Woher kommt das Fleisch - Umgang im KiGa

Hallo,

wir leben auf einem Bauernhof mit Milchkühen, Schafen und Hühnern. Unsere Söhne sind 8 und 5 Jahre alt unsere Tochter ist 2 Jahre alt. Wir kochen nur am Wochenende mit Fleisch. Mein Mann und ich essen unter der Woche rein vegetarisch, die Kinder dürfen auch unter der Woche z.B. ein Wustbrot haben, aber die warme Mahlzeit ist für sie unter der Woche auch vegetarisch. Das Fleisch fürs Wochenende stammt ausschließlich von unseren eigene Tieren, die bei uns am Hof geschlachtet werden. Unseren Kindern ist also schon von klein an bewusst, woher das Fleisch kommt und das dafür ein Tier sterben muss. Wurst etc. holen wir auch ausschließlich vom Metzger, der gleichzeitig auch unser Hofschlachter ist. Wir gehen tatsächlich eher selten in den Supermarkt, da wir einfach vieles vom eigenen Feld/Garten haben und selbst "produzieren". Der Große und auch der Mittlere sehen natürlich bei Freunden, dass die abgepackte Fleischprodukte daheim haben und da kam es vor kurzem mit unserem Mittleren zu einem Gespräch, in dem er wissen wollte, woher das Fleisch im Supermarkt kommt. Wir haben es ihm möglichst kindgerecht erklärt und da natürlich die Frage kam, warum wir das nicht im Supermarkt kaufen, haben wir ihm auch erklärt, dass uns die Haltung der Tiere wichtig ist usw.

Unser Mittlerer liebt den Kindergarten. Er ist teilweise regelrecht traurig, wenn wir ihn abholen. Deswegen darf er zwei Mal die Woche länger bleiben und da mit den anderen Kindern mittag essen. Es gibt jeden Tag zwei Gerichte zur Auswahl, ein vegetarisches und eines mit Fleisch. Wir lassen ihn selbst aussuchen. Er hat einmal ein Schnitzel gewählt und das hat ihm gar nicht geschmeckt, seither nimmt er immer das vegetarische Gericht. Jetzt kam es letzte Woche wohl zu folgender Situation (unser Sohn und der Kindergarten haben es recht gleich wiedergegeben): Er hat zwei Semmelknödel mit Champignonsoße gewählt und das andere Gericht war im Prinzip gleich nur mit einem Knödel und einem Stück Fleisch. Es wurde zu viel Fleisch geliefert, woraufhin eine Erzieherin zu ihm sagte, er solle doch auch ein Stück essen. Er hat dann gefragt, woher das Fleisch sei und die Erzieherin muss wohl gesagt haben, dass das wie jedes Fleisch aus dem Supermarkt käme. Unser Sohn hat dann recht laut gesagt, dass er kein Supermarktfleisch isst, weil wenn ein Tier für sein Essen sterben muss, dann soll es davor schön gelebt haben. Einige andere Kinder haben das gehört und mindestens ein Kind hat angefangen zu weinen. Unser Sohn ist ein sehr emphatisches Kind und hat auch angefangen zu weinen, weil er ein anderes Kind zum Weinen gebracht hat und das alles gar nicht verstanden hat. Die Situation muss sich dann aber recht schnell beruhigt haben. Ich habe ihn kurz darauf zur regulären Uhrzeit abgeholt und die Erzieherin hat mir davon erzählt. Sie weiß wie wir leben und ich habe ihre Erzählung absolut nicht negativ verstanden. Ich habe dann auch mit unserem Sohn gesprochen und er hat es mir auch nochmal erzählt und eigentlich war für uns die Sache erledigt.

