Ehemaliges Frühchen - hat Angst mit anderen Kindern zu spielen

Hallo,

mittlerwile ist mein Sohn schon fast 4 Jahre alt. Er ist im September 2019 in der 28+3 geboren. Wir hatten gesundheitlich hier und da ein paar Probleme mit ihm, aber das hat er alles gut überstanden.

Ich mache mir einfach so Sorgen um ihn, da er immer schon ein sehr ängstliches und anhängliches Kind ist.
Er ist sehr zurückhaltend und vorsichtig. Beispielsweise ist er auf dem Spielplatz nicht gerne zwischen den spielenden Kindern alleine. Er hat Angst an ihnen vorbeizulaufen um die Rutsche zu erreichen etc. Gestern gab es eine herzzerreissende Szene in der ich echt fast weinen musste.
Er stand oben auf dem Klettergerüst mit seinem Vater und hatte soviel Angst vor den herumlaufenden Kindern auf dem Gerüst und fing an zu weinen. Wir unterstützen ihn soweit es geht und begleiten ihn auch sehr bei seinen Abenteuern. Dann hat er sich überwunden mit seinem Vater zu rutschen. Ich dachte mir ok das wars jetzt erstmal mit dem Thema. Doch er kam herunter und das erste was er sagte war "kann ich nochmal rutschen".

Wir waren sehr überrascht. Das Rutschen an sich scheint er überwinden zu können, aber seine Unsicherheit ggüber anderen Kindern macht mich fertig. Im kiga wird es wohl auch immer auffälliger, da er sich dort auch oft zurückzieht.

Lange Rede .... gibt es hier Eltern, die auch mit so einer Problematik leben und könnten mir bitte Tipps geben? Gerne würde ich ihn stärken, damit er offener mit anderen Kndern umgehen kann.

Ideen waren Besuch der Psychologischen Beratungsstelle. Dann eventuell weiter zu einer Ergotherapie zu gehen. Oder eine Anbindung an einen Verein.
Er war vor einem Jahr noch beim Kinderturnen, da gab es die selben Probleme und aufgrund der Geburt meiner Tochter hatten wir keine Zeit mehr dafür.

Bitte gerne her mit euren Tipps :)

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Kenne ich. Bällebad, Trampolin, Wasser. Alles was nicht festen Untergrund hatte war es bei uns das regelrechte Panikattacken hervorrief.
Übertriebene Ängste sind häufig bei Frühchen. Sie haben teilweise schon ein Trauma aus der Krankenhauszeit. Sie haben aber auch oft eine gestörte Körperwahrnehmung. Da kann Ergo gut helfen.
Psychologe und Ergo sind beides gute Ideen.
Bei uns wurde es mit Ergo besser. Und mit der Zeit.
Alles Gute euch.

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Hallo.
Mein kind ist auch eher introvertiert und fühlt sich bei vielen fremden Kindern nicht wohl. Wie ist es denn mit spielbesuch? Wenn nur ein Kind kommt?
Mein Sohn hat eine beste Freundin und die hat ihn immer wieder Leute "vorgestellt".
Soweit das mit 3 Jahren geht. Also er lernt erst ein Kind kennen und dann die nächsten. Und wenn wir wo sind, zb schwimmbad. Und ein Kind zeigt Interesse, dann sprech ich tatsächlich das Kind kurz an mit einem kurzen Hallo. Wie heißt du?
Hier kann man das machen ohne generalverdacht. Sind aber auch auf dem Dorf.
Liebe Grüße

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Unsere Söhne sind/waren genauso. Mit 4.5 hat sich das ganz von alleine gelegt. Der Grosse wird jetzt bald 5 und ist mittlerweile sehr kontaktfreudig und entspannt mit anderen Kindern und Erwachsenen. Es ist eine Frage der Reifung, lass deinem Kind noch etwas Zeit. Ich weiss, dass das schwierig ist, aber mach bloss keinen Druck, sonst vermittelst du ihm, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Gelegenheiten schaffen, in denen er mit anderen Kindern in Kontakt kommen kann und ihm ansonsten sein Tempo lassen, ist das Beste.

