Kind hasst neuen Kindergarten

Guten Morgen!

Unser Sohn (4Jahre und 8 Monate) geht seit seinem 2. Lebensjahr immer halbtags in eine Betreuung. Das hat immer super funktioniert und er hat es geliebt. Letztes Jahr mit 3 kam er in den Kindergarten. Er war dort ein Jahr. Ihm hat es zwar sehr gut gefallen, leider hatte aber der KIGA solch gravierende Mängel (Personal komplett überfordert, es kam uns eher als eine "Aufbewahrungstelle" als eine Betreuung vor). Doch am Schlimmsten war, dass unser Sohn (der eh schon etwas sprachverzögert war) überhaupt keine Fortschritte gemacht hat, eher im Gegenteil.

Deshalb haben wir ihn mit den Ferien im Sommer rausgenommen und im September in einen neuen Kindergarten gegeben. Hier sind die Betreuerinnen sehr einfühlsam und nett und er hat innerhalb weniger Wochen sprachlich einen enormen Sprung gemacht. Die Eingewöhnung verlief sag ich jetzt normal, hier und da mal eine Träne, aber nichts dramatisches. Mitte Oktober war er mal krank und ein paar Tage daheim. Seitdem will er absolut nicht mehr in den Kindergarten gehen. Es ist jeden Tag ein Kampf. Er sagt er möchte daheim bleiben und falls ich nicht kann, dann geht er eben zur Oma ;-) Wenn ich ihn in der früh abgebe vor dem Kindergarten macht er sich ganz steif, ich muss ihn sprichwörtlich reinschleifen bzw. die Betreuerinnen tragen ihn dann rein.
Ich habe schon ein Gespräch gesucht, vorgefallen ist nie was. Sobald er drinnen ist, ist er wie ausgewechselt, lacht, spielt, weint keine einzige Sekunde. Es ist immer nur der Moment der Angabe wo er komplett dicht macht und absolut nicht rein will. Er selber sagt auch, dass keiner gemein ist zu ihm. Nur, dass er lieber in den anderen Kindergarten möchte- hier haben wir gesagt, dass es den nicht mehr gibt, dass er geschlossen hat.

Das Lustige ist, wenn ich ihn mittags abhole, will er gar nicht heim, sondern lieber im KIGA bleiben, weil es ja soooo schön war.

Mich persönlich stresst es aber sehr, jeden Tag, 5 Tage die Woche mein Kind da reinzuzerren. Ich will ihm ja nichts Schlechtes, seine Entwicklung hat seitdem er in diesem Kindergarten ist enorm zugenommen.

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Ich schätze, das ist immer das Risiko, das man trägt, wenn Eltern unzufrieden sind, es aber fürs Kind eigentlich passt.
Ich schätze, dass er sich einfach noch nicht an den neuen Kiga gewöhnt hat.
Die ersten Wochen verlaufen bei älteren Kindern meist recht unproblematisch, gerade wenn sie vorher schon woanders betreut wurden. Nach einigen Wochen merken sie aber doch, dass das nun eine dauerhafte Veränderung ist. Das Vermissen geht los (nicht nur Mama/Papa, auch alte Kita und Freunde). Zudem muss er einfach seinen Platz in der Gruppe finden („neu“, aber trotzdem anders als die kleinen Eingewöhnungskinder, bereits bestehende Gruppe) das dauert einfach eine Zeit und sorgt manchmal für Verunsicherung und Unlust.
Das wird schon! Vielleicht kann dein Sohn schon formulieren, was es ihm morgens leichter machen würde? Etwas als Überhang von zuhause? Ein Stempel auf die Hand, ein gemaltes Bild auf der Hand, bei dem er an Mama denkt? Oder ist ihm die Zeit zu lang? Dann wär eine tolle Armbanduhr gut, auf der er sieht, wann er geholt wird.
Solche „Hilfsmittel“ streifen zwar manchmal das eigentliche Problem nur, aber sie helfen oft, den Fokus etwas zu verschieben.