Joa, heute Früh bringe ich ihn also in den Kindergarten und werde bereits von der Kindergartenleitung erwartet. Es folgt ein langes Gespräch darüber, dass sich Eltern beschwert hätten, dass ihre Kinder nun verstört seien, weil unser Sohn gesagt hat, woher Fleisch stammt und dass dafür Tiere sterben müssen. Ich solle mit ihm sprechen und ihm verbieten nochmal davon zu erzählen. Es gab wohl nach dem Vorfall die Situation, dass ein paar Kinder mit unserem Sohn da nochmal genauer drüber gesprochen haben und er vom Schlachten erzählt hat.

Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll. Ich möchte und kann unserem Kind nicht den Mund verbieten, gleichzeitig will ich natürlich auch nicht, dass sein letztes Kindergartenjahr zum Albtraum wird.

Irgendwelche Ideen? Tipps? Ratschläge?

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Hallo :)
Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen erschrocken darüber, über was sich manche Leute (Eltern…) aufregen 😩
Ich finde, dein Kind hat nichts falsches gemacht und ihr auch nicht!!
Wir haben unserer Tochter von Anfang an erklärt, aus welchem Fleisch zB die Leberwurst ist, die sie gerne mag, dass das mal ein Tier gewesen ist und dass es dafür auch sterben musste. So ist es nun mal! Genauso haben wir ihr versucht zu erklären, warum wir wenig Fleisch kaufen und wenn dann eben nicht das günstigste, das wir versuchen wollen dass die Tiere ein gutes Leben haben usw.
Sie war also von Anfang an darüber im Bilde, genauso wie beim Thema Kuhmilch oder allen anderen Lebensmitteln. Klar machte und macht sie das manchmal traurig und man spürt ihr moralisches Dilemma. Aber verstört hat sie das ganz und gar nicht! Ich finde, dass alle Menschen und natürlich auch Kinder wissen sollten, wo ihr essen herkommt!
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass mein Kind nach der von dir geschilderten Situation ebenfalls ein bisschen betroffen heim gekommen wäre, weil sie eben manchmal wirklich sehr sensibel sein kann 😉 Dann hätte ich sie getröstet, aber deinem Sohn auf jeden Fall zugestimmt! Ganz gewiss hätte ich mich nicht im Kindergarten beschwert 🤔
Ich würde mich da auch an deiner Stelle keineswegs entschuldigen! Er hat nichts falsches erzählt. Der Kindergarten könnte das Thema jetzt aufgreifen und mit den Kindern generell erarbeiten, wo verschiedene Lebensmittel herkommen. Ganz offensichtlich besteht da großer Bedarf.
Sollten dich andere Eltern darauf ansprechen, kannst du ja sagen dass es dir leid tut, dass ihr Kind traurig war, dein Sohn aber nun mal etwas ganz Normales und eigentlich (!) bekanntes erzählt hat.
Dein Kind könntest du maximal vielleicht bitten, in seinen Schilderungen zum Thema Schlachtung nicht zu plastisch zu werden, 🙈

Bearbeitet von karmakatze
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Ich finde dein Kind hat nichts falsches getan und du auch nicht. Ich würde deshalb auch der Kitaleitung gegenüber vertreten, dass ich meinem Kind nicht verbieten werde über etwas zu sprechen, dass ein normaler Teil des Lebens ist. Ich würde ihnen sagen, dass ich es als Bildungsaufgabe sehe, dass Kinder lernen verantwortungsvoll mit Lebensmitteln umzugehen (zum Beispiel nichts unnötig wegzuwerfen) und dass dazu eben auch gehört, dass Kinder lernen, woher unser Essen kommt.
Vielleicht sollten Sie das auf dem
Nächsten Elternabend thematisieren wenn es viele betrifft oder mit einzelnen Eltern Gespräche führen, aber ich würde es nicht als meine Aufgabe ansehen, dafür zu sorgen, dass Eltern ihre Kinder vor der Realität bewahren. Und das ist es in meinen Augen wenn Kinder nicht wissen “sollen”, was Fleisch ist. Nämlich totes Tier.
Natürlich kannst du mit deinem Kind besprechen, dass Menschen dazu verschiedene Meinungen haben und dass manche Kinder vielleicht noch nicht wussten, woher das Fleisch kommt, aber ich würde ihm nicht verbieten darüber zu sprechen,
Sondern wohl einfach hoffen dass das Thema nicht sooo oft wieder aufkommt.

