Hallo zusammen!
Ihr habe mal eine auf den ersten Blick vielleicht seltsame Frage: Was erwartet ihr, was eure Kinder so im Kindergarten machen/lernen/erfahren sollten? Und was davon wird bei euch in der Einrichtung umgesetzt, was nicht?
Erwartet ihr, dass eure Kinder im Kindergarten
- Lieder kennenlernen und evtl Bewegungen dazu
- Spiele (Kreisspiele, Gesellschaftsspiele u.ä.) spielen
- erste, ganz einfache Experimente machen (zb Wasser färben)
- malen und basteln
- Sprachförderung erhalten (falls notwendig)
- nach draußen gehen (Außengelände, Spaziergänge, Spielplatz usw)
- erste „Exkursionen“ machen oder „Expertenbesuch“ bekommen (zb mal die Feuerwehr besuchen oder was sich eben so anbietet im Ort oder ein/e Polizist/in kommt und erzählt etwas über Verkehrserziehung etc)
Ich habe diese Vorstellungen nämlich gehabt als mein erstes Kind in die Kita kam. Jetzt wo es fast in die Schule geht hatte ich aus einem anderen Grund ein Gespräch mit der Leitung und habe ihr mitgeteilt, dass ich diese Punkte eigentlich erwartet hatte, aber fast nichts davon wirklich umgesetzt wurde. Antwort war: „Sie leben ja noch im letzten Jahrhundert, so etwas wird in Kindergärten heute nicht mehr gemacht. Mit den Kindern von heute kann man zb keine Lieder mehr singen. Die möchten das nicht. Und auch die Eltern möchten nicht, dass wir ihre Kinder zu so etwas zwingen“. 😳
Ist das wirklich so?! Müssen Kinder gezwungen werden?! Macht Singen, basteln, draußen spielen keinen Spaß mehr?! Lebe ich wirklich im falschen Zeitalter und habe falsche Erwartungen? Vielleicht bin ich einfach zu alt?! Klärt mich auf 😅
Vielen Dank schon mal und Liebe Grüße
Was man vom Kindergarten erwarten kann
Bei uns werden diese ganzen Sachen angeboten und es gibt sogar noch darüber hinaus Angebote wie Yoga, kochen und backen, Gottesdienste mitgestalten (katholische Einrichtung), Vorschulprojekte, Spaziergänge zu anderen Spielplätzen usw
Größere Ausflüge konnten wegen Corona nicht stattfinden, aber ich hoffe, das ändert sich bald wieder.
Vieles kann aufgrund von Personalmangel nicht immer angeboten werden, aber sie machen so viel wie möglich, um den Kindern möglichst viel bieten zu können. Evtl ist das bei euch der eigentliche Grund.
Und ja, es gibt die Kinder, die nicht mitmachen wollen. Das ist auch kein Problem. Ich glaube nicht, dass die gezwungen werden. Aber wenn so garnichts von deiner Liste gemacht wurde, dann fände ich das schon sehr bedenklich und auch traurig. Was machen die Kinder denn den ganzen Tag?
Und wurde dir das bei der Besichtigung versprochen und dann nicht gehalten oder hattest du garnicht danach gefragt?
Also ich erwarte, dass auf mein Kind eingefangen wird und sie sich entfallen kann.
Das sie nicht mit Stereotypen vollgeballert wird und glücklich ist. Dass sie getröstet wird.
Das Strukturen erlebt werden (Tagesablauf, inklusive Regeln), aber auch, dass an diesem nicht starr festgehalten wird, wenn es nicht klappt.
An Aktivitäten erwarte ich definitiv, das bei jedem Wetter rausgegangen wird. Malen, Basteln, singen und viel Bewegung sind mir wichtig- aber mit Spaß an der Sache. Ich möchte keinen Ordner mit gebastelten Werken bekommen, wenn mein Kind Basteln komplett blöde findet und dazu gezwungen wird.
Deine Liste finde ich anforderungstechnisch nicht sehr hoch, also völlig normal. Experimente sind zwar cool, aber wenn das nicht gemacht wird, finde ich das auch nicht schlimm- der richtige Umgang mit einer Bastelschere und einem Stift finde ich viel wichtiger.
