Unsere 5 jährige Tochter war schon immer ein Wirbelwind und hat uns mit ihrer immensen Wut und einer sehr gering ausgeprägten Selbstregulationfähigkeit herausgefordert.
Ihre heftigen Wutanfälle haben sich gelegt und sie lernt auch immer mehr sich zu regulieren.
Neuerdings hat sie aber wieder so Anfälle, wo sie aus heiterem Himmel provoziert, indem sie tritt, schlägt oder anders Grenzen überschreitet und auf kein Stopp hört (nur bei uns Eltern! Bei anderen ist sie immer lieb und eher zurückhaltend).
Eigentlich ist das Stopp bei uns heilig, aber wenn sie in diesem Modus ist, interessiert sie nichts.
Sie tritt, beißt oder kratzt bzw versucht es und lacht sich dabei kaputt. Um mich zu schützen, muss ich sie festhalten, was mir total widerstrebt, weil es irgendwie trotzdem Gewalt ist.
Sie ist dann in so einem Tunnel, hat so einen Mix aus Aggressions- und Lachschub. Da ist sie nicht rauszubekommen. Das kann auch locker 30 Minuten oder länger gehen.
Meist hört es auf, weil sie sich selber wehtut und dann weint.
Dann tut ihr alles total leid und sie ist untröstlich. Sie braucht dann ganz viel Liebe, Zuneigung und Trost.
Sie sagt dann verzweifelt, sie weiß nicht, was sie in ihrem Kopf tun kann, damit sie uns nicht mehr wehtut. Sie klingt dann sehr verzweifelt.
All das belastet die Familie natürlich sehr.
Meine Frage ist: kennt das Jemand?
Ich möchte hier keine Diskussion über Erziehung und Grenzen setzen lostreten.
Wir erziehen sie liebevoll und mit klaren Regeln, an die sie sich normalerweise hält.
Wenn sie aber in diesem komischen Zustand ist, kann sie ganz offensichtlich nicht klar denken. Sie will uns dann einfach wehtun.
Es wirkt fast wie eine Übersprungshandlung.
Ich weiß da grad nicht weiter...
Welche Alternative habe ich zum Festhalten?
In einen anderen Raum gehen und Tür zumachen löst bei ihr nur noch mehr Aggressionen aus, sie haut dann gegen die Tür bzw. wir haben Sorge, dass sie sich selbst verletzt, weil sie auch schon Möbel versucht hat umzureißen.
Alles reden danach hilft nicht, weil beim nächsten Anfall die Ratio ja wieder ausfällt. Wie schütze ich mich da und wie helfe ich meinem Kind da raus oder dabei gar nicht erst in diesen komischen Tunnel zu geraten?
Danke für Eure Ideen
Liv
5 jährige Tochter und ihre Wut- langer Text
Ich kenne das von unserem Sohn, nur ohne Lachen dabei. Er war blind vor Wut, ansonsten ganz genau so wie bei euch.
Es ist sehr kräftezehrend. Ich musste mich insofern auch immer ganz stark regulieren, nicht irgendwann selbst grob mit ihm zu werden und wahrscheinlich war ich auch grob zu ihm, wenn ich ihn festhielt, damit er zu schlagen, beißen und zu treten aufhört, weil weggehen brachte auch nichts, weil ihn das noch wütender machte.
Wir haben auch alles versucht. Nichts half wirklich. Am ehesten noch, entgegen aller guter Ratschläge, selbst laut und wütend zu werden, was oft von alleine kam, leider 😞
Ich war schon auf der Suche nach einem Psychologen, als es sich allmählich ausschlich. Es hat sich tatsächlich verwachsen.
Wir hatten diese Phase von 2-4,5 Jahre. Eine lange Zeit! Inzwischen ist er 5 und kann sich gut regulieren, insofern, dass er nicht mehr körperlich wird, sondern nur noch laut, wenn er wütend wird (nicht mal gegenüber seiner Schwester, die es besonders dick abbekam). Ein Riesenschritt, eine unglaubliche Verbesserung zu vorher!
Vielleicht und ich hoffe es sehr für dich, dass das bei eurem Mädchen auch mit zunehmendem Alter kommt.
Letztens habe ich gelesen, dass man in so einem Moment, nicht „Hör auf damit“ sondern „Was brauchst du?“ rufen soll.
Könnte man mal ausprobieren. Ansonsten viel Kraft.
