Was tun bei Trennungsangst?

Mein Sohnemann (3) entwickelt gerade zunehmend Trennungsängste. Dinge die vor einigen Monaten kein Thema waren, enden nun in einem Tränenmeer. Auch insgesamt ist er sehr anhänglich, am liebsten soll auch daheim ich immer mitspielen, obwohl er das eigentlich total gerne und zufrieden allein gemacht hat.
Auslöser war meiner Meinung nach, dass ich wieder schwanger bin. Bei uns ist das leider immer etwas kompliziert, ich muss wöchentlich zu Kontrollen ins Krankenhaus. Von der 12. - 20. Woche musste ich zudem wöchentlich tagesstationär und war oft so spät erst wieder daheim, dass er dann schon im Bett war, also mich erst am nächsten Tag wieder gesehen hat. Inzwischen bin ich zwar mittags meist wieder daheim und muss nicht mehr den ganzen Tag bleiben, aber jedes Mal wenn ich das Haus verlasse, kommen Tränen, ich soll nicht wieder ins Krankenhaus. Auch wenn ich nur kurz den Müll rausbringe, einkaufen fahre oder wie gestern ins Yoga gehe (da ist natürlich der Papa daheim, was noch nie, aber wirklich nie ein Problem war) Dummerweise fiel das jetzt auch mit dem Start im Kindergarten im September zusammen, den er wegen diverser Infekte auch nur sehr sporadisch besucht. Jeden Morgen gibt es Tränen, er will daheim bleiben, er will nicht in den Kindergarten (selbst wenn er wegen Krankheit eh daheim bleibt). Heute abend wollten wir zum Martinsumzug, er hat totale Panik und will nicht hin, ich glaube er hat Angst wir lassen ihn da.

Hatte das jemand schon mal und Tipps, wie wir es ihm einfacher machen können? Vllt. auch einen guten Bilderbuch-Tipp für trennungsängstliche Kinder? Ich verstehe die Gründe und finde sie auch total nachvollziehbar, ich würde ihm so gern helfen. Die Situation mit meiner SS ist wie sie ist, daran können wir nichts ändern. Ich hab auch schon überlegt, den Kiga Platz zu kündigen und ihn noch ein Jahr daheim zu lassen (dann käme er mit knapp 4 in den Kindergarten) aber mein Mann ist total dagegen und sagt, wir verlagern das Problem damit nur

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Hallo,

ich würde ihn auch noch ein Jahr zuhause lassen. Er scheint im Moment mit der Situation einfach total überfordert zu sein und sucht Sicherheit und Schutz. Noch ein Jahr Nestwärme zum "Nachreifen" schadet da bestimmt nicht, wenn es möglich ist. Ich würde das tatsächlich machen. Und zwischendrin ruhig immer probieren, kleine "Trennungen" durchzuführen (anderes Zimmer, Papa passt auf wenn Mama im Sport ist).
Liebe Grüße
Delenn

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Meine ganz persönliche Meinung dazu ist, mit seinem Alltag weitermachen, erklären, Nähe geben, aber keine Vermeidungen schaffen, auch wenn es schwer ist.
Ich finde auch, dass Bücher da nicht viel bringen, denn sie bilden ja nicht euren Alltag ab.
Beispiel eures St. Martin-Umzugs: keine Wahl lassen, hingehen, ihm zeigen, dass ihr da seid. Notfalls sagen, wir bleiben 3 Lieder, dann können wir ja gucken, ob wir nach Hause gehen.
Kita: mit der Kita sprechen, dass vielleicht ein Erzieher da ist, der ihn in Empfang nimmt, ihn abgeben, ehrlich sagen, dass du dann nach Hause oder zur Arbeit gehst, aber du kommst xy Uhr wieder und holst ihn ab.
Verlässlich bleiben.

Unsere Tochter ist ne rampensau. In der Kita bleiben, kein problem, ne Woche mit Oma und Opa in den Urlaub? Wir konnten nicht schnell genug gehen.
Seit unserem Umzug hat sie abends Angst, dass sie aufwacht und wir nicht da sind. Am Anfang habe ich immer drum herum geredet. Vor ein paar Wochen meinte sie, dass ich den ganzen Abend bei ihr bleiben soll. Da habe ich zu ihr gesagt, dass ich sie nicht anlüge, dass ich wenn sie schläft ins Wohnzimmer gehe, aber wir immer auf die hören und kommen, wenn wir sie rufen hören oder das Gefühl haben, dass sie wach ist. Das wir abends ganz oft nach ihr sehen, sie das nur nicht mitbekommt, weil sie schläft. Wir haben dann das Babyphone wieder rausgeholt, ich habe mit ihr ausprobiert, dass ich sie höre.
Seitdem ist es besser.

Ich finde, das vermeiden der falsche Weg ist, auch wenn es anstrengend ist. Aber mit vermeiden, lernt das Hirn den falschen Weg, dass ist auch ein großes Thema in der Verhaltenstherapie z. B. Bei Depressionen oder angsterkrankungen. Das Gehirn muss jetzt eine gewisse resilienz erlernen.
Er soll da ja nicht alleine durch, aber er muss eben auch lernen, dass er manche Dinge "aushalten muss".
Du wirst in absehbarer Zeit wieder Mutter. Ich gehe aufgrund deiner gesundheitlichen Geschichte davon aus, dass du im KH entbindest und vielleicht dort auch einige Tage bleibst. Da muss er dann ja auch durch, dass du einige Tage nicht da bist. Dann lieber mit ihm üben und ihm zeigen, dass ihr verlässlich seit, als ihn falsch zu schützen.

Das ist aber wie gesagt meine persönliche Meinung und meine persönliche Erfahrungen. Du wirst hier bestimmt auch noch andere Stimmen hören.

