Hallo zusammen,
ich muss mich mal etwas ausheulen! Zum Hintergrund:
Unser Sohn ist 5 Jahre alt und wird im April 6 Jahre alt. Er hat eine sensomotorische Integrationsstörung, bekam und bekommt Logopädie und Ergotherapie. Er hat keine Geschwister. Ich selbst bin die einzige pflegende Angehörige meiner beiden Eltern - meine Mutter ist seit einem Jahr mit Alzheimer im Pflegeheim und mein Vater wohnt nach einem Schlaganfall alleine zuhause. Er hat Tagespflege und Pflegedienst, aber trotzdem habe ich hier noch eine Menge zu tun! Er wohnt 30 km entfernt. Ich arbeite zudem 30 Stunden in der Woche (wiederum 25 km in die andere Richtung der Stadt), mein Mann hat eine Führungsposition und arbeitet Vollzeit. Ich hatte letztes Jahr ein Burnout, bekam Therapie und war mit meinem Sohn zur Kur.
Unser Sohn geht in eine Integrationskita und hat erhöhten Förderbedarf. Er ist ein aufgewecktes, sehr zappeliges und lebhaftes Kind. Er ist an vielem interessiert und will in die Schule! Erst hieß es von Seiten der Kita, er sei nicht so weit, dann wieder ja, dann wieder nein. Wir haben dann das Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentrum hinzu gezogen. Sowohl das SIBUZ als auch die Ergotherapie sind der Meinung, dass sich unser Sohn langweilen wird, wenn er dieses Jahr nicht eingeschult wird und sie geben ihm das Go. Nun ist die Kita leider schon wieder anderer Meinung und bittet zum Gespräch.
Wir hören immer nur, was er alles nicht kann:
- seinen Namen schreiben
- ausmalen
- zuhören
- ein Taschentuch benutzen
-Fahrradfahren
- Schwimmen
Langsam nervt es! Es wäre auch mal schön sich auf die Dinge zu fokussieren, die er kann! Wir unterstützen und machen, was möglich ist, aber man kann das Kind ja auch nur bedingt „belasten“. Er soll immerhin noch ein Kind bleiben!
Habt ihr ähnliche Erfahrungen?
Liebe Grüße!
Ihr Kind kann dies und das nicht 😡
Wenn die Kita der Meinung ist, dass er noch nicht bereit für die Schule ist, müssen sie doch zur Begründung aufzählen, was er nicht kann. Das ist doch einfach logisch. Dass ihr Eltern natürlich in einer blöden Situation seid, wenn von der einen Seite gesagt wird, dass er in die Schule soll und von der anderen, dass es noch zu früh ist, verstehe ich. Umso wichtiger ist es doch, sich alle Ansichten in Ruhe anzuhören und dann selbst zu überlegen, welche Sichtweise sich für euch zutreffender anfühlt.
Wie sieht denn bei euch die Schullandschaft aus?
Gäbe es einen Schulkindergarten? Dort würde er nochmal gezielter auf die Schule vorbereitet?
Förderschule? Damit er erstmal ohne Druck in der Schule ankommen kann, alle Türen stehen weiterhin offen.
Wie groß sind die Chancen, dass er all die aufgeführten Punkte im nächsten Jahr aufholt und dann in die Regelschule eingeschult werden kann? Würde er diese wohl alleine schaffen oder nur mit Schulbegleitung?
In Bayern lautet der fachliche Tenor, dass eine Rückstellung eben nur Sinn macht, wenn das Kind in dem Jahr aller Voraussicht nach die Defizite aufholen kann, um dann an der Regelschule Anschluss zu finden.
Ist dies eher nicht der Fall, ist der Kindergarten eher nicht mehr der richtige Ort und es sollte nach Alternativen geguckt werden.
Danke für deine Antwort! Aus aktueller Sicht denken wir nicht, dass er die Defizite bei noch einem Kitajahr aufholen würde. Die Erzieher geben dazu auch kein Konzept, sondern erwähnen nur, er könne so noch nicht in die Schule. Aber einmal ja, einmal nein.
Habt ihr schon über eine Reha nachgedacht?