Exkursionen werden bei uns gemacht. Die ganz kleinen gehen halt zum Spielplatz, die größeren machen altersentsprechende Ausflüge. Förderung passiert auch, haben wir aber bisher nicht gebraucht. Die Vorschulkinder gehen einmal wöchentlich in die Grundschule und es gibt einen Schlittschuhlaufkurs, ich glaube aber dafür zahlt man extra.
Insgesamt bin ich mit unserer Einrichtung zufrieden hinsichtlich meiner Erwartungen.
Bei uns gibt es auch fast alles davon. Ich glaube, sowas wie gemeinsam singen und Fingerspiele gehört auch wirklich zum "Must have". Gibt es keinen Morgenkreis?
Für mich klingt das schon etwas danach, dass der Kiga da keine Lust drauf hat.
Andererseits: was machen die da mit den Kindern? Gar nichts? Nur freie Spielzeit? Gehen die nicht mal raus???
Das was du hier bemängelst und ansprichst, klingt nach einem Offenen System. Dein Kind hatte eben nie Bock auf Malen und Basteln, also war es nie beim Malen und Basteln. Meine Söhne hatten da noch Glück. Beim Großen im Kindergarten gab es das offene System noch nicht und beim Kleinen wurde das exakt ein Vierteljahr vor seiner Einschulung eingeführt … der größte Mist, den ich je mitmachen musste.
Ansonsten haben meine Kinder das, was du hier ansprichst alles gemacht…außer die Sprachförderung. Die Sprachförderung ist nicht Aufgabe eines normalen Kiga. Dazu gibt es Logopäden. Ansonsten sprechen die Erzieher natürlich mit dem Kind, aber eine spezielle Förderung bekommt kein Kind.
Bei uns gibt es schon Sprachförderung, aber nur für Kinder, die zu Hause kein Deutsch sprechen.
Das, was du bemängelst am offenen Konzept war auch meine große Sorge. So wie ich meinen Sohn kenne, würde der dann auch nur auf dem Spielteppich mit den Autos oder draußen im Sand sitzen.
Da liegt es dann echt an der Fähigkeit der Erzieher für ihre Angebote zu begeistern.
Aber das ist genau die Krux an der Sache: Die Kinder dürfen nein sagen und es liegt in der Natur des Menschen, davon bin ich überzeugt, dass er gerne nach dem Lustprinzip lebt. Sachen, die man nicht gut kann, lassen den Körper keine Glückshormone produzieren, und wenn ich nicht MUSS, dann mach ich die unangenehmen, nicht spaßigen Sachen halt nicht. Und es ist viel zu wenig Personal da, GERADE in den offenen Häusern, dass das Personal die Kinder dann noch extra motiviert, die keine Lust haben. Die machen ihr Angebot mit denen die Lust drauf haben und der Rest fällt hinten runter. Und dann kommen Kinder in die Schule, die keinen Stift halten können und nicht auf der Linie ausschneiden können, wenn sie überhaupt eine Schere halten können. Und ich bin eindeutig FÜR Partizipation und ich denke auch, dass Kinder „Fenster“ haben, in denen sie Sachen besonders gut lernen (würden), wenn man DANN individuell auf sie eingehen würde, aber das passiert ja auch nicht!!!!
Ich bin froh, diesen ganzen Bockmist nicht mehr mitmachen zu müssen. In der Schule geht’s schließlich auch nach Lehrplan. Da gibt’s so einen Mumpitz zum Glück nicht mehr
Hallo,
Bei uns wird gemalt, gebastelt, gesungen, Schach gespielt, einmal die Woche ist Yoga und tanzen, die Holzwerkstatt wurde gerade wieder ins Leben gerufen, sie gehen in die Bibliothek, mal einen Ausflug auf einen benachbarten Spielplatz usw.
Die Kinder müssen die o. g. Sachen aber nicht mitmachen, also nicht die ganze Gruppe bastelt zum Beispiel. Vielleicht meint eure Leiterin das? Wir haben ein halboffenes Konzept und den Kindern werden eben die o. g. Angebote gemacht und sie entscheiden, ob sie bei der Aktion mitmachen möchten oder z. B. mit zum Spielplatz oder in die Bibo gehen möchten. Also ich denke es kann schon sein, dass Kinder fast nie basteln, weil es sie nicht interessiert, aber sie haben in der Kita die Möglichkeit dazu.
