Emotional-sozial stärken/therapieren, aber wie?

Hallo,

ich habe eine 4 Jahre alte Tochter, die schon immer sehr sensibel war. Hochsensibel wäre wohl eine Beschreibung, die passen könnte, wobei ich weiß, dass das keine richtige Diagnose ist. Sie ist da familiär leider ziemlich vorbelastet. In unserer Familie gibt es auf beiden Seiten Familienmitglieder mit Depressionen, Adhs, Angststörungen und gleich mehrere Suchtkranke. Ich möchte sie deshalb so gut es geht stärken.

Sie hat sehr viele Ängste. Angst im Dunkeln, Verlust- und Trennungsangst, Angst vor zu nahem Kontakt zu so ziemlich allen Tieren etc. Dadurch entstehen auch im Umfeld immer wieder Konflikte. So verlässt sie beispielsweise den Morgenkreis in der Kita, wenn es ihr zu laut wird oder springt schreiend auf unseren Arm, wenn am Kinderbauernhof eine Ameise! auf sie zukrabbelt. Sie ist einfach ziemlich oft gestresst und unenspannt. Wir wollen nicht in die Vermeidung gehen und haben ihr zum Beispiel Lärmschutzkopfhörer besorgt, wenn es mal wieder zu laut wird. Machen Entspannungsübungen und Kinderyoga, besuchen eine Musik- und Tanzgruppe. Das klappt schon mal ganz gut, aber so etwas wie Haare fönen? Undenkbar!

Sie hat mittlerweile auch fast jede Nacht Alpträume, wobei sie meist auch eher leicht schläft und sofort wach wird, wenn sie ein Geräusch hört. Wir waren auch schon bei einer Erziehungsberatung, aber so richtig geholfen hat es noch nicht.

Ich habe eine Psychotherapie erwogen, mein Mann lehnt das aber ab, weil er das stigmatisierend findet. Meine nächste Überlegung war vielleicht mit Ergotherapie zu beginnen. Mich belastet es und ich habe auch Angst davor, wie es wird, wenn sie in die Schule kommt.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen und kann berichten?

Viele Grüße

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Ähnliche Erfahrungen im weitesten Sinne.
Unsere Tochter (fast 5) war schon immer sehr zurückhaltend und hat große Gruppen lieber gemieden. In der Kita war es ihr meist zu laut und so waren manche Tage für sie mega anstrengend.

Wir haben Anfang Januar auf Anraten der Erzieher eine INPP-Expertin aufgesucht. Diese beschäftigt sich mit dem Abbau von frühkindlichen Reflexen. Ich war ehrlich gesagt gar nicht davon überzeugt, wollte es aber zuliebe meiner Tochter ausprobieren.
Wir hatten dann einen Termin, haben Übungen bekommen und was soll ich sagen? Selbst meine Tochter sagte, dass sie selbstbewusster geworden ist und sich mehr zutraut. Sie kann jetzt vor ihrer Gruppe sprechen und sogar Sachen vorstellen. Das wäre im Dezember undenkbar gewesen.
Ob es für euch eine Möglichkeit ist, weiß ich nicht. Lies dich mal ein. Wenn nicht, ist es nur eine Idee gewesen.

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Hallo,
darf ich einmal fragen, was dort gemacht wurde und für welche Probleme/Ursachen es sich besonders gut eignet? Ich habe mich da auch mal eingelesen, fand die Infos aber doch etwas zu schwammig und auf viele Kinder zutreffend.
Ich würde mich freuen, wenn du das etwas genauer erklären könntest, da ich das wirklich sehr interessant finde!
Viele Grüße

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Hallo,
also gegen die unheimlich vielen Ängste hat bei uns die Ergotherapie gearbeitet. Insofern finde ich Ergo schon sinnvoll, bevor sich sowas manifestiert und gar nicht mehr weggeht.
Ansonsten finde ich gut, was ihr macht.

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Hallo,
das klingt alles sehr anstrgend. Für Eure Tochter und auch für Euch. Habt ihr bereits mit dem Kinderarzt gesprochen? Wenn nicht, würde ich alles genau aufschreiben (quasi wie hier jetzt) und ihm alles schildern. Evtl. weiß er rat. Ergotherapie ist erstmal nicht schlecht. Was die Psychotherapie angeht, so weiß ich nicht was der Vater genau stigmatisierend findet. Das Kind ist 4. Bis es in die Schule geht, wird die Therapie wahrscheinlich beendet sein. Auch geht ihr doch nicht damit hausieren : "Unsere Tochter macht eine Psychotherapie weil...". Davon wird keiner was erfahren. Den Erziehern würde ich es jedoch, unter Erwähnung der Schweigepflicht, mitteilen um diese mit ins Boot zu holen und um ggf. Feedback zu erhalten, ob sie "positive" Veränderungen an dem Kind festellen.

