Hallo,
heute folgende Situation: Wir wohnen direkt gegenüber vom Kindergarten und können den Garten sehen. Manchmal schau ich kurz aus dem Fenster zu der Zeit, in der die Gruppe meiner Tochter draußen ist. Nicht zur Kontrolle, aber das verleitet einfach 😅.
Heute stand die ganze Gruppe draußen und hat faules Ei gespielt. Nur meine Tochter hat nicht mit gemacht. Die ist einfach nur rum gelaufen.
Letzte Woche war sie auf dem Kindergeburtstag ihrer Freundin (kein Kind aus dem Kindergarten) und wollte laut meiner Freundin auch nicht mit den anderen Kindern spielen.
Sie spielt schon mit anderen Kindern, aber wenn es mehr als 1 ist, will sie nicht.
Ich mach mir da schon etwas Sorgen, dass sie irgendwann von allen gemieden und ein Einzelgänger oder sogar gemobbt wird.
Ich weiß nicht, wie ich ihr helfen soll. Ich dachte das bessert sich, wenn sie eine Weile im Kindergarten ist, aber bisher nicht.
Ich weiß auch, nicht, wie normal das ist, aber ich finde es komisch, dass nur sie so ist.
Vor ein paar Tagen sagte meine Tochter: „Ich bin kein Gruppenkind“. Als ich fragte, wer das gesagt hat, sagte sie den Namen ihrer Erzieherin. Im Februar ist das Entwicklungsgespräch. Da sprech ich das an. Ich hab sie heute auch gefragt, warum sie nicht mitgespielt hat. Sie meinte, das war ihr zu langweilig. Das sagt sie immer, wenn sie was nicht machen möchte.
Tochter möchte nicht an Gruppenaktivitäten teilnehmen
Die beste Freundin unserer Tochter ist auch so. Sie wird bald fünf. Mit unserer Tochter kann sie stundenlang alleine spielen, ohne dass man als Erwachsener etwas machen muss. Sie kann dabei auch ausgelassen herumtoben. Mit mir, meiner Frau und anderen Leuten, die sie gut und schon seit langem kennt, ist sie auch so. Im Kindergarten fährt sie sonst häufig im Fahrwasser unserer Tochter. Der Kindergärtner hat gemeint, sie helfen einander. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie leidet.
Ich war ehrlich gesagt als Kind auch so. Mein Vater hat mir Geld geboten, wenn ich irgendjemanden freundlich grüsse oder dumme Sprüche gemacht, wenn ich irgendwo wieder mal nichts gesagt habe. Aus dieser Erfahrung kann ich dir nur den Tipp geben, es nicht ständig zum Thema zu machen, jedenfalls nicht, solange deine Tochter keinen Leidensdruck hat.
So ist meine Tochter auch, dass sie super spielen kann, wenn nur 1 ihrer Freunde da ist. Sie spielt auch mit Kindern im Kindergarten, so ist es nicht. Anfangs nicht, aber jetzt erzählt sie immer wieder, mit wem sie gespielt hat.
Bei den Gruppensachen will sie halt nicht mit machen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass es ihr dann zu viele sind, was ich schon verstehen kann oder ob sie sich nicht an Regeln halten will.
Beim Kindertanzen macht sie nämlich auch nur das, was sie will und tanzt nicht das nach, was vorgetanzt wird. Wenn es Ersteres ist, finde ich das voll ok. Sich an Regeln zu halten, wird sie aber schon lernen müssen.
Ich war auch so und musste mir auch immer dumme Sprüche von meinem Vater anhören, aber das meine ich nicht.
Die beste Freundin ist mir als ich in ihrem Alter war charakterlich wesentlich ähnlicher als meine eigene Tochter. Unsere Tochter kommt was das betrifft eher nach der extrovertierten Mutter. Bei der besten Freundin ist die Rollenverteilung bei ihren Eltern genau umgekehrt.
Wenn sie bei uns ist, respektiere ich, dass sie am liebsten ungestört mit unserer Tochter spielt, bzw. eigentlich kommt mir das entgegen. Andere Kinder bauen mich immer in ihr Spiel ein.
