Vorab, ich werde nicht alle genauen Details schreiben, damit die Geschichte nicht sofort erkannt wird.
Ich habe eine sehr gute Freundin. Wir kennen uns schon lange und unternehmen häufig etwas miteinander. Sie ist alleinerziehend und Mutter eines fast 4 Jährigen Sohnes.
Und hier kommt das "Problem". Ihr Sohn ist ein ganz Süßer, aber er hat meiner Meinung nach dringend Förderbedarf, denn er spricht quasi nicht.
Nun sollte mich das als Freundin nichts angehen, aber die Mutter tut nichts.
Wann meint ihr fällt das denn mal auf?
Sie manövriert sich geschickt aus allem raus. Er kam 2021 in die Krippe. Da musste er ja noch nicht viel sprechen können. Im Winter nahm sie ihn wieder raus, da es ihr wegen Corona zu gefährlich war. 2022 kam er in den Kiga. Sie erzählte dort, er spricht nicht, weil er schüchtern sei. Als man im November sie drauf ansprach, nahm sie ihn raus und im Februar geht er nun in einen anderen kiga.
Die letzte U mit 3 Jahren war nicht so toll und sie sollte zum HNO. Ging sie nicht. Die U mit 4 Jahren hat sie erstmal angesagt, weil er angeblich krank war usw.
Spricht man sie behutsam drauf an, rastet sie aus, dass man ihr Kind schlecht reden möchte. Sie hat eigentlich nur noch zu den Leuten Kontakt, die das Thema völlig ignorieren.
Nun frag ich mich, fällt das denn irgendwann mal auf, oder kann sie das noch länger "vertuschen"?
Mir geht es nicht darum sie anzuschwärzen oder so. Wir verstehen uns super. Ich hätte nur gerne, dass ihr Sohn angemessene Hilfe bekommt. Es kann ja einfach sein, dass er schlecht hört und es verstreicht so viel wertvolle Zeit.
Kind wird nicht gefördert - wann fällt das auf?
Normalerweise fällt das im Kiga und bei den U Untersuchungen auf . Irgendwann kann es sein das das Jugendamt sich anmeldet wenn sie die U- Untersuchungen mehrfach nicht wahrgenommen hat spätestens bei der Schuluntersuchung müsste es auffallen und ganz sicher wird es in der Schule auffallen . Je später es auffällt je fataler ist es
Mal ne Frage: woher weiß das Jugendamt denn, dass die U-Untersuchungen nicht gemacht wurden? Muss der Kinderarzt die melden? Ich könnte ja einfach sagen, dass ich den Arzt wechsle und einfach nicht mehr zur U gehen. Also mich interessiert das wirklich, denn eigentlich würde es doch frühestens bei der Schuleingangsunteesuchung auffallen oder?
In Niedersachsen bekommst du zum Beispiel pünktlich, kurz vor Beginn des Zeitraums für die U einen Brief vom Landesgesundheitsamt. Dort steht immer der selbe Text... irgendwas mit Einladung zur Ux im Zeitraum von y bis z und wenn man nicht hin geht, kommt das Jugendamt auf den Plan... ich lese das schon gar nicht mehr genau 😅🤣
Dabei ist eine Antwortkarte mit den Daten des Kindes. Der Arzt muss noch das Datum der U eintragen und einen Stemel drauf machen. Die Karte wird dann durch den Arzt zurückgesendet.
So oder so ähnlich wird es wohl in anderen "Pflicht"-Ländern auch laufen.
Das kommt wohl ein bisschen auf das Bundedland an... in einigen Bundesländern sind die US Pflicht und wenn man dem nicht nach kommt, dann wird Gesundheits- bzw Jugendamt eingeschaltet. Dann gibt es nochmal eine Extraeinladung. Wenn man darauf auch nicht reagiert, dann werden die früher oder später auf der Matte stehen...
Leider gibt es einige Möglichkeiten sich "durchzumogeln". Das ist schrecklich für die Kinder und es vertreicht, wie du schon sagtest, wertvolle Zeit!
Aller aller aller spätestens wird es bei der Schuluntersuchung auffallen. In einigen Bundesländern ist diese schon 1,5-2 Jahre vor Einschulung, damit noch gehandelt werden kann. In anderen Bundesländern sind die recht knapp vor der Einschulung und dann fielen sie auch reihenweise wegen Corona aus. Wer weiß, wie das weiter geht...
Ich hoffe, dem kleinen wird bald geholfen, sonst wäre eine Meldung zu überdenken, wenn du so gar nicht an die Freundin ran kommst und das Kind weiter von Einrichtungen und Ärzten ferngehalten wird...
Hallo, also bei uns werden die Kinder spätestens mit 4 Jahren im Kindergarten einer Logopädin vorgestellt. Die ist dort 1x pro Woche. Wenn man im Kiga anfängt unterschreibt man 1000 Zetteln und einer davon war eine Einwilligung zur Sprachstandserhebung.
Danach bekamen manche Kinder eine Einladung zur Sprachförderung. Gehört hier einfach dazu. Auffallen würde das auf jeden Fall!
Gibt es sowas bei euch nicht?
Lg
Nein, sowas gibt es hier nicht.
