Hallo Ihr Lieben,
Ich bräuchte mal ein paar Meinungen von den erfahrenen Mehrfachmamas!
Ich habe zwei wunderbare Söhne, vier Jahre und acht Monate. Der große wendet sich seit ein paar Monaten immer mehr von mir ab und möchte eigentlich nur noch bei seinem Papa sein. Relativ schwierig, weil er halt eben den ganzen Tag arbeiten ist.
Seit neuestem möchte er auch noch länger im Kindergarten bleiben. Irgendwie habe ich ein bisschen Angst, dass er sich bei mir zu Hause nicht mehr wohl fühlt…
Sein kleiner Bruder ist eigentlich ein sehr pflegeleichtes Baby, der natürlich auch ab und zu mal ein schlechten Tag hat oder ein bisschen mehr Aufmerksamkeit braucht. Generell denke ich aber dass es sehr ausgeglichen ist. Ich verbringe auch regelmäßig Zeit nur mit dem Großen.
Diese berühmte Papa Phase hatten wir nicht, wird die jetzt vielleicht gerade nachgeholt?
Oder befindet sich der große jetzt einfach in einem Abnabelungsprozess?
Er war immer sehr an mir gehangen, das hat sich nach der Geburt von seinem Bruder natürlich ein bisschen verändert. Aber im Moment tut es mir schon ein bisschen weh oder ich bin vielleicht auch ein bisschen eifersüchtig, dass er mit seinen Sorgen nicht mehr zu mir kommen möchte.. bescheuert was mache ich denn erst wenn er mir mal sagt dass er auszieht
Obendrauf kommt natürlich noch, dass die Trotzphase irgendwie gar nicht aufhört … ständig muss man konsequent bleiben und die Wutausbrüche aushalten …
Ihr seht diese neuen Situationen machen mich ganz durcheinander. In der Elternzeit hat man halt irgendwie auch extrem viel Zeit sich in solche Themen rein zu steigern 😬
Was ich jetzt eigentlich nur wissen will, hat es jemand schon mal so ähnlich mitgemacht??
Ach so, wenn ich ihn frage ob er sich zu Hause wohl fühlt sagt er immer ja, aber ich solle nicht so gemein zu ihm sein… Das bezieht sich darauf, dass ich nicht zulassen kann dass er Möbel anmalt, seinen Bruder umschubst oder den ganzen Tag nur Schokolade essen möchte.
Abnabelung oder was anderes?
Ich kenne etwas ähnliches von meinem Sohn, ebenfalls 4 Jahre alt. Wenn er sagt ich sei gemein, dann ist das ein deutliches Zeichen, dass ich gerade zu viel von ihm erwarte, häufig zu ungeduldig bin oder mecker. Gerade im ersten Jahr mit dem Geschwisterchen ist das ja nicht ungewöhnlich. Die Großen sind verunsichert von der Veränderung und "funktionieren" nicht so gut wie sonst. Da braucht es sehr geduldige Bezugspersonen, die in der ersten Zeit ganz oft ein Auge zudrücken und weniger erwarten als sonst. Gleichzeitig sind die Eltern und vor allem die Mutter ja durch das Baby gefordert, sind vielleicht müde oder haben einen schlechten Tag. Das ältere Kind wirkt im Vergleich zum Baby ja schon groß und soll auch mal zurückstecken. Aber das geht leider nach hinten los.
Unser Großer kam in den ersten Wochen nach der Geburt auch zu dem Schluss, dass ich mich nicht ausreichend um beide Kinder gleichzeitig kümmern kann. Als mein Partner wieder zur Arbeit musste, fragte er ganz entsetzt "aber was ist, wenn ich Hunger habe und dann Baby gerade stillt"? Zum Glück hat es sich bald eingespielt und er konnte die Erfahrung machen, dass er trotz der Anwesenheit der Schwester noch gut versorgt wird. An manchen Tagen hat er aber auch gehofft, dass bald Feierabend ist, weil er mehr Zuwendung oder 1:1 Betreuung brauchte und wusste, dass es die erst gibt, wenn beide Eltern da sind. So ist nunmal die Realität.
Ich finde es wichtig solche Aussagen wie "du bist gemein" ernst zu nehmen, sich selbst zu hinterfragen und gegebenenfalls auch zu entschuldigen. Vielleicht könnt ihr gemeinsam überlegen, was ihr tun könnt - z.B. dass er dir ein bestimmtes Signal gibt, wenn er dich als gemein empfindet und ihr dann erstmal einen Gang zurück schaltet und eine Runde kuschelt und erst dann nach einer Lösung für die konkrete Situation sucht. Generell ist natürlich viel Zuwendung wichtig, kuscheln und auch verbale Aussagen, wie lieb man das Kind hat und wie toll man es findet - aber das machst du vermutlich eh schon.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ich sage meinen beiden sehr oft dass ich sie sehr lieb habe und nach einem seiner trotz Anfälle nehme ich ihn auch gerne in den Arm, sofern er es denn zulässt. Ich kann seine Wut aus kindlicher Sicht natürlich auch nachvollziehen. Aber gewisse Sachen muss man halt eben einfach unterbinden. Da gehört Möbel anmalen einfach dazu ….
Ich gebe dir recht, im Moment bin ich trotzdem eher ungeduldig und leicht reizbar. Mir fehlt definitiv ein bisschen Ausgleich. Hilfe von außen haben wir allerdings nicht und mein Mann gibt sich wirklich große Mühe dass ich auch mal durchschnaufen kann.