Bearbeitet von primela
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Dann würde ich sagen: Willkommen im echten Leben, ihr Kinderlein.

Nein, im Ernst, früher oder später werden es die Kinder doch erfahren, woher die Salami kommt. Und wenn ich manchmal höre oder sehe, welchen Schrott sich schon kleine Kinder reinziehen dürfen, muss ich mich wundern, dass jetzt diese Situation sie so ängstigen soll.

Ich würde deinem Sohn sagen, dass das mit dem Schlachten Insider-Wissen ist, das für die anderen Kinder nicht geeignet ist.

Und wer weiß, vielleicht stellt der Kindergarten sein Essen ja auf vegetarisch um.
Ist ja gerade sehr angesagt. Und billiger.

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Also wenn ich mich in die Situation als Elternteil eines der anderen Kinder hinein versetze wäre ich sogar froh um den Gesprächsanlass. Gerade Eltern, die selbst keine Erfahrung in der Nutztierhaltung und Schlachtung haben bzw. noch nie dabei waren tun sich vielleicht schwer zu entscheiden, wann sie ihre Kinder am besten darüber aufklären, wie Fleisch produziert wird.

Das kann ich durchaus nachvollziehen und wäre daher froh, dass durch die Erfahrung im Kindergarten dieses wichtige Thema auf den Tisch kam.

Das lässt sich ja auch auf andere Themen übertragen:
- Religiöse/kulturelle Gewohnheiten/Besonderheiten, von denen die Kinder untereinander erzählen
- der Tod - auch hier haben die Kinder ja ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Während manche Kinder noch nie was von "Tod" gehört haben sind andere leider bestens damit vertraut was es heißt einen lieben Angehörigen zu verlieren
- ...

Als mein Sohn eingewöhnt wurde hat ein Mädchen aus der Gruppe im Morgenkreis sehr anschaulich erzählt, wie der Fuchs nachts 3 Hühner aus dem heimischen Hühnerstall gerissen hat. Sie hatte morgens den abgetrennten Kopf gefunden... ein anderes Mädchen frage dann, ob man das noch reparieren könne...

So ist das nunmal. Kinder haben einen unterschiedlichen Background, unterschiedliche Erfahrungen und sowohl Erzieher als auch Eltern haben die Aufgabe das aufzufangen und kindgerecht zu erklären.

Deinem Sohn würde ich an deiner Stelle auch nur sagen, dass er beim Thema Schlachtung bitte nicht zu sehr ins Detail gehen soll - auch wenn ich es gut finde, dass Kinder wissen woher das Fleisch kommt - zu blumig sollte der Vorgang für so kleine Kinder vielleicht nicht beschrieben sein...

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Bei euch das Thema Fleisch, bei uns das Thema Verdauungstrakt ( da vom medizinischen Fach)…

Meine Vermutung ist: du kannst und hast deinem Kind den korrekten Weg vom Tier zum Lebensmittel erklärt und es wird gelebt.
Aus diesem Grund könnt ihr viel besser den Lebenskreislauf erklären und seit kindgerecht bzw scheut euch auch nicht vor Nachfragen.

Eine Erzieherin ist vermutlich anders gestrickt wie auch die meisten Eltern und sind erstmal mit diesen Informationen von deinem Kind überfordert.

Ich würde meinen Kindern es so vermitteln, dass man nicht 100% genau alles erzählen muss, weil dieses Thema eigentlich erst im späteren Alter genauer erklärt wird. Das man aus diesem Grund etwas Rücksicht nimmt. Jedoch auf Nachfrage wahrheitsgemäss geantwortet werden darf.

Es ist halt auch das Alter, zu erklären, dass nicht alle Kinder weit sind, Themen zu verstehen, die komplex und auch persönlich sind. Das man nicht alles Wissen teilen muss und etwas für sich behalten kann.

