Körperliche Ursache für Wutanfälle? Wahrnehmungsstörungen?

Hi,

Es geht um unsere Tochter. Ich mache mir zunehmend Sorgen.

Sie hatte schon immer teils heftige Wutanfälle aber seit sie große Schwester geworden ist habe ich das Gefühl es wird immer schlimmer. (Gibt auch noch andere Sachen die problematisch sind).
Sie schreit total laut, haut und tritt nach uns,
letztens beim Kindertanzen wollte ein Mädchen sie trösten aber sie hat dann nach ihr getreten. 😥
Und Auslöser sind Kleinigkeiten(will Essen selber aus der Tasche tun, klappt aber nicht, wenn man hilft:Ausraster oder falsche Trinkflasche dabei etc etc)

Fast jeden Tag ist es so schlimm dass ich langsam schon Angst habe was die Nachbarn denken. Es geht manchmal in der früh schon los, manchmal nach Kindergarten. Ich glaube dass auch Müdigkeit viel mit spielt aber ich krieg sie einfach nicht früher ins Bett. Wenn sie um halb 8 im Bett liegt schläft sie trotzdem erst 9/halb 10 ein.
Manchmal scheint sie sich fast nicht zu beruhigen.
Das Problem ist sie lässt sich auch nicht in den Arm nehmen und trösten. Ich weiss gar nicht wie ich sie dann begkeiten soll. Sie versteht mich auch nicht weil sie so laut weint, also beruhigend reden geht auch nicht. Oft hab ich leider auch keine Geduld mehr.

Jetzt hab ich gelesen dass es evtl auch körperliche Ursachen geben könnte. Kennt sich jemand aus? Hab auch etwas vom Pädaudiologen gelesen und Augenarzt und Blut abnehmen, aber was hat das mit Wutanfällen zu tun?
Beim Augenarzt waren wir im April und Hörtest war im Februar bei U 8 da war alles ok.

Und kennt sich jemand mit Wahrnehmungsstörungek aus? Sie scheint alles teils negativ zu sehen. Beispiel, das Mädchen mag sie trösten, sie tritt weil sie das nicht will dabei meint das Mädchen das doch nur lieb.
Oder: Mädchen schiesst ihr mit Fuss ihren Ball zu ihr zurück, sie wird wütend und rennt weg weil sie denkt sie nimmt ihr den Ball weg.
Oder: ein junge gibt ihr ihr Förmchen zurück. Sie haut den Jungen weil sie denkt er nimmt es weg/will damit spielen. Habe echt Angst dass sie dadurch die Kinder vergrault die ja nur lieb zu ihr sind und evtl ihre Freunde werden könnten.

Achja und was uns in letzter Zeit auffällt, dass er wenn wir wo sind, oft sagt dass ihm zu viele Leute da sind/es ihm zu laut ist.

Beim Kinderarzt hab ich es (noch) nicht angesprochen.

Termin bei Beratungsstelle haben wir aber ist leider lange Wartezeit.

Danke euch

Bearbeitet von Wutanfaelle1
1

Hallo, meine Tochter hatte als sie klein war auch schlimme Wutanfälle. Der Kindergarten war teilweise sogar so überfordert damit, dass die Erzieherin mich um Erlaubnis gebeten hat, meine Tochter wenn sie so einen Anfall hatte, in einen Raum zu bringen, wo sie sich nicht so schnell verletzen kann.
Sie hat einen Jungen mit ca. 2 Jahren eine richtige Tiefe Wunde gebissen. Zuhause war sie auch nicht zu beruhigen. Komischerweise ist sie außerhalb dieser Wutanfälle das liebste Kind. Sie ist jetzt neun und zu spaßen ist mit ihr immer noch nicht, wenn sie wütet ist, aber das passiert viel viel seltener und ich habe meinen Weg gefunden, mit ihr umzugehen. Ich sitze einfach ruhig neben ihr und lasse sie wütend sein. Manchmal, lasse ich sie auch einfach. Natürlich sind Türen offen und sie kann jederzeit zu mir kommen. Wenn ich ruhig bleibe, kommt sie nach einer Zeit gewissen Zeit zu mir und umarmt mich und hat ein richtig schlechtes Gewissen 🥺

Bearbeitet von Inaktiv
2

Ach ja, sie streitet ab und zu mit ihren Freunden und ist richtig stur, aber auf der anderen Seite, ist sie auch eine sehr gute emphatische Freundin. Bei ihren Freundinnen zu Hause ist sie immer gerne gesehen und ich höre immer, wie höflich sie ist. Meiner Meinung nach bessert es sich, wenn sie älter werden und sich besser ausdrücken können

4

Hi. Ich dachte aber das wird mit zunehmenden Alter besser.
Und sie kann schon gut reden.

