Spezfische Sprachentwicklungsstörung Sohn mit 3,8 Jahren / schlechte Sprache

Hallo zusammen,

zur U7 wurde bei unserem Sohn mit 19 sprechenden Wörtern davon ausgegangen, dass er ein Late Talker ist. Leider entwickelte es sich im 3. Lebensjahr nur kaum weiter. Da sich bis zum 3. Geburtstag dann erst die ominösen 2-Wort-Sätze und ein zunehmender Wortschatz ergaben, haben wir mit 2,10 Jahren Logopädie begonnen. Die ersten 20. Stunden waren dann jedoch bei einer sehr unerfahrenen Logopädin, sodass wir im August zu einer sehr qualifizierten Logopädin gewechselt sind. Seitdem macht unser Sohn erhebliche Fortschritte. Artikulation, Wortschafz (knapp 650 Worte) und Äußerungslänge sind in den 4 Monaten rasant gestiegen.

Zwischenzeitlich waren wir beim Kinderneurologen, 3 unterschiedlichen Pädaudiologen, Ostepathen, Augenarzt, HNO-Arzt, Entwicklungspsychologe mit Schwerpunkt Logopädie und Kinderarzt. Eine Ursache für seine SSES konnte leider nicht gefunden werden. Als Kind hatte ich auch eine Sprachentwicklungsstörung, die nun als genetische Komponente bei unserem Sohn betrachtet werden kann.

Vom Satz- und Wortverständnis ist er überduchschnittlich altersgerecht entwickelt, Im Entwicklungstest beim Neurologen sind sowohl fein- und grobmotorische Entwicklungen als perfekt bezeichnet worden. Er konnte bspw. mit 35 Monaten ohne Stützräder Fahrrad fahren und war mit 2,5 Jahren tags- und nachtsüber trocken. Kognitv, Kurzzeitgedächtnis, Wortschatz und EEG vollkommen altersgerecht. Alle Experten meinten, dass ein SPZ nicht mehr notwendig sei, da wir bereits alles abklären lassen haben. Wir stehen dennoch seit April auf der Warteliste. Würdet Ihr dennoch hingehen?


Mittlerweile reiht unser Sohn Mehrwortkombinationen bis zu 8 Wörtern aneinander. Grammatikalisch dennoch ein Graus, Verben enthalten keine Flektion oder Zweistellung, kaum Artikel oder Plural und keine Personalpronomen (außer Du, Ich und mein). Sein Hauptproblem ist seine Artikulationsstörung, die eine dyspraktische Komponente und eine phonlogisch-phonetische Strörung enthalten. Wir machen jeden Tag viele Übungen und seine logopädischen Hausaufgaben. Logopädin und Entwicklungspsychologin meinten, er ist jetzt auf dem Stand mit ca. 2,5 Jahren.

Zudem hat er jetzt ab 01.01.2023 einen Integrationsplatz, der allerdings erst auf unser Drängen hin genehmigt wurde, und bekommt zusätzlich Logopädie. Somit hat er bald zweimal wöchentlich Logopädie. Kita und Gutachterin haben uns die Entscheidung dafür überlassen, weil er sonst sozial sehr gut intergriert ist und auch gerne mit anderen Kindern spielt. Im Februar werden wir mit unserer Pädaudiologin noch eine Sprachheilreha mit Wunschort Werscherberg beantragen.

Wie man sehen kann, haben wir wirklich sehr viel unternommen. Hat jemand von Euch auch noch eine Idee bzw. kann sagen, wie es mit seinem Kind mit ähnlicher Diagnose weitergegangen ist? Als Elternteil macht man sich ja leider doch immer seine Gedanken.

Bei mir ist es mitlerweile so ausgeprägt, dass ich mir Sorgen um die Sprache seiner jüngeren Schwester mache, die jetzt 2,3 Monate ist. Sie kann locker 250 Worte sagen und bildet Mehrwortsätze bis zu 5 Wörtern. Dennoch möchte ich ihr eine SSEV umhängen und sie beim Logopäden untersuchen lassen, da ich mir Gedanken um ihre Artikulation mache.

