Ganztagsbetreuung Kita - Auswirkungen auf das Kind

Liebe Community,

Vorab, ich liebe meine Tochter und habe schon immer sehr gerne gearbeitet.

Bevor sie kam, war mir schon klar, dass ich kein ganzes Jahr komplett zuhause bleibe. Also fange ich bald wieder mit 24h die Woche an zu arbeiten. Der Papa nimmt entsprechend Elternzeit und so ist die Betreuung geregelt. Zusätzlich haben wir noch ein bisschen Zeit als Familie, da ich Teilzeit starten werde. Nun wissen wir noch nicht ganz, wie es ab nächsten Jahr August weitergehen wird. Dann ist sie circa 1,5 Jahre und soll in die Kita. Ich möchte meine Stunden aufstocken. Einen Tag die Woche wird der Opa übernehmen. Wir sind gerade verschiedene Möglichkeiten am durchspielen, entweder wir machen beide noch einen halben Tag in der Woche TZ, sodass sie dann insgesamt 3 freie Nachmittage (inkl. Opa) hat.

Oder ich arbeite montags bis donnerstags länger und nehme den ganzen Freitag frei. Mein Partner überlegt auch, wie er es am besten machen kann.

Nun meine Fragen: Aus eurer Erfahrung, wie wirkt sich Ganztagsbetreuung ab welchem Alter auf die Kleinen aus? Wann habt ihr eure Mäuse bis 16.00 Uhr in der Kita gelassen? Wie oft? Gibt es Konzentrationsschwächen in der Schule? Kann man sein Kind dann überhaupt noch eigenständig erziehen? Wie schafft ihr es echt Quality time einzubauen nach so einem langen Tag? .

Natürlich dauert es noch ein bisschen und wir müssen schauen, wie die Eingewöhnung läuft, aber mich interessieren die Langzeitfolgen.

Danke

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Ich möchte dir mal noch ein paar Impulse zum Nachdenken geben:

"Gibt es Konzentrationsschwächen in der Schule?"

Nimm deine Überlegungen mal weg von der Schule und überlege: Wenn dein Kind eines Tages auszieht ins erwachsene Leben, auf was möchtest du zurückblicken können? Auf was soll dein Kind zurückblicken können?

"Kann man sein Kind dann überhaupt noch eigenständig erziehen?"
Jein. Die Rituale und Wertvorstellungen des Kitas werden eine große Rolle spielen.

"Wie schafft ihr es echt Quality time einzubauen nach so einem langen Tag?" Sich selbst eine Pause gönnen, möglichst nicht an den Haushalt denken, sich mit netten Menschen umgeben (wenn man mag) sowie Schranken im Kopf durchbrechen und Ungewöhnliches tun. Ein Picknick draußen statt Abendbrot daheim. Einen anderen als den üblichen Weg nach Hause nehmen. Miniausflug in den nächsten Ort/Stadtteil o.ä.

Und... falls man merkt, dass der gewählte Weg doch nicht passt, mutig sein und die Reißleine ziehen .

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Deine Ideen für die quality time sind super! Das bleibt auf jeden Fall hängen :)

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Hallo,

also ich bin ja total dafür Kinder solange wie möglich und soviel wie möglich zu Hause zu betreuen.
Aber das die Ganztagsbetreuung sich auf die Konzentration auswirkt habe ich noch nie gehört. In anderen Ländern ist es ja durchaus normal, dass die Kinder mit 3 Monaten in die Fremdbetreuung gehen und dann auch ganztags da sind.
Dann müssten da ja alle Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule haben.

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Das hab ich mir auch gedacht :) in Deutschland sind wir ja schon fast verwöhnt, mit unserem KüSchu während EZ. Wenn ich das Freunden im Ausland erzähle, sind sie immer ganz überrascht. Auch da dort teilweise 4 Monate nach Geburt wieder gearbeitet werden muss…

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Unsere Tochter wurde ab 12 Monaten von 8 bis 16 Uhr von der Tagesmutter betreut (nach der Eingewöhnung). Jetzt ist sie 3 und geht von 8 bis 16 Uhr in den Kindergarten. Sie ist sowohl gerne zur Tagesmutter gegangen als dass sie auch gerne in die Kita geht. Dort hat sie viele Kinder zum spielen, Abwechslung und Spaß. Die Nachmittage, Abende und Wochenenden sind lang genug für Family time. , 😄 Ich habe keine negativen Auswirkungen festgestellt. Ganz im Gegenteil sogar. Es standen bei der Tagesmutter immer viele tolle Dinge an wie ein Besuch bei der Feuerwehr, Fasching, Musikschule, turnen etc. Die Kita macht auch einiges. Unsere Tochter bekommt dort einen ganz anderen Input als bei uns und lernt viel.

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Vielen Dank für deine Rückmeldung:) das mit der Family time beruhigt mich! Ich habe mir auch vorgenommen, dass der Sonntag ihr gehören wird. Machen wir jetzt schon so.

Ich habe gelesen, dass sich die Kinder oft in der Schule nicht konzentrieren können, da sie eben dieses Rundumprogramm gewöhnt sind. Das bereitet mir noch ein bisschen Sorge.