Bei unserem Sohn waren das übrigens meistens keine nachvollziehbaren Gründe, was es umso schwerer machte, ruhig zu bleiben. Ein Beispiel: Er spielte Lego und sein Turm stürzt zusammen. Er wird wütend und schleudert die Bausteine durchs Wohnzimmer. Ich frage ihn freundlich, ob ich ihm beim Wiederaufbau helfen soll, Folge: Er wütet und geht auf mich los.
Also eigentlich nur solche Sachen. Ich war richtig froh, wenn ich mich in solch einem Wutausbruchs mal als Ursache und nicht als bloßes Ventil erkannte.
Einfach ein Gedanke, würde es helfen, wenn du anstatt Hilfe anzubieten, sagst: „Wie ärgerlich! Dein Turm ist zusammen gefallen!“ „Es ist richtig frustrierend, wenn du etwas richtig stark probierst, aber dann klappt es einfach nicht.“ „Du hast jetzt keinen Bock mehr auf die blöden Steine.“
Ich kenne das auch. Unser Kind ist 6 und wir waren bei einem Psychologen, als das Kind so 4 Jahre alt war. Es wurde dann tatsächlich auch besser ... aber gerade heute hat es wieder übelst geknallt. Aber so richtig! :/
Vielleicht brauchen wir alle mal ein Psychologenupdate. Keine Ahnung.
Wir haben auch ganz coole Bücher zur Wir gelesen:
Man wird doch wohl mal wütend sein dürfen
Wenn Lisa wütend ist
Und etwas war da noch, aber hab ich gerade nicht im Kopf
Mit 6 Jahren steckt da langsam auch echt Kraft dahinter und wir brauchen echt ein anderes Ventil.
Sonst sieht das bei uns echt sehr ähnlich aus.
Habt ihr einen Boxsack? Wir haben uns einen Boxsack zu gelegt, damit man da seine Wut raus lassen kann.
Ich kann dir zur Problemlösung leider keinen ultimativen Beitrag geben, gebe dir aber dringend den Tipp aufzuhören sie festzuhalten. Festhalten löst noch mehr Aggressionen aus und macht die Situation nicht besser. Ich bin auch so ein Typ, wenn ich im Streit festgehalten werde (weshalb auch immer) dann macht mich das noch wütender. Ich hatte solche Situationen oft mit einem Ex-Partner, der dachte, mich festhalten zu müssen, wenn wir stritten. Aggressionen müssen raus, hältst du sie fest, dann fühlt sie sich eingesperrt und die Wut kann nicht raus. Du schreibst, dass ihr schon das Zimmer verlassen habt und du Angst hast, dass sie sich verletzt? Ich würde vielleicht sämtliche Schränke anbohren, dass diese nicht umfallen können und ja, dann tut sie sich eben mal weh. Das muss sie wahrscheinlich in ihrem Wutausbruch lernen.
Es klingt für mich schon „normal“, zumindest Altersgerecht. Man spricht nicht umsonst von der Wackelzahnpubertät. Zudem reift das Gehirn bis zum 21. Lebensjahr, davor brauchen Kinder eigtl immer (natürlich dem Alter entsprechend) eine Regulationshilfe.
Trotzdem belastet es euch ja und ihr wisst nicht recht, wie ihr da helfen/handeln sollt und euch als Familie entlastet. Daher würde ich mir durchaus mal Hilfe suchen (Erziehungsberatung oder so. Meine Pekip-Leiterin ist z.B. auch dahin gehend ausgebildet und gibt Kurse usw, mir hilft sowas sehr; es gibt aber auch andere Angebote, ob nun von Jugendamt, Kinderschutzbund, Caritas, Kinderpsychologen oder oder).
hallo
unsere bald sechsjährige hatte das mit vier jahren auch. ich hab sie nach so einem wutanfall gefragt was sie sich wünschen würde in so einem moment, da ich als mama überfordert und ich nicht weiss was ich machen soll. sie konnte mir klar und deutlich sagen, dass sie umarmt werden möchte, also festhalte aber micht im sinne einsperren sondern umsrmen und zeigen dass ich da bin, und sie hat es mit eigenen worten gesagt,; sie möchte spüren dass da jemand ist. es hat wirklich funktioniert. es hat ca eine woche gebrauch und wenn sie merkte dass wut aufkommt ist sie zu mir und hat mich umarmt. das macht sie heute auch noch.
meine zwei anderen haben es ihr abgeschaut und machen das gleiche auch.
sprich mal mit ihr darüber, was sie sich wünschen würde ob sie eine idee hätte, was ihr helfen würde.
liebe grüsse und alles gute euch