Albträume sind so eine Sache. Ggf. mal nach Literatur dazu schauen, um direkt was bewirken zu können. Gut ist immer, wenn es abends ruhiger wird und man mit den Kindern über die tollen Momente des Tages spricht. Was sie gut gemacht haben. Was sie erfreut hat. Wie sehr Du oder der Papa sich über dieses oder jenes gewundert und gefreut hast was sie gemacht haben. Über etwas sprechen, das sehr lustig war...
Unsere Tochter hat momentan auch viele Abträume. Wovon sie handeln ist unklar. Ich denke meist um Verluste in jeglicher Hinsicht. Manchmal spricht sie dabei und dann kann ich mit ruhigen Worten darauf eingehen. Bspw. sagte sie im Traum, das etwas wieder hergezaubert werden muss. Da sagte ich leise: "Abra kadraba, simsalabim, alles ist wieder da. Schau mal, wir haben alles wieder hergezaubert."

Ich wünsche Euch als Familie alles Gute #blume

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Huhu.
Wir hatten mit meiner Tochter ähnliche Probleme gehabt.
Was bei uns super geholfen hat, war die Frühförderung und Reittheraphie.

Warst du auch schon mal beim HNO Arzt? Wenn sie schlecht hört, könnte es auch sein, dass sie vll deswegen mit den Geräuschen überfordert ist.

Mittlerweile machen wir eine Verhaltenstheraphie und es tut meiner Tochter sehr gut.

Wenn ich du wäre, würde ich mich über meinen Partner hinwegsetzten und auf jedefall was in die Wege leiten. Nur weil er will dass sein Kind nicht anderes sein soll, hilft deinem Kind nicht im geringsten....

Die meisten Sachen die wir mit meiner Tochter gemacht haben gingen von mir aus, weil ich ihr helfen wollte so gut es geht.

Alles Gute euch und grüße

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Ihr braucht beide Hilfe.
Wende dich an eine Familienberatungsstelle, da kann euch beiden geholfen werden, auch mit weiterführenden Maßnahmen.

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Ich finde es großartig wie genau und wie feinfühlig du die Probleme und Ängste deiner Tochter erkennst und wieviel du bereits tust um sie zu stärken! Wirklich Chapeau!!!
Ich halte eine Ergotherapie auch für etwas, das deiner Tochter helfen könnte resilienter zu werden.

Bestimmt ist einiges auch genetisch bedingt, da es in euren Familien ja bereits mehrfach Betroffene gibt.

Langfristig denke ich, wird es helfen, sich des Problems bewusst zu sein und sehr achtsam mit sich selbst (also deine Tochter mit sich selbst) zu sein. Momente der Ruhe finden, Orte des Rückzugs und der Entspannung finden. Vielleicht ein entspannendes Hobby, wie Perlenatmbänder und Ketten machen, oder Malen auf Leinwand.
Und vorsichtig und positiven Kontakt zu Tieren herstellen. Vielleicht gibt es in eurem Umfeld einen lieben, freundlichen Hund, der gerne „Freundschaft“ schließen würde, der sich also gerne streicheln lässt und nicht bellt. Oder eine Schmusekatze… so dass sie positive Erfahrungen mit Tieren machen kann.
Natürlich sind Ziegen im Zoo zu aktiv und zu wild für ein ängstliches Kind, aber wenn sie etwas älter und körperlich größer ist, könnte das auch klappen.

Die Angst und der Ekel vor Insekten oder Spinnen, das haben viele Menschen, ich auch. Ich versuche das natürlich zu vermeiden, aber wenn eine Spinne im Haus ist, oder ein Graßhüpfer, dann bin ich MUTIG und RETTE meinen panischen Sohn 😂😂😂
Und Ekel mich selbst zu Tode 😁

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Ach und was die Angst im Dunkeln usw. betrifft, das würde ich so annehmen wie es ist. Also ohne Vorwürfe oder den Druck das zu ändern.
Nachts kann man Nachtlicht anmachen (bei mir leuchten immer Solarlichter, aber nicht wegen Angst, sondern weil ich es liebe) und sie kann bei dir schlafen, das gibt auch so viel Sicherheit. Glaub mir, sie sind nur kurz klein, in 10 Jahren trauerst du der Zeit hinterher in denen sie sich nachts an dich gekuschelt hat.
Man kann die Schlafumgebung auch so gestalten, dass sie das Gefühl von Sicherheit vermittelt, z.B. ein Dach über dem Bett, und im dunklen gruselig aussehende Spielzeuge außer Sichtweite lassen.

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Huhu 🤗
Eine doofe Frage, aber:

Was hat "Familienmitglieder mit Depressionen, Adhs, Angststörungen und gleich mehrere Suchtkranke" mit deinem Kind zu tun? Sofern du nicht selbst alles vereinst haben Erkrankungen und Neigungen anderer doch keinen direkten Einfluss.
Das ist wie das Märchen das Kinder von Alkoholkranken automatisch auch abhängig werden. Da gehört aber auch mehr dazu, als die DNA. Was das Umfeld vorlegt, ja - aber du wirst dein Kind ja nicht alldem direkt aussetzen, oder?

Mein Partner hat auch ADHS und LRS - kann ich bei unserer Schlaftablette nicht wirklich beobachten.

Kann es sein, dass du ein paar Ängste vielleicht projezierst?
Das ist auch gar nicht böse gemeint, aber deine Gedankengänge im Zusammenhang mit anderen wirken ein wenig auf mich so.

Ansonsten könnte ich auch nur sagen, dass du das vielleicht an qualifizierter Stelle einmal ansprechen und abklären lassen solltest.

Alles Liebe ❤️