Bis zum (bitteren) Ende?

Hallo,
Ich versuche mich kurz zuhalten.
Unser Sohn ist anders. Wir sind gerade mitten in der Diagnostik beim SPZ, es werden verschiedene neurologische Krankheiten vermutet (Tourettesyntrom, ADS, Autismus). Nach den Ferien wird er eingeschult (wahrscheinlich als i-Kind, der Antrag läuft noch).
Leider eckt er im Kindergarten durch seine Andersartigkeit oft an, vor allem die Erzieher tun sich schwer mit ihm aber auch die anderen Kinder. Trotzdem geht er gern in den Kindergarten, möchte auch immer wieder hin. Aber jeden Nachmittag beim abholen, bekommen wir eine endlos lange Liste was schon wieder schief gelaufen ist und einen weinenden Sohn. Mein Sohn ist so frustriert, weil er gerne gefallen will und alles richtig machen möchte, schafft es aber nicht. Er bekommt ständig Ärger und wir Eltern dann auch. Und gerade mein Mann schimpft dann auch ewig mit unserem Sohn und das zieht sich durch den ganzen Nachmittag.
Im Kindergarten wissen sie von der Diagnostik, es war sogar schon jemand dafür zum hospitieren da. Aber die Erzieherin ist einfach nur noch genervt von dem Verhalten meines Sohnes ( ein Stück weit nachvollziehbar), er ist das schwarze Schaf und die Fronten sind verhärtet.

Nun bin ich am überlegen, ob ich denen und meinem Kind das noch die restlichen 4 Wochen antun sollte, oder ob ich ihn bis Schulstart zuhause lasse.
Ich bin gerade noch in Elternzeit und mit Baby zuhause. Klar wird es für mich auch nicht einfach, ihn und das Baby den ganzen Tag zu betreuen aber hier zuhause weiß ich wie ich mit seinen Eigenarten umzugehen habe, wir haben Routinen und Abläufe die sich nicht ändern (im Kindergarten durch Personalmangel gerade alles ein großes durcheinander, jeden Tag sind die Gruppen und Zimmer anders).

Wir waren gerade 2 Wochen im Urlaub, nach zwei Tagen Kindergarten, schon wieder Ärger.
Oder wäre es ein falsches Zeichen ihn nicht mehr in den Kindergarten zubringen?
Anderseits hatten schon viele Kinder ihren letzten Tag und machen bis zum Schulstart Ferien.

Was würdet ihr machen?

Liebe Grüße

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Also wenn die Erzieher da wirklich mit dieser Haltung drangehen, und er so drunter leidet, dann würde ich zunächst Mal ihn fragen wie das für ihn wäre wenn er zu Hause bleiben darf.
Aber als Erwachsene mit ADHS-Verdacht (Diagnostik ist verdammt schwer zu bekommen) möchte ich warnen es ja so zu formulieren, dass er nicht das Gefühl bekommt, man würde ihn zu Hause lassen weil er irgendwen nervt oder so. Sondern dass es für ihn vor der Schule einfach eine Pause sein soll, damit ER sich erholen kann.
Gleichzeitig würde ich aber auch schauen dass man zu Hause darauf achtet (ich weoßt wie schwer das ist) nicht mit ihm zu schimpfen, wenn es um Symptome oder Begleiterscheinungen seiner, Störungsbilder geht. Das fühlt sich für unsereins schonmal an wie wenn ein Rollstuhlfahrer Ärger dafür bekommt, dass er nicht laufen kann.
Gerade bei Kindern mit solchen Störungen sind negative Kommentare sehr sehr viel häufiger.
Das ist nicht gerade gut fürs Selbstbewusstsein und für den eigenen Umgang mit seinen Besonderheiten.

Also nimm ihn ruhig raus. Wenn er auf die Weise vielleicht vor der Schule noch bisschen positive Rückmeldung bekommen kann. Ich würde das in dem Alter aber mit ihm besprechen.

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Ich würde ihn zuhause lassen. Er will selbst nicht hin und er profitiert auch nicht davon noch vier Wochen hinzugehen. Davon ab: Hätte er überhaupt Ferien, wenn er noch vier Wochen ginge oder sind die Ferien bei euch verdummt spät?

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Bei uns fängt das nächste Schuljahr am 21. August an.
Ursprünglich war es so gedacht, dass wir 2 Wochen in den Urlaub fahren und er dann bis zum Schulstart noch mal in den Kindergarten geht.
Nun werden wir es aber anders machen. Er wird morgen seinen letzten Tag haben.

Liebe Grüße ☺️

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Liebe Anni,

was mir in Deinem Text herausgestochen ist: Dass der Papa dann am Nachmittag noch mit Eurem Sohn schimpft. Ich glaube, dass ist etwas, wo ihr wirklich ansetzen müsst. Hat Dein Mann sich mit den Diagnosen auseindergesetzt? Und damit, wie er Euren Sohn am besten begleiten kann?
Das ganze ist für den kleinen schon frustrierend genug, da braucht man Unterstützung der Eltern und nicht noch das bestärken Gefühl, das man alles falsch macht.

Alles Liebe Euch!

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Sehe ich auch so.
Zumal: selbst bei neurotypischen Kindern sollte folgende Devise gelten: "was im Kindergarten passiert, bleibt im Kindergarten!" Man kann sich gerne mit dem Kind nachmittags nochmal hinsetzen, den Tag Revue passieren lassen und im Bedarfsfall gemeinsam überlegen, wie man Situation A besser lösen oder Situation B vermeiden kann. Schimpfen sollte man aber niemals, das wurde doch bereits im Kindergarten geklärt!