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Es war uns keine leichte Entscheidung ihn aus dem alten KIGA rauszunehmen, weil er es eben dort gemocht hat. Aber es gab dort keine Struktur, gar nichts. Die Kinder konnten machen was sie wollten, es wurde auch nie gesunden, gebastelt oder sonst was. Es war eben nur eine Aufbewahrung. Selbst die Betreuer haben gesagt, dass sie den Förderbedarf, den mein Sohn benötigt, ihn nicht geben können.
Und jetzt im neuen KIGa..er freut sich so und ist so stolz auf sich, dass er endlich Sätze sagen kann und, dass ihn alle verstehen.
Wir haben es mal mit einem Stoffstier versucht (der ihn im KIGA beschützt), das hat aber nur bedingt geholfen.. Zu den Zeiten, er ist von 07:45 bis 12:30.

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Gut, das Stofftier war nicht das richtige, vielleicht braucht er keinen „Beschützer“.
Deswegen frag ihn, was er braucht. Muss er wissen, wann du wiederkommst (also wie lange er aushalten muss), vermisst er die Mama? Da würde ich ansetzen.

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Hallo!

Meine Tochter war etwas jünger als Dein Sohn jetzt, als sie - allerdings ohne Einrichtungswechsel - eine solche Phase hatte. Bei uns lag es eher an zu der Zeit bestehenden personellen Problemen in der KiTa - die Gruppe hatte eine enorme Fluktuation (In den ersten beiden Kindergartenjahren hatte in der Gruppe fast halbjährlich das komplette Personal mit Ausnahme einer Halbtagskraft gewechselt!). Im 2. Kindergartenjahr war morgens in der Gruppe nur eine neue Erzieherin, die gerade erst ihre Ausbildung beendet hatte. Irgendwann hat dann die neue Gruppenleiterin (die anfangs krank war) unsere Probleme mitbekommen und ernst genommen, sodass wir zeitnah ein ausführliches Gespräch führen konnten. Die Erzieherinnen waren gut vorbereitet und hatten schon eine Art Maßnahmenplan erarbeitet:
1. Belohnung - an jedem Tag, an dem unsere Tochter morgens problemlos in der KiTa blieb, durfte sie einen Aufkleber auf eine Belohnungstafel kleben, nach 2 Wochen gab es eine kleine Belohnung.
2. Sie wurde jeden Morgen an der Garderobe von einer Erzieherin in Empfang genommen und in die Gruppe geleitet (Aschied mgl. kurz halten).
3. Sie durfte jeden Morgen noch ans Fenster gehen und uns winken.
4. Ihr wurde immer wieder versichert, dass wir sie abholen, wenn sie sich nicht wohl fühlt (wie bei Euch war es nur die Bringsituation, erst einmal in der Gruppe angekommen, wollte unsere Tochter nicht wieder heim und mittags mitunter nicht mit nach hause).

Diesen Plan haben wir dann im Anschluss mit unserer Tochter besprochen, und danach gab es keinerlei Probleme mehr.

Ich denke, mit guten 4,5 Jahren kann ein Kind verstehen, dass es im Kindergarten bleiben muss. Es kann sich artikulieren und verfügt schon über ein gewisses Maß an Selbstkontrolle. Und du schreibst ja selbst, dass es Deinem Sohn in der KiTa nicht schlecht geht, dass er dort nicht unglücklich ist und sich deutlich besser entwickelt. Ich denke, Dein Sohn hat wie meine Tochter damals einfach ein Problem damit, Abschied zu nehmen. Das kann man ihm erleichertern, wenn alle an einem Strang ziehen.

LG

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Hier ist das nach jeder Krankheit so. Es dauert einfach, bis man sich komplett auf das Neue eingelassen hat. Unsere Tochter ist mit ihrer besten Freundin in einer Gruppe, sie kennen sich seitdem sie gemeinsam mit 1 bei der Tagesmutter angefangen haben - und obwohl die Freundin immer da war und die beiden sich immerzu vermissen und alles :-D, zog das Argument nach Krankheit oder Ferien nie. Da wollte man immer zuhause bleiben, obwohl es in der Kita toll gut war. Genau wie bei euch nur beim Abgeben schwierig, danach alles super. So hart das klingt: Das kriegt man nur durch Abwarten weg. Es wird. Ich habe die Aufgabe dann meinem Mann delegiert, weil ich das auch nicht mehr konnte und wollte ;-) Der ist da entspannter und hat es stoisch ertragen. Und inzwischen geht es gut, aber überschaubar bleibt die Freude morgens trotzdem. Aber ich sage mir: Ich betrete meine Arbeitsstelle auch nicht jubelnd, insofern gestehe ich ihr das auch zu, so lange sie den Rest der Zeit Spaß hat. Und das hat sie.