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Frage an Dich selbst: habt ihr ihn denn von klein an "vorsichtiger" behandelt und besorgter erzogen? So ein Verhalten kann auch durch Übervorsicht der Eltern anerzogen sein bzw. er spiegelt Eure Vorsicht.

Meine Kids waren schon mit knapp 2 auf Spielplätzen, Klettergerüsten und Rutschen. - Anfangs an der Hand oder auf die halbe Rutsche gesetzt, später alleine usw.... Stück für Stück "reingewachsen" ins Abenteuer -- ist das neu für ihn? -- oder sich im Trubel eines vollen Spielplatzes zu bewegen? -- vielleicht liegt der Knackpunkt auch an der Tatsache, dass er bisher sich nie zwischenso vielen fremden Kids auf fremden Spielplätzen bewegen sollte/musste/durfte?

Langfristig stärkst Du ihn indem Du ihn ganz viel solche Dingen machen lässt und ermutigst, sobald er vorsichtig wird. -- Sucht diese Gelegenheiten, damit er diese täglich üben kann...

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Hey!

Ihr hattet einen schweren Start.

Kann es vielleicht sein, dass euer Kind eure Sorgen und Ängste um ihn spiegelt?

In der Schule hatte ich ein ein paar Eltern, die ihre ängstlichen Kinder thematisierten. Im Laufe der Zeit war auch mein Eindruck, dass die Eltern selbst eher ängstlicher als andere Eltern waren.
Die Eltern meines Mannes sind schon sehr ängstlich. Wirklich übertrieben. Sie machen sich Sorgen um den Esstisch, den unser Kind von kleinauf kennt. Wenn es um den Tisch herumläuft oder an ihm sitzt.
Nach einem Treffen ist unser Kind um den Tisch gegangen und hat jede Kante festgehalten.
Nun. Mein Mann hat eine heftige Angststörung.

Vielleicht greifen da einfach viele Dinge zusammen. Psychologische Beratung ist sicher richtig und kann ihm helfen, selbstbewusster zu werden.
Geht er in den Kindergarten?
Es gibt bei uns auch Sportgruppen ohne Eltern.

Liebe Grüße
Schoko

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Sorry dass ich hier mal reinkrätsche aber diese Unterstellungen Frühcheneltern wären aufgrund der früheren Sorgen ängstlicher als andere sind so absehbar wie das Amen in der Kirche und absolut nicht der Realtität entsprechend und triggern mich wirklich!
Denn eigenlich ist es eher so dass man als Frühcheneltern schon soviel durch hat, dass das worüber sich andere Eltern Gedanken machen einem als Lapalie erscheint und man eher von der Vorsicht normaler Eltern supergenervt ist weil man sich denkt "Meine Güte ja, dann hat er halt mal ne Platzwunde, das wird genäht, solang er nicht wieder Transfusionen braucht ist doch alles tutti." Sie haben normalerweise ein selbstverständlicheres und abgeklärteres Verhältnis zu Krankenhausaufenthalten, zu kleineren Verletzungen etc als andere und nicht umgekehrt. Aber natürlich wird sofort gefragt "kann es nicht sein dass.".

Nein, Frühchen haben teilweise Traumata und sehr oft große Probleme mit der Körperwahrnehmung und daher Ängste, ihnen fehlen immerhin Wochen des "Rumschwebens" im Uterus mit all den sensorischen Erfahrungen, statt dessen lautes Gepiepse, schmerzhafte Behandlungen etc. Das belastet viele, und noch viel mehr belastet dann dass immer - vor allem von Nicht-Frühcheneltern, diese Vorstellung kommt es könne ja "gut sein" dass ...