Besteht überhaupt mit dem Hintergrund bei einem Aprilkind die Möglichkeit zur Rückstellung. In NRW wäre es dann unmöglich
Das ist leider so. Die Bewertung von Kindern mit Förderbedarf ist immer Defizitorienziert. Meine Tochter hat Down Syndrom und ist für ihren chromosomalen Satz mega gut entwickelt (selbstständig, Ausdauer, Konzentration, Empathie und co). Dennoch wir sie immer am „perfekten Kind“ gemessen, das es so ja auch eher selten gibt. Ich habe mich dran gewöhnt und bestehe in berichten drauf auch ihre Stärken aufzuzählen. Für die Förderung ist es aber eben wichtig zu betonen Windows Defizite liegen, damit genügen Personal einkalkuliert werden kann. Ich werde aber zur Furie wenn sie schlechter gemacht wird als sie ist.
Danke dir sehr für deine Antwort! Ich habe auch keine Probleme damit, die Defizite genannt zu bekommen! Aber dann gerne so wie in den Therapieberichten! Hier wird ja auch erst erwähnt, was es für Fortschritte gab und danach die Defizite gennant, die es noch gibt. Wenn man jedoch jedes Mal beim Abholen aus der Kita zur Seite genommen wird und es dann heißt: „Er muss dies und das, er kann aber das und dies nicht.“, dann finde ich das kontraproduktiv.
Euch ebenfalls alles Gute 🍀
Hallo Hasimaus,
erstmal ruhig Blut! Ich lese heraus, welch enorme Belastung auf dir eh schon liegt aufgrund deiner Eltern. Sich um den Vater mitzukümmern ist ja allein schon für dich eine große Belastung, auch wenn er Unterstützung bekommt. Es fallen bestimmt noch genug Aufgaben an, die dir obliegen, sei es mal zu Putzen, seine Wäsche zu waschen, mit ihm zum Arzt zu fahren oder sich einfach ein bisschen um ihn kümmern. Und das in 30km Entfernung. Ich schätze ein Wochentag geht alleine dafür drauf, wenn nicht mehr.
Dann deine Berufstätigkeit, dein eigener Haushalt, deine Ehe und dein Kind, das auch Unterstützung braucht.
Das IST viel und du darfst darüber jammern und dich auskotzen.
Dennoch bin ich mir sicher, dass es deinem Sohn keiner böse meint. Eher besteht die Sorge, dass er sich in der Schule noch nicht zurechtfinden wird.
Daher wäre meine Idee, ihn auf einer Förderschule anzumelden, dort sind kleinere Klassen und sie können besser auf sein Tempo eingehen.
Dass er irgendwann in die Schule muss ist auch klar, die Frage ist nur, ob es schon dieses Jahr sein muss, oder ob ihm ein Jahr mehr helfen würde, noch ein bisschen „aufzuholen“.
Denn glaub mir, wenn er erstmal in der Schule ist, werden die Sorgen nicht weniger. Die Kinder WERDEN bewertet, ihr Verhalten WIRD bewertet und wenn man erstmal auf dem Kiecker der Lehrerin ist…. Dann wird das kein Zuckerschlecken.
Und der Zustand deines Vaters wird sich auch kaum noch verbessern. Man kann nur hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird und du jeden Tag hinmusst.
Was deinen Sohn anbelangt: Schwimmkurs kann man machen, das tut ihm bestimmt gut. Ist halt wieder der Faktor Zeit bei euch. Aber grundsätzlich ist schwimmen was gutes.
Seinen Namen kann man leicht üben, jeden Tag einmal nachschreiben lassen oder, wenn es ihm Spaß macht, gerne auch andere Wörter wie MAMA und PAPA, OPA, OMA…
Das ist kein Hexenwerk.
Und Fahrradfahren kann man dann um Ostern rum auch anfangen.
Zuhören kann man auch üben. Am besten fangt ihr mit gaaaaaaanz leichten und kurzen Aufgaben an, z.B. „suche den Hasen“ (im Wimmelbild) oder welche Farbe hat die Hose vom Bauarbeiter (im Buch) oder „finde alle Tiere“…
Und dann diese 3-Minuten-Geschichten und ihn nacherzählen lassen. Dann so Aufsage-Dinger wie die Wochentage und Monate.
Ausmalen kannst du mit tollen Stiften unterstützen und Bildern für Jungs, vielleicht Fahrzeuge oder Dinosaurier. Oder Paw Patrol.
Und Kinderlieder singen. Das ist toll, da lernt er auch die Texte und die Melodie.
Bastelt coole Sachen aus Pappe, wie z.B. ein Haus aus Karton.
Und Lass ihn Lego Fahrzeuge bauen. Das ist auch gut für die Feinmotorik und er wird sich länger konzentrieren können. Memory ist auch sehr sehr gut.
