Ich erhoffe mir nicht viel von diesem Beitrag, muss aber mal meine Gedanken los werden.
Mein Sohn ist 3,9 Jahre alt. Im April wird er 4.
Seit September geht er in den Kindergarten. Offenes Konzept.
Eingewöhnung klappte super. War vorher (Krippe, Tagesmutter) auch kein Problem.
Seit Anfang Dezember sprechen mich oft Erzieher an, ob am Wochenende etwas vorgefallen wäre oder ob er bestimmte Dinge auch zuhause macht. Im Eingewöhnungsgespräch vor 2 Wochen wurde dann gesagt, dass er im Sozialverhalten auffällig ist.
Es wurde gesagt ich soll das beim Arzt abklären lassen und Empfehlungen zu Freizeit und Therapien wurden angesprochen.
Uns war schon vorher klar, dass unser Kind sehr lebhaft ist und ich habe mir auch schon in einigen Momenten gedacht, dass er nicht "normal" ist. Aber es dann doch nochmal so bestätigt zu bekommen, macht mich im Moment sehr nachdenklich.
Was ihnen auffällt:
Er spielt nur allein
Schubst
Kann nicht warten
Nimmt die Anweisungrn der Erzieher nicht wahr
Lebt ein bisschen in seiner Welt
Wechselt häufig und abrubt das Spiel
Macht was von anderen Kindern kaputt
Läuft immer wieder weg
Seit dem Gespräch werden wir fast täglich beim abholen angesprochen, was er wieder gemacht hat oder ob zuhause was gewesen ist. Wir als Eltern nehmen ihn jetzt auch ganz anders wahr als vorher. Sehen jede Handlung von ihm als irgendein Symptom, überdenken unsere Wortwahl ihm gegenüber.
Ich habe den Eindruck und Angst davor, dass er im Kindergarten nur noch das nervige Kind ist und er auch dort nur noch speziell beäugt wird. Die Erzieher sind super. Ich habe ein gutes Gefühl bei ihnen. Sie sind echt eng im Austausch mit uns und engagiert. Aber sind eben auch nur Menschen.
Ich hab Angst, dass mein Kind die ganze Kindergarten Zeit nur als Stress und Ermahnungen und Frust empfindet.
Ich hab aber auch Angst, dass es unsere Schuld ist.
Er ist Einzelkind und bekommt natürlich zuhause Zwangsläufig deutlich mehr Aufmerksamkeit. Aber wir sind jetzt auch nicht überbehütet und lesen ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Allerdings sind wir vielleicht manchmal zu inkonsequent. Mein Mann hat andere Ansichten und Methoden als ich. Er ist etwas lockerer, lässt sich schneller erweichen. Droht Sachen an, die nicht durchzuziehen sind oder die weiter in der Ferne sind, so dass unser Sohn das nicht miteinander verbinden kann.
Da sprechen wir auch drüber aber er sieht das nicht so recht ein.
Es gibt auch Momente, da resigniere ich... Zum Beispiel, wenn er in der Öffentlichkeit weglässt. Ich weiß, dass er auf mein Geschreie nicht hört und eh immer weiter weg läuft. Da laufe ich dann einfach hinterher, fange ihn ein, sage, dass das gerade blöd, gefährlich war, usw und er muss dann an der Hand gehen.
Hat er vielleicht zu viele Wechsel mitgemacht?
Erst 7 Monate Krippe,
dann 7 Monate zuhause und Omas/Opas,
dann 9 Monate Tagesmutter (1 Monat Unterbrechung)
und im Anschluss Kindergarten.
Privat hat er kaum Kontakte zu Gleichaltrigen. Seit 2 Wochen gehen wir zum Kinderturnen. Leider wohnen meine Freundinnen mit Kindern weit weg.
Wenn wir uns privat mit anderen Kindern treffen läuft das immer sehr gut. Aber auf dem Spielplatz meidet er andere Kinder konsequent. Das war nicht immer so.
Ich frage mich ach, wie es weitergeht. Was passiert, wenn sich sein Verhalten nicht ändert? Muss er dann zum Psychologen? Wird ihm ADHS nachgesagt? Braucht er eine 1:1 Betreuung im Kindergarten? Sollten wir zur Erziehungsberatung?
Ich weiß auch nicht... um Arzttermin hab ich mich schon gekümmert. Und wie gesagt, bin ich jetzt definitiv standhafter in meinen Aussagen und Handlungen ihm gegenüber. Aber auch seine Stärken und Leidenschaften nehme ich noch intensiver wahr und freue mich, dass er doch eigentlich ein ganz schlauer, hilfsbereiten und emotionaler Junge ist.
Schublade "Anstrengendes Kind"
Hi,
ich kann dir dazu nicht viel sagen. Aber je früher ein "Problem" angepackt wird desto besser. Klärt es ab. Wenn etwas diagnostiziert wird, dann kann man ihm zielgerecht helfen und entsprechend umgehen.
Ich kenne dein Kind und dich nicht, bin auch kein Fachmann.