Wieviele von diesen Eltern ängstlicher Kindern waren denn auch Frühcheneltern?


Ich kenne viele Frühchenmamas und bin ja selber eine und ehrlich, wenn wir uns unter uns treffen lästern wie eher über das Getue normaler Eltern die völlig die Relation dazu verloren haben was jetzt ne schlimme Verletzung ist oder ne schlimme Krankheit und was ne Lapalie die bei uns den Blutdruck nichtmal annähernd erhöht. Ich bin auch schon dafür angemacht worden und mir ist sogar schon durch die Blume mit dem Jugendamt gedroht worden weil andere Mütter meinten ich wäre "zu cool" geblieben als mein Kind ne Platzwunde hatte und ins Krankenhaus musste!

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"Vielleicht greifen da einfach viele Dinge zusammen"
Das war meine Meinung. Viele Ängste entstehen multifaktoriell.

"aber diese Unterstellungen Frühcheneltern wären aufgrund der früheren Sorgen ängstlicher"
Lies meinen Text nochmal- findest du irgendwo dort das Wort "Frühchen"? Spoiler: Nein.
Von daher ist schon dein erster verallgemeinernder Satz komplett an meinem Beitrag vorbei. Mein Tenor war: Ängstliche Kinder haben sehr oft ängstliche Eltern.

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Ich glaube, dein Kind braucht Zeit und euch. Unfassbar viel Liebe und Begleitung. Ist wie meine Tochter. Allerdings ist meine Tochter kein Frühchen. Sie mag es nicht, wenn Kinder ihr zu nahe kommen und/oder mit Kinder eng beieinander sind. Sie schüttelt den Kopf, sagt ne und hält die Hand davor. Sagt manchmal auch "Stop", viele Kinder kennen das Wort aber nicht und beachten das nicht. Da schreite ich ein. Jeden Schritt meiner Tochter begleite ich. Ganz oft sage ich "Ich bin da".

Wäre es möglich, ihn aus der Kita zu nehmen?

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Unser ehemaliges Frühchen ist mittlerweile 5 und wir hatten auch das Thema Unsicherheit/Ängstlichkeit.

Durch Zufall kam ich mit einer Ergotherapeutin ins Gespräch und sie hat mir mein eigenes Verhalten überdenken lassen, was uns seeehr geholfen hat. Mir war garnicht bewusst wie stark meine schützende Hand ständig über uns lag. Klar, Frühchen-Eltern wissen um die Sorge die man hat, aber ich hab das wohl bis ins Kleinkindalter mitgeschleppt.
‚Pass hier auf‘ ‚Sei vorsichtig‘
😅 naja ich habe das dann konsequent umgesetzt und ihn einfach machen lassen, man merkte schnell wie das Selbstvertrauen gewachsen ist 🫶

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Hallo Missfree,

Meine Tochter war in dem Alter auch eher ängstlich und mit zu vielen anderen Kindern überfordert.

Als sie 3 war, sind wir umgezogen und den einzigen Platz in einem Kindergarten den wir dann zeitnah bekommen konnten, war im Waldkindergarten.
Obwohl wir erst skeptisch waren, hat es sich als großer Segen erwiesen.

Im Wald ist genug Platz für jeden, die Lautstärke ist anders als in geschlossenen Räumen viel reduzierter und es wird permanent geklettert, gewerkelt, gesungen alles in einer Gruppe aber mit Weite und Platz.

Das zweite welches sehr hilfreich war, war ihr kleiner Bruder, der knapp 2 Jahre jünger ist und alles andere als scheu und ängstlich ist.
Mit ihm konnte sie ordentlich toben und das hat sie im Kontakt mit anderen Kindern sehr viel unempfindlicher gemacht.
Gleichzeitig war sie als große Schwester sehr bemüht ihrem kleinen Bruder bei Dingen zu helfen, die er noch nicht so gut konnte.
Das hat sie sehr stolz gemacht und daran ist sie auch sehr gewachsen.

