Mich würde interessieren, welche Gründe ihr hattet, weswegen eure Kinder erst mit 7 Jahren eingeschult wurden.
Ich bin doch ziemlich verunsichert.
Meine Tochter (5,5 Jahre alt) macht aktuell den zweiten 10er Block Ergotherapie. Es geht hierbei um ihre Muskulatur oder so, sie klettert nicht altersgerecht, hat etwas Höhenangst, ist nicht unbedingt geschickt. Sie ist generell eher der ängstliche, schüchterne Typ, aber nicht übermäßig - sie grüßt immer mit Augenkontakt, sie redet ganz normal (manchmal stellt sie sich absichtlich komisch, wenn sie verunsichert ist, dann versteht man sie schwer, aber das wird schon besser, auch laut Kindergarten), sie geht in einen Musik- und Schwimmkurs ohne mir, trifft sich mit Freunden ohne mir ... also nicht übertrieben anhänglich oder schüchtern. Aber gerade beim Klettern oder Hüpfen, Purzelbaum machen usw da ist sie ängstlich und dementsprechend nicht so weit wie Gleichaltrige. Sie kann Schwimmen und Radfahren, nur nicht so schnell und gut wie andere. Hoffe, man versteht, was ich meine.
Kognitiv passt alles - sie kann lesen und schreiben (großteils nur Großbuchstaben), kann im 10er Raum Kopfrechnen, zählt bis über 100, versteht alle Formen, tut sich aber schwer, diese zu zeichnen. Sie erkennt zum Beispiel Quadrat, Rechteck, Kreis, Oval ... verlangt man aber von ihr ein Quadrat zu zeichnen, wird es eher ein Rechteck mit nicht geraden Seiten. Sie hat eine gute Konzentration. Wird sie jedoch zu oft ausgebessert, verliert sie die Lust. Sie stellt sich dann nicht quer, ist aber nicht mehr mit voller Motivation dabei. Sie spielt gern Gesellschaftsspiele, erkennt die Würfelaugen auf einen Blick, sie kann verlieren.
Laut Kindergarten (Entwicklungsgespräche und kurzes Plaudern beim Bringen und Abholen) gab es noch nie Probleme. Sie hält sich an Regeln, streitet nicht, kann abwarten und nachgeben. Anfang des Jahres gab es Probleme mit der Konzentration, aber das hatte andere Gründe (sie wurde an den Ohren operiert und hört seitdem endlich richtig). Seitdem hat sich das laut Pädagogin gelegt. Ich habe nichts Negatives zu hören bekommen.
Nun meinte die Ergotherapeutin, dass wir mit dem Kindergarten Rücksprache halten müssen, ob es nicht besser für meine Tochter wäre, wenn sie noch 1 Jahr länger im Kindergarten bleibt. Sie kommt ihr zu jung vor. Gründe dafür:
Sie führt beim Schreiben und Zeichnen den Stift manchmal zum Mund wenn sie überlegt.
Sie wirkt eingeschüchtert, wenn sie was erzählen soll.
Sie führt die Finger zum Mund, wenn sie sich unwohl fühlt. Zum Beispiel, wenn sie beim Klettern sehr oft ausgebessert wird.
Sie kommt ihr zu "verspielt" vor. Zu jung eben.
Sie hat mit alldem ja recht. Nur sehe ich das etwas lockerer. Man kann ja mit ihr reden. Nimm den Stift aus dem Mund - dann tut sie das. Sprich langsam, du musst keinen Kasperl machen - dann tut sie das. Sie bemüht sich wirklich.
In meinen Augen sind das keine Gründe für eine spätere Einschulung. Aber was weiß ich schon 🤷🏼♀️ die Ergotherapeutin hat viele Kinder zum Vergleich.
Jedoch ist auch der Kindergarten sehr zufrieden. Laut Pädagogin ist sie kognitiv sogar ihrem Alter voraus. Aber das alleine bringt nicht viel, wenn sie laut Ergotherapeutin nicht die soziale Reife besitzt.
Aber besitzt sie nur wegen dieser Punkte nicht die soziale Reife?
Ich denke seitdem viel nach und werde auf jeden Fall das Gespräch mit ihrer Pädagogin suchen. Wenn sie 1 Jahr länger braucht, ist das für mich kein Problem. Sie selbst wäre enttäuscht, denn sie freut sich bereits riesig auf die Schule. Aber wenn es so sein soll, kann man nichts machen.
Aber ich möchte auch nicht, dass sie unterfordert sein wird. Sie kann so viel, sie lernt so gerne ... In meinen Augen ist die Schule genau das richtige für sie.