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Das wird schon. Er braucht einfach etwas Zeit. Solche Phasen hatte unser Sohn auch mal, im immer gleichen Kindergarten.
Solange dein Kind dort aber gleich fröhlich spielt, sich trösten lässt und dann nicht heim will, gibts kein Problem. Dann ist das Problem nur die Übergangsphase (das Abgeben). Und das ist wirklich nicht schlimm. Würde er dort ständig weinen, nicht spielen usw. Das wäre ein Problem. Aber so... das gibt sich.

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Mal einen ganz anderen Gedankenansatz. Er ist fast 5, also kein kleines Kind mehr, aber auch noch nicht ganz so alt um wirklich alles in Worte fassen zu können. Er fand seinen anderen Kindergarten super und musste leider wechseln.
Und eigentlich gefällt es ihm ja auch im neuen Kindergarten, sonst wäre er da nicht so gut drauf. Warum er wechseln musste, das kann er noch nicht greifen, das waren "Erwachsenengründe", für ihn war sein kleine Welt da ja in Ordnung. Also bastelt er sich selber etwas zusammen, nicht weil er dir was will, ganz wichtig. Er sagt sich jetzt vielleicht, das er dir nicht zeigen darf, das er es dort gut findet.....denn sonst muß er vielleicht wieder weg. Wie im ersten Kindergarten.
Noch einmal, er lügt dich nicht bewußt an oder spielt dir was vor. Er macht das, weil das in seiner Logik logisch sein könnte.
Kinder setzen sich ihre Welt selber zusammen, suchen für sich Erklärungen um zu verstehen....für mich würde das also echt zusammenpassen.

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Ich denke, es ist generell ein Fehler, das Kind, wenn es sich in einer Einrichtung wohl fühlt, heraus zu nehmen und es wieder wo anders einzugewöhnen.
Zudem glaube ich, dass das Kind am besten im Kontakt, also im Gespräch mit seinesgleichen (Kinder) das Sprechen lernt und nicht wenn es mit der Erzieherin bastelt oder mal ein Lied singt. Den Sprachfortschritt sehe ich in dem Zusammensein mit den Kindern, den er meiner Meinung auch im alten Kindergarten gemacht hätte. Es mag nur eine „Aufbewahrung“ gewesen sein, aber auch in einer Aufbewahrung für Kinder lernen die Kinder enorm viel, genau das was sie brauchen als Vorbereitung auf die Schule.
Sie lernen das Miteinander in einer Gruppe, verbale und nonverbale Kommunikation, Regeln, Frustrationstoleranz, sich einfügen, sich durchsetzen, sich unterzuordnen, Empathie, Kreativität (vor allem durch kein Programm!) und so viel mehr. Tatsächlich ist Singen und Bastel ein zusätzliches „Zuckerl“ aber das worauf es tatsächlich in der Entwicklung ankommt, lernen sie genau so gut in einer „Aufbewahrungsstätte“, weil da alle Voraussetzungen für eine gute Entwicklung gegeben sind. Und so schlecht kann es nicht gewesen sein, wenn sich euer Kind dort wohlgefühlt hat. Das ist ein fast noch wichtigerer Aspekt als Förderung.
Aber gut, ihr habt so entschieden. Es ist kein Wunder dass er sich sträubt, ist ja schon wieder alles neu. Instabilität ist nicht leicht zu verkraften im so jungen Jahren. Es ist ein unglaublicher Stress sich neu einzufinden, Vertrauen zu gewinnen und übrigens auch nicht besonders sprachförderlich.
Da müsst ihr nun leider durch und der arme Knopf sowieso. Er braucht nun einfach viel Zeit und Geduld und die Gewissheit einer Konstanz. Etwas anders könnt ihr nicht machen. Vielleicht hat er ein Kuscheltier mit dem er sich wohler fühlt und das jeden Tag mit ihm in den Kindergarten geht. Gut ist auch, wenn ihr ein Kind, mit dem er es sich gut versteht regelmäßig am Nachmittag einladet oder euch auf dem Spielplatz verabredet. Somit freut er sich auch auf das Kind im Kindergarten und hat noch mehr Motivation dorthin zu gehen.