Geholfen hat auch der gute Kontakt zu beiden Großeltern.
Dort war sie immer sehr viel bemühter Sachen hinzubekommen, bei denen sie sich bei uns quergestellt hat.
Also Fahrrad fahren zum Beispiel.
Bei mir war es ihr alles zu gefährlich, bei Opa hatte sie Ehrgeiz und es klappte super.

Ich habe mir früher auch sehr viele Gedanken darüber gemacht, aber alles hat sich gut entwickelt.
Zeit und Geduld und immer wieder herausfordern und bestärken.

Meine Tochter ist mittlerweile erwachsen.
Sie hat Abitur gemacht und ist ein Jahr alleine um die Welt gereist.
Das hätten wir in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet.
Sie ist so viel mutiger in allen Lebenslagen als ich.

Also sei zuversichtlich, das wird....

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Gaaanz lieben Dank für eure zahlreichen Antworten :)
Das macht uns zu Hause Mut. Ich hatte mit dem Kiga überlegt erstmal bis zum Herbst/Winter sein Verhalten zu beobachten. Sie haben auch ein Auge auf ihn in der Kiga und sind wirklich sehr bemüht, dass er Anschluss findet. Tatsächlich sagen sie auch über ihn, dass er von allen gemocht wird, aber einfach das Spielen mit den Kindern ablehnt.
Es überfordert ihn iwie.
Tatsächlich bin ich in einer Familie aufgewachsen wo das Thema Angst wirklich super vermittelt wurde. Bei meinem Mann ist es ein anderes Thema zu Hause gewesen. Seine Eltern sind ultra ängstlich. Ich habe bei meiner Tochter (November wird sie 2 Jahre) darum gebeten weniger ängstlich zu sein um ihr nicht immer den Eindruck zu vermitteln, dass überall eine Gefahr sein könnte.
Vllt habe ich bei meinem Sohn in der Hinsicht zu viel durchgehen lassen. Bei meiner Tochter machen die Schwiegereltern es super, aber auch weil Sie vom Typ anders ist. Sie ist kaum ängstlich und eine totale Draufgängerin. Beide Kinder verstehen sich wirklich gut und spielen viel miteinander. Vllt nimmt sie wie ihr oben schon erwähnt habt iwann den großen Bruder an die Hand und unterstützt ihn indirekt.
Ich wäre auch echt super gerne die Mutter die auf der Bank sitzt und die Kinder beim Spielen beobachtet, aber das ist bei meinem Sohn nicht möglich und das von vorneherein. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich ihn nicht gelassen habe, aber ich kann auch nicht verleugnen, dass ich ihn vllt manchmal ein wenig zu sehr geschützt habe etc.
Er ist ein sensibles und schüchternes Kind, wenn er sich nicht wohl fühlt. Wenn er sich wohl fühlt dann kommt er aus sich heraus und ist ganz anders.
Vllt braucht er wie ihr gesagt habt einfach ein wenig mehr bis er bereit ist.

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Wir versuchen ihn einfach weiterhin zu begleiten und zu stärken. In der Hoffnung, dass er iwann Selbstbewusster wird.

Wir haben wirklich viele Freunde allerdings wohnen alle mindestens 20-30 mind. Minuten von uns entfernt. Also mal eben rüber zu matheo geht eben nicht und kennt er auch so nicht. Es gibt auch kaum Kinder in meiner Familie. Seine Schwester ist nun eine echte Bereicherung und eine neue Spielpartnerin.

Wir werden versuchen ihn nochmal in eine Sportgruppe anzubinden. Ich glaube er brächte einfach eine beste Freundin oder einen besten Freund. Ich hoffe diese Mensch findet sich iwann für ihn.

2.Schritt wäre dann die Beratungsstelle und Ergo. Vielen Dank nochmal für eure Beiträge und die die vllt noch kommen. LG