Es gibt aber auch feste Konstanten wie z. B. der Mittagskreis in der Gruppe, da können die Kinder nicht entscheiden, ob sie dabei sein wollen. Oder wenn Nachmittags die ganze Kita in den Außenbereich geht. Vormittags ist es aber schon so, dass ein Teil der Kinder draußen spielt und ein Teil drinnen, je nachdem wie sie möchten.
VG Nenea
Bei uns wird das alles gemacht, aber mein Sohn geht auch in einen klassischen Kindergarten mit geschlossenem Konzept (aber mit gruppenübergreifenden Projekten).
Aber der Kindergarten ist auch recht Old School unterwegs, die Gegend hier recht konservativ. Die Erzieherinnen sind recht alt. Die älteste ist seit über 30 Jahren im Job, seit 25 in dieser Einrichtung.
Leider sind all diese Dinge (Exkursionen, Basteln, Backen, Experimente,...) personalintensiv. Das ist das erste, was ausfällt, wenn die Leute knapp werden. Da ist "Freispiel" schon einfacher...
Ist man bei 30 Jahren im Beruf gleich alt? Ist im Kiga meines Sohnes auch eine Erzieherin, die wird dieses Jahr 49... alt finde ich das jetzt noch nicht... Ich würde sie aber auch jünger schätzen...
Umgekehrt habe ich Kollegen auf Arbeit, die mit Anfang/ Mitte 50 schon aussahen wie kurz vor der Rente...
Jain... Sie ist halt vom Alter her im Alter der Großeltern und hat auch bereits Enkel im Alter ihrer Kindergartenkinder.
Die Kinder lieben sie und sie macht einen tollen Job! Bitte nicht falsch verstehen! Sie hat, so schätze ich sie ein, im Kindergarten schon viele Trends/Konzepte kommen und gehen sehen und hat einfach eine Gelassenheit dabei.
Es ist in diesem Kindergarten seit über 30 Jahren derselbe Tagesablauf (ein Papa im KiGa war auch schon dort).
Auch für Kindergärten gibt es ein Curriculum, wobei das anders heißt. Aber die Sachen, die von dir genannt wurden, sollte ein Kindergarten leisten, ja. Ein Kindergarten ist nämlich keine Aufbewahrung sondern eine Bildungseinrichtung.
Davon ab: Welches Kind hat bitte keinen Spaß an Bewegungs-Liedern und Ausflügen?!
Auf der anderen Seite sind wir Teil der Leitung der Krippe unserer Kinder (privater Elternverein) und daher weiß ich, dass die Vorstellungen von Erziehern massiv von dem was sie leisten müssten abweichen. Unsere drei Erzieher (für 8 Kinder) haben uns erzählt sie könnten das Frühstück nicht weiter aufrecht erhalten, weil sie es sich nicht zutrauen. Dabei müssten es eigentlich zwei von ihnen alleine mit noch zwei Kindern mehr leisten. 😂 Es geht bei uns nur darum Arbeit wo möglich aus dem Weg zu schaffen und zu reduzieren. Ich denke die Denkweise der Erzieher deines Kindergartens ist denen unserer recht ähnlich.
Bei uns gibt es übrigens eine Stelle vom Jugendamt die für die Einhaltung des Curriculums zuständig ist, aber dafür ist es wohl bei euch zu spät.
Vielen Dank schon mal für eure Beiträge. Ich antworte jetzt einfach mal auf diesen, versuche aber auch auf die anderen Beiträge Bezug zunehmen.
Also, es handelt sich tatsächlich um einen Kiga mit offenem Konzept und in meinen Augen auch sehr "arbeitsunwilligen" Erzieherinnen. Die Leitung setzt dem ganzen dann noch die Krone auf, denn sie bewegt sich NIE aus ihrem Büro. Arbeitet null am Kind.
