Meine Schwester, Anfang 30 hat einen dreijährigen Sohn. Erst kürzlich ist mir wieder aufgefallen, dass deren Essverhalten ungewöhnlich ist.
Es wurde der 3. Geburtstag meines Neffen gefeiert und meine Schwester hat den Gästen (es gab kaum welche) vorab explizit mitgeteilt, dass es nichts zu essen geben wird. Nicht falsch verstehen: Niemand erwartet ein Buffet oder Ähnliches. Wir waren wirklich recht lang auf dem Geburtstag und mein Neffe bekam nicht ein einziges Mal etwas zu essen (auch ohne Gäste nicht). Scheinbar hat eine Freundin meiner Schwester einen kleinen Kuchen für das Geburtstagskind mitgebracht. Als mein Schwager den Kuchen dann zum Essen an den Tisch holen wollte, hat meine Schwester das jedes Mal abgelehnt und regelrecht verhindert. Als er dann sagte „aber ich hab Hunger und die Gäste bestimmt auch“, hat sie gesagt „ne es gibt jetzt aber nix!“.
Meine Schwester und ich hatten eine sehr traumatische Kindheit, unsere Mutter hat uns vernachlässigt und ist ein sehr extrem toxischer Mensch. Unser Vater ist seit unserer Kindheit bis heute stark alkoholabhängig. Meine Schwester ist erst kürzlich zurück ins Elternhaus mit ihrer Familie gezogen - aus finanziellen Gründen.
Man merkt sowohl mir als auch meiner Schwester die Vergangenheit an und wir sind seelisch stark gezeichnet. Sowohl körperliche als auch psychische Gewalt gehörten Jahrzehnte zur Tagesordnung bei und. Deshalb habe ich für mich selbst entschlossen, keine Kinder in diese Welt zu setzen. Ich wäre einfach keine gute Mutter und möchte die Blutlinie für mich beenden.
Wir mussten früher oft hungern, es gab keine geregelten Mahlzeiten oder generell etwas essbares und wir haben nie wirklich etwas über richtige Ernährung gelernt. In meiner Schulzeit gab es Tage an denen ich lange hintereinander nicht einmal etwas essbares bekommen habe. Auch selbst kochen durften wir nicht, meine Mutter hat uns bewusst dumm gehalten um uns von ihr abhängig zu machen
Auch wenn dies nun sehr extrem klingt, ich denke es wäre besser, wenn auch meine Schwester kein Kind bekommen hätte. Wir sind für diese Rolle und Verantwortung nicht gemacht. Ich habe die Sorge, dass sie insbesondere diese seltsamen Essgewohnheiten an ihr Kind weitergibt.
Dazu kommt, dass mein Schwager (und Vater meines Neffen) auffällig oft Alkohol trinkt. Am Geburtstag meines Neffen trank er durchgehend Bier - nicht ein unalkoholisches Getränk. Auch meine Schwester neigt seit ihrer Jugend zum heftigen Trinken.
Ich befürchte, dass mein Neffe ebenfalls eine schlimme Kindheit haben könnte. Da er vor allem im Alter von 3 sicher mehr mitbekommt wie dessen Eltern denken.
Es bestehen auch keinerlei Kontakte zu anderen Familien, anderen Kindern etc. Als sich damals alle für die Krabbelgruppe angemeldet haben, war das meiner Schwester für ihr Kind und vor allem für sich zu aufwändig.
Ich spreche hier nur von uns. Es gibt genug gute Mütter mit traumatischer Kindheit, ich möchte hier keinesfalls irgendwas verallgemeinern oder ein Stigma aufzeigen.
Ist meine Schwester als Mutter geeignet?
Hallo,
was dir passiert ist tut mir unendlich leid. Ich find es so toll, dass du trotzdem so einen klaren Blick auf die Dinge hast und dir Gedanken um deinen Neffen machst. Bitte, bitte tue mir, dir und dem Kleinen den Gefallen und wende ich dringend ans Jugendamt. Das Jugendamt leistet Hilfestellung und ergreift wenn nötig die passenden Maßnahmen. Habe keine Angst vor diesem Schritt - auch ich habe Vernachlässigung erfahren und bin am Ende zu ganz tollen Adoptiveltern gekommen bei denen ich alles aufgeholt habe. Heute bin ich selbst Mutter und mein kleiner Sohn ist mein größtes Glück.
Je nachdem wie das Verhältnis zur Schwester ist fände ich es schon arg zum Jugendamt zu gehen, bevor man das persönliche Gespräch sucht.
Das Jugendamt wird wohl kaum einschreiten, weil auf dem Geburtstag kein Kuchen serviert wird und der Papa gerne Bier trinkt.
Für mich klingt das auch sehr ungewöhnlich, vor allem wenn du sagst dass ihr über mehrere Stunden dort gewesen seid. Regelmäßige Mahlzeiten sind ja wichtig für Kleinkinder.
Wie ist denn das Verhältnis zu deiner Schwester. Habt ihr eine enge Bindung, hat euch das gemeinsame Schicksal zusammen geschweißt? Kannst du mit ihr reden?