Jeder Experte hat mir bestätigt, dass unser Sohn irgendwann vernünftig sprechen kann. Uns ist es egal, ob er später mit einem I-Status oder als Regeldkind in die GS kommt. Man möchte schließlich nur das beste für sein Kind.

Ich freue mich auf Eure Erfahrungsberichte.

Viele Grüße
Hilde

Bearbeitet von Hilde1988
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Was ist eine SSEV?

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Sprachentwicklungsverzögerung

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Ich denke ihr habt alles unternommen und tut weiterhin alles dafür, dass eurem Sohn geholfen wird.
Ein Integrationsplatz ist doch perfekt, da kann er sich im Spiel mit anderen Kindern auch sprachlich weiterentwickeln.

Meine Kinder waren auch in einem Integrationskindergarten, als Regelkinder und dort gab es ebenfalls Kinder mit Sprachverzögerungen.
Ich kann also nur als Außenstehende berichten.
Aber ich denke mit 2 x wöchentlich Logo + Integrationsplatz tut ihr schon sehr viel.

Trotzdem würde ich wahrscheinlich den Termin beim SPZ wahrnehmen und mir dort nochmal eine Meinung einholen - kann ja nicht schaden.

Alles Gute euch!

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Danke für Deine Antwort. Mit dem SPZ sind wir am Hadern, weil der Kleine jetzt in 4 Monaten ungefähr 20 unterschiedliche Termine hatte.

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Ja, das verstehe ich. Die vielen Termine sind ja auch eine Belastung für das Kind.

Naja, wenn die Experten meinen, das SPZ wäre nicht notwendig, dann könnt ihr das ja auch weg lassen.
Falls es doch nicht besser wird, könnt ihr immer noch erneut einen Termin dort vereinbaren.

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Hallo liebe Hilde,
zuerst einmal würde ich sagen, ihr tut sehr viel, du reflektierst alles und bietest Hilfe an, organisierst, du hast in meinen Augen bis hier hin genug getan. 🙂 Jetzt ist meiner Meinung nach Zeit, auch mal ein ganz klein wenig los zu lassen. „Sich entwickeln“ kommt halt zu großen Teilen von innen heraus und kann immer nur begrenzt von außen unterstützt werden. Das was geht, machst du ja schon…
Ich würde versuchen, dem Ganzen nicht mehr ganz so viel Raum zu geben! Offensichtlich kreisen deine Gedanken ganz massiv um das Thema und das macht sicher eine verkrampfte Stimmung und erzeugt auch irgendwie Druck.
Wenn euch bestätigt wurde, dass euer Sohn das schon hinbekommen wird und er jetzt auch große Fortschritte gemacht hat, ist das doch toll und da gibt es doch dann wirklich Anlass zum Luft holen. Er ist nicht mal 4, bis zur Schule ist noch Zeit und mit dem I Platz im Kindergarten kommen bestimmt auch noch mal große Fortschritte! Also ich kenne die Sorgen, die man da hat, wir waren auch bei der Logo, haben ein ehemaliges Frühchen und so weiter. ABER: ihr müsst ja auch Spaß an Sprache haben und behalten, eure Kinder sollen sich gerne unterhalten und meiner persönlichen Erfahrung nach, brauchen Kinder auch mal Pause und loslassen, um dann zu lernen und einen Entwicklungsschritt weiter zu gehen!
Also ich persönlich würde nicht zum SPZ gehen, wenn ihr anderweitig schon in guten Händen seid und alles überwacht wird. Wie gesagt, ich bin nicht für übertherapieren und finde, ihr tut schon mehr als genug. Macht doch jetzt vielleicht mal 4 Wochen Weihnachtsurlaub, ohne Übungen, ohne Sprache zu thematisieren…solche Pausen wirken manchmal auch Wunder! 🙂🎄🍀
Liebe Grüße