Hattet ihr ähnliche Gründe? Was denkt ihr anhand meiner Schilderungen?
Danke fürs Lesen 🤗
1 Jahr länger Kindergarten?
Meine ganz normal entwickelte Tochter, wurde nun eingeschult. Ihre Bleistifte sind alle angenagt, als würde da ein Eichhörnchen versuchen zu schreiben und nicht ein beinahe 7 Jahre altes Kind.
Die von der Ergotherapeutin genannten Beispiele , also vor allem Defizite in der Grobmotorik werden doch bei ihr behandelt.
Kauen an Stiften beim Nachdenken tue ich also Erwachsene noch oft. Keine Ahnung, warum sich eine Ergotherapeutin berufen fühlt, außerhalb ihrer eigenen Expertise Ratschläge zu erteilen. Habt ihr viele Vormittagstermine?
Ansonsten hört sich alles nach einem kognitive fitten und sozial schulreifem Kind an.
Übrigens: Unterforderung ist genauso schädlich wie Überforderung.
Leider immer Freitag 13 Uhr. Direkt nach dem Kindergarten.
Danke für deine Einschätzung. Ich selbst sehe das auch so. Aber ich bin ja die Mama ... Außenstehende sehen es ja vielleicht aus einem anderen Blickwinkel.
Wenn die Erziehungskräfte das Kind für schulreif befinden, würde ich darauf vertrauen. Sie kennen das Kind in unterschiedlichen Situationen und in der Gruppe.
Wenn sie sich grobmotorisch nicht so viel traut wie gleichaltrige, ist das kein Hinderungsgrund für die Schule. Da werden im ersten Jahr vor allem Fangspiele oder Ballspiele eingeführt.
Geht deine Tochter zu einem Kinderturnen? Das kann helfen. Wenn die Ergotherapie keinen weiteren Fortschritt bringt, würde ich die aussetzen und mit dem Kind viel auf Spielplätze gehen, zu Hause Parcours aufbauen, Ball spielen, Wurfspiele anbieten, dass es sich ausprobieren kann oder eben Kinderturnen.
Stifte oder Finger in den Mund nehmen machen eher wenige Kinder in dem Alter, aber habe noch nie gehört, dass wegen soetwas ein Kind nicht eingeschult wurde.
Danke für deine Antwort. Sie war mal im Kinderturnen. Da sie sich nun für Musik und Schwimmen entschieden hat und zusätzlich Ergotherapie hat, war kein Platz mehr für Turnen. Aber der Schwimmkurs und die Ergotherapie sind bald zu Ende, dann schauen wir wieder nach einem Turnkurs. Das wäre wirklich gut für sie.
Mein Sohn hat nie an Stiften gekaut und nun, wo er seit Anfang August in der Schule ist, sind alle Stifte angekaut... aber nicht nur bei ihm. Es zieht sich wohl durch fast die gesamte Klasse...
Also sozial finde ich von außen immer schwer zu bewerten. Das einzige, was mich jetzt aber aufhorchen lässt, ist die Feinmotorik, also wenn du sagst, sie hat mit dem zeichnen solche probleme. Das könnte dann für sie tatsächlich eine Herausforderung sein, wenn sie schreiben muss. Es ist nämlich nicht zu unterschätzen, wie anstrengend es für die Hand ist, das zu lernen.
Aber: ihr habt noch viel Zeit. Man kann solche Dinge so super trainieren. Viel malen, bügelperlen stecken, basteln (insbesondere schneiden), etc.
Die grobmotorik ist, bis auf im Sport, echt irrelevant für die Schule und es wird daran ja gearbeitet.
Aber, ihr müsstet doch auch noch eine schuluntersuchung haben? Oder war diese schon? Oder habe ich sogar was übersehen?😅
Liebe Grüße
Danke für deine Antwort. Nein, du hast nichts übersehen, die Schuluntersuchung findet erst im Jänner oder Februar statt, wir haben den Termin noch nicht.
Ja, beim Schreiben erkennt man das schon. Sie schreibt ja viel, ihre Buchstaben sind nie gleich groß, sie bleibt nicht in einer Linie und so, aber ich fand das auch noch nie relevant, denn wie du ja sagst - sie hat noch 1 Jahr Zeit.
Aber da werden wir auf jeden Fall noch ansetzen und versuchen, in diesem letzten Jahr etwas aufzuholen.