Ich denke nicht, dass du ihr sagen sollst sie hätte wohl besser kein Kind bekommen. Aber du kannst ihr ja vielleicht sagen, was for aufgefallen ist bei der Feier. Fragen ob sie Hilfe braucht, anregen zu einer Familienberatung zu gehen,…
Die Vorstellung als Erwachsene zurück in dieses traumatisierende Elternhaus zu gehen stelle ich mir echt krass vor.
Unser Verhältnis ist sehr oberflächlich, das war jedoch seit der Kindheit schon so. Sie kann gar keine Kritik abhaben und verschließt die Augen. Während ich unserem Alkoholiker Vater schon vor Jahren den Rücken zugedreht habe, nimmt sie ihn viel zu oft in Schutz.
Als sie kürzlich zurück in unser Elternhaus gezogen ist mit ihrer Familie, fragte ich sie nach den Gründen. Denn für mich ist dieser Schritt unbegreiflich. Meine Mutter lebt im gleichen Haus und wird sicherlich das Kind genauso als Strafe oder bei Überforderung schlagen, wie sie es damals bei uns gemacht hat.
Meine Schwester beschäftigt sich auch kaum mit Kindererziehung oder wie man ein Kind z.B altersgerecht in der Entwicklung fördern kann.
Anfangs bekam er erst die Flasche, wenn er mehrere Minuten stark geschrien hat. Sie hat vorher nicht erkennen wollen, dass dieses Kind hungert. Irgendwann hat jemand sie mal auf diesen Punkt angesprochen (ich glaube es war unsere Mutter) und meine Schwester ist dann ausgeflippt und hat unserer Mutter gedroht, sie dürfe das Kind nicht mehr sehen (was sicher für das Kind besser wäre meiner Meinung nach).
Das klingt wirklich schon sehr auffällig und in Verbindung mit eurer Vorgeschichte würde das bei mir auch alle Alarmglocken zum Schrillen bringen.
Ich würde mich auch ans Jugendamt wenden und sie Situation erst mal schildern, vielleicht können sie da mal ein Auge drauf werfen, bzw hoffe ich das sogar.
Sollte deine Schwester nicht selber einsehen, dass Sie scheinbar wirklich Hilfe braucht, dann finde ich es nicht falsch wenn du zum Wohl des Kindes darüber nachdenkst Kontakt zum Jugendamt aufzunehmen.
Bitte unternimm was! Das klingt überhaupt nicht gut!
Dass deine Schwester dorthin gezogen ist, ist mir unbegreiflich! Dein Neffe braucht dich und es geht überhaupt nicht an, an einem Geburtstag nichts zu essen/kein Essen anzubieten/dem gesunden Kind Kuchen zu verwehren - irrational oder gruselig oder schlicht: kalt und vernachlässigend. Warum auch immer, es muss eingegriffen werden.
Du wärst wahrscheinlich die bessere Mutter gewesen 😔
Ein Kind braucht Wärme, Liebe, Geborgenheit, Nahrung und Pflege - wenn es so gewaltig schief läuft, wird ein kleiner Mensch zerstört.
Kann es sein dass Du eine selektive Wahrnehmung deiner Schwester gegenüber hast, eben weil du denkst aufgrund der Vergangenheit hätte sie keine Kinder bekommen sollen ?
Bis jetzt hast du noch keine Geschichte über deine Schwester erzählt die mich vom "Hocker" haut das ich sagen könnte " Ja! Kindeswohlgefährdung !". Ein 3 jähriger ist keine 3 Monate alt, der kann auch mal ein paar Stunden ohne Nahrung, wie lange ging die Feier, wie lange hat er kein Essen bekommen? Ich nehme an, wir reden hier nicht von 6 oder 7 Stunden und mehr, oder ? Das sie die Bedürfnisse ihres Kindes am Anfang noch nicht direkt einordnen konnte finde ich auch nicht verwerflich, man muss in die Rolle ja erst reinkommen und wie ich lese hat sie ihn ja nicht hungrig 30 min weinen lassen sondern ein paar Minuten und das nicht aus Absicht sondern Unwissenheit oder ? Das sie wieder zu deiner Mutter zieht ist natürlich ungünstig, da kannst du natürlich ein besonderes Auge darauf haben das da keine Gewalt ins Spiel kommt. Hast du denn sonst irgendwas besorgniseregendes mitbekommen?
Wir mussten bei unserem mittleren geregelte Mahlzeiten zwischendem 2 und 4 Geburtstag einhalten sodern gab es Chaos in den Mahlzeiten
Er hätte gerne z. b um 15.30 Uhr Kuchen gegessen, aber er hätte dann zum Abendessen kaum Hunger gehabt sondern Nachts um 23 Uhr und wäre dann mindestens bis 2 Uhr aufgewesen.
Klar auf dem Geburtstag hätte ich es auch nicht als schlimm empfunden wenn er dann Nachts Abendbrot gegessen hätte.