3

Achja, sie ist schon 4,5

5

Mein Sohn hat eine auditive Wahrnehmungsstöhrung aber er hatte nie irgendwelche Wutanfälle und konnte sich immer gut selbst regulieren, ich glaube nicht das dies der Auslöser sein könnte.

6

Huhu,

"Achja und was uns in letzter Zeit auffällt, dass er wenn wir wo sind, oft sagt dass ihm zu viele Leute da sind/es ihm zu laut ist."

Am besten nicht googeln, aktuell ist sowieso alles und jeder immer nur autistisch 😅

Hat sie Ruhephasen? Also auch mal einfach Zeit für sich? Alleine? Ohne Geschrei des neuen Geschwisterchens?

Kann sie "flüchten" wenn es ihr zu viel wird? Also: steht ihr immer und zu jederzeit ein Rückzugsort zur Verfügung?

Kündigen die Wutanfälle sich vorher an? Also: wirkt sie vorher schon unruhig und irgendwann bringt ein letztes Tröpfchen das Fass zum Überlaufen? Beobachte das mal. Wenn es sich vorher ankündigt: nimm sie rechtzeitig raus aus der Situation!

Wie verhält sie sich mit anderen Kindern, wenn nicht so viele andere Kinder dabei sind? Also z.b. 1:1 Spieldates oder ein recht leerer Spielplatz? Kann sie deren Verhalten dann eher deuten?

Wo ist sie die meiste Zeit des Tages? Zuhause? Kindergarten? Ist es da laut?

Wie laut ist es bei euch zuhause? Läuft Fernseher oder Radio? Hier kannst du mal dran schrauben: such mal nach Lärmquellen und stell die ab. Besorg mal Gehörschutz oder Kopfhörer, die sie aufsetzen kann, wenn das Geschwisterchen weint. Und dann beobachte mal, ob sie ruhiger wird.

Generell würde ich an deiner Stelle einen Termin beim Kinderarzt machen, sie bis dahin einfach mal beobachten und deine obige Liste fleißig erweitern um wann, wie, wo.

Bearbeitet von Inaktiv
7

"Wenn sie um halb 8 im Bett liegt schläft sie trotzdem erst 9/halb 10 ein."

Und was macht sie in der Zeit? Wie bekommst du mit, dass sie noch wach ist? Gehst du immer wieder ins Zimmer, Babyphone oder?

Wie lief das Schlafritual denn bisher, bevor es das Geschwisterchen gab? Hat sich da was verändert?

Hat sie die Möglichkeit, sich ruhig zu beschäftigen bis zum Einschlafen?

8

Motte ist 4,5 und hat auch immer noch richtig krasse Wutanfälle, wo sie uns auch haut oder kratzt. Einmal hat sie mich sogar so heftig gebissen, dass man es 5 Tage auf meinem Arm gesehen hat, aber da hat man ihr deutlich angemerkt, dass sie sich selbst erschrocken hat und es kam nie wieder vor.

Wir waren auch schon bei einer Beratung (die unsere Tochter auch von Baby auf kennt) und tatsächlich bekamen wir einfach viele Erklärungen, die gut passten.

Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber meist hilft es, wenn wir Motte kurz toben lassen und sie dann „zwingen“, zu kuscheln. Sie wehrt sich erst, aber dieser „Zwang“ tut ihr dann gut. Weil sie quasi selbst die Kontrolle verloren hat und die Begrenzung sie dann wieder erdet. Das sieht (und fühlt) sich immer erstmal schrecklich an. Aber man merkt, dass sie sich dann sehr schnell beruhigt. Ansonsten können so Anfälle auch gerne mal über eine Stunde gehen.

Es ist immer auch dann schlimm, wenn Motte hungrig ist oder müde. Insgesamt gibt es immer gute und schlechtere Phasen.

Körperliche Ursachen schließe ich bei uns zumindest aus. Denn es passt so gut, dass sie eher hochsensibel ist. Sie war als Baby schon viel am schreien und ihr war einfach schnell alles Zuviel und das ist bis heute so. Und so erlebt sie eben auch Frust - ungefiltert. Man merkt richtig, wie er sie selbst überrollt, wie sie diese Wut mit voller Wucht spürt und nicht gebändigt bekommt.

Und tadaaaa, ich war als Kind auch so und kann mich tatsächlich einfach auch noch extrem an dieses Gefühl erinnern 😅 das ist einfach scheußlich.

Aber wir arbeiten dran.