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„Ich habe gelesen, dass sich die Kinder oft in der Schule nicht konzentrieren können, da sie eben dieses Rundumprogramm gewöhnt sind“

Wo liest man denn so einen Quatsch?

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Ich würde erstmal gucken, ob die Kita das überhaupt zulässt.

Eines meiner Kinder ist schon mit 18 Monaten in die Kita gekommen. Ich musste ihn immer schon um 12 Uhr abholen.

Sie hielten ihn für zu jung. Er wurde nach ein paar Stunden knatschig. Natürlich hätte ich darauf bestehen können, dass er bleibt. Das wollte ich jedoch nicht, weil sie sagten es würde ihm nicht gut tun.

Erst ab dem dritten Lebensjahr blieb er bis 15 Uhr.

Das ging übrigens vielen Eltern von Kindern unter drei so.

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Bei uns gibt es Krippenplätze nur bis 15 Uhr. Kürzer gibt es nicht. Das ist tatsächlich etwas, was mich ärgert. Uns wäre bis 12 lieber, geht aber nicht 😬

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Ist bei uns auch so, das heißt aber nur, dass man bis 15:00 Uhr bezahlen muss, weil die Kitas sich mit den geringeren Beiträgen nicht finanzieren können. Abholen durfte man sich nach dem Mittagessen, vorm Mittagschlaf.

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Kind 1 mit 9 Monaten von 7:30-15:30
Kind 2 mit 12 Monaten von 7:30 - 15:30

Aktuell beide im Kindergarten von 7-15:30.

Sie sind noch nicht in der Schule, können sich aber super konzentrieren und lieben die Kita sehr. Bei uns ist sehr viel Freispiel angesagt und beide können sich gut alleine beschäftigen und konzentrieren. Unsere Kita gab zuletzt eher das Feedback, dass viele neue Kinder, die älter in die Kita kommen, sich nicht selbst beschäftigen können und immer einen Erzieher brauchen, da sie zu Hause das 24/7 Mama-lebensprojekt gewöhnt sind.

Unseren tut es nur gut und wir haben noch 1-2 Freizeitbeschäftigungen am Nachmittag und das Wochenende zusammen.

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Klingt gut! Danke für deine Rückmeldung

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Die Empfehlung ist bei Kleinkindern, sie maximal 6h am Tag in die Fremdbetreuung zu geben, einfach weil das für die Kleinen dort anstrengend ist und sie danach eine Pause brauchen. Aber natürlich ist diese Aussage sehr pauschal und inwiefern die Betreuung anstrengend ist, hängt nicht nur vom Kind, sondern auch von der Art der Betreuung ab. 6h mit 12 kleinen Kindern in einem Raum - auch wenn es Spaß macht - sind sehr anstrengend. Für meine Kinder ist es aber schonmal deutlich weniger anstrengend, wenn sie viel Zeit draußen verbringen und sich alles mehr verteilt und sie relativ in Ruhe gelassen werden und konzentriert irgendwas ausprobieren. Auch auf die Schlafdauer kommt es an. Meine Tochter schläft mittags immer 2h, ist also nur 4h wach in der Kita.
Es gibt ja auch Tagesmütter, die nur 4 Kinder betreuen, vielleicht nachmittags sogar noch weniger. Wenn dann der Umgang liebevoll ist, muss das ja nicht unbedingt anstrengender sein als zu Hause. Aber Tagesmütter sind eben immer ein Glücksspiel, kann gut laufen, aber man kann auch total Pech haben.

Für die meisten Kinder ist es hilfreich, eine feste Routine zu haben. Mal beim Opa, mal ganztags bleiben und mal mittags abgeholt werden, das bringt total Unruhe rein. Auch weil ein kleines Kind sich noch nicht merken kann, was wann ansteht und weil es sich jeden Tag neu orientieren muss. Vielleicht könnt ihr eine Lösung finden, bei der das Kind 5 Tage in der Woche in die Kita geht, aber immer einer den Nachmittag, so spätestens ab 14/15 Uhr frei hat und das Kind früher abholen kann? Vielleicht kann der Opa statt einen ganzen Tag auch zwei Nachmittage übernehmen? Und du statt einen freien Tag zwei Nachmittage frei nehmen. Wenn dein Partner dann auch noch einen Nachmittag frei nehmen könnte, müsste euer Kind nur halbtags in die Betreuung.

Von Konzentrationsproblemen durch frühe Fremdbetreuung habe ich noch nie gehört. Was ich schon kritisch sehe, ist die Dauer-Bespaßung, die die Kinder heutzutage oft erhalten. Das ist aber kein Problem der Kita, sondern findet mindestens so sehr zu Hause statt. In der Kita ist ja nicht ständig Programm, sondern ganz viel Freispielzeit. Meiner Meinung nach gibt's für Kinder (und für die Konzentration) nichts besseres als Freispiel.