Ich hoffe wenn es jetzt wieder wärmer wird dass uns viel frische Luft gut tut. Draußen ist irgendwie immer alles nur halb so schlimm
Wir kennen das gerade mit dem Papa.
Er wird oft abgelehnt. Schon wenn mein Mann nach Hause kommt bekommt er ein "Geh weg! Du bist nicht mein Freund!" an den Kopf geknallt. Das ist schon echt hart. Abends ins Bett bringen soll ich ihn zur Zeit auch nur und Papa ist dann wieder "blöd oder gemein".
Wenn wir dann alle zusammen oder die beiden alleine spielen ist alles super oder auch beim Essen.
Ist meistens nur beim ersten aufeinander treffen und abends.
Wir denken, es ist nur eine Phase. Das gab es schön öfters. Auch, dass ich ihn nicht ins Bett bringen durfte.
Es hat sich bei uns nichts geändert. Also kein Geschwisterkind, Kindergarten, Umzug oder ähnliches.
Eigentlich hast du ja schon alles selbst erklärt. Deine Überlegungen sind schlüssig und passen zu einem neurotypisch-altersgerecht entwickeltem 4jährigen.
Also - ja, du darfst und solltest etwas loslassen. Du liebst doch dein Kind nicht weniger, wenn du ihn nicht mehr wie ein Kleinkind betüdelst und bespasst.
Meine Kinder wollten mit 4 Jahren auch nach der Kita lieber noch mit ihren Freunden spielen anstatt mit mir.
Außerdem wollten sie sich an "schwierigen" Sachen ausprobieren (kann ich schon bis da oben klettern?, wer kann höher schaukeln, weiter springen, laufen, etc). Da war mein Mann wesentlich beliebter, weil unerschrockener.
Ich war auch "gemein", weil ich sie weniger machen ließ.
Zum Trotzen: Nach 4 Kindern bin ich mittlerweile zu der Auffassung gelangt, dass bei Menschen- wie Tierkindern ein Programm abläuft, mal etwas schneller, mal etwas langsamer.
Beim drehen, krabbeln, laufen sieht man es ja sehr gut. Wenn ein neuer Entwicklungsschritt dran ist und sie kriegen es noch nicht hin, sind sie nervig, quengelig, unzufrieden. Das muss man dann eine Weile aushalten und/oder auch mal ermutigen, anstupsen und unterstützen, bis sie den Schritt geschafft haben. Dann hört das Trotzen auf.
Also, trau ihm etwas zu, lass ihn viel alleine machen und dir helfen ("schwierige" Sachen). Wenn er länger in der Kita bleiben will, dann doch um mit dem Freinden zu spielen. In dem Alter waren meine ständig bei Freunden oder alle auf dem Spielplatz/draußen oder wir hatte selbst eine Horde Kinder zu Hause.
Ich hoffe, es ist irgendetwas hilfreiches für dich dabei gewesen.
Danke für deine liebe Antwort und deine Erfahrung!
Stimmt schon, bei Babys wird jeder Entwicklungsschritt genau erklärt und warum die Laune plötzlich mies wird. Und irgendwann hört es auf, dabei geht die Entwicklung ja ständig weiter!
Und es stimmt auch was du sagst, ich merke wie er immer selbstständiger wird und immer mehr alleine kann. Und das ist richtig toll mit anzusehen.
Das mit dem Loslassen muss ich wohl definitiv noch lernen, spätestens wenn die erste Freundin hier zu Hause steht
Da mein zweites und drittes Kind geboren wurden als mein erster Sohn 11 Monate war, bin ich zwar eine Mehrfachmutter, habe aber eher andere Erfahrung aus der ersten Zeit mit zwei bzw. drei Kindern.
Mein großer Sohn ist ebenfalls 4 Jahre alt und hängt noch sehr an mir, will aber auch immer mal zeigen, was er schon alleine kann und möchte, dass ich ihn lobe.
Ich werde meinen dreien nicht immer gerecht, muss ich sagen, aber ich bemühe mich. Die ersten zweieinhalb Jahre waren wir als Eltern beide zuhause, da ich alleine mit drei so kleinen Kindern überfordert gewesen wäre. Daher war für meine Zwillinge ihr Papa auch von Anfang an Hauptbezugsperson, weil er sich genauso kümmern musste wie ich.
Bei uns gab es immer mal wieder kurze Phasen in denen vor allem die Zwillinge sich nur von Papa oder Mama wickeln lassen wollten. Oder die letzten Tage wollte mein 3 jähriger Sohn, wenn er nachts wach wurde, vom Papa geholt werden. Das hat mich ehrlich gesagt schon genervt, da ich schneller wach werde und keine Lust hatte, dass meine anderen zwei Kinder aufwachen, bevor mein Partner es tut...
Mein 4 Jähriger ist meistens bei mir, möchte aber auch mal nur mit dem Papa einkaufen gehen oder mit diesem was spielen. Ich gehe halt insgesamt etwas mehr auf die Kinder ein und ich denke das spüren sie auch. Aber sie fragen tagsüber regelmäßig nach ihrem Papa und wollen wissen, ob er schon auf dem Weg nach Hause ist.
Ach ja, wenn ich meinem Großen mal kein Video oder keine Süßigkeiten mehr erlaube, sagt er in letzter Zeit auch manchmal, dass ich nicht so gemein sein soll. Ich verstehe auch, dass er es in dem Moment so empfindet, versuche aber zu erklären warum noch mehr Videos/Süßes nicht gut für ihn wären. Und ich tröste ihn dann auch, sollte er weinen und wenn möglich, machen wir was Schönes zusammen.