Vielleicht gefällt dir das Buch „so viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau. Ich las es begleitend zur Beratung (auf Empfehlung) und mir half es :)

9

Warum schreibst du erst "sie" und dann "er"?

10

Vermutlich Geschlecht geändert, weil in grau und beim nachträglichen Bearbeiten nicht mehr drauf geachtet. Blindes Raten von mir.

Oder Sorge, dass es aufs Geschlecht geschoben wird und irgendwer sagt "Jungs sind eben impulsiver" oder so ein Quatsch.

Das Geschlecht dürfte in dem Alter für die Frage aber auch egal sein.

11

Mein kleiner Sohn ist im August 4 geworden und auch so ein richtiger Wutzwerg. Ich habe es bei der U8 angesprochen und der Kinderarzt hat vorgeschlagen, es mit Ergotherapie zu versuchen, wenn es nicht besser wird. Wir sind gerade noch in der Beobachtungsphase, aber ich tendiere aktuell dazu, es mal mit Ergo zu versuchen.
LG Cheryl

12

Setzt du eine Grenze/ also deutliche Grenze, wenn dein Sohn körperlich wird?

Wenn meiner überstimuliert und müde ist ist er ein anderes Kind. Mal ist er dann sehr weinerlich. Mal kippt es in Wut und wir haben hier auch schon mal nen Kung-Fu-Kick in den kleinen Bruder gesehen. Wenn er so deftig körperlich wird, setze ich eine sehr deutliche Grenze. Verbal.
Das gibt eine ziemliche Standpauke und ich entferne ihn unmittelbar aus der Situation. Daheim also in ein anderes Zimmer. Wenn wir draussen sind geht’s heim.
Der Ortswechsel in so einer Situation wirkt an sich schon Wunder und wenn er so abgeht gibts nen für unsere Verhältnisse heftigen Anschiss. insgesamt musste ich das nur ein paar mal machen. Er war jedes Mal ziemlich erschrocken über meine - für ihn heftige - Reaktion. Wir gestalten den Alltag ohne grosser Schimpfe oder Eskalationen. Und ihm war unmittelbar klar, dass er die Situation komplett überrissen hat anhand meiner Reaktion.
Das hat wie eine Art Beisshemmung für solche heftigen Übergriffe gesetzt und er reguliert sich da auch eher.
Was nicht heissen soll, dass du zum Dauermotzer werden sollst. Und wenn du es schon bist wird es eh verpuffen. Aber ich glaube, manchmal ist es gut eine heftige Aktion des Kindes auch im Feedback zu spiegeln. Sie müssen lernen wo stopp ist. An der Strasse wie im Miteinander.

Wenn das Kind so kippt ist es auch ein Zeichen dass es reicht.
Schau mal, ob du zu viel Stimulation hast und früher heim gehen/ruhige Pausen helfen würden die Situation von vornherein zu entschärfen.
Es gibt Kinder, die sind da sehr robust. Und welche, die haben irgendwann genug. Ist bei einem meiner beiden auch so. Merke ich immer wenn die Schwiegermutter da ist und auf die beiden einballert wie ein Maschinengewehr. Früher war danach Geschrei die ganze Nacht, heute wird das Kind weinerlich und flüchtet/schickt die Grosseltern weg wenn ich nicht rechtzeitig den Stecker gezogen habe.

Von dem was du schreibst glaube ich noch nicht zwingend dass mehr drin steckt. Pädaudiologe ist ein Ohrenarzt. Hörtest war gut. Eine auditive Wahrnehmungsstörung sieht man nicht am normalen Hörtest - aber das würdet ihr am sprechen merken, aber auch an der Reaktion auf Anweisungen. Das wäre mit 4.5 doch deutlich merkbar.
Für mich liest es sich noch nicht akut auffällig.

Bearbeitet von Butterfee
13

Sprich mit dem Kinderarzt darüber, gerade wenn es um Wahrnehmung geht, kann u.U, auch eine gute Ergotherapie helfen.

Begleiten und Wutanfälle: Versuch mal die umgekehrte Strategie: Lass dein Kind ganz in Ruhe. Nicht sprechen, nicht anfassen. Wut bedeutet Stress. Alles, was dann noch zusätzlich drauf kommt, bedeutet mehr Stress und nicht Stressreduktion. Weder mir noch meiner Tochter darf man z.B. zu nahe kommen, wenn wir sauer/wütend werden. Jede körperliche Annäherung ist zu viel. Das einzige, worauf du achten solltest, ist, dass deine Tochter sich nicht verletzen kann oder etwas kaputt macht, was nicht kaputt gehen sollte.