Vielen Dank für deine Antwort. Er baut sehr gerne mit Lego, wir bearbeiten jedes Wochenende das Buch „Vom Stiftemuffel zum Malprofi.“ Wir gehen oft ins Schwimmbad (wenn er nicht erkältet ist) und im Mai macht er einen kleinen Schwimmkurs mit. Fahrrad ist nicht allzu wichtig, aktuell mag er Schlittschuhlaufen lernen und besucht einen Kurs. Zusätzlich haben wir seit gestern die Edurino App samt Figur und Stift. Wir sind dran, er zeigt Interesse und das ist für mich auch sehr wichtig und entscheidend für die Begründung Schule „ja“ oder „nein“.
Liebe Grüße und danke ☺️
Hallo,
was hat dein Kind denn an SBA und PG? Du erzählst leider ewig viel von deinen Eltern und dir, aber praktisch nix vom Kind um das es eigentlich geht.
Ich denke persönlich, dass bei euch die Gesamtsituation ungünstig ist. Das wirkt sich nicht nur auf dich (Burnout), sondern auch auf dein Kind aus. Bist du auf Arbeit oder kümmerst du dich um deine Eltern, kannst du eben leider dein Kind nicht optimal fördern. Und leider ist es eine traurige Tatsache, dass Fremde das nie so gut können, wie die eigenen Eltern.
Burnout ist einfach nicht selten bei Pflegenden Angehörigen. Die permanente Überlastung und die emotionale Nähe zum Pflegebedürftigen macht sich schnell bemerkbar. Das schafft man ein paar Jahre, aber nicht allzu lange. Ich rate dir daher schnell eine andere Lösung für deinen Vater zu finden. Du kannst dich nicht mehr soviel um ihn kümmern. Da deine Mutter schon im Pflegeheim ist, fällt hier die Pflege schonmal weg. Da bist du nicht mehr Pflegende Angehörige…oder holst du deine Mutter regelmäßig heim zu dir?
Nun zu deinem Sohn.
Da er einen I-Platz in der Kita hat, ist die Wahrscheinlichkeit ja nicht mal so gering, dass er die Schule auch nicht als Regelkind besuchen wird. Vielleicht bekommt er einen sonderpädagogischen Förderbedarf, vielleicht bekommt er einen Schulbegleiter, vielleicht auch Beides. Seit wann interessiert es bei solchen Kindern, ob sie schulreif sind?
Bei meinem Ältesten war es damals so:
Er war noch nicht reif für die 1. Klasse, aber er hätte sich im Kindergarten fürchterlich gelangweilt. Wir haben ihn dann in die Vorklasse der Sprachheilschule zurückstellen lassen. Die Vorklasse war so ein Mittelding von Kindergarten und 1. Klasse. Eben ein ganz sanfter Übergang von Kindergarten zu Schule, obwohl das Kind schon eingeschult war … natürlich mit allem was dazu gehört.
Ggf. wäre das etwas für dein Kind. Schau doch mal, ob es ein Äquivalent bei euch gibt.
Was die Privatschulen angeht…
Ich rate zur Vorsicht. Gerade die Grundschulzeit würde ich immer an einer staatlichen Schule verbringen. Danach kann man wechseln. Das ist problemlos möglich. Muß man aber irgendwann von der Privatschule runter, z.B. weil die Gebühren nicht mehr bezahlbar sind (die werden ja immer teurer), kommen die Kinder häufig nicht mit dem System in der staatlichen Schule klar.
In den normalen Entwicklungsgesprächen geht es im Kindergarten drum, was das Kind alles nicht kann. Das soll ja auch Eltern Hinweise geben, wo noch gefördert werden muss. Das macht nämlich keine Therapie.
Die ersten 4 von dir genannten Kompetenzen sind Dinge, die man hier als wichtig für die Einschulung erachtet.
Hallo und danke für die Antwort! Er hat weder eine Schwerbehinderung noch einen Pflegegrad. Er hat lediglich den erhöhten Förderbedarf (I-Status) und die Diagnose Entwicklungsverzögerung (sensomotorische Integrationsstörung).
Die Privatschule ist genau auf diese Art „Kinder“ ausgerichtet. Hat aber nur 12 Plätze. Die sind voll und weitere Förderschulen mit gleichem Schwerpunkt sind leider nicht in Wohnnähe. Wir können es nicht stemmen durch die ganze Stadt zu fahren. Das SIBUZ meinte, auch die Einzugsgrundschule habe Sozialpädagogen und kenne sich mit den Defiziten meines Sohnes aus. Wir warten nun die Schuluntersuchung ab.