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Hallo,
Ich sehe das genauso wie ihr.
das war heute gerade wieder Thema. Das habe ich meinem Mann schon gesagt, dass es doch reicht, wenn er schon Ärger im Kindergarten bekommt. Leider ist bei meinem Mann noch nicht wirklich angekommen, dass unser Kind das ganze nicht mit Absicht macht, dass es neurologische Ursachen hat. Mein Mann denkt immer noch, er müsse ihn „umerziehen“. Wir haben bis jetzt nur die genannten Verdachtsdiagnosen, für mich wird es immer eindeutiger. Aber mein Mann glaubt es wohl erst wenn es schwarz auf weiß irgendwo steht. Am Freitag haben wir ein Elterngespräch mit dem Arzt. Ich hoffe, dass dieser ihm das Krankheitsbild besser erklären kann.

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Ich würde ihn auch zu Hause lassen (außer er möchte unbedingt gehen) und es ihm auf alle Fälle so kommunizieren, dass es eine Pause vor Schulstart und keine Strafe oder so ist

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Hier haben die Kids immer Sommerferien vor dem Schulstart …. je nachdem wann Einschulung ist bis zu 6 Wochen…
Kiga endet immer Ende Juli —weil ab 1 August die neuen Kids kommen

Wenn man dann erst im September Einschulung hat - hat das Kind eben 6 Wochen Ferien — unsere Große hatte das 2014

Von daher würde ich ihn einfach zu Hause lassen sofern nicht noch ein gemeinsamer Abschluss mit Übernachtung ansteht wo er dabei sein möchte.

„ Verkaufe“ es als Ferien/ Erholung für ihn — bereite mit ihm seinen Schulkram vor - lass ihn dabei helfen usw.

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Hey,

ich würde ihm auch Ferien gönnen. Oder ginge es, dass du ihn nur vormittags hinbringst? Vielleicht wäre das ja ein guter Kompromiss.

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Hi,
ich würde ihn zu Hause lassen.
Und daraus auch gar kein großes Thema machen.
Ich würde ihm wahrscheinlich sagen, dass er nur noch diese Woche in die Kita geht, weil danach bis zur Schule Pause ist.
Dann kannst du heute den Erziehern mitteilen, dass morgen euer letzter Tag ist.
So haben alle noch die Möglichkeit sich ggf. zu verabschieden ( bei uns gab es am letzten Kita Tag für das jeweilige Kind noch das Portfolio und die Malmappe mit nach Hause)
und dann ist das Thema erledigt.

Bei meiner Tochter wird ADS vermutet, gemeinsam mit einer Hochbegabung.
Sie hatte zum Schluss fürchterliche Langeweile in der Kita und ihr wurde dann zum Beispiel schon überlassen, dass sie nicht mehr am Morgenkreis teilnehmen braucht, weil sie da einfach alles innerhalb von Sekunden schon weiß/gemacht hat und dann wegen Langeweile gestört hat.

Wir haben es dann auch so gemacht. Kurzfristig der Kita Bescheid gegeben, dass am nächsten Tag ihr letzter Tag ist und sie dann rausgenommen. Sie genießt die Zeit zu Hause sehr gerade. Für uns war es die richtige Entscheidung.

Liebe Grüße und alles Gute

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Vielen Dank für deine Erfahrung.
Ja, ich denke so machen wir es auch.

Liebe Grüße ☺️

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Die Schule sollte informiert werden.

Nimm in der letzten Ferienwoche Kontakt zur Schule auf, die sollte in der besetzt sein und bitte um ein Gespräch. Kann ja auch telefonisch sein, mit der Klassenlehrerin.
Erzähle alles, Diagnose und Probleme im Kindergarten und auch deine Befürchtung. Frage, wie die Beantragung von einer Schulbegleitung beschleunigt werden kann. Frage nach ob die Schule nach dem Schulbegleitung Pool Prinzip arbeitet.

Was ich damit sagen will ist, es ist viel wichtiger in der Schule gut zu starten, als stressfrei den Kindergarten zu beenden.

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Hallo,
Vielen Dank für den Hinweis.
Wir sind bereits seit Anfang des Jahres mit der Schule in Kontakt. Die Schule weiß Bescheid und wartet, genau wie wir nur noch auf die Bewilligung des I-Antrages. Auch mit der zukünftigen Klassenlehrerin haben wir schon gesprochen.
Leider kann da momentan nichts beschleunigt werden, da die zuständigen Stellen überlastet sind.

Und natürlich hoffe ich auf einen guten Schulstart und dafür tun wir momentan alles.
Vielen Dank 😊

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Als Info, es gibt die Möglichkeit der Kurzbeschulung. Eine Option für Kinder, die Probleme haben. Da geht das Kind nur für zwei Stunden am Tag zur Schule. Manchmal ist das eine Lösung zum Eingewöhnen in die neue Lebenssituation.

Kinder, die schon mit so viel Balast eingeschult benötigen viel Zeit um anzukommen. Bitte den Blick auf das Kind richten, nicht auf das lernen. Lernen kann nur klappen, wenn die Schule zu einem vom Kind akzeptieren sicheren Ort geworden ist. Das kann dauern, auch mal ein Jahr.

Alles Gute für Euch.