Ich finde, dass du da schon viel zu weit voraus denkst.
Die kleine ist ja erst 3 Jahre, oder? Da wird noch soooo viel passieren und sie wird sich ständig weiter entwickeln.
Und Kinder meiden auch nicht sofort andere und schon garnicht auf Dauer. und auch mobbing entsteht nicht automatisch, weil ein Kind eher im 1:1 agiert. Da gibt es ganz andere Gründe, bzw liegt es ja nicht an den gemobbten Kindern und ihrem Verhalten, sondern an den mobbenden Kindern. Wenn die einen Grund suchen, werden sie ihn finden, egal wie das andere Kind sich verhält.
Ich würde der Sache auch auf garkeinen Fall zu viel Bedeutung und Raum geben. Alles was deine Tochter davon mitnehmen wird ist, dass etwas an ihr und/oder ihrem Verhalten nicht richtig ist. Das hilft dem Selbstwertgefühl überhaupt nicht.
Und ja, es gibt Menschen, die sich nicht in Gruppen integrieren wollen/können. Das ist aber weder als positiv noch negativ zu bewerten, es ist halt einfach so. Ich bin mir sicher, dass ihr oft genug von den Erziehern das Angebot gemacht wird mitzumachen. Also wenn sie wollte oder unter dem alleine sein leiden würde, hätte sie ja eine Ausweichmöglichkeit. Die ergreift sie nicht, sie beschwert sich auch nicht bei dir darüber, also scheint doch alles ok zu sein.
Nur wenn sie sagt, dass sie die Spiele langweilig findet, könntest du sie ja mal fragen, was sie denn interessanter fände.
Ja das stimmt wohl. Sie ist vor 1 Woche 4 geworden.
Aber deine Antwort hat mich sehr beruhigt und je mehr ich drüber nachdenke, finde ich, dass du Recht hast.
Dass stimmt, dass Kinder Gründe zum Mobben finden.
Zu ihr sag ich das auch nicht.
Ja das wird wohl auch stimmen. Ich dachte im ersten Moment, dass sie vielleicht als seltsam angesehen wird, aber die Erzieher kennen das sicher. Und sie spielt auch mit Kindern im Kindergarten.
Nein, sie beschwert sich auch nicht. Dann ist es wohl wirklich ok für sie.
Das werde ich. Ich muss gestehen, ich hab faules Ei gehasst als Kind, weil mir das extrem unangenehm war, aber ich hätte nie gewagt, zu sagen ich mach nicht mit. So gesehen ist das eigentlich ziemlich mutig von meiner Tochter.
Aber das ist nur ein Einzelfall. Es stimmt aber, wenn sie unter dem allein sein nicht leidet, ist alles ok. Nur wenn sie gern wollte, aber sie ein Problem hat, würde ich ihr gern helfen.
Du hast sie ja aber gefragt warum sie nicht mitmacht und sie hat dir eine Antwort gegeben. Ich finde es gut, dass sie für sich selbst einstehen kann und nichts macht was ihr vielleicht auch unangenehm ist.
Jetzt kannst du ihre Aussage akzeptieren und darauf vertrauen, dass sie dir sagt wenn es einen anderen Grund geben sollte. Oder du glaubst ihr nicht und fragst permanent nach was denn jetzt los ist. Das einzige was du damit erreichen wirst ist aber, dass sie irgendwann nicht mehr auf ihr eigenes Gefühl hören wird und du ihr am Ende noch ein Problem einredest was nicht da ist.
Klar, fühlt man sich da zum Teil auch machtlos, weil die Kinder größer werden und man sie loslassen muss. Als sie kleiner waren konnte und musste man alles für sie regeln. Das ist irgendwann eben vorbei und dann muss man lernen seinen Kindern zu vertrauen. Nur so können sie lernen sich selbst zu vertrauen.