Wäre aber eine tolle Sache.
Bist du auch aus der Schweiz? So wie ich das von den in Deutschland lebenden Verwandten meiner Frau erfahren habe, kann man sich dort vermutlich abhängig vom Bundesland bis zum Schuleintritt durchmogeln. Viele Kinder sind ja etwas scheu und reden bei der Untersuchung nicht viel, dann werden die Eltern befragt, die dann einfach lügen. Unter dem Strich: Wenn Eltern ehrlich sind und kooperieren, wird es erkannt und behandelt.
Das viel grössere Problem, das ich sehe, ist der Umgang mit Fremdsprachigen. Hier gibt es ab drei eine Selbstbeurteilung der Eltern und zwei Halbtage Kita, wenn diese ergibt, dass das Kind keinen Kontakt zur deutschen Sprache hat und ab vier (bzw. dem ersten Schulanfang danach) fünf Halbtage Pflicht für alle in einer Einrichtung in der lokalen Amtssprache, im Jahr danach sieben. So beherrschen zum Schulanfang praktisch alle die lokale Amtssprache. So wie ich das verstanden habe, kann es in Deutschland dagegen vorkommen, dass Kinder zum Schuleintritt nichts verstehen, obschon sie im Land geboren sind.
Hier im BL müssen sich alle Kinder knapp zwei Jahre vor ihrer Einschulung in der zuständigen Grundschule vorstellen. Dabei geht es genau darum, die Kinder rauszufiltern, die Förderbedarf haben, um so noch rechtzeitig intervenieren zu können.
Ich würde auch eine anonyme Meldung beim Jugendamt machen. Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber hier wartet man auch Monate über Monate auf einen Ersttermin beim Facharzt oder SPZ. Je schneller das was passiert, desto besser. LG
Bei uns in BW ist es so: sobald in der Kita auffällt, dass das Kind erhöhten Förderbedarf hat oder eine Entwicklungsverzögerung vermutet wird, gibt es ein Elterngespräch mit dem Ziel, eine Erlaubnis zu bekommen, dass die sonderpädagogische Beratungsstelle zur Überprüfung eingeschaltet werden darf.
Kommt die Erlaubnis, wird das Kind getestet (verläuft unterschielich, je nach Auffälligkeit). Danach gibt es einen runden Tisch mit Absprachen, welche Fördermaßnahmen angegangen werden. Verweigern die Eltern das, müssen wir das akzeptieren.
Bekommen wir keine Erlaubnis, eine Beratungsstelle einzuschalten, sind wir erstmal machtlos. Da kommt es drauf an, ob die Verzögerungen so gravierend sind, dass sie das Kindeswohl gefährden. Wenn ja, müssen wir nach einigem Papierkram das Jugendamt wegen §8a einschalten.
Wenn nein: dann passiert nix und den Kitas sind die Hände gebunden.
Dann kommt es drauf an, was die Esu (Vorschuluntersuchung) ergibt. Aber auch dort, es gilt der Elternwille und die Eltern entscheiden, ob sie Hilfe annehmen. Wir können nur beraten. Wenn wir Therapie oder Vorschule empfehlen, liegt es an den Eltern, ob sie dem nachgehen. Sie dürfen ganz real einschulen. Es zählt die Elternentscheidung. Spätestens in den ersten beiden Klassen kommen die Defizite richtig zutage.
Im Vorfeld kann eine Mutter/ein Vater sich also sehr lange rauswinden. Und im Prinzip auch die Grundschulzeit irgendwie rausschinden.
Es gibt keider zu wenig Kontrollinstanzen. Andrerseits liegt es klar in der Verantwortung der Sorgeberechtigten, wie sie agieren. Zweischneidiges Schwert.
Bundesland ?
In NRW gibt es - immernoch- den Delfin Sprachtest, mit 4 Jahren.
Danach sollte die Kita oder die Kommune, je nach dem, tätig werden.
Bayern
Und hier braucht es echt nur die U9. Bis dahin vergeht ja wieder min. 1 jahr.
Das ist natürlich ungünstig.😬
In BY sind die U‘s auch schon seit einiger Zeit verpflichtend.
Die U9 war zuletzt nut ultra-wichtig und musste von den Eltern nachgewiesen werden, da wegen Corona die Einschulungsuntersuchung nicht gemacht wurde (so war es bei unserem 7-jährigen, der hier in BY im September 2022 eingeschult wurde). Unser 5-jähriger wird heuer eingeschult, da haben wir letzten Sommer die reformierte, vorgezogene Einschulungsuntersuchung bereits durchführen lassen.
Also ja, es wird bei deiner Freundin spätestens bei der Anmeldung im neuen Kiga auffallen, dass die U8 nicht gemacht wurde.
Sie macht (warum auch immer) die Vogel-Strauß-Taktik und das grenzt meiner Meinung nach schon an Vernachlässigung. Sie schadet mit ihrer Vermeidungstaktik ihrem Kind!
Ein Kind, welches mit 4 Jahren noch nicht spricht, gehört diagnostiziert!
Ich bin kein Fan von „anschwärzen“, aber in diesem Fall würde ICH (wenn reden nichts bringt) tatsächlich das Jugendamt informieren.