Meine Tochter ist ein recht schüchternes Kind, dass aber eigentlich sehr schnell für etwas zu begeistern ist, besonders beim Singen, Malen und Basteln sagt sie nie nein, allerdings wird da wohl auch nicht so wirklich ein Angebot gemacht. Ich hatte dieses Thema auch schon öfter beim Personal angesprochen und es wurde sich einfach immer rausgeredet. Oft habe ich gehört, dass Kind muss sagen, was es basteln will, sich die Materialien selbst zusammensuchen und nur bei Bedarf nach Hilfe der Erzieherinnen fragen. Dies finde ich gerade bei den Jüngeren aber einfach überfordernd. Ich glaube meine Tochter hat sich auch nie getraut, sich einfach überall am Material zu bedienen...
Das mit dem Curriculum ist mir bekannt. Auch dass es eine Stelle beim Jugendamt gibt. Ich habe auch schon im Elternausschuss gesessen und wir haben mit Personal, Leitung und Träger darüber gesprochen. Alle uneinsichtig. Stelle beim Jugendamt kontaktiert: Absolutes Desinteresse. Ich und eine weitere Mutter aus dem EA sind angeblich die einzigen die sich je beschwert haben (ich weiß aber von einigen anderen Müttern und Vätern, dass dies nicht stimmt).
Aber heute hat mir die Aussage der Leitung nochmal so die Hutschnur platzen lassen, dass ich dachte ich muss mal hier nachfragen, wie die Erfahrungen in anderen Einrichtungen so sind.
Ich hätte meine Tochter auch gerne in einen Kiga mit geschlossenem (oder am liebsten teiloffenen) Konzept geschickt, aber leider wohnen wir sehr dörflich und alle Kindergärten in den Nachbarorten sind schon voll...
Ich finde die Aussage der Leitung auch erschreckend, gerade in Bezug auf Singen etc.
Das machen wir sogar in der Krippe und da ist es nun wirklich an einer Hand abzählbar, wer da schon aktiv mitsingt. Aber Singen, Bücher anschauen etc gehört zur Sprachförderung dazu.
Ich hatte ein Praktikum in einer Kita mit offenem Konzept. Jedes Kind hatte eine feste Gruppe, in der morgens begonnen wurde und auch ein Morgenkreis stattfand. Danach konnten die Kinder mehr oder weniger selbst entscheiden, in welchen Raum sie gehen möchten - Bewegungsraum, Kreativraum, Bällebad, anderer Gruppenraum etc. Aber trotzdem fanden Ausflüge/Spaziergänge etc statt... Ihr scheint da echt ne miese Kita erwischt zu haben
Ähm, also bei der Menge an Basteleien und Bilder sie hier wöchentlich abgeschleppt werden, entnehme ich mal, dass die Kinder unserer Kita gerne basteln 😉.
Immerhin hat die Kita sogar ein atelier, das für die Kinder ab der Elementargruppen frei zugänglich ist.
Einmal die Woche kommt ein musiker und singt mit den Kindern, übt Lieder fürs laternelaufen, Weihnachten. Und die Kinder lieben es. Den ganzen Tag werden dann die Lieder gesunden.
Schon in der Krippe gab es regelmäßig o. a. "schaumpartys" bei denen die Kinder entdecken durften. Jetzt bei den größeren nimmt die Kita an einem Projekt zum kkimaschutzteil. Beides sind nur 2 Beispiele von so vielen Sachen, die dort gemacht werden.
Exkursionen sind im Moment durch ständigen Personalmangel und Corona seltener, eher in die parks und die spielplätze in der Nähe. Aber der Anspruch war, dass dieses jahr wieder mehr stattfindet. Und das ist ja auch verständlich. Ich bin froh, dass wir überhaupt so bemühte Erzieher haben.
Also nein, ich kann das Argument und diese Aussage nicht bestätigen. Ich kann verstehen, wenn solche Sachen aufgrund von Personalmangel nicht stattfinden, aber an den Kindern liegt es bestimmt nicht. Dann würden Kinder in waldkindergarten ja überhaupt nichts mit sich anzufangen wissen.
Ich hatte bei unseren Erziehern immer den Eindruck, dass sie diese ganzen Dinge auch gerne organisieren und kreativ werden. Macht den Beruf ja auch ein stückweit aus, dass man so viel probieren kann.
Vielleicht fehlt da eher die Motivation und Bereitschaft seitens der Kita-Leitung/Trägers, die Erzieher zu unterstützen und zu ermutigen, mit den Kindern kreativ zu werden.