Als erstes solltet ihr euch dann beraten lassen und versuchen einen PG zu beantragen sowie einen Schwerbehindertenausweis. Der VDK ist gut.
Dir zu sagen, was dein Kind nicht kann, wenn du Schule planst ist das einzig richtige. Du lässt dein Kind ja ins offene Messer laufen. Ich arbeite an einer Grundschule und sehe Kinder, wie deins, im ersten Schuljahr verzweifeln. Das tut den Kindern nicht gut.
Nur um das mal deutlich zu sagen, es gibt zwei große Einschnitte in der Kindheit, das eine ist die Pubertät und danach ist die Kindheit vor und das andere ist die Einschulung.
Damit will ich dir sagen, das ist kein Zuckerschlecken, das fordert die Kinder richtig und Kinder mit Defiziten nochmal mehr.
Da stellt sich mir schon die Frage, warum du deinem Sohn das weitere Jahr im Kindergarten nicht gönnst. Natürlich will er zur Schule und ja es wird immer öder im Kindergarten, aber er hat ja absolut keinen Dunst, was Schule echt bedeutet.
Für deine Lebenssituation kann dein Kind nichts, da musst du ran und etwas ändern.
Ich finde die Kita handelt richtig.
Nur ein Kind, welches die Förderschule besuchen soll nach Meinung der Eltern, kann man ja nun nicht mit einem Kind der regulären Grundschule vergleichen, oder?
Ein Kind mit sonderpädagogischen Förderbedarf muss nicht alles können. Das ist vollkommen ok.
"Wir hören immer nur, was er alles nicht kann:
- Fahrradfahren
- Schwimmen"
😅 Das können manche Kinder in der 8. Klasse nicht.
Gerade nach 3 Jahren Covid wird er nicht der einzige Nichtschwimmer in der 1 Klasse sein.
Vielleicht ist es sinnvoll, sein Umfeld zu wechseln, damit er eine Chance auf wohlwollenderes Feedback hat.
Naja, wenn das SIBUZ das Go gibt, dann wäre mir die Meinung der Kita egal, oder?
Wird er zielgleich unterrichtet werden?
Liebe Grüße
Schoko
Edit: Dass er Förderbedarf hat, ist ja klar. Das wurde beim Gutachten berücksichtigt. Soll er so lange in der Kita bleiben, bis der Förderbedarf weg ist? Ich würde bei der Beratung in der Kita erwarten, dass mir mitgeteilt wird, wie er sich entwickelte, ob es irgendwo positive Tendenzen gäbe- und zwar nicht mit der Bezugsnorm der anderen Regelkinder, sondern seiner eigenen. Wenn es gar nichts positives gäbe, würde ich mir auch Gedanken machen, ob diese Kita für ihn die richtige ist, wenn man ihn dort nicht fördert.
Genau aus dem Grunde überlegen wir auch, es mit der Schule zu versuchen. Ich hatte große Bedenken mit der Kinderbetreuung in der Kurklinik, aber er hat es fantastisch gemacht! Hat sogar mit Freude gebastelt und wollte jeden Tag gerne hin! Dort war er ein Kind „ohne Stempel“ und er konnte zeigen, was er kann. Ich denke auch, dass ein anderes Umfeld ggf. eher nutzen als schaden könnte.
- seinen Namen schreiben - ausmalen - zuhören - ein Taschentuch benutzen . . . das kann man doch alles noch quasi nebenbei üben. Du mußt deinem Sohn ja nicht unter die Nase reiben, dass ihr das bewußt mit ihm übt, weil er es nicht kann.
3 dieser Fähigkeiten sind übrigens feinmotorisch und schon wichtig für die Schule. uund ohne konzentriert zuhören gehen ihm ja viele Informationen im Unterricht verloren. Klar hört man das nicht gern, aber verschließt bitte nicht die Augen vor den Schwächen. Macht IHR nicht den Fehler NUR die Stärken zu sehen. Alles beides gehört zu eurem Sohn.
Kann es sein, dass ihr euch um diese Sachen auch nicht besonders gekümmert habt; weil Sohnemann das halt nicht gut kann bzw. evtl. nicht mag?
-Fahrradfahren lernten meine Beiden auch erst so kurz vor dem 6. Geburtstag, Schwimmkurs war ganz bewußt erst mit 7 Jahren. Wenn das Beides angesprochen wird, würde ich jetzt erst noch auf "Durchzug" schalten!