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Hi, danke für deine Rückmeldung. Mit der Routine macht Sinne und dass Kinder nicht wirklich wissen, was an welchem Wochentag ansteht. Die Anregung nehme ich auf jeden Fall mit! Schönes Wochenende

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"Von Konzentrationsproblemen durch frühe Fremdbetreuung habe ich noch nie gehört."

https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2022/Externe-Familienbetreuung.html

In der in dem Link besprochenen Studie wird eine Studie besprochen, die schon einen Zusammenhang zeigt. Leider.

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Unser Kleiner ist seitdem er 18 Monate ist von ca. 8:15- 15 Uhr in der Kita und das reicht ihm dann auch. Wir haben ihn einmal erst um 16:30 abgeholt, da war er echt fix jung fertig und hat wohl auch immer wieder nach uns gefragt.
So ein Kita-Tag ist einfach Stress.
Wir haben unsere Stunden so reduziert, dass es zeitlich passt.

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Danke für dein Feedback! Wir haben zwar Ganztag angemeldet, aber ich denke wir werden es dann auch anpassen, je nachdem wie es läuft

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Meine Kinder gehen nur bis 14:30 Uhr in Kita und Kindergarten, haben aber Freunde, die länger gehen. Da ist tatsächlich das Problem, dass Verabredungen mit denen unter der Woche unmöglich waren, weil Treffen dann erst ab 16:15 Uhr möglich waren, wir aber schon um 17:15 Uhr daheim das Abendessen vorbereitet haben. Erst so ab 4 Jahren ist das okay, weil ich die Freunde dann einfach aus dem Kindergarten mitnehme.

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Hallo,

ihr habt ja, inkl. Opa, viele flexible Möglichkeiten, das ist super.

Du fragst nach Erfahrungen und "Langzeit-Auswirkungen".
Ich glaube, dass kaum ein Elternteil diese Auswirkungen, wenn es sie denn gibt, selbst bemerken kann.
Zum einen weiß man ja nie, wie gut oder schlecht das Kind in der Schule gewesen wäre, wenn man etwas anders gemacht hätte. Und wenn ganz allgemein ganztags-betreute Kinder massive Schulprobleme hätten, wäre das inzwischen auch von Profis erkannt worden.

Meiner persönlichen Erfahrung nach, blicken Erzieherinnen und Lehrerinnen oft sogar kritischer auf die frühe Ganztagsbetreuung als andere Berufsgruppen - bennen aber trotzdem keine allgemeingültigen Nachteile.

Ich arbeite mit Kindern unterschiedlicher Altersgruppen und empfinde ganz subtile "Auswirkungen": es gibt Kinder, die unglaublich viel Aufmerksamkeit brauchen und sich diese auch z.b. von mir einfordern, obwohl sie mich nur einmal wöchentlich sehen und das erst seit kurzem.
Es gibt Kinder, die sich in einer großen Gruppe schier überhaupt nicht zurücknehmen können (außer nach sehr deutlicher Aufforderung mit sichtlicher Anstrengung) - und wenn man dann genau hinschaut sind das die, die am längsten "fremdbetreut" werden.
Das sind aber beides Dinge, die Eltern nicht sehen können - denn dem eigenen Kind schenkt man ja sowieso große Aufmerksamkeit; umso mehr, je kürzer die gemeinsame Zeit ist.


Ich würde die Variante wählen, in der das Kind "nur" zwei lange Tage hat.
Und übrigens: mit einem Job, in dem du jederzeit Stunden aufstocken kannst, hast du eine Luxus-Situation, von der ich nur träumen konnte. Da würde ich die Stunden doch nicht in dem Moment aufstocken, wo das Kind in die KiTa kommt UND der Mann aus der Elternzeit zurück... warum?

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Danke für deine Einschätzung und dass du dir die Zeit für so eine ausführliche Antwort genommen hast :)

Ein bisschen Planung gehört da schon zu, so einfach ist es dann auch nicht. Ich wünsche mir, dass wir beide in TZ gehen und deshalb überlegen wir, wie am besten. Unsere AG unterstützen und zwar sehr, aber freuen sich auch, wenn wir nicht Last Minute unsere Wünsche mitteilen. Wir haben ja noch Zeit, aber man macht sich halt seine Gedanken.

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Dann würde ich folgendes in die Überlegung einbeziehen:

Beide Teilzeit ist bestimmt super (hätten wir auch gerne) aber man muss aufpassen, dass man sich nicht nur die Klinke in die Hand gibt.

Jeder braucht auch Pausen, idealerweise, während das Kind in der KiTa ist.

Opa-Betreuung ist super!! Hatten wir auch und für die Kinder ist das fantastisch.
Aber a) ist mit so einem regelmäßigen Termin Opas Engagement evtl schon ausgelastet - aber man hätte ihn eventuell gerne, um mal ab und zu ins Theater zu gehen oder sonstwohin.
Und b) passsiert Menschen in der Altersgruppe natürlich schneller mal was. Krankenhaus reicht schon, die Betreuung fehlt und einen Notnagel gibt es nicht, denn der Opa war schon der Notnagel... Also nicht sooo fest einplanen, dass es keine Alternative gibt, sondern lieber als "Luxus", wenn du verstehst, was ich meine.

LG

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