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Mein Sohn ist vier und ich vermute bei ihm auch Trennungsängste. Er geht seit einem Jahr in die Kita und auch er weint phasenweise dort sehr intensiv. Wenn er wieder eine solche Phase hat, half uns bisher immer am besten, den Druck raus zu nehmen. Ihm Zeit zu geben, pausieren (teilweise reichen Tage, teilweise mussten es Wochen sein) und dann einen langsamen Neustart wagen. Je mehr Druck ich aufbaue, desto schlimmer wurden seine Ängste und nahmen ihm immer mehr die Freude an seinem Alltag. Er hatte dann nachts ständig Alpträume, weinte über Tag immer wieder aus dem Nichts heraus, spielte kaum noch und lachte immer weniger. Das zeigte mir klar, dass „er muss durch“ für unser Kind nicht der richtige Weg ist.

Wir fahren am besten damit, den Druck überall raus zu nehmen wo es möglich ist, aber ihm auch klar zu machen dass es Situationen gibt, wo er sich seinen Ängsten stellen muss und die er überwinden muss. Bspw wenn ich Arzttermine habe, wo er nunmal einfach nicht mit kann (phasenweise weinte er dann auch bei Papa panisch und steigerte sich bis zum Erbrechen rein) ich erkläre ihm auch immer viel, gestehe ihm die Ängste zu und interveniere, wenn von anderen blöde Sprüche kommen („stell dich nicht so an“, „du willst doch kein Angsthase sein, oder?“). Er soll lernen, dass es okay ist, Angst zu haben aber dass man sich davon nicht zu sehr beherrschen lassen sollte.
Konkret am Beispiel St Martin: ich wäre mit ihm hin und hätte ihm vorher eine Hintertür angeboten. Wenn du es wirklich schrecklich findest, gehen wir nach zehn Minuten wieder nach Hause. Dieses Wissen, einer Situation nicht ausgeliefert zu sein, ist meinem Sohn extrem wichtig und er hat sie auch noch nie ausgenutzt. Er weiß er darf sagen, wenn es wirklich für ihn nicht geht und dies gibt ihm Mut, es zu probieren.

Wir lassen uns in sehr schwierigen Phasen immer wieder mal beraten, eine Freundin ist Psychotherapeutin und zu einem Sozialarbeiter der Caritas haben wir auch regelmäßig Kontakt. Das hilft mir oft, die Situation besser anzunehmen und manche Situationen nochmal klarer zu sehen.

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Ich bin da bei deinem Mann.
Sich trennen, schnell, zügig, ein Kuß, ein Drück umdrehen und gehen. Nicht den Abschied ewig hinziehen. Sondern das weinende Kind bei der Erzieherin lassen. Einfach gehen. Wenn du das nicht machst, kann er ja nicht rausfinden, ob er nicht ohne dich zurecht kommt.
Trennungsängste kann er nur überwinden, wenn er lernt, ja, ich kann auch ohne Mama.

Vielleicht kann dein Mann ihn zur Kita bringen? Dem fällt es vielleicht leichter.

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Ein Kind von 3 Jahren will nicht von seiner Mama getrennt sein. Vollkommen normal, vollkommen natürlich. Finde es eher bedenklich, dass man das Gefühl hat, man müsse da „aktiv gegensteuern“ und dad Problem würde sich verlagern!
Wer sagt, dass es in einem oder in zwei Jahren immer noch so ist?
Mein Sohn hat die ersten drei Jahre nur an mir geklebt. Nicht mal beim Papa blieb er. Von allen Seiten wurde mir geraten, ich müsse da konsequent sein, daran arbeiten usw.
Mit 3,5 Jahren kam dann der große Wandel. Er sagte von sich aus, er wolle alleine was mit Papa machen, er ging zu Nachbarskindern nach Hause und spielte dort usw.
Jetzt ist er 5, spricht von sich aus Kinder auf dem Spielplatz an, hat keine Angst, vor erwachsenen oder Freunden zu sprechen.
Wir leben Kitafrei und kann dir sagen- auch das ist eine Option, wenn auch eine, die nicht gern vom System gesehen wird…

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Hallo,

mein Sohnemann ist 3,5 Jahre und er hat Trennungsängste seit seine kleine Schwester (4 Monate) da ist und ich zwei Tage lang im Krankenhaus war. Papa war zwar da, aber Mama ist halt doch die Mama :)
Und als wir im September mit dem Kindergarten angefangen haben, ging's richtig los. Da kam dann alles zam: er war dann zwei Wochen krank, dann noch Trotzphase und Eifersucht auf seine Schwester........ Und dann wollten wir nach seiner Krankheit nochmal mit der Eingewöhnung starten. Es hat nicht funktioniert, er hätte eine sanftere Eingewöhnung gebraucht. Die Erzieherinnen im Kindergarten sagten, dass sie dafür nicht das Personal hätten.
Mit dem Kinderarzt habe ich geredet und der meinte, ich solle ihm noch ein bisschen Zeit geben. Immerhin war/ist seine Schwester auch eine große Umstellung für ihn und dann noch der Kindergarten dazu. Der Kinderarzt sagte, dass sich das mit der Zeit legen würde.
Ein bissel besser wird es schon. Mein Mann will auch, dass er am liebsten jetzt in den Kindergarten geht. Aber ich hab ihm auch tausend mal erklärt, dass wir ihn dadurch nur mehr leiden lassen, wenn wir ihn in seiner jetzigen Situation in den Kindergarten schicken würden. Und mein Mann wollte selbst nie dahin, haha.

Ich fühle mit Dir, Du bist nicht allein :)


Alles Liebe