Schau, bis dahin ist es noch eine ganze Weile. Warte ab, wie sie sich da schlägt :)
Dass Buchstaben nicht gleich groß sind, ist gar kein Problem, das kommt in der Schule. Irgendwie klang das mit dem Quadrat und dem Rechteck so... "mühselig" für sie😅
Geh es entspannt an, nutz die Weihnachtszeit für gemeinsame Basteleien (ich hab gehört windowcolor kommt wieder 😂😂) und schau, wie sie sich in den nächsten Monaten entwickelt.
Ein halbes Jahr (bzw. Ja sogar mehr) ist so unglaublich lang bei Kindern 🙈
Liebe Grüße 😊
Du hast dir deine Antwort in deinem letzten Absatz selbst gegeben. Du schreibst, in deinen Augen ist die Schule genau das richtige für sie.
Du wirkst sehr reflektiert und wenn dein Bauchgefühl die sagt, dass sie in die Schule gehört und auch sie hin möchte, wäre der Fall für mich klar. Daher Kindergarten ja ohnehin keine Einwände zu haben scheint. Da sie ja kein Kann Kind ist, müsste eine Rückstellung ohnehin sehr gut begründet werden. "Kaut am Stift" reicht da glaube ich eher nicht aus
Danke für deine Antwort. Es beruhigt mich, dass diese Gründe allein nicht ausreichen werden. Und diese "Defizite" werden wir in dem Jahr bestimmt noch hinbekommen.
Ich habe das Gefühl, dass wir nach diesem 10er Block Ergotherapie keine weiteren Termine ausmachen werden. Sollte bei der Schuluntersuchung etwas bemängelt werden, werden wir uns eine andere Ergotherapeutin suchen. Ich sehe es bestimmt nicht so, dass meine Tochter alles kann, ich erkenne ihre Schwächen - aber dieses ständige Kritisieren und vor meiner Tochter sagen, dass sie nicht so weit ist, wie sie sein sollte - das nagt an meiner Tochter. An diesem Abend hat sie auf einen Zettel "SCHULE" geschrieben und mir stolz gezeigt, dass sie schon Schule schreiben kann und somit in die Schule gehen darf. Das solls ja auch nicht sein ... ich möchte ihr Selbstbewusstsein stärken und stattdessen wirkt sie immer unsicherer ...
Schade, dass es bei euch so läuft. Unsere Tochter ist gleich alt und kriegt auch Therapie. Ich habe da jetzt schon verschiedene Leute erlebt. Die sorgen eigentlich alle dafür, dass die Kinder gerne hin gehen und dass "das kann ich nicht" sich in "ich probiere, bis es geht" verwandelt. Ich habe es nie erlebt, dass jemand meinem Kind das Gefühl gegeben hat, ein Problemfall zu sein.
Das wären für mich keine Gründe um später einzuschulen. Wenn sie kognitiv so weit ist, wird sie sich zu Tode langweilen. Dass sie körperlich eher ungeschickt ist, hängt eher mit ihrer Vorsicht zusammen. Daher eine klare Empfehlung für die Schule mit sechs.
LG Ninis
Vertraue den Erziehern in eurer Einrichtung.
Für mich schießt die Ergotherapeutin da etwas übers Ziel hinaus mit ihrer Einschätzung. Sie erlebt das Kind ja nicht im Alltag in einer festen Kindergruppe.
Und Schüchterheit ist in erster Linie ein Charakterzug, da hilft ein Jahr länger Kita in der Regel nicht wirklich was. Auch die Gründe mit Bleistift nagen und Hand zum Mund... also ich weiß nicht... ich bin seit über 25 Jahren Erzieherin, auf solche Kriterien hab ich noch nie Wert gelegt und sehe überhaupt gar keinen Grund, deswegen eine Einschulung nach hinten zu schieben, zumal das auch gar nicht so einfach ist und das Kind dann in den meisten Bundesländern in die Grundschulförderklasse müsste und nicht einfach länger in der Kita bleiben kann.
An deiner Stelle würde ich nochmal Rücksprache mit den Erziehern halten, mich mental allerdings auf die Einschulung in 2024 einstellen. Die Einschulungsuntersuchung wird dir dann auch Sicherheit in deiner Entscheidung geben.
Ich denke, dass es schwierig ist, die soziale Reife in einer Einzelrherapie festzustellen. Wenn dir die Ergotherapeutin empfiehlt, Rücksprache zu halten und bestimmte Punkte anzusprechen, würde ich das tun. Im Zweifelsfall würde ich die Meinung von Leuten, die dein Kind täglich in einer natürlichen Umgebung mit Gleichaltrigen sehen aber höher gewichten. Die sehen eher das ganze Bild.