Es könnten auch autistische Züge dabei sein, aber das muss natürlich vom Fachmann abgeklärt werden, oder AD(H)S etc. Da kann dir hier keiner was raten.
Es kann auch ganz andere Gründe sein, vielleicht liegt ihm das offene Konzept auch nicht. In festen Gruppen können die Kinder tiefere Kontakte knüpfen. Geschlossene Konzepte heißt ja nicht, dass sie keine Kontakte zu anderen Gruppen haben oder nichts zusammen gemacht wird.
Als Einzelkind mit kaum Kontakt zu gleichaltrigen Kindern hat er kaum mit anderen Kindern interagieren müssen. Er spielt immer für sich oder mit euch Erwachsenen. Wenn ihr ihn auch noch verwöhnt und es nach seiner Nase läuft, dann ist er das gewohnt.
Überlegt euch zu Hause was für Regeln ihr haben wollt. Das müssen du und dein Mann einig sein und auch konsequent bleiben. Das müssen nicht zwangläufig strenge Regeln sein. Diese Grenzen geben ihm auch Sicherheit.
Wenn die Kids mutwillig wegrennen, da hilft kein rufen. Das hat mein Jüngster auch mal gemacht mit dem Laufrad. Beim ersten Mal habe ich ihn eingefangen und erklärt, dass er wenn ich stop rufe anhalten muss. Wenn nicht, dann läuft er. Er ist wieder weggefahren.. danach musste er zum Kindergarten laufen. Er hat zwar geheult, aber er musste bis zum Kindergarten laufen. Seitdem ist er mir nicht mehr weggefahren. Ok, mittlerweile ist er 9 und er war damals 2.
Wartet das Ergebnis vom Arzt ab.
Gerade das was du als letztes erwähnst, ist auch das was mir Sorgen macht.
Andere Kinder kennen ihre Grenzen nachdem sie Konsequenzen aufgezeigt bekommen haben.
Was haben wir alles, getan, geredet, geschimpft, ignoriert,... Er ist soo oft weggelaufen. Nichts hat gefruchtet. Er sagte, er hats verstanden und macht es nicht nochmal und schon war er fast wieder weg. Zum verzweifeln.
Anhand deiner Beschreibung empfinde ich das Verhalten für einen bald 4-Jährigen auch etwas auffällig und auf jeden Fall abklärungsbedürftig.
Ich denke allerdings nicht, dass die Erzieherinnen ihn nun auf dem Kicker haben und ständig kritisieren. Sie möchten ganz offenbar, dass ihr Eltern nun etwas unternehmt und versuchen, Euch Druck zu machen. Wie hast du denn bisher darauf reagiert? Eher abgewiegelt und verharmlost? Dann haben die Erzieher eben das Gefühl, die Situation noch mehr verdeutlichen zu müssen.
Der Arzttermin ist ja schonmal ein guter Start.
Ehrlich gesagt gehe ich bei den Problemen, die du beschreibst, eher nicht von reinen Erziehungsfehlern aus. Viele Besonderheiten sind einfach ab Geburt da und können nur bedingt beeinflusst werden. ADHS ist ja z. B. auch erblich bedingt. Wichtig sind einfach eine Diagnose und entsprechende Hilfen fürs Kind.
Ich nehme die Aussagen der Erzieher auf jeden Fall ernst. Ich hab ja selbst schon den Verdacht gehabt, dass er irgendwo Schwierigkeiten hat.
Ich möchte ihn auch gern unterstützen bzw Unterstützung von außen erhalten. Ich hoffe, die Kinderärztin nimmt das ganze auch ernst.
Hallo,
also ich würde einmal beim Arzt nachfragen. Es klingt jetzt nicht besonders auffällig aber doch so als würde er immer mal wieder „aus der Reihe tanzen“.
An ADHS und Autismus würde ich jetzt nicht als erstes denken, speziell wenn sich nach so langer Betreuungszeit jetzt erstmals jemand an dich wendet.
Vielleicht tut er sich noch schwer in der großen Gruppe und dem offenen Konzept. Die Menschen sind nunmal unterschiedlich.
An deiner Stelle würde ich mit den Erziehern in Kontakt bleiben und das ganze sicherheitshalber beim Arzt abklären. Vielleicht könnte ein wenig Ergotherapie nicht schaden?
Liebe Grüße
Es ist sehr gut, dass jetzt schon geschaut wird, ob er und was er haben könnte. Er ist noch jung und man jetzt noch vor Schulbeginn viel erreichen.
Ich denke nicht, dass er negativ beäugt wird, ich denke, sein Verhalten fällt einfach ins Auge und deswegen wird es immer wieder angesprochen.
Welche Strategien fährt denn der Kindergarten?
Wie gehen sie da vor, um deinen Sohn mal länger in einer Beschäftigung zu „halten“? Welche Tipps haben sie dir an die Hand gegeben?
Übrigens, deiner Beschreibung nach, finde ich das Verhalten in Summe auch auffällig, besonders das einerseits liebenswerte, hilfsbereite, emotionale Kind und auf der anderen Seite die Weglauftendenz und das absolut in der eigenen Welt sein und der sprunghafte, abrupte Beschäftigungswechsel. Genau so sind ADHS Jungs, klischeehaft gesprochen.