Und das mit dem Tanzen kennen wir auch. Bei uns ist es aber Kickboxen. Wenn Madame keine Lust hat auf eine Übung dann wird mal ganz schnell auf Durchzug gestellt. Zum Glück hat sie mega gute Trainer, die es immer wieder schaffen sie zu motivieren weiterzumachen und das ist echt eine Leistung bei diesem willensstarken Kind 🙈
Die meisten Kinder lernen irgendwann ihren Willen zu kanalisieren und wenn ihr die Ausnahme sein solltet, dann gibt es ja auch da Mittel und Wege daran zu arbeiten. Noch ist die Schule aber ein paar Jahre weg, daher entspannen und abwarten wie es sich entwickelt.
Mein Sohn war/ist auch so.
In Vereine, Kurse, etc. ging er schon 3x nicht.
Letztes Kindergartenjahr war seine Gruppe 1x/Woche im örtlichen Turnverein Sport machen. Sohnemann ist brav mit hingelaufen, um sich dort auf die Bank zu setzen. Das hat er 6 oder 7 Wochen so gemacht (er war da auch schon 5 übrigens). Dann hat er plötzlich mitgemacht und war das motivierteste Kind von allen für den Rest des Jahres.
Er ist jetzt 6 und es hat sich um Welten normalisiert. Er will sich sogar das Fussballtraining angucken.
Ändern kannst du es nicht, akzeptiere sie wie sie ist und lass sie ihren Weg gehen und sie selbst sein.
Das macht meine Tochter ja. Sie geht alleine ins Kindertanzen. Ich bring sie hin und sie geht allein in den Raum. Kinderturnen will ich auch anfangen.
Ja, nach den Antworten muss ich wirklich sagen, dass alle Recht haben. Ich werde sie jetzt wirklich machen lassen und ihr vertrauen, dass es für sie das richtige ist.
Völlig ok. Ist deine Tochter denn glücklich und zufrieden, wenn sie alleine für sich ist oder mit "nur" einem anderen Kind spielt? Wenn ja: darauf kommt es an.
Alles andere ist Erwachsenendenken. Und ich denke, wir müssen aufhören, unsere Kinder in Schubladen zu pressen, wie sie zu sein haben. Wir stülpen den Kindern unsere Vorstellungen über und vermitteln ihnen somit immer unbewusst, dass sie in irgendeiner Form falsch sind.
Lass dein Kind doch selbst entscheiden, wie es sich am wohlsten fühlt. Und akzeptiere es so, wie es ist ohne den Drang, es verändern zu wollen. Dein Kind ist richtig.
Es besteht auch überhaupt kein Anlass zu denken, dass das später zu einer Mobbingproblematik führt. Das kommt eher zu stande, wenn du dein Kind verunsicherst und es daran zweifelt, dass es gut und richtig ist, genauso, wie es ist.
Ich bin Erzieherin und Mobbingpräventionstraininerin und gebe Kurse für Kinder mit dem Hauptziel Innere Stärke und Persönlichkeitsentwicklung für Kinder. Und aus dieser Perspektive kann ich nur sagen, dass es darauf ankommt, sein Kind anzunehmen, seine Stärken im Blick zu haben, es einfach sein zu lassen wie es ist und nicht, was meist völlig unbewusst abläuft, Komplexe einzureden, weil wie als Erwachsene denken, das Kind müsste doch anders sein.
Dein Kind ist goldrichtig. Es kann nicht nur Rampensäue geben. Und die Kinder Typ Einzelgänger sind meist sehr ruhige, ausgeglichene, tiefgründige Menschen, die mit sich selbst zufrieden sind und nicht immer Ablenkung von Außen brauchen.
Deine Antwort hat mich sehr beruhigt.
Wenn ich es recht bedenke, ist sie wirklich zufrieden und das ist auch gut so. Und es ist auch richtig, dass sie das für sich entscheidet.
Das kann sehr gut sein, dass sie nicht gemobbt wird, wenn sie selbst für sich einstehen kann.
Ich wurde es und möchte es ihr gerne ersparen. Aber das werde ich nicht können.
Ich werde sie jetzt auf jeden Fall so sein lassen, wie sie ist. Nur sie weiß, wie sie sich da am wohlsten fühlt.
So ein Mensch bin ich auch. Dumm, von meiner Tochter etwas anderes zu erwarten. Nur dass ich nie richtig gelernt hab, für mich einzustehen. Eigentlich muss ich stolz sein, dass sie es kann.