Je nachdem wie du dich den Kiga verbunden fühlst, wäre vielleicht ein Ausflug auf euren Hof etwas, um das Thema Lebenskreislauf aufzugreifen (selbstverständlich ohne Schlachtung😉 )

Grüsse

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Hallo,

Ich persönlich finde es sinnvoll, wie ihr damit umgeht. Wir haben keinen Hof, aber die Kinder wissen auch, dass für das Fleisch Tiere sterben müssen. Dass sich andere Eltern jetzt darüber echauffieren... Nun ja.

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Hi,
ich finde die Erzieher und die Eltern erschreckend !!!

Wie Fleisch und Wurst auf den Tisch kommt ist ja kein Geheimnis. Nur weil man die Augen vor verschließt, es nicht wissen will, muss man ja sein Kind, nicht "dumm sterben lassen", wenn das Gespräch darauf kommt.

Ich hätte es schlimm gefunden, wenn Osterhase, Weihnachtsmann und Zahnfee, in dem Alter aufgeklärt wird. Aber auch das kann jeder Haushalt so halten wie er will. An einem Schnitzel ist ja nichts magisches!!

Milch wächst auch nicht im Tetra Pack im Supermarkt.

Vielleicht hat Dein Sohn es sehr anschaulich erklärt, wie so eine Schlachtung vor sich geht. Für ihn ist es ja soweit normal. Da vielleicht erklären, daß andere davon Angst bekommen und er nicht so in die Einzelheiten gehen soll.

Vielleicht wäre für den Kindergarten einen Ausflug auf den Bauernhof ganz angebracht. Wenigstens für die Vorschulkinder.

alles Gute

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Oh, Mann, das ist doch die Lebensrealität deines Sohnes. Ich finde es furchtbar, wenn er gezwungen wird, nicht offen darüber reden zu dürfen. Da werden seine Wahrnehmung, seine Erfahrungen, seine Gefühle invaldiert. Er wird zum Geheimnisträger. So etwas wurde ja früher gerne gemacht, war aber noch nie eine gute Idee. Ein Kind sollte doch immer die Botschaft bekommen, du darfst über alles sprechen. Pädagogischer Vollreinfall, würde ich sagen.
Ich kann mich übrigens noch gut daran erinnern, wie ich meine Freundin in einem ähnlichen Alter darüber aufgeklärt habe, wo Fleisch herkommt. Wir haben damals auch fast ausschließlich vegetarisch gegessen. Ich glaube, ich war dabei auch eher unsensibel 🙈

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Und wenn ein Kindergarten beschließt, kein Fleisch mehr zu servieren, dann heißt es außerhalb von "linksgrünversifft woke" direkt:

"Umerziehung" und
"die schreiben mir nicht vor was ich zu essen habe"

Dass man aber zeitgleich verheimlichen muss, was die Kinder da genau essen, weil es jedem normaldenkenden, empathischen Lebewesen sonst zuwider sein muss, das ist dann halt gottgegeben.

Herr, schmeiß Hirn runter.

Wir essen viel zu oft und viel zu viel Fleisch, auch aus dem Supermarkt. Aber um Himmels Willen, mein Kind soll wissen, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und das der einzige legitime Grund dafür ist. Das ist doch mein(!) Bildungsauftrag, den elementarsten Grundstein des Lebens, nämlich essen, trinken, atmen, verdauen, meinem Kind zu erklären! Wir müssen ja nicht unbedingt beim schlachten daneben stehen, aber wissen muss das Kind das doch!

Ich hätte mich als Mutter bei deinem Kind bedankt für den Gesprächsanlass.

Im übrigen hoffe ich sehr, dass der Kindergarten bei uns bis es soweit ist auch vegetarisch, wenn nicht gar vegan ist. Ich selbst esse kein Fleisch in Kantinen etc, weil mich dieser Massenschrott anekelt 🤷

PS: Wasser kommt aus dem Hahn und Strom aus der Steckdose!