Danke für deine Antwort.
Kennst du dich mit dem Thema aus?
Ich habe in manchen Dinge das Gefühl, dass es besser wird. Das Weglaufen war schonmal viel extremer. Da konnte man ihn nicht vom Auto zur Haustür loslassen. Sonst wäre er weg gewesen.
Auch die Routine, wenn wir nach Hause kommen (Schuhe aus, Jacke aus, alles wegräumen, Hände waschen) klappt so langsam besser. Das ist morgens und nachmittags im Kindergarten noch sehr mühselig.
Im Kindergarten machen sie vieles spielerisch mit ihm.
Heute hab ich wieder gemerkt, wie aufmerksam und wissbegierig er ist und jede kleine Emotion von mir wahrnimmt. Wie schnell er Melodien auswendig kann, Geräusche imitiert.
Aber dann fragt mein Mann ihn, wie es beim Kinderturnen war und er antwortet ganz trocken "Ich hab die Kinder geschubst." Das stimmte gar nicht. Er hatte großen Spaß dort und sich vorher schon drauf gefreut. Und ich grüble wieder, was er mit dieser Aussage bezwecken will.
Ein bisschen. Ich kenne einige (diagnostizierte) ADHS-Jungs schon über viele Jahre, unter anderem in meiner Familie.
Und ja, bei jedem ist es ähnlich, beim einen ist das impulsive (aggressive Verhalten) leider genauso schlimm geblieben in der Grundschulzeit, weil die Eltern das Problem nicht einsehen und erst recht nicht in Angriff nehmen wollten und bei anderen wiederum, die viel Zeit und Diagnostik und Therapien auf sich genommen haben, erkennt man deutliche (!!!) Verbesserungen im Sozialverhalten. Und auch die schulischen Leistungen sprechen eine positive Sprache 🙂.
Man kann auch wirklich, wenn man die Kinder von klein auf kennt, nur positives über ihre Entwicklung berichten.
Was die Aussage deines Sohnes angeht, so denke ich, dass er es gesagt hat, weil er eh schon „weiß“, wie er wahrgenommen (wird oder auch, wie er sich selbst wahrnimmt) und er das einfach sagen wollte, um dem Papa das zu sagen, von dem er denkt, dass er es hören wollte.
Guten Morgen, war sehr sehr ähnlich wie bei meinem Sohn (er ist jetzt 5). Lies dir doch mal den Beitrag weiter oben zum Thema ADHS durch.
LG
Durchatmen. Euer Kindergarten ist doch super toll sagst du. Sie werden ihn nicht abstempeln oder so. Sie wollen euch frühzeitig mit einbeziehen damit ihr eben jetzt Hilfe bekommt. Je früher ein Kind gefördert wird, desto schneller verwächst es sich wieder. Unser deutsches Schulsystem ist nämlich leider nicht gut auf „besondere“ Kinder eingestellt.
Euer Kleiner ist irgendwie „auffällig“. Nutzt es als Chance. Wäre euer kleiner nur frecher oder so, dann würden sie das nicht ansprechen. Es scheinen schon Punkte zu sein die ungewöhnlich sind. Und mit Ergotherapie usw usw kann man sowas ja prima fördern. Das solltet ihr einfach nur als Chance nutzen.
Woher gewisse Dinge kommen kann man nie sagen. Manche bekomme ihr 3. Kind und machen alles so wie bei den ersten beiden, und dann ist das 3. Kind doch anders und besonders. Will einfach sagen, niemand ist schuld. Euer Kind ist nicht unnormal. Aber im späteren Leben soll er ja zurecht kommen. Und das fängt eben in der Schule an.
Grundsätzlich sind Verabredungen in dem Alter total wichtig. Dann auch ohne Eltern. Darüber lernen sie total viel. Alles andere würd ich mit den Ärzten absprechen. Lasst euch unbedingt Ergo aufschreiben. Viele Kinderärzte wehren sich dagegen. Ergo macht den Kindern total Spaß. Die schreiben dann einen Bericht/Empfehlung und dann wird der Kinderarzt auch mit machen sofern es indiziert ist.
Ein Kinderpsychiater/Psychologe ist auch absolut nix schlimmes. Da gehen viele Kinder mal hin aus unterschiedliche Gründen. Ängste, zu schüchtern usw usw. Auch das ist für Kinder was ganz tolles. Das ist nicht so wie für uns Erwachsene.
Und selbst Kinder mit AD(H)S haben keinen Stempel auf den Kopf. Nur mit Diagnose kann man halt besser fördern. Und euer Kleiner muss davon ja nix haben. Der Freund meiner Tochter war im Kiga auch auffällig. Die Eltern haben dann 2 Jahre Ergo gemacht. Da hat er sooo viel aufgeholt und gelernt was in der Gruppe eben nicht ging. Und zur Schule war alles unauffällig und er muss nirgens mehr hin ohne Diagnose
Vielen Dank für deine ausführliche, aufbauende Antwort! 💜