen habt? Vielleicht gibt es damit einen Zusammenhang warum es ihm ggf. schwer fallen könnte? Das sind manchmal wirklich Kleinigkeiten, die uns Erwachsenen kaum auffallen oder wir absolut harmlos finden.

Ein Termin beim Kinderarzt kann nicht schaden. Glaube die Erzieherin hat das nicht böse gemeint oder dergleichen, glaube sie möchte nur helfen und es ihm leichter machen. Und wegen weinen darf man ganz sicher kein Kind aus der Kita werfen.

Alles Gute euch!

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Wow, vielen Dank für deine ausführliche Antwort und dass du dir die Zeit dazu genommen hast!!
Du hast mir viele neue Denkanstöße gegeben und ich werde einige Sachen auch noch einmal ansprechen!

Leider hatten wir bis heute noch kein Einzelgespräch mit den Erzieherinnen, so dass ich leider kaum etwas von seinem Tagesablauf weiß.... gefühlt höre ich immer nur die Dinge, die nicht so gut laufen.

Ich habe bereits angesprochen, dass wir auch endlich dieses Entwicklungsgespräch haben und es wird sich darum gekümmert. Es gab zwischenzeitlich auch einen personellen Engpass etc...

Wir haben heute von der Kinderärztin eine Überweisung für die Kinderpsychologin und das SPZ bekommen. Sie konnte mir aber direkt meine Angst nehmen, dass es sich vllt um frühkindlichen Autismus handelt, da er sich ansonsten "normal" verhält.

Danke nochmal für deine Antwort und auch dir alles Gute! :-)

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Huhu, also grundsätzlich würde ich es als nett gemeinte Chance vom Kiga sehen. Er fühlt sich wohl nicht richtig wohl und ein Kinderpsychologe der mal schaut wie man es ihm leichter machen kann ist doch immer ne tolle Sache. Woher soll man das als Eltern auch wissen. Ich würd da einfach mal einen Termin machen. Dauert eh ein halbes Jahr. Aber meine Freundin war 4 mal beim Kinderpsychologen und ihr wurde da total gut geholfen sodass sie ihr Kind besser unterstützen konnten und die Ängste/sorgen besser verstanden haben. Danach sollten sie auch nicht wieder kommen. Aber sowas sollte dich nicht erschrecken. Sie versuchen ihm nur zu helfen. Alles liebe

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Ich toppe- Vorschulkind letztes Kita Jahr und immer noch schwierig phasenweise 😃. Ich habe mich davon verabschiedet,dass aus meinem Sohn irgendwann mal das glückliche Sonnenschein Kindergarten Kind wird. Er hat Freunde, spielt viel dort und verabredet sich privat, wird eingeladen zu Geburtstagen und lädt ein. Das reicht mlt.
Grundsätzlich findet er die Institutionen Kita Kacke, die Gruppe mit so vielen, Lautstärke, die Regeln: jetzt machen alles das ihr jetzt das.. Das ist nicht seins.
Und dennoch geht er hin. Wenn er die Wahl hätte, wäre er lieber zu Hause. Das ist aber keine gute Option für uns. Nun geht er täglich seitdem er 2 Jahre ist von 8:30-14 Uhr. Muss er nicht gut finden, es ist dennoch eine Bildungseinrichtung und so ist das Leben.

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Dann drücke ich euch die Daumen, dass es ihm in der Schule besser gefällt! :-) #klee
Ansonsten hört sich das doch echt gut an mit Freunde treffen etc... so weit sind wir leider noch nicht....

LG

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3 Jahre ist aber was ganz anderes als 5 Jahre, was Freunde treffen angeht 🤗. Bei euch geht das gerade erst los. Mein Sohn geht zu einigen Freuden allein und wird nur gebracht und abgeholt oder er geht direkt mit zum Freund vom Kindergarten aus. Das ist mir 3 Jahren ja eher nicht der Fall.
Ob er Schule gut findet, tja, also mein Gefühl sagt, es wird schwierig, aber es gibt nun mal eine Schulpflicht. Da brauch ich mir bleibe großen Gedanken zu machen. Er wird nicht in die Betreuung müssen danach, essen und Hausaufgaben zu Hause- aber mehr kann ich nicht tun 🤷‍♀️
Alles Liebe

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Ich war damals auch so ein Kind, das nie gerne in den KiGa gegangen ist. Ich kann gar nicht sagen warum, aber ich habe mich dort nie richtig wohl gefühlt, habe zwar ab und an mit anderen Kindern gespielt, aber ich habe mich z.B. nie getraut die Erzieherinnen anzusprechen. War sehr, sehr schüchtern! Dabei gab es dazu gar keinen Grund, ich weiß eher noch, dass sie sich Mühe gegeben haben, mich oft angesprochen und extra einbezogen haben usw. Trotzdem wollte ich nicht in den KiGa...und das die ganzen 3 Jahre lang! ;-)

Es gibt also durchaus Kinder, denen es in so einer Einrichtung nicht gefällt. Da liegt es nicht an den Erzieherinnen, an dem Angebot, an den anderen Kindern, sondern sie wollen halt schlicht und einfach lieber zu Hause sein. Wenn dein Sohn sich sonst ganz normal verhält, auf dem Spielplatz auch mal den Kontakt zu anderen sucht usw., dann würde ich es einfach so akzeptieren. Vielleicht ändert es sich noch, er findet einen besten Freund und plötzlich freut er sich auf den KiGa, kann aber auch sein dass nicht.

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Danke für deine Antwort :-)
Wie war es denn in der Schule, bist du da dann lieber hingegangen? ;-)

LG

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Das er nicht wirklich mit anderen Kindern spielt, ist jetzt mit drei Jahren nicht ungewöhnlich. Vielleicht benötigt er lediglich ein „ Übergangsobjekt!“ Ein Kuscheltier, was ihn täglich begleitet z.B. oder ein besonderes Tuch. Vielleicht kannst du auch Kontakte zu anderen Eltern mit Kindern aus der gleichen Gruppe fördern, so dass er sich